Fernflug-Diskussion: Letzte Generation beklagt Doppelmoral

Stuttgart/Berlin (dpa) – In der Debatte um zwei Klimaschützer, die wegen einer Fernreise mit dem Flugzeug nach Asien in der Kritik stehen, beklagt die Klimaschutzbewegung Letzte Generation ihrerseits Doppelmoral. Man könne nachvollziehen, dass es negative Gefühle auslöse, wenn Protestierende der Letzten Generation in ein Flugzeug stiegen, teilte die Organisation am Donnerstag mit. Doch es sei auch Doppelmoral, etwa als «Klimakanzler» den Ort Lützerath abzubaggern. Weiterlesen

Nach Tod von Deutschem: Gericht prüft Kautionsanträge

Mbombela (dpa) – Vor dem Prozessstart im Fall eines getöteten Touristen aus Fulda muss das Gericht in Südafrika noch über Kautionsanträge von zwei Tatverdächtigen entscheiden. Das sagte eine Sprecherin der Nationalen Strafverfolgungsbehörde (NPA), Monica Nyuswa, der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch.

Die NPA hatte die Verschiebung des für Dienstag geplanten Prozessbeginns zunächst nicht bekannt gegeben. Die Männer im Alter zwischen 25 und 38 Jahren erschienen nach Angaben der NPA am Dienstagmorgen vor dem Amtsgericht in der kleinen Stadt Kabokweni im Nordosten des Landes. Das Gericht habe die mutmaßlichen Täter aber nicht verhört, sondern eine Kautionsanhörung für zwei der Verdächtigen für den 16. Februar angeordnet, sagte Nyuswa. Die drei Tatverdächtigen befänden sich demnach bis dahin in Untersuchungshaft. Bei einem der drei Männer war ein Antrag auf Freilassung auf Kaution bereits vor einigen Wochen abgelehnt worden. Weiterlesen

Verband macht sich für Vorsorge- und Rehakliniken stark

Koblenz (dpa/lrs) – Die rheinland-pfälzische Landesregierung muss nach Ansicht des Tourismus- und Heilbäderverbandes die Vorsorge- und Rehakliniken stärker in ihren Planungen für die Heilbäder und Kurorte berücksichtigen. Es gehe darum, gemeinsam die Attraktivität der Standorte zu sichern und überregional für sie zu werben, forderte Emanuel Letz, der neue Vorsitzende der Sektion Heilbäder und Kurorte des Verbandes. Starke Vorsorge- und Rehakliniken spielten dabei eine wichtige Rolle. Sie sicherten die Gesundheitsversorgung und seien ein wichtiger Beitrag zum Erhalt der kurortspezifischen Infrastruktur, erklärte Letz, der auch Oberbürgermeister von Bad Kreuznach (FDP) ist. Weiterlesen

Neuer Trend? Schneefreie Schwünge auf einer Kunststoffpiste

Von Sabine Dobel, dpa

Oberaudorf (dpa) – «Cool» finden es die Kinder. Statt auf Schnee rutschen sie erstmals auf Kunststoffmatten bergab. Schnee ist in dieser Saison Mangelware. Grüne Wiesen und stillstehende Lifte – das war wochenlang in vielen Gebieten das Bild. Sogar für Flocken aus Schneekanonen war es oft zu warm, mit zum Jahresausklang an die 20 Grad. Die Bergbahnen Hocheck in Oberaudorf gehen einen neuen Weg: Am Freitag startete der Betrieb auf einer Mattenpiste.

Just als die ersten Gäste, darunter Kinder der Skischule Top on Snow, ihre Bögen probieren, fängt es an zu schneien. Am Samstag soll die echte Piste endlich öffnen. Als vollwertigen Ersatz sind die Matten aber auch nicht gedacht. «Es ist eine Abrundung, eine Ergänzung», sagt Hannes Rechenauer, Geschäftsführer der Bergbahnen. Mehrere Medien hatten über die Hocheck-Piste berichtet.

Auf den ersten Blick ist ein Mittelding aus Kunstrasen und Fußabstreifer, auf dem die Kinder und ein paar erwachsene Skifans bergab gleiten. Rund 80.000 Euro haben die etwa 800 Quadratmeter Piste gekostet – gemessen an den unendlichen Hängen der Schweiz, Österreichs oder Frankreichs ein kleiner Klecks in der Landschaft.

«Ich bin skeptisch hergefahren», sagt Skischulleiter Rupert Nagl. Aber nach dem Test: «Vom Skigefühl ist es Schnee sehr ähnlich». Für Anfänger sei das eine sehr gute Möglichkeit zum Üben. «Skierlebnis, Wintersport ist das natürlich nicht.» Die kleine Veronika hat mit ihren Freunden Spaß, aber: «Ich find’s bei normalem Schnee schöner.»

Kurze Anfahrt schont das Klima

Die Hoffnung von Bergbahn-Chef Rechenauer: Dass mit den Matten schon im Oktober Skikurse starten und «Anfänger und Wiedereinsteiger die ersten Schwünge probieren können. Sie müssen dann nicht auf Gletscher ausweichen». Kürzere Anfahrt – gut fürs Klima.

Umweltschützer sind dennoch nicht begeistert. Sie verweisen auf eine energieintensive Herstellung, Mikroplastikabrieb und Schäden für schützenswerte Wiesen. «Auch Matten bringen ökologische Probleme mit sich», sagt Martin Geilhufe vom Bund Naturschutz in Bayern. Ein Landwirt, der eine nahe Alm bewirtschaftet, findet: Ein Event sei das, gut für die Region. Aber mit Blick aufs Mikroplastik: «Ich krieg nicht mal mehr einen Plastikstrohhalm für die Kinder her.» Die Hersteller verweisen auf Unterlagen, die den Abrieb aufnehmen sollen.

Im Skispringen werden seit Jahrzehnten Matten verwendet, 2022 erstmals im Weltcup. Die Kopenhagener ziehen Schwünge auf einer Müllverbrennungsanlage. Auch in anderen Ländern und in Deutschland gibt es ein paar meist kleine Textilpisten. Der britische Rennläufer Dave Ryding fuhr als Kind nur auf Matten, ehe er mit zwölf Jahren erstmals auf Schnee startete. Vor einem Jahr feierte er in Kitzbühel den ersten Weltcup-Erfolg eines Briten bei den Alpinen überhaupt.

In Bayern noch kein Thema

Im Ski-Land Bayern ist man eher zurückhalten. Bei der Bayerischen Zugspitzbahn heißt es, man habe «bis dato noch nie über Matten nachgedacht. «Wir sehen das nicht als Alternative zum Schnee.» Auch der Verband Deutscher Seilbahnen sieht keinen Trend. «Das eigentliche Wintergeschäft ist das Skifahren auf Schnee, draußen in der Natur, an der frischen Luft und vor einem Bergpanorama.» Nun gebe es Neuschnee, man blicke zuversichtlich auf die weitere Saison.

Hersteller berichten allerdings gerade in dieser Saison über steigende Nachfrage nach dem wärmeresistenten Schnee-Ersatz. «Unser Lager ist leer. Es geht täglich noch Ware raus», sagt Jens Reindl, Geschäftsführer der Chemnitzer Firma Mr. Snow, die ihr teils aus Baumwolle bestehendes Produkt «textilen Schnee» nennt. Zu Reindls Kunden zählen Skischulen und -clubs in Sachsen, im Sauerland, im Kleinwalsertal und im Bayerischen Wald. Weiß und Grün sind die Teppiche – je nachdem, ob sie im Sommer liegen bleiben sollen.

Das Oberaudorfer Unternehmen Skitrax World sieht einen internationalen Zukunftsmarkt. «Wir haben Projekte in der Realisierung für neue Mattenskipisten in der Größe von 1000 bis 8000 Quadratmeter und mehr», sagt Geschäftsführer Wolfgang Schmidt.

Mit Saudi-Arabien im Gespräch

Man sei im Kontakt mit einer arabischen Investmentgesellschaft für Matten-Pisten in Saudi-Arabien im Skigebiet Trojena, das dann ganzjährig genutzt werden könne, sagt Schmidt. Vor allem arabischen Staaten und viele Länder Asiens seien interessiert. Angesichts des schlechten Winters in den Alpen rechne er auch mit weiteren Aufträgen aus europäischen Skigebieten. Es gebe eine professionelle Alternative für der schneelose Zeit – «aber sie ist noch nicht salonfähig».

In Willingen im Sauerland rutschen bei der Skischule Upland Kinder bei Schneemangel seit acht Jahren auf Textilschnee bergab. «Man hat immer weniger Schnee und es ist oft nicht kalt genug – aber ich habe immer durchgehend meine Skischule aufmachen können», sagt die Inhaberin. «Ich finde die Matten sehr gut.»

Einig sind sich die meisten: Das Wintererlebnis in tief verschneiter Landschaft können die Matten nicht ersetzen. So hoffen Wintersportler und Liftbetreiber auf den Schnee, der nun endlich kommen soll.

Weiterlesen

Tui startet neue Hotelportale

Stockholm (dpa) – Tui hat für Kunden in Schweden ein Portal zur direkten Buchung von Hotels und anderen Unterkünften gestartet – der Verkauf solcher Einzelangebote soll auf weitere Länder ausgedehnt werden. Dies ist Teil der Strategie, klassische Pauschalreise-Pakete durch flexible, individuell kombinierbare Bestandteile zu ergänzen. Vorstandschef Sebastian Ebel und Tui-Nordeuropa-Managerin Jessica Enbacka stellten die Pläne am Freitag in Stockholm vor.

Der Konzern will mit dem Konzept «Accommodation only» (nur Unterkunft) einen größeren Teil vom wachsenden Markt der Solo-Buchungen abbekommen. Dabei geht es zunächst um die Vermittlung reiner Unterkünfte. Bisher sind hier vor allem Anbieter wie Booking.com und Expedia oder auch Vergleichsportale wie Trivago stark. Skandinavien macht für Tui den Anfang. Das erste eigene digitale Hotelportal in Schweden läuft seit Mitte Dezember. «Im Februar rollen wir das in Norwegen, Dänemark und Finnland aus», kündigte Enbacka an. Ebel sagte, im Laufe des Jahres kämen andere Märkte hinzu. Weiterlesen

Tourismus in Europa nähert sich dem Vor-Pandemie-Niveau

Berlin (dpa) – Die europäische Tourismusbranche hat sich im vergangenen Jahr kräftig von der Pandemie erholt. Im Vergleich zum Vorjahr dürfte die Zahl der Übernachtungen in der Europäischen Union um 48 Prozent auf 2,72 Milliarden gestiegen sein, wie die Statistikbehörde Eurostat am Mittwoch auf Basis einer Schätzung mitteilte. Damit lag die Zahl der Übernachtungen nur noch knapp sechs Prozent unter dem Niveau von 2019. Weiterlesen

Tanz der Teufel auf Mallorca

Palma (dpa) – Auf Mallorca sind die Teufel los. Kostümierte Einwohner ziehen derzeit durch die Straßen der spanischen Urlaubsinsel. Nicht Karneval ist der Grund, sondern die Feierlichkeiten zu Ehren des Heiligen Antonius.

«Sant Antoni» wurde am Dienstag begangen. Bereits am Montagabend strömten Hunderte Menschen zum sogenannten Dimonis-Tanz. Erstmals seit einer zweijährigen Corona-Zwangspause wurde wieder ausgelassen gefeiert. Weiterlesen

Deutschland-Tourismus unter Vorkrisenniveau

Wiesbaden (dpa) – Der Deutschland-Tourismus hat im November 2022 trotz kräftiger Zuwächse das Niveau vor der Corona-Krise nicht erreicht. Hotels, Pensionen und andere Beherbergungsbetriebe verbuchten 29,8 Millionen Übernachtungen in- und ausländischer Gäste, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte. Weiterlesen

«Cannabis-Guide»: Wie Thailand zum Kifferparadies wurde

Von Carola Frentzen, dpa

Bangkok (dpa) – Auf einem schicken Metalltresen stehen ein halbes Dutzend Sorten Gras sorgfältig angeordnet. Die Marihuana-Varietäten haben so vielversprechende Namen wie «Painkiller», «Gorilla Burger» oder «Mango Sunset Haze». Ob Einheimische, Touristen oder Expats, die in Thailand leben – die Begeisterung für die Cannabis-Läden, die seit einem halben Jahr landesweit wie Pilze aus dem Boden geschossen sind, kennt keine Grenzen. «Alle unsere Produkte werden lokal in Thailand angebaut, was der Wirtschaft wirklich zugutekommt», sagt ein Verkäufer im stilvollen Shop «The Dispensary» in Bangkok.

Seit die Regierung im vergangenen Juni überraschend Cannabis legalisiert hat, ist das alte Siam das neue Mekka für Marihuana-Fans aus aller Welt. Die Namen der unzähligen Shops sind Programm: «Cannabangka», «Cannabis Twins», «The Chillax», «Ministry of High» und «Fat Buds Weed Shop», um nur einige zu nennen. Die Palette reicht von eher zwielichtigen Etablissements bis hin zu edlen Fachgeschäften. Auch die neuen Pop-up-Trucks mit Pot sind populär.

Thailand ist das erste Land in Asien, in dem Cannabis verkauft werden darf. Während zuvor jeder, der in Thailand an einem Joint zog, eine Gefängnisstrafe riskierte, darf nun frei gekifft werden. In anderen Ländern wie Indonesien, Malaysia oder Singapur kann der Besitz von Gras hingegen zu langer Haft oder sogar zur Todesstrafe führen.

Einzigartiges Thailand

«Die gegenwärtige Gesetzeslage hilft dem Tourismus, der sich nach der Corona-Pandemie nur langsam erholt», sagt der Deutsche Thomas, der vor 20 Jahren nach Bangkok ausgewandert ist. Die plötzliche Öffnung zeige, wie einzigartig Thailand sei. «In Europa wird seit Jahrzehnten über Cannabis debattiert, während sich hier die Gesetzeslage über Nacht ändern kann – in diesem Fall im positiven Sinne.»

Da die Regeln immer wieder angepasst werden und ein entsprechendes Gesetz im Parlament noch immer kontrovers debattiert wird, hat das Gesundheitsministerium jetzt einen Cannabis-Guide herausgegeben. Der Leitfaden trägt den Titel «Zehn Dinge, die Touristen über Cannabis in Thailand wissen müssen». Die Tourismus-Büros der einzelnen Provinzen wurden angewiesen, ihn zu verteilen. Das Handbuch soll Urlaubern helfen, sich in der Szene zurechtzufinden – und zu verstehen, was erlaubt und was weiter illegal ist.

Die vielleicht wichtigste Regel besagt, dass Cannabis-Produkte nicht von Personen unter 20 Jahren konsumiert werden dürfen. In Deutschland geben Experten zu bedenken, dass gerade jungen Menschen durch den regelmäßigen Konsum erhebliche gesundheitliche Gefahren drohten. Verboten sind die Produkte auch für schwangere oder stillende Frauen – außer, sie werden von medizinischem Fachpersonal betreut. Und der Transport von Samen oder Teilen der Cannabispflanze nach oder aus Thailand zum persönlichen Gebrauch ist nicht gestattet.

Das Geschäft brummt

«Solange das Marihuana im Land bleibt, können die Kunden aber im Grunde so viel davon kaufen, wie sie mögen», sagt André, der russisch-kanadische Geschäftsinhaber von «Cannabis Kingdom». Der Laden im zentralen Stadtteil Silom hat erst vor wenigen Tagen seine Pforten geöffnet und ist eine Mischung aus Ganja-Shop und Café. Seither brummt das Geschäft. «Koreaner, Japaner, Russen und Deutsche, aber auch viele Thais sind schon gekommen, erfahrene Konsumenten ebenso wie absolute Neulinge», erzählt André.

Den Joint direkt vor Ort zu rauchen, ist aber nicht erlaubt – auch das steht im Leitfaden der Regierung. «Das Rauchen von Cannabis an öffentlichen Orten, einschließlich Schulen und Einkaufszentren, ist illegal», heißt es. Viele Ladenbesitzer haben deshalb in der Nähe private Raucherecken eingerichtet.

Der Architekt hinter der Entkriminalisierung von Cannabis ist Anutin Charnvirakul, Thailands Minister für öffentliche Gesundheit. Die Regierung hatte im vergangenen Jahr sogar eine Million Hanfpflanzen an Privathaushalte verschenkt, um die Produktion anzukurbeln – und so der pandemiegeschwächten Wirtschaft zu helfen. Offiziell wurde Cannabis zwar nur für den medizinischen und industriellen Gebrauch freigegeben – aber da es von der Liste illegaler Drogen gestrichen wurde, ist auch der Freizeitkonsum nicht mehr verboten.

Aber bis die Legalisierung nicht vom Parlament endgültig per Gesetz verankert wird, weht mit dem Marihuana-Qualm weiter Besorgnis durch die laue Tropenluft. Die meisten Shop-Besitzer glauben allerdings nicht, dass es noch einmal zu einem kompletten Verbot kommen wird – dafür seien die wirtschaftlichen Vorteile zu groß. Auswanderer Thomas sagt: «Natürlich gibt es konservative Stimmen, die laut darauf pochen, den Konsum von Cannabis wieder illegal zu machen.» Das habe aber wohl mehr mit Politik zu tun als mit Moral oder Gesundheit.

In einem Leitartikel der «Bangkok Post» hieß es zuletzt, es sei unmöglich, die Zeit zurückzudrehen und Marihuana-Konsum wieder mit Haftstrafen zu ahnden. Das sei schlicht realitätsfern. «Der Konsum von Cannabis muss nur richtig reguliert werden – insbesondere um zu verhindern, dass es in die falschen Hände gerät.»

Bali: Deutscher und Österreicher im Meer vermisst

Denpasar (dpa) – Einsatzkräfte auf der indonesischen Urlaubsinsel Bali suchen nach zwei im Meer verschollenen Touristen aus Deutschland und Österreich.

Die Männer seien am Dienstag bei hohem Wellengang an der Diamond Beach in Nusa Penida von der Strömung mitgerissen worden, als sie versucht hätten, einen anderen in Not geratenen Urlauber zu retten, sagte der Chef der örtlichen Rettungsdienste, Chakra Negara, der Deutschen Presse-Agentur. Während dieser überlebt habe, fehle von den anderen beiden Touristen jede Spur. Weiterlesen

Reisesommer 2023: «Der Trend geht zu Vollkasko fürs Budget»

Von Friederike Marx und Christian Ebner, dpa

Frankfurt/Main (dpa) – Die Reisebranche geht trotz Inflation und Konjunkturschwäche optimistisch ins Tourismusjahr 2022/2023. Der Deutsche Tourismusverband spricht von guten Gründen für Zuversicht. Reiseveranstalter sehen sich auf dem Weg, das Niveau der Vor-Corona-Zeit zu übertreffen. Gefragt ist bei Sonnenhungrigen all-inclusive.

«Der Trend geht zu Vollkasko fürs Budget», berichtet der Tui-Deutschland-Chef Stefan Baumert. Die Zeiten für Schnäppchenjäger dürften dagegen härter werden. Auch bei selbstgebuchten Flügen könnten Billigangebote für längere Zeit der Vergangenheit angehören.

Moderate Preissteigerungen erwartet

«Wenn nach Abzug der gestiegenen Lebenshaltungskosten noch Geld im Portemonnaie ist, werden die Deutschen auch im kommenden Jahr reisen», zeigt sich Norbert Fiebig, Präsident des Reiseverbandes DRV, zuversichtlich. «Aber sie werden voraussichtlich verstärkt preissensibel agieren und ihre Reiseziele entsprechend auswählen.»

Fiebig rechnet mit insgesamt vergleichsweise moderaten Preissteigerung. «Der starke Wettbewerb unter den Reiseveranstaltern und den Zielgebieten wird auch weiterhin dafür sorgen, dass es viele preisattraktive Angebote geben wird.» Reiseveranstalter profitieren auch davon, dass sie Hotel- und Flugkapazitäten mit deutlichem zeitlichen Vorlauf einkaufen, also zu teilweise günstigeren Preisen.

Nachträgliche Preiserhöhungen für gebuchte Reisen schließen Veranstalter in der Regel aus. «Die Menschen wollen Planungssicherheit. Deshalb erlebt die Pauschalreise derzeit auch eine Renaissance», sagt Ingo Burmester, Zentraleuropa-Chef von DER Touristik. Er ist zuversichtlich, dass Dertour und die Marken ITS und Meiers Weltreisen das Umsatzniveau vor der Corona-Krise im Reisejahr 2022/2023 deutlich überschreiten. Die FTI Group erreichte bei den Buchungen nach eigenen Angaben Mitte Dezember fast das Umsatzniveau des Vergleichszeitraumes vor Corona. Der Spezialanbieter Chamäleon Reisen legt wegen starker Nachfrage teilweise Zusatztermine auf.

Frühbucherrabatte oder Last-Minute-Reisen?

Schnäppchenjäger dürften es schwerer haben. «Das Last-Minute-Angebot der Airlines an uns ist geringer geworden», berichtet Burmester. «Heute ist es aus meiner Sicht günstiger, Frühbucherrabatte mitzunehmen, statt auf Last Minute zu setzen.» Viele Veranstalter werben mit Frühbucherrabatten und Flextarifen, die gegen eine Gebühr die kostenfreie Umbuchung oder Stornierung bis etwa zwei Wochen vor der Abreise ermöglichen.

Nach Erfahrungen von Branchenprimus Tui Deutschland sind All-Inclusive-Angebote für den Sommerurlaub gefragt wie nie. Ein Grund sei die wirtschaftliche Lage. Wer fürs Essen und Getränke nicht extra zahlen muss, hat mehr Kontrolle über die Kosten.

Ein weiterer Trend in Zeiten gestiegener Teuerung: Urlauber dürften zunächst kurzfristig buchen, «weil sei erst einmal abwarten, wie sich Inflation und Energiekosten finanziell auswirken», sagt der Geschäftsführer des Deutschen Tourismusverbandes, Norbert Kunz. Er sieht dennoch gute Gründe für Optimismus, nachdem die Übernachtungszahlen zwischen Rügen und Garmisch-Partenkirchen zuletzt das Vor-Corona-Niveau nahezu erreichten.

Fluggesellschaften verdienen wieder Geld

Bei selbstgebuchten Flügen dürften Billigangebote vorerst vorbei sein, wie unter anderem eine Untersuchung der Kreditkartengesellschaft American Express zeigt. Vor allem in Asien und Australien sehen die Geschäftsreise-Experten hohe Preissteigerungen, die sich aus fehlenden Kapazitäten, steigenden Kosten für Personal und Kerosin sowie Wechselkursschwankungen ergeben könnten.

Ein Grund für vergleichsweise hohe Ticketpreise in Mitteleuropa ist die starke Position des Lufthansa-Konzerns in seinen Kernmärkten. Preisbrecher wie die irische Ryanair, die bereits im vergangenen Jahr wieder mehr Passagiere als vor der Pandemie flog, weiten ihr Angebot lieber in anderen europäischen Märkten aus. Schon 2022 ist der deutsche Luftverkehrsmarkt langsamer gewachsen als fast überall in Europa. Nach Einschätzung des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft wird das auch 2023 so bleiben.

Gerade im Verkehr von und nach Nordamerika können die Lufthansa und andere Gesellschaften gerade Höchstpreise verlangen, denn für US-Bürger sind Flüge nach Europa wegen des stärkeren Dollars derzeit Schnäppchen. Flugzeuge und Piloten sind dabei knapp, was das Angebot kleinhält.

Übernahmejagd auf kleinere Unternehmen

Der Branchenverband Iata erwartet für die europäischen Fluggesellschaften im Jahr 2023 Passagierzahlen von knapp 90 Prozent des Vorkrisenniveaus. Nach einem Branchenverlust von rund 3,1 Milliarden Dollar in diesem Jahr soll es im kommenden mit einem Plus von 621 Millionen Dollar zurück in die Gewinnzone gehen.

Da bereits im vergangenen Sommer das System mächtig knirschte, ist auch im kommenden Jahr mit Problemen bei der Abfertigung der Passagiere und ihres Gepäcks sowie im Flugbetrieb zu rechnen. Die Airlines sehen insbesondere bei der Flugsicherung Potenzial für Verbesserungen, wenngleich der Luftraum über Europa wegen des Ukraine-Kriegs eingeschränkt bleiben wird. Auch die Flughäfen hatten große Probleme, ihre Mannschaften wieder aufzufüllen, die sie während der Pandemie ausgedünnt hatten.

Der Lufthansa-Konzern erwartet mit seinem starken Wartungs- und Frachtgeschäft bereits in diesem Jahr einen operativen Gewinn von mehr als 1,5 Milliarden Euro. Da auch die großen Konkurrenten Air France-KLM und die British-Airways-Mutter IAG wieder gute Geschäfte machen, hat die Übernahmejagd auf kleinere Unternehmen eingesetzt. Beispiele sind die portugiesische Tap und die Alitalia-Nachfolgerin Ita.

Weiterlesen

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen