Teileknappheit bremst Airbus, MTU und Safran aus

München/Paris (dpa) – Engpässe etwa bei wichtigen Bauteilen machen Flugzeug- und Triebwerksherstellern weiter zu schaffen. Airbus-Chef Guillaume Faury beklagt fehlende Sitze und Halbleiter. Triebwerksbauer wie MTU und Safran ringen um Rohmaterial, das sie oft von denselben Anbietern beziehen. Die Engpässe könnten noch bis 2024 oder 2025 andauern, sagte Faury am Mittwoch im Hörfunksender France Inter. Die Chefs von MTU und Safran setzten ihre Geschäftsziele für 2023 trotz überraschend starker Quartalszahlen nicht weiter nach oben.

Nach dem Geschäftseinbruch in der Corona-Krise können sich Flugzeug- und Triebwerkshersteller vor der Nachfrage nach neuen Mittelstreckenjets, Antrieben und Ersatzteilen kaum retten. Die MTU-Spitze um den neuen Vorstandschef Lars Wagner erwartet für 2023 mit 6,1 Milliarden bis 6,3 Milliarden Euro den höchsten Umsatz der Unternehmensgeschichte. Der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn soll mit 750 Millionen bis 775 Millionen Euro den Rekordwert aus dem Vorkrisenjahr 2019 möglichst übertreffen. Weiterlesen

Chinas Exporte schnellen unerwartet in die Höhe

Peking (dpa) – Chinas Exporte sind unerwartet stark gestiegen. Die Ausfuhren schnellten im März in US-Dollar berechnet um 14,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum in die Höhe, wie der Zoll in Peking berichtete.

Der Anstieg auf 315 Milliarden US-Dollar überraschte Experten, die nach einem Einbruch im Januar und Februar um 6,8 Prozent erneut mit einem Rückgang gerechnet hatten. Vor allem der Handel mit Russland boomt. Die starke Entwicklung der chinesischen Exportmaschinerie dürfte der zweitgrößten Volkswirtschaft neuen Schwung geben. Weiterlesen

Biden und von der Leyen beraten über Subventionsstreit

Washington (dpa) – Ein US-Gesetz, das milliardenschwere Investitionen in den Klimaschutz und Subventionen für die US-Industrie vorsieht, hat in Deutschland und der EU große Sorge vor Wettbewerbsnachteilen ausgelöst. US-Präsident Joe Biden und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wollen bei einem Treffen im Weißen Haus (20.00 Uhr MEZ) über eine Entschärfung des Handelskonflikts beraten. Das Problem aus deutscher und europäischer Sicht an dem sogenannten Inflation Reduction Act (IRA) der USA: Viele Subventionen und Steuergutschriften sind daran geknüpft, dass profitierende Unternehmen US-Produkte verwenden oder selbst in den USA produzieren.

Der IRA verfolge im Kern eine Reihe von Zielen, die die USA mit der Europäischen Union teilten, betonte ein ranghoher Vertreter des Weißen Hauses vor dem Treffen. So sei man sich einig, dass «historische Investitionen» nötig seien, um die Klimaziele zu erreichen. Man wolle in den Ausbau sauberer Energie und damit verbundene Arbeitsplätze investieren und für stabile Lieferketten sorgen. Entsprechende Maßnahmen treffe man «an der Seite von Verbündeten und Partnern». Ziel sei es, dass beide Seiten ihre Ansätze der jeweils anderen kommunizierten und man nicht in einen Wettstreit gerate. Weiterlesen

WTO: Welthandel trotz russischer Invasion «gut gehalten»

Genf (dpa) – Der befürchtete Einbruch des Welthandels nach dem russischen Angriff auf die Ukraine ist nach Angaben der WTO ausgeblieben. Grund sei unter anderem, dass Länder trotz Versorgungsängsten keine Handelsbarrieren aufgebaut hätten, berichtete die Welthandelsorganisation (WTO) heute in Genf.

Sie geht für 2022 von deutlich mehr als drei Prozent Wachstum des Welthandels aus. Die Zahlen werden im April veröffentlicht. «Der Welthandel hat sich vor dem Hintergrund des Kriegs gut gehalten», sagte WTO-Chefökonom Ralph Ossa.

Preise stiegen weniger stark als befürchtet

Auch die Preise von Gütern, die vom Krieg betroffen waren, stiegen weniger scharf als befürchtet. Weil Russland ukrainische Exporte behinderte und wegen Sanktionen selbst Exportprobleme bekam, hatten Ökonomen einen Preisanstieg in ärmeren Ländern um 85 Prozent nicht ausgeschlossen. Tatsächlich stieg er dort um 17 Prozent, so die WTO. Den größten Preisanstieg habe es bei Mais gegeben: plus 24,2 Prozent. Weiterlesen

Schwache Nachfrage lässt Chinas Exporte einbrechen

Von Andreas landwehr, dpa

Peking (dpa) – Schlechte globale Nachfrage und Corona-Lockdowns in China haben den chinesischen Außenhandel massiv einbrechen lassen. Die Ausfuhren gingen in US-Dollar berechnet im November überraschend um 8,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zurück – so stark wie seit Februar 2020 zu Beginn der Pandemie nicht mehr.

Es war schon der zweite monatliche Rückgang in Folge. Wie der Zoll am Mittwoch in Peking ferner berichtete, sackten die Einfuhren sogar um 10,6 Prozent und damit auch viel kräftiger als vorhergesagt ab. Der Außenhandel ging insgesamt um 9,5 Prozent zurück.

Ein wichtiger Grund für den Rückgang der Ausfuhren ist die schwache weltweite Nachfrage durch hohe Inflation und Energiepreise wegen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Aber auch die Störung der Lieferketten in China durch die bisher geltenden Beschränkungen infolge der strikten chinesischen Null-Covid-Politik erschwerten die Produktion in der zweitgrößten Volkswirtschaft.

«Das sture Festhalten an der Null-Covid-Politik in China und eine Schwächung der Weltkonjunktur in den letzten Monaten schlägt nun auch in den chinesischen Außenhandelszahlen durch», sagte Jens Hildebrandt, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der deutschen Handelskammer (AHK) in Peking, zu den «Rekordtiefs» für Importe und Exporte. Die Lockdowns im November hätten Lieferketten unterbrochen und Menschen in China die Konsumlaune verdorben, was hinter dem starken Rückgang der Importe stecke.

Abschwung trifft auch deutsche Exporteure

«Die chinesische Regierung hat erkannt, dass sich die Null-Covid-Politik und eine wirtschaftliche Erholung gegenseitig ausschließen», sagte Hildebrandt zur verkündeten Kehrtwende in der Covid-Politik, die weitgehende Erleichterungen bei Quarantäne, Lockdowns und Testpflicht vorsieht. «Das Ruder wird nun rumgerissen und auf eine Lockerung hingearbeitet.» Ein zügiger und flächendeckender Ausstieg aus der Null-Covid-Politik wäre «eine Wohltat» für die Erholung des Außenhandels und der Wirtschaft.

Der Abschwung im chinesischen Außenhandel trifft auch deutsche Exporteure. Die deutschen Ausfuhren nach China fielen um 17,5 Prozent. Chinas Exporte nach Deutschland gingen ebenfalls um 14,4 Prozent zurück. Der Rückgang der chinesischen Ausfuhren in die USA war mit einem Minus von 25,4 Prozent sogar noch größer, während China um 7,3 Prozent weniger aus den USA importierte.

Für die schwächelnde chinesische Konjunktur ist der Rückgang des Außenhandels nur schwer zu verkraften, weil das Exportwachstum seit Beginn der Pandemie eine wichtige Stütze für die Wirtschaft war. So erwarten Experten, dass die Regierung ihre Wachstumsvorgabe von 5,5 Prozent für dieses Jahr deutlich verfehlen wird.

Mit den Lockdowns dürfte die Wirtschaft im November kaum gewachsen sein. Nach Schätzungen der japanischen Finanzgruppe Nomura waren Städte und Regionen betroffen, die in normalen Zeiten bis zu einem Fünftel zum Bruttoinlandsprodukt beisteuern. So wird für das vierte Quartal nur noch etwas mehr als zwei Prozent Wachstum erwartet. Für das ganze Jahr rechnet die Weltbank in China mit 2,8 Prozent – nach einem satten Zuwachs von noch 8,1 Prozent im vergangenen Jahr.

China: Proaktive Haushalts- und umsichtige Geldpolitik

Um die schwächelnde Konjunktur anzukurbeln, hat die Regierung massiv in Infrastruktur investiert, Zinsen gesenkt, Steuerrabatte gewährt und den Kauf von Immobilien erleichtert. Der Stimulus verpuffte aber durch die größte Corona-Infektionswelle, die China seit Beginn der Pandemie vor fast drei Jahren gleichzeitig überrollte, und die darauf folgenden weitgehenden Beschränkungen.

Das Politbüro hob nach einer Sitzung zur Wirtschaftspolitik unter Leitung von Staats- und Parteichef Xi Jinping hervor, dass Stabilität jetzt Vorrang habe. Es solle eine proaktive Haushalts- und umsichtige Geldpolitik umgesetzt werden. Die Maßnahmen zur Vorbeugung von Corona-Masseninfektionen und Kontrolle des Virus müssten «optimiert» werden. Es gelte, energisch die Zuversicht im Markt zu stärken und Wachstum, Beschäftigung und Preise zu stabilisieren.

Die Weltbank sieht die Probleme gleichwohl auch noch woanders, fordert strukturelle Reformen und warnt vor finanziellen Risiken. «Mittelfristig ist Chinas Wirtschaft weiter mit einem strukturellen Abschwung konfrontiert», heißt es in einer Analyse. «Potenzielles Wachstum befindet sich in einem rückläufigen Trend, der die ungünstige Demografie, das laue Produktionswachstum und steigende Einschränkungen eines schuldengetriebenen Wachstumsmodells widerspiegelt.»

Weiterlesen

Scholz in Peking: Wie abhängig ist die deutsche Wirtschaft?

Von Thomas Kaufner und Andreas Landwehr, dpa

Hamburg/Peking (dpa) – Zeitenwende auch im Umgang mit China: Beim «Antrittsbesuch» von Kanzler Olaf Scholz am Freitag in Peking unterschreibt die deutsche Wirtschaft keine Milliardenverträge. Ganz im Gegenteil. Heute dreht sich alles darum, wie die Abhängigkeit von der inzwischen zweitgrößten Volkswirtschaft verringert werden kann.

Es gibt einen radikalen Wandel, wie die Wirtschaftsbeziehungen zu China bewertet werden. Seit der Ukraine-Konflikt die Abhängigkeit von Energie aus Russland allzu schmerzhaft verdeutlicht hat, will sich Deutschland im Umgang mit China nicht ähnlich erpressbar machen.

Der Streit um die Beteiligung des chinesischen Logistikriesen Cosco an einem Hamburger Hafenterminal zeigt die neuen Empfindsamkeiten. Der Deal war schon vor mehr als einem Jahr vereinbart worden, ohne dass jemand erkennbar Notiz genommen hätte. Mit Wladimir Putins Angriffskrieg hat sich das schlagartig geändert. Man habe gelernt, argumentiert Wirtschaftsminister Robert Habeck, «dass Abhängigkeiten von Ländern, die dann möglicherweise ihre eigenen Interessen in diese Abhängigkeiten hineinspielen, also uns dann erpressen wollen, nicht mehr nur ein abstraktes Phänomen sind.» Und der Vizekanzler fügt hinzu: «Wir sollten diese Fehler nicht wiederholen.»

Enge Verflechtungen

Aber wie groß ist die deutsche Abhängigkeit von China? Ob Handel, Lieferketten oder Riesenmarkt: «In allen drei Bereichen ist die Verflechtung zwischen China und Deutschland stark ausgeprägt», sagt das Geschäftsführende Vorstandsmitglied der deutschen Handelskammer (AHK) in Peking, Jens Hildebrandt. Auch bei strategisch bedeutsamen Produkten wie Lithium Batterien oder Rohstoffen wie Seltene Erden «besteht eine starke Importabhängigkeit». Der Corona-Lockdown in Shanghai im Frühjahr, der Lieferketten weltweit empfindlich gestört hatte, hat auch deutlich gemacht, wie stark die deutsche Wirtschaft auf Vor- und Zwischenprodukte aus China angewiesen ist.

Rund 5000 deutsche Unternehmen sind heute in China tätig. 1,1 Millionen Arbeitsplätze in Deutschland hängen laut Handelskammer vom China-Geschäft ab. «Der chinesische Markt ist für viele deutsche Firmen von überragender Bedeutung, und zwar als Absatz- und als Wachstumsmarkt», sagt Hildebrandt. Das gelte insbesondere für deutsche Autobauer und Chemie-Hersteller. «Was gerne übersehen wird, ist die Rolle Chinas als Innovationstreiber», hebt der AHK-Manager auch hervor. «Deutsche Unternehmen entwickeln und testen in China neueste Technologien für den globalen Markt.»

Bislang folgte der Handel anderem Leitbild

Fällt nach Russland nun aber das wirtschaftlich ungleich mächtigere China ähnlich in Ungnade? «Bislang beruhte die deutsche Außenwirtschaftspolitik primär auf dem Leitbild, dass Handel und grenzüberschreitende Investitionen willkommen sind, weil sie allen Beteiligten nutzen», schrieb der Chef des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest, in der «Wirtschaftswoche». «Danach ist steigender Wohlstand in China auch gut für Deutschland und Europa, denn er steigert die Exportchancen für deutsche Produkte.»

Auch könnten chinesische Investitionen in Deutschland hierzulande Wachstum und Beschäftigung fördern, meinte Fuest. Die Handelsbeziehungen zu China nun zu kappen, wäre aus seiner Sicht indes voreilig. Aus seiner Sicht geht es vielmehr darum, kritische Abhängigkeiten zu begrenzen, die Deutschland im Krisenfall erpressbar machen. «Es ist aber ebenso geboten, die immensen Vorteile internationaler Arbeitsteilung weiterhin umfassend zu nutzen.»

Kritisch könnten einer Studie der EU-Kommission eine Vielzahl von Rohstoffen werden, die für nahezu alle wichtigen Zukunftstechnologien gebraucht werden, unter anderem für Solar- und Windenergie. «Auf dem Weg zur Unabhängigkeit von russischen Energieträgern könnte Deutschland sich also in neue Abhängigkeiten zu China begeben», schreiben daher die Ökonomin Melinda Fremerey und ihr Kollege Thomas Obst vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW).

Ungleiche Abhängigkeit

Derweil ist die deutsche Wirtschaft sehr viel abhängiger von China als umgekehrt. Auch hätten sich die Verflechtungen im ersten Halbjahr 2022 «mit einem enormen Tempo in die falsche Richtung entwickelt», urteilt der IW-Ökonom Jürgen Matthes in einer Studie. «Die deutschen Direktinvestitionsflüsse nach China waren noch nie so hoch.» Auch die Importe aus China und das deutsche Defizit im Handel erreichten ein Allzeithoch. Dagegen schwächte sich das Wachstum der deutschen Ausfuhren nach China stark ab. Chinas Exportanteil sank erneut. Seine Interpretation: «Der chinesische Markt soll offenbar immer mehr durch Produktion vor Ort statt durch Exporte bedient werden.»

In Zahlen: Mit 71,8 Milliarden Euro oder 7,0 Prozent aller Ausfuhren ist China laut Statistisches Bundesamt in den ersten acht Monaten 2022 auf Platz vier der wichtigsten Empfängerländer abgerutscht – hinter die USA, Frankreich und die Niederlande. Mit 125,7 Milliarden Euro oder 12,8 Prozent aller Einfuhren ist China indes mehr denn je der wichtigste Lieferant Deutschlands. «Das Ungleichgewicht im Handel mit China nimmt also immer mehr zu», so lautet das Fazit von Matthes.

«Es deutet vieles darauf hin, dass das Gewinnstreben der deutschen Firmen ohne einen staatlichen Eingriff weiterhin zu mehr und nicht zu weniger China bei Direktinvestitionen und Importen führt», schreibt Matthes. «Die Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von China als Absatzmarkt und Lieferant steigt damit immer weiter.» Das Gegenteil wäre jedoch wegen der zunehmenden geopolitischen Spannungen nötig – auch angesichts der Drohungen Chinas mit einer Eroberung Taiwans. Ein solcher Angriff könnte in einen Krieg mit den USA münden und wie mit Russland zu massiven Wirtschaftssanktionen führen.

Eine völlige Entkopplung wäre für deutsche Unternehmen in China aber das schlimmste Fall, der auch für deutsche Verbraucher schmerzhaft würde. «Durch die enge Verflechtung deutscher Unternehmen in chinesische Lieferketten würde sich eine wirtschaftliche Abkopplung auf die ganze deutsche Wirtschaft negativ auswirken», warnt AHK-Chef Hildebrandt. «Volkswirtschaftlich gesehen würde eine Abkopplung mit erheblichen Wohlstandsverlusten einhergehen.» Doch hätten deutsche Unternehmen in China bereits reagiert, indem sie verstärkt lokalisieren oder im ostasiatischen Raum diversifizieren. «Mit diesen Schritten streuen Unternehmen ihr Risiko», sagte Hildebrandt. «In Summe sollte dies zu einer Verringerung der Abhängigkeit führen.»

Weiterlesen

Wirtschaftshoffnung China? Der Elefant im Raum beim WEF

Von Theresa Münch, dpa

Davos (dpa) – Sie sind zwar kaum vor Ort, doch in aller Munde: Für chinesische Unternehmen kommt das Weltwirtschaftsforum in Davos nach Ende des Corona-Lockdowns zwar noch etwas zu früh.

Doch auf den Podien, in Flurgesprächen und Interviews kommt man trotzdem kaum an ihnen vorbei. Ist China der kommende Markt und die Hoffnung für eine Erholung der krisengeschüttelten Weltwirtschaft? Oder doch eher eine Gefahr, angesichts von Protektionismus und enormen einseitigen Abhängigkeiten europäischer Unternehmen vom chinesischen Markt oder seinen Produkten? In Davos ringen Unternehmer und Politik um den richtigen Umgang mit dem Reich der Mitte.

Eine größere chinesische Delegation konnte nicht in die Schweiz reisen, auch auf der exklusiven Promenade mit aufwendig umgebauten Ladengeschäften sind die Chinesen – anders als etwa Indien und Saudi Arabien – nicht vertreten. Doch Vizepremier Liu He durfte auf der großen Bühne einen Investment-Pitch halten, am Eröffnungstag und gleich nach EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.

Der für die Wirtschaft zuständige Vizepremier holte in Davos zur Charmeoffensive aus und warb vor der Kulisse mächtiger Unternehmenschefs um Vertrauen in Chinas Wirtschaftskurs. Nach dem coronabedingten Einbruch im vergangenen Jahr werde die zweitgrößte Volkswirtschaft 2023 «höchstwahrscheinlich zu ihrem normalen Trend zurückkehren». Das bedeutet ein Wachstum, von dem Länder wie Deutschland gerade nur träumen können. Ausländische Unternehmen spielten eine wichtige Rolle in der Entwicklung, warb Liu He.

China als potenzieller Wachstumstreiber gehandelt

Vor allem bei Tech-Unternehmern rennt er damit offene Türen ein – doch auch andere blicken hoffnungsvoll nach Osten. Der Präsident der Schweizer Bank Credit Suisse sieht China als potenziellen Wachstumstreiber. Er würde sich nicht wundern, wenn das Land seine eigene Prognose für ein Wirtschaftswachstum von 4,5 Prozent sogar noch toppen würde, sagte Axel Lehmann in einer Debatte zur drohenden weltweiten Rezession. Das könne andere Weltregionen mitziehen. «Ich glaube, da gibt es viel Hoffnung.» Die Verwaltungsratschefin der Hongkonger Börse, Laura Cha, nannte die Öffnung Chinas ebenfalls einen «wichtigen Treiber für Wachstum». Schon bald werde der Fertigungssektor wieder anziehen, ebenso der Konsum.

Aus dem politischen Raum dagegen wird eher gewarnt – und das liegt auch an den Lehren aus Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg. In den Krisen hat vor allem Europa gespürt, welche Gefahr einseitige Abhängigkeiten bergen. Von Gas aus Russland genau wie von Medizinprodukten aus Asien. Und es ist der Protektionismus der chinesischen Wirtschaftspolitik, der den Politikern missfällt.

So kritisierte EU-Kommissionschefin von der Leyen, China ermutige energieintensive Unternehmen mit dem Versprechen billiger Energie, niedriger Arbeitskosten und eines laxeren Regelungsumfelds, ihre Produktion zu verlagern. Zugleich subventioniere das Land seine eigene Industrie stark und beschränke den Zugang zum chinesischen Markt. Dazu kommen Menschenrechte und Meinungsfreiheit, die in China nicht gerade groß geschrieben werden.

Unternehmensberater sind deshalb auch vorsichtig, wenn sie mit ihren Kunden über China sprechen. «Wir raten zu einer Diversifizierung von Lieferketten, zum Abbau von Abhängigkeit, zum Beispiel bei Produkten wie Solarpanels», sagt Stefan Schaible aus dem Vorstand der Unternehmensberatung Roland Berger. «Aber es wird weiter eine Interaktion auf einem vernünftigen Level geben müssen.»

Konflikt zwischen China und Taiwan

Auch Christina Raab, die für Deutschland zuständige Chefin der Unternehmensberatung Accenture, betont: «Mein Plädoyer ist nicht, sich aus China ohne Reflexion zurückzuziehen.» Das Gebot der Stunde sei aber eine differenzierte Strategie. «Jedes Unternehmen muss prüfen: Was ist für mich der chinesische Markt? Ist es ein Absatzmarkt, ein Rohstoffmarkt, ein Entwicklungsstandort? Und sich dann fragen: Wie abhängig bin ich davon?» Sollte sich der Konflikt zwischen China und Taiwan zuspitzen, sei das «ein wesentlich größerer Schock für die Weltwirtschaft als der aktuelle Konflikt mit Russland».

Deswegen, so rät Raab, sei es strategisch klug, sich in Südostasien alternative Standorte anzuschauen – etwa Indien, Vietnam oder Indonesien. Vor allem Indien macht es den Mächtigen in Davos leicht. An nahezu jeder Ecke auf der Promenade fallen indische Unternehmen oder Pavillons zum Geschäftemachen auf. Eine der offiziellen Debatten widmete sich am Mittwoch eigens dem «Indischen Weg zu einer 10-Billionen-Dollar-Wirtschaft». Hier warben Tata-Chef Natarajan Chandrasekaran und der indische Minister für IT und Kommunikation, Ashwini Vaishnaw, um Investitionen.

Indien gilt inzwischen als fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt, könnte China mit seiner jungen Bevölkerung bald als bevölkerungsreichstes Land ablösen. «Wir haben einen fantastischen Tech-Sektor. Wir haben einen riesigen Talentpool», sagte der Tata-Chef in Davos. Dazu große digitale Transformationsprojekte – und das zunehmend mit «guter» Energie. Soll Indien also das neue China sein? Es gehe ihm nicht darum, China zu ersetzen, betonte der Tata-Chef. «Dies ist ein Einzelspieler-Spiel.»

Weiterlesen

Stimmung von Firmen in China auf Tiefstand

Von Jörn Petring, dpa

Peking (dpa) – Überall Lockdowns, der Konsum schwächelt, unterbrochene Lieferketten: Die chinesische Wirtschaft hat wegen der strikten Corona-Maßnahmen ein außergewöhnlich hartes Jahr hinter sich. Das raue Klima haben auch deutschen Firmen deutlich zu spüren bekommen. Die Folge: Ihr Zutrauen in den chinesischen Markt ist auf einen Tiefstand gefallen.

Wie aus einer am veröffentlichten Umfrage der Deutschen Handelskammer in China hervorgeht, gab rund jedes zweite Unternehmen (49 Prozent) an, dass die zweitgrößte Volkswirtschaft seit der letzten Befragung vor einem Jahr an Attraktivität im Vergleich zu anderen Märkten verloren habe.

Größte Herausforderung Chinas Null-Corona-Politik

Nur 51 Prozent der Firmen beabsichtigen demnach noch, ihre Investitionen in China in den nächsten zwei Jahren auszubauen, verglichen mit 71 Prozent im Vorjahr – ein Rückgang um 20 Prozentpunkte. Als größte Herausforderungen wurden Chinas Null-Corona-Politik und geopolitische Spannungen genannt.

«Dieses Jahr wurden deutsche Unternehmen von Chinas Null-Covid-Politik geplagt. Die damit einhergehenden Einschränkungen haben das Geschäftsvertrauen, die Attraktivität des Marktes und Geschäftschancen verdorben», sagte Clas Neumann, Vorsitzender der Deutschen Handelskammer in Shanghai.

Nach fast drei Jahren hatte China vergangene Woche ein abruptes Ende seiner strikten Corona-Maßnahmen verkündet. Dies sei laut Handelskammer eine «begrüßenswerte Entwicklung», die mittel- und langfristig zur Wiederherstellung des Geschäftsvertrauens beitragen werde. Doch unmittelbar dürfte sich die wirtschaftliche Lage kaum bessern.

Seit der auf Gesundheitsexperten planlos wirkenden Kehrtwende in der Corona-Politik schießen die Infektionszahlen nun in vielen chinesischen Städten in die Höhe. Nicht nur sind Krankenhäuser überlastet, viele Apotheken haben auch keine Medikamente gegen Erkältungen und Fieber mehr.

Viel hängt davon ab, wie sich die Corona-Welle im Land ausbreitet

Laut Neumann werden die deutschen Unternehmen ihre Geschäftstätigkeit rasch an die neuen Bedingungen anpassen, um die Infektionswelle zu bewältigen. «Danach werden sie optimistischer in das kommende Jahr blicken», so der Kammer-Vorstand. Neumann rechnete damit, dass ab dem zweiten Quartal des kommenden Jahres wieder mit höheren Wachstumsraten in China zu rechnen sei. Die Lage in den Wintermonaten sei dagegen schwer vorherzusehen. Viel hänge davon ab, wie sich die Corona-Welle im Land ausbreite.

Die Null-Covid-Politik hatte tiefe Spuren hinterlassen: 66 Prozent der Kammer-Mitglieder nannten die Pandemie-Maßnahmen bei der diesjährigen Befragung als ihre größte Herausforderung für das operative Geschäft. Sie ist demnach auch der Hauptgrund, Investitionen zu verringern oder den Markt ganz zu verlassen. Unter den neuen Voraussetzungen könnten Unternehmen in den kommenden Monaten ihre bisherige Zurückhaltung überdenken, so Neumann.

Der Kammer-Vorstand äußerte sich auch zuversichtlich, dass die bisher noch bestehende Hotel-Quarantäne bei Reisen nach China bald wegfallen könnte. Da es nun auch innerhalb Chinas viele Infektionen gebe, mache die Regel keinen Sinn mehr. Jedoch dürfte es zunächst noch an Flügen nach China mangeln, da die Fluggesellschaften noch Zeit brauchten, um sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Derzeit müssen Besucher bei der Einreise nach China zunächst für acht Tage in Quarantäne.

Auch abseits der Pandemie gibt es weiterhin zahlreiche ungelöste Probleme für deutschen Firmen in China. So gehören laut der Kammer-Befragung etwa Rechtsunsicherheiten und unklare Cyber- und Datenschutzvorschriften zu den größten regulatorischen Herausforderungen.

Schwierigkeiten bereiten den Unternehmen auch milliardenschwere Regierungs-Initiativen wie «Made in China 2025». China strebt nach mehr Eigenständigkeit. Mit seiner Industriepolitik verschafft die Volksrepublik lokalen Wettbewerbern oft Vorteile. Ausländische Handelskammern fordern deshalb schon lange faire Wettbewerbsbedingungen.

Große Lagerbestände bei Bangladeschs Textilherstellern

Dhaka (dpa) – Textilhersteller in Bangladesch bleiben derzeit im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine auf Lagerbeständen sitzen.

Mehrere westliche Modehäuser hätten in den vergangenen Monaten angesichts der weltweiten Inflation und der angespannten Budgets von Verbrauchern um die Aufschiebung von Auslieferungen von Bestellungen gebeten, sagte der Präsident der Bangladesh Garment Manufacturers and Exporters Association (BGMEA), Faruque Hassan, der Deutschen Presse-Agentur. Bangladesch ist der zweitgrößte Textilhersteller weltweit nach China und produziert vorwiegend für westliche Länder. Nun hofften die Textilproduzenten auf mehr Verkäufe beim Black Friday und der Vorweihnachtszeit in Europa und den USA – und anschließend wieder auf mehr Bestellungen, sagte Hassan. Weiterlesen

Habeck und die Zeitenwende in der Handelspolitik

Singapur-Reise
Von Andreas Hoenig, dpa

Singapur (dpa) – Es ist eine Balanceakt für Wirtschaftsminister Robert Habeck und die deutsche Wirtschaft: Die Handelsbeziehungen Deutschlands zu anderen Ländern in Asien sollen ausgebaut werden, um einseitige Abhängigkeiten von China zu vermeiden. Das aber braucht Zeit – und das Signal soll keine Abkopplung von der Volksrepublik sein, denn dafür ist sie für deutsche Unternehmen zu wichtig. Auf der Asien-Pazifik-Konferenz der deutschen Wirtschaft in Singapur macht die Formel «China plus X» die Runde.

Der russische Angriff auf die Ukraine und die Verwundbarkeit Deutschlands durch eine große Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen hat eine «Zeitenwende» auch in der Handelspolitik eingeläutet. Das Zauberwort lautet Diversifizierung. Damit sollen Risiken sollen breiter gestreut werden. Die Bundesregierung will dazu das Instrument der Investitionsgarantien ändern, um Auslandsinvestitionen deutscher Firmen verstärkt in andere Länder als China zu lenken. Weiterlesen

Scholz in Peking: Wie abhängig ist deutsche Wirtschaft?

Welthandel
Von Thomas Kaufner und Andreas Landwehr, dpa

Hamburg/Peking (dpa) – Zeitenwende auch im Umgang mit China: Beim «Antrittsbesuch» von Kanzler Olaf Scholz am Freitag in Peking unterschreibt die deutsche Wirtschaft keine Milliardenverträge. Ganz im Gegenteil. Heute dreht sich alles darum, wie die Abhängigkeit von der inzwischen zweitgrößten Volkswirtschaft verringert werden kann. Es gibt einen radikalen Wandel, wie die Wirtschaftsbeziehungen zu China bewertet werden. Seit der Ukraine-Konflikt die Abhängigkeit von Energie aus Russland allzu schmerzhaft verdeutlicht hat, will sich Deutschland im Umgang mit China nicht ähnlich erpressbar machen.

Der Streit um die Beteiligung des chinesischen Logistikriesen Cosco an einem Hamburger Hafenterminal zeigt die neuen Empfindsamkeiten. Der Deal war schon vor mehr als einem Jahr vereinbart worden, ohne dass jemand erkennbar Notiz genommen hätte. Mit Wladimir Putins Angriffskrieg hat sich das schlagartig geändert. Man habe gelernt, argumentiert Wirtschaftsminister Robert Habeck, «dass Abhängigkeiten von Ländern, die dann möglicherweise ihre eigenen Interessen in diese Abhängigkeiten hineinspielen, also uns dann erpressen wollen, nicht mehr nur ein abstraktes Phänomen sind.» Und der Vizekanzler fügt hinzu: «Wir sollten diese Fehler nicht wiederholen.» Weiterlesen

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen