Weltwirtschaft wächst 2023 um 2,6 Prozent

Paris (dpa). Die Industriestaatenorganisation OECD blickt verhalten auf die Entwicklung der Weltwirtschaft. Nach 3,2 Prozent Wachstum im vergangenen Jahr dürfte die Wirtschaftsleistung dieses Jahr nur 2,6 Prozent wachsen und nächstes Jahr 2,9 Prozent. Weiterlesen

Warum Exxon und Co. im Geld schwimmen

Von Hannes Breustedt, dpa

Irving/London (dpa) – Es ist einer der großen Aufreger der Energiekrise: Während Verbraucher unter hohen Preisen fürs Heizen oder Tanken ächzten, verdiente die Ölindustrie im vergangenen Jahr besser denn je. Shell und BP in Großbritannien, ExxonMobil und Chevron in den USA, TotalEnergies in Frankreich – dank der infolge des Ukraine-Kriegs kräftig gestiegenen Öl- und Gaspreise fuhren die «Big Five» genannten Schwergewichte der Branche horrende Gewinne ein.

Warum ist das Thema so umstritten?

Dass in Zeiten hoher Inflation und steigender Leitzinsen, aber auch globaler Erwärmung und Klimakrisen ausgerechnet der Öl- und Rohstoffsektor im Geld schwimmt, sorgt bei vielen Menschen für Empörung. Kritiker fordern höhere Investitionen in Förderprojekte und Erneuerbare Energien von den Konzernen, die über Aktienrückkäufe und Dividenden enorme Summen an ihre Investoren verteilen.

Wer sind die größten Profiteure?

Allein der größte US-Ölkonzern Exxon strich 2022 einen Nettogewinn von knapp 56 Milliarden Dollar ein – rund 140 Prozent mehr als im Vorjahr und das höchste Ergebnis in der mehr als 140-jährigen Geschichte des Unternehmens. Experten gehen davon aus, dass Exxon, Chevron, BP, Shell und Total im vergangenen Jahr zusammen einen Profit von rund 190 Milliarden Dollar gemacht haben.

Weshalb verdienten die Ölmultis so viel?

Entscheidend waren die gestiegenen Energiepreise. Der Preisschock durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine machte Rohöl im Frühjahr so teuer wie seit über zehn Jahren nicht. Das Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete zeitweise fast 140 Dollar. Seitdem ging es aber wieder nach unten, zuletzt lag das Barrel bei rund 80 Dollar.

Die hohen Preise sind nicht der einzige Grund für die Mega-Profite. «Anders als die Gewinne haben die Ölpreise keine Rekorde erreicht», erklärte die deutsche Ökonomin Isabella Weber von der University of Massachusetts im September bei einer US-Kongressanhörung. Niedrige Produktionskosten seien auch ein wichtiger Faktor. So habe die Branche teure Förderanlagen wegen des Nachfrageeinbruchs in der Pandemie stillgelegt und noch nicht wieder voll in Betrieb genommen – obwohl die wirtschaftliche Erholung von der Corona-Krise den weltweiten Ölbedarf wieder erhöht habe und das Angebot durch den Ukraine-Krieg und Sanktionen gegen Russland beschränkt worden sei.

Der globale Ölverbrauch lag 2022 laut US-Regierungsangaben leicht unter dem Vor-Corona-Niveau von 2019. Es gebe schlichtweg wenig Anreize für Ölkonzerne, die Produktion auszuweiten, meint Expertin Weber. «Wer will schon mehr fördern, um weniger zu verdienen?»

Was unternimmt die Politik?

Im Oktober bezeichnete US-Präsident Joe Biden Unternehmen wie Exxon öffentlich als «Kriegsgewinnler», die ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nicht nachkämen. Die Verbalattacke erfolgte im US-Wahlkampf, sie zeigt jedoch, wie die Branche die Gemüter erhitzt. Biden kündigte an, Optionen prüfen zu lassen, um die Ölindustrie in die Pflicht zu nehmen. Europa war da schon einen Schritt weiter: Die EU beschloss im September, die spektakulären Profite von Energiefirmen mit einer sogenannten Übergewinnsteuer zu belegen. Mit dem Geld sollen Entlastungen für Bürger und Firmen finanziert werden. Exxon hat bereits angekündigt, die Steuer juristisch anzufechten.

Hätten die Unternehmen die Preissteigerungen vermeiden können?

Einzelne Konzerne produzieren meist zu wenig, um das globale Ölangebot stark zu beeinflussen. Preismacht hat vor allem die Öl-Allianz Opec+. Der Einfluss des von dem großen Förderstaat Saudi-Arabien angeführten Kartells, das 2016 um zehn Nicht-Opec-Länder – darunter Russland – erweitert wurde, ist mit einem weltweiten Marktanteil von etwa 40 Prozent erheblich.

Entscheidend ist zudem der weltweite Ölbedarf, der von der Konjunktur abhängt. So mussten die Multis während der Wirtschaftsflaute in der Corona-Krise zeitweise weit unter ihren Produktionskosten verkaufen. 2020 machte Exxon 22,4 Milliarden Dollar Verlust. Die Konzerne sehen sich zu Unrecht am Pranger: «Die Dämonisierung der Ölindustrie muss aufhören», klagte der US-Branchenverband WSPA im Oktober.

Was wird den Ölkonzernen konkret vorgeworfen?

Dass die Unternehmen nicht mehr Geld in die Hand nehmen, um in Zeiten von Knappheit und hohen Preisen mehr Energie bereitzustellen, ist ein häufig zu hörender Vorwurf. Exxon-Chef Darren Woods weist ihn zurück: «Unsere Ergebnisse haben zwar klar vom günstigen Marktumfeld profitiert, doch die antizyklischen Investitionen, die wir vor und während der Pandemie getätigt haben, lieferten den Menschen die benötigte Energie, als die wirtschaftliche Erholung einsetzte und das Angebot knapp wurde». Exxon als Helfer in der Not? Tatsächlich gab der größte westliche Ölkonzern 2022 nach eigenen Angaben rund 22,7 Milliarden Dollar für Investitionen in Ausrüstung sowie Erkundungs- und Förderprojekte aus – bei einem Umsatz von 413,7 Milliarden.

Was machen die Unternehmen mit dem ganzen Geld?

Chevron kündigte jüngst an, in großem Stil Gewinne an seine Aktionäre zu verteilen. So sollen ab April Aktien im Wert von bis zu 75 Milliarden Dollar zurückgekauft werden. Dazu will Chevron den Anteilseignern eine Quartalsdividende von 1,51 Dollar je Aktie zahlen – gut sechs Prozent mehr als in den vorherigen drei Monaten. Chevrons Gewinnausschüttungen sorgten angesichts des krassen Volumens für Aufsehen, doch auch der Rest der Branche vernachlässigt seine Aktionäre nicht. Den Puls von Kritikern, die sich mehr Investitionen wünschen, lässt das weiter steigen. US-Präsident Biden hat sich bereits für eine Sondersteuer auf Aktienrückkäufe ausgesprochen.

Wie rechtfertigt die Branche ihre Gewinnausschüttungen?

Die Öl- und Gasindustrie sei ein robuster Treiber der US-Wirtschaft – von dem Millionen amerikanischer Haushalte durch direkten Aktienbesitz, Anteile an Investmentfonds, Altersvorsorge- oder andere Finanzprodukte profitierten, heißt es vom Lobbyverband American Petroleum Institute. Laut Ökonomin Weber sind die tatsächlichen Gewinner der Öl-Bonanza aber vor allem wohlhabende Investoren, Finanzprofis der Wall Street und Vermögensverwaltungen. Verlierer seien hingegen arme Menschen sowie Firmen und Regierungen, die unter hohen Energiepreisen litten. Aktienrückkäufe und Dividenden dienen zudem der Kurspflege und der Aufhübschung bestimmter Bilanzkennziffern – das kann auch dem Management stark zugute kommen.

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Wirtschaftshoffnung China? Der Elefant im Raum beim WEF

Von Theresa Münch, dpa

Davos (dpa) – Sie sind zwar kaum vor Ort, doch in aller Munde: Für chinesische Unternehmen kommt das Weltwirtschaftsforum in Davos nach Ende des Corona-Lockdowns zwar noch etwas zu früh.

Doch auf den Podien, in Flurgesprächen und Interviews kommt man trotzdem kaum an ihnen vorbei. Ist China der kommende Markt und die Hoffnung für eine Erholung der krisengeschüttelten Weltwirtschaft? Oder doch eher eine Gefahr, angesichts von Protektionismus und enormen einseitigen Abhängigkeiten europäischer Unternehmen vom chinesischen Markt oder seinen Produkten? In Davos ringen Unternehmer und Politik um den richtigen Umgang mit dem Reich der Mitte.

Eine größere chinesische Delegation konnte nicht in die Schweiz reisen, auch auf der exklusiven Promenade mit aufwendig umgebauten Ladengeschäften sind die Chinesen – anders als etwa Indien und Saudi Arabien – nicht vertreten. Doch Vizepremier Liu He durfte auf der großen Bühne einen Investment-Pitch halten, am Eröffnungstag und gleich nach EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.

Der für die Wirtschaft zuständige Vizepremier holte in Davos zur Charmeoffensive aus und warb vor der Kulisse mächtiger Unternehmenschefs um Vertrauen in Chinas Wirtschaftskurs. Nach dem coronabedingten Einbruch im vergangenen Jahr werde die zweitgrößte Volkswirtschaft 2023 «höchstwahrscheinlich zu ihrem normalen Trend zurückkehren». Das bedeutet ein Wachstum, von dem Länder wie Deutschland gerade nur träumen können. Ausländische Unternehmen spielten eine wichtige Rolle in der Entwicklung, warb Liu He.

China als potenzieller Wachstumstreiber gehandelt

Vor allem bei Tech-Unternehmern rennt er damit offene Türen ein – doch auch andere blicken hoffnungsvoll nach Osten. Der Präsident der Schweizer Bank Credit Suisse sieht China als potenziellen Wachstumstreiber. Er würde sich nicht wundern, wenn das Land seine eigene Prognose für ein Wirtschaftswachstum von 4,5 Prozent sogar noch toppen würde, sagte Axel Lehmann in einer Debatte zur drohenden weltweiten Rezession. Das könne andere Weltregionen mitziehen. «Ich glaube, da gibt es viel Hoffnung.» Die Verwaltungsratschefin der Hongkonger Börse, Laura Cha, nannte die Öffnung Chinas ebenfalls einen «wichtigen Treiber für Wachstum». Schon bald werde der Fertigungssektor wieder anziehen, ebenso der Konsum.

Aus dem politischen Raum dagegen wird eher gewarnt – und das liegt auch an den Lehren aus Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg. In den Krisen hat vor allem Europa gespürt, welche Gefahr einseitige Abhängigkeiten bergen. Von Gas aus Russland genau wie von Medizinprodukten aus Asien. Und es ist der Protektionismus der chinesischen Wirtschaftspolitik, der den Politikern missfällt.

So kritisierte EU-Kommissionschefin von der Leyen, China ermutige energieintensive Unternehmen mit dem Versprechen billiger Energie, niedriger Arbeitskosten und eines laxeren Regelungsumfelds, ihre Produktion zu verlagern. Zugleich subventioniere das Land seine eigene Industrie stark und beschränke den Zugang zum chinesischen Markt. Dazu kommen Menschenrechte und Meinungsfreiheit, die in China nicht gerade groß geschrieben werden.

Unternehmensberater sind deshalb auch vorsichtig, wenn sie mit ihren Kunden über China sprechen. «Wir raten zu einer Diversifizierung von Lieferketten, zum Abbau von Abhängigkeit, zum Beispiel bei Produkten wie Solarpanels», sagt Stefan Schaible aus dem Vorstand der Unternehmensberatung Roland Berger. «Aber es wird weiter eine Interaktion auf einem vernünftigen Level geben müssen.»

Konflikt zwischen China und Taiwan

Auch Christina Raab, die für Deutschland zuständige Chefin der Unternehmensberatung Accenture, betont: «Mein Plädoyer ist nicht, sich aus China ohne Reflexion zurückzuziehen.» Das Gebot der Stunde sei aber eine differenzierte Strategie. «Jedes Unternehmen muss prüfen: Was ist für mich der chinesische Markt? Ist es ein Absatzmarkt, ein Rohstoffmarkt, ein Entwicklungsstandort? Und sich dann fragen: Wie abhängig bin ich davon?» Sollte sich der Konflikt zwischen China und Taiwan zuspitzen, sei das «ein wesentlich größerer Schock für die Weltwirtschaft als der aktuelle Konflikt mit Russland».

Deswegen, so rät Raab, sei es strategisch klug, sich in Südostasien alternative Standorte anzuschauen – etwa Indien, Vietnam oder Indonesien. Vor allem Indien macht es den Mächtigen in Davos leicht. An nahezu jeder Ecke auf der Promenade fallen indische Unternehmen oder Pavillons zum Geschäftemachen auf. Eine der offiziellen Debatten widmete sich am Mittwoch eigens dem «Indischen Weg zu einer 10-Billionen-Dollar-Wirtschaft». Hier warben Tata-Chef Natarajan Chandrasekaran und der indische Minister für IT und Kommunikation, Ashwini Vaishnaw, um Investitionen.

Indien gilt inzwischen als fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt, könnte China mit seiner jungen Bevölkerung bald als bevölkerungsreichstes Land ablösen. «Wir haben einen fantastischen Tech-Sektor. Wir haben einen riesigen Talentpool», sagte der Tata-Chef in Davos. Dazu große digitale Transformationsprojekte – und das zunehmend mit «guter» Energie. Soll Indien also das neue China sein? Es gehe ihm nicht darum, China zu ersetzen, betonte der Tata-Chef. «Dies ist ein Einzelspieler-Spiel.»

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EZB-Präsidentin Lagarde: Inflation weiter «viel zu hoch»

Davos (dpa) – Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, hat die Inflation in der Eurozone trotz des jüngsten Rückgangs und einer Reihe von Zinserhöhungen als nach wie vor «viel zu hoch» bezeichnet. Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos machte Lagarde am Donnerstag deutlich, dass die Notenbank beim Kampf gegen die Teuerung weiter «auf Kurs» bleiben müsse. Weiterlesen

Klimaaktivistinnen in Davos: Hier sitzen die Schuldigen

Davos (dpa) – Greta Thunberg, Luisa Neubauer und andere Klimaaktivistinnen haben beim Weltwirtschaftsforum das Aus für neue fossile Projekte und Investitionen gefordert. «Es kann keine neuen fossilen Projekte geben und keine fossilen Expansionen, übrigens auch nicht von Kohleminen», sagte Neubauer am Donnerstag in Davos. Weiterlesen

In Krisen gefangen: Weltwirtschaftsforum ohne Superstars

Von Theresa Münch, dpa

Davos (dpa) – US-Präsident Joe Biden hat abgesagt, der chinesische Staats- und Regierungschef Xi Jinping schickt einen Vize, und der schillernde Unternehmenschef Elon Musk findet es absolut langweilig («boring as fuck»). Immerhin – auf das Winterwetter kann sich der Gründer des Weltwirtschaftsforums (WEF), Klaus Schwab, noch verlassen: Kurz vor Beginn der WEF-Jahrestagung in Davos verschwand das Schweizer Alpenörtchen doch wieder unter einer Schneedecke.

Auch wenn man so wieder Stiefel und Pelzmäntel in Davos erwarten kann, scheint das Treffen der Reichen und Mächtigen in den vergangenen Jahren an Glanz verloren zu haben. Vor der Corona-Pandemie elektrisierte noch der Besuch des damaligen US-Präsidenten Donald Trump – und sein Aufeinandertreffen mit Klimaaktivistin Greta Thunberg. 2017 hielt der Chinese Xi in den Schweizer Bergen eine viel beachtete Rede für freien Welthandel. Diesmal verkünden die Organisatoren zwar eine Rekord-Beteiligung, doch ohne Superstars.

Bundeskanzler Olaf Scholz ist fast schon der renommierteste Name im WEF-Programm. Insgesamt sind 50 Staats- und Regierungschefs angekündigt – doch es könnte kurzfristig noch Absagen geben. Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa etwa kommt aufgrund einer schweren Stromversorgungskrise in seinem Land nun doch nicht nach Davos. Ob sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erneut zuschalten lassen oder diesmal sogar selbst anreisen will, blieb bis kurz vor Beginn aus Sicherheitsgründen geheim.

Ukraine-Krieg wohl erneut im Mittelpunkt

Insgesamt wollen fast 2700 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft bei dem Treffen bis Freitag über Lösungen für internationale Probleme diskutieren. Im Mittelpunkt werden wie im vergangenen Jahr wohl der Krieg in der Ukraine und seine weltwirtschaftlichen Auswirkungen stehen.

Schwab spannt einen großen Bogen: Die Welt sei derzeit wie in Krisen gefangen, sagte er vor Beginn der Tagung. Davos solle helfen, dass sie darin nicht verhaftet bleibe. Lösungen gebe es aber nur, wenn Regierungen, Wirtschaft und Organisationen zusammenarbeiteten. Darauf zielt auch das Motto der diesjährigen Tagung: «Zusammenarbeit in einer fragmentierten Welt»

Die Weltwirtschaft steht durch den Ukraine-Krieg unter enormem Druck: Energiekrise, hohe Inflation, gestörte Lieferketten. Dazu die Corona-Pandemie in China. «Wirtschaftliche, umweltspezifische, soziale und geopolitische Krisen kommen zusammen und schaffen eine extrem unvorhersehbare und unsichere Zukunft», beschreibt es Schwab.

1. Inflation und drohende Rezession

Steigende Inflationsraten setzen Politik und Wirtschaft unter Druck. Beim WEF diskutiert deshalb etwa Finanzminister Christian Lindner über den Anstieg der Lebenshaltungskosten, Wirtschaftsminister Robert Habeck über die Wiederbelebung von Handel, Wachstum und Investitionen. Es gibt Podien zur drohenden Rezession und der Zukunft der Geldpolitik. Die 56 teilnehmenden Finanzminister, 30 Handelsminister und 19 Notenbankchefs lassen auf Debatten etwa über das umstrittene Subventionsprogramm für US-Firmen («Inflation Reduction Act») hoffen.

2. Energie- und Ernährungskrise contra Klimaschutz

Beide Themen sind im Programm breit vertreten – und über allem schwebt die Frage, ob Klimaschutz angesichts von Gasmangel, Wiederbelebung von Kohlekraftwerken und Atomdebatte nicht mehr und mehr ins Hintertreffen gerät. Die Jahrestagung selbst will klimaneutral sein und ruft zur Anreise per Bahn auf – doch Greenpeace befürchtete bereits eine Flotte von Privatjets in den Schweizer Alpen.

3. Geopolitik

Die Zukunft der Ukraine und das bald wohl beginnende zweite Jahr des russischen Angriffskriegs bestimmen zahlreiche Podien in Davos. Es wird erwartet, dass die ukrainische Delegation erneut um Unterstützung beim Wiederaufbau wirbt. Auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg wird sprechen. Und der frühere US-Außenminister Henry Kissinger, 99 Jahre alt, präsentiert «historische Perspektiven auf den Krieg».

4. Arbeitsmarkt und Fachkräftemangel

Wie arbeiten wir in der Post-Corona-Welt? Dieser Frage widmen sich in Davos ebenfalls mehrere Panels. Es geht um faire Löhne, den Erfolg von Vier-Tage-Wochen, einen globalen Mindestlohn und das Phänomen des «Quiet Quitting», das in der Arbeitswelt als Schlagwort dafür steht, dass Beschäftigte am Arbeitsplatz nur so viel leisten, wie es vertraglich vorgesehen ist und entlohnt wird.

Das Weltwirtschaftsforum war immer ein Ort des Austauschs für Befürworter eines wachsenden Welthandels und offener Märkte – die beide seit Beginn der Corona-Pandemie nicht mehr rund laufen. Hat sich der Fokus verschoben? Starinvestor George Soros, eigentlich viel gefeierter Stammgast in Davos, reist in diesem Jahr stattdessen zur Münchner Sicherheitskonferenz.

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Oxfam: Konzerne und Superreiche sind Gewinner der Krisen

Davos (dpa) – Vor dem Start des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos hat die Entwicklungsorganisation Oxfam mit Nachdruck vor steigender Ungleichheit in der Welt, aber auch in Deutschland gewarnt. Erstmals seit 25 Jahren hätten extremer Reichtum und extreme Armut zuletzt gleichzeitig zugenommen. Durch den deutlichen Anstieg der Lebensmittel- und Energiepreise im vergangenen Jahr seien Milliardäre noch reicher geworden. «Während Millionen Menschen nicht wissen, wie sie Lebensmittel und Energie bezahlen sollen, bringen die Krisen unserer Zeit gigantische Vermögenszuwächse für Milliardär*innen», sagte Oxfam-Referent Manuel Schmitt.

Wie aus dem Bericht der kapitalismuskritischen Organisation zur WEF-Jahrestagung in Davos hervorgeht, haben 95 Lebensmittel- und Energiekonzerne weltweit ihre Gewinne im Jahr 2022 mehr als verdoppelt. Sie erzielten demnach 306 Milliarden US-Dollar an Zufallsgewinnen und schütteten 257 Milliarden US-Dollar (84 Prozent) davon an Aktionärinnen und Aktionäre aus. Oxfam definiert hier Gewinne als Zufallsgewinne, wenn sie den Durchschnitt der Jahre 2018 bis 2021 um 10 Prozent oder mehr übersteigen. Weiterlesen

Risikostandort China: Die Industrie wird vorsichtig

Außenhandel
Von Carsten Hoefer, dpa

München (dpa) – Angesichts der Pekinger Drohungen gegen Taiwan und zunehmender politischer Spannungen wird die deutsche Industrie im Umgang mit China vorsichtiger. Eine Entkopplung hält BDI-Präsident Siegfried Russwurm nicht für sinnvoll, doch ruft er die Unternehmen auf, die Risiken stärker in den Blick zu nehmen und die Abhängigkeiten von einzelnen Ländern zu verringern. «Der russische Überfall auf die Ukraine hat uns gelehrt, dass wir gegenüber autokratischen Staaten besser auf Extremszenarien vorbereitet sein müssen», sagte Russwurm der Deutschen Presse-Agentur.

«Wir sollten die Wirtschaftsbeziehungen zu China auch im Kontext des neuen Systemwettbewerbs nicht grundsätzlich in Frage stellen», sagte der frühere Siemens-Manager. Doch die bessere Vorbereitung auf «Extremszenarien» sollte nach Russwurms Einschätzung auch für China gelten. «Wir kennen die gegenwärtig starken Abhängigkeiten von Halbleitern aus Taiwan oder bei seltenen Erden aus China und müssen unsere Resilienz erhöhen.» Weiterlesen

Ukraine-Krieg: Warnung vor globaler humanitärer Katastrophe

Weltwirtschaft
Von Theresa Münch, dpa und Marco Engemann, dpa-AFX 

Davos (dpa) – Eigentlich dachte er, es könne nicht schlimmer kommen: Der Klimawandel mit verheerenden Dürren sowie Versorgungsengpässe durch die Pandemie drohten bereits im vergangenen Jahr Millionen Menschen in Hunger zu stürzen.

David Beasley, der Chef des UN-Welternährungsprogramms, warnte vor der größten humanitären Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Doch jetzt, sagt er auf der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums, sei es noch schlimmer gekommen. Denn mit dem russischen Krieg gegen die Ukraine fällt die Kornkammer der Welt aus.  Weiterlesen

Scholz wirbt in Davos für neue Form der Globalisierung

Weltwirtschaft
Von Theresa Münch, Lena Klimkeit, sowie Marco Engemann, dpa-AFX 

Davos (dpa) – Bundeskanzler Olaf Scholz hat auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos für neue Formen der internationalen Zusammenarbeit geworben.

Zum Abschluss des Treffens in den Schweizer Alpen warnte der SPD-Politiker davor, angesichts der verschiedenen globalen Krisen auf politischem und wirtschaftlichem Gebiet das Heil wieder in Abschottung zu suchen. «Um es ganz klar zu sagen: Die De-Globalisierung ist ein Holzweg.» Die internationale Zusammenarbeit müsse jedoch mehr Rücksicht nehmen auf globale Ressourcen, solidarischer und klüger gestaltet sein. Dazu bräuchten die großen Industrienationen wie Deutschland auch neue Partner. Weiterlesen

Vestager bereitet Europäer auf dauerhaft höhere Preise vor

Brüssel (dpa) – Die Vizepräsidentin der EU-Kommission, Margrethe Vestager, stimmt die Menschen in Europa auf dauerhaft höhere Preise ein.

Ein großer Teil der europäischen Industrie basiere auf «sehr billiger Energie aus Russland, auf sehr billiger Arbeitskraft aus China und auf hochsubventionierten Halbleitern aus Taiwan», sagte sie dem «Handelsblatt» (Mittwoch). Weiterlesen

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