Berufliche Zukunft in der Landwirtschaft

Wenn in diesem Jahr sich etwas weniger Jugendliche als 2010  in Ausbildungsbetrieben und Berufsschulen auf die Abschlussprüfung in einem von insgesamt 14 Grünen Berufen vorbereiten, deutet dies zwar auch auf die demografischen Veränderungen hin, die derzeit in vielen Wirtschaftsbereichen Nachwuchssorgen auslösen. Eine steigende Abbrecherquote zeigt aber auch, dass der Wahl des Ausbildungsberufs oft noch zu wenig Information über Anforderungen und Abläufe vorausgeht. Die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz reagiert auf diese Entwicklung mit einer Aufklärungs- und Beratungsoffensive, mit der die Aufmerksamkeit von Schülern auf die vielfältigen und für eine gute berufliche Zukunft aussichtsreichen Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten für Landwirte, Winzer, Gärtner oder Hauswirtschafterinnen gelenkt werden soll.

2.037 Auszubildende zählt die Landwirtschaftskammer aktuell in ihrem Zuständigkeitsbereich, 43 weniger als noch vor einem Jahr, obwohl für das laufende Jahr 778 Lehrverträge neu und damit 22 mehr abgeschlossen wurden als im Jahr davor. Ursache ist die erneut gestiegene Zahl von Ausbildungsabbrüchen. Nach Ermittlungen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) wird jede fünfte Berufsausbildung in Deutschland vorzeitig abgebrochen, wodurch nicht nur die in die Ausbildung bis dahin gesteckten Investitionen verloren sind, sondern sich die Chancen der Abbrecher auf dem Arbeitsmarkt massiv verschlechtern. 

Die Kammer beobachtet eine steigende Abbrecherquote seit 2008, die mit der Diskrepanz zwischen den Erwartungen der Auszubildenden und den tatsächlichen Anforderungen und Rahmenbedingungen der Ausbildung begründet wird. Mit 115 neuen Ausbildungsverträgen für den Beruf Landwirt wurde die Vorjahreszahl (95) deutlich übertroffen, mit 21 Prozent die stärkste Zunahme von allen Ausbildungsberufen. Die Experten der Kammer sehen darin den Ausdruck einer wieder gewachsenen Zuversicht, mit der Jugendliche das Berufsziel Landwirt ansteuern. Leicht rückläufig sind die Zahlen bei den Winzern (minus 2,8 Prozent) und bei den Pferdewirten (minus 7.8 Prozent).

Als gut angenommen bezeichnet die Kammer ihr Angebot, das sie Jugendlichen mit eingeschränktem Qualifizierungspotenzial macht. Die so genannte Werker- oder Helferausbildung, die in den vergangenen Jahren über den Bereich Gartenbau auf Land- und Pferdewirtschaft ausgeweitet wurde, ermöglicht 217 Jugendlichen, die bei den theoretischen Anforderungen der regulären Ausbildungsgänge überfordert wären, einen Berufsabschluss mit guten Beschäftigungsaussichten. Von den derzeit 552 angehenden Winzern verfügt rd. ein Drittel über Abitur oder Fachhochschulreife und kann damit eine auf zwei Jahre verkürzte Ausbildung absolvieren.

Von 33 auf 41 Prozent gestiegen ist bei den Landwirten der Anteil der Berufsstarter, die selbst aus der Landwirtschaft kommen. Bei den Jungwinzern liegt der Anteil derer mit elterlichem Betrieb im Hintergrund nur bei einem Drittel. Kaum Änderungen gibt es an der Überzahl von 4 zu 1 der männlichen gegenüber den weiblichen Auszubildenden in den Grünen Berufen insgesamt. Reine Männerdomänen sind dabei die Ausbildungsberufe Fachkraft Agrarservice und Revierjäger. Nur Frauen erlernen dagegen den Beruf Hauswirtschafterin. Ein männliches Übergewicht gibt es weiterhin bei den Garten-und Landschaftsbauern (353 : 40), bei den Forstwirten (147 : 8) sowie bei Landwirten (256 : 38) und Winzern (465 : 87). Einen kleinen Vorsprung haben weibliche Auszubildende bei den Gärtnern im Fachbereich Zierpflanzenbau (59 : 57), bei den Milchwirtschaftlichen Laboranten ( 9 : 2) und einen großen traditionell bei den Pferdewirten (91 : 14).

Gerüstet zeigt sich die Landwirtschaftskammer für den aufgrund zurückgehender Schüler- und Absolventenzahlen stärker werdenden Wettbewerb mit anderen Wirtschaftsbereichen um Auszubildende. Mit einer Informationsoffensive sollen die Grünen Berufe bekannter gemacht, Vorurteile abgebaut, aber auch ein realistisches Bild dessen, was von den Auszubildenden verlangt wird, gezeichnet werden. Das Erzeugen und Verarbeiten von Nahrungsmitteln, die Pflege von Landschaft und Ökosystemen, Tierhaltung oder der Umgang mit hochkomplizierter und entsprechend teurer Technik erfordern nicht nur Kenntnisse und Fertigkeiten, sondern auch eine überaus ernste und verantwortungsvolle Einstellung zum Beruf und der täglichen Arbeit.

Über ein eigens eigerichtetes Internetportal (www.gruener-beruf.de) können sich interessierte Jugendliche umfassend über Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten in den Grünen Berufen informieren. Mit neuem Material in gedruckter Form bietet die Kammer diese Information auch über ein traditionelles Medium. Mit dem gerade angelaufenen Wettbewerb Ausbildungsbetrieb des Jahres wollen Kammer und Landjugendverbände den Betrieben Anreize zur Verbesserung von Inhalten, Methoden und Umfeld der Ausbildung geben. Schließlich befindet sich ein Projekt in Vorbereitung, mit dem die Grünen Berufe mit ihrer Vielfalt, ihrer Faszination und ihren Perspektiven in die Schulen und zu den im Hinblick auf die eigene berufliche Zukunft häufig orientierungslosen Schülern getragen werden soll.
 

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen