Mehr als 420 Missbrauchsfälle im Ruhrbistum gemeldet

Essen (dpa) – Im Ruhrbistum sind bislang 423 Fälle von sexuellem Missbrauch vor allem durch Priester und Ordensleute gemeldet worden. Die Zahl liegt damit deutlich höher als bisher bekannt. Das teilte das Bistum bei der Vorstellung einer unabhängigen Studie des Münchner Instituts IPP zum Missbrauch im Ruhrbistum mit.

Das Bistum spricht von 201 Beschuldigten bis zum Februar 2023 – überwiegend handelt es sich um Priester aus dem Ruhrbistum und anderen Bistümern sowie um Diakone und Ordensleute verschiedener Geschlechter.

Täterkarrieren hätten sich teils über mehrere Jahrzehnte gezogen, sagte die Leiterin des IPP-Forschungsteams, Helga Dill, in Essen. 53 Anzeigen seien erstattet worden, 33 Verurteilungen nach Kirchen- oder Strafrecht wurden registriert. 163 Betroffene hätten bereits Anträge auf Anerkennungszahlungen für ihr Leid gestellt, knapp 2,6 Millionen Euro seien ausgezahlt worden. Weiterlesen

Schlag gegen Darknet-Foren mit Kindesmissbrauch

Frankfurt/Wiesbaden (dpa) – Ermittlern ist ein Schlag gegen Internetforen im Darknet mit Darstellungen des sexuellen Missbrauchs von Kindern geglückt. Dies bestätigte ein Sprecher der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität in Hessen. Weiterlesen

Cosby in Zivilklage wegen sexuellen Missbrauchs vor Gericht

Los Angeles (dpa) – Der US-Komiker und Schauspieler Bill Cosby (84) steht erneut wegen Vorwürfen sexuellen Missbrauchs vor Gericht. Der Zivilprozess wurde im kalifornischen Santa Monica eröffnet.

Eine heute 64 Jahre alte Klägerin wirft Cosby vor, er habe sie 1975, als sie 16 Jahre alt war, in der Playboy-Mansion in Los Angeles missbraucht.

Der Anwalt der Klägerin sagte zum Auftakt des Verfahrens, dass weitere zwei Frauen aussagen werden, damals als Teenager von Cosby missbraucht worden zu sein, wie die Zeitschriften «Rolling Stone» und «Los Angeles Times» berichteten. Cosbys Anwälte haben die Vorwürfe der Klägerin zurückgewiesen. Sie rechnen damit, dass Cosby «vollständig entlastet» werde, zitierte die «New York Times» aus einer Mitteilung seines Sprechers. Weiterlesen

Vatikan billigt Woelkis Finanzierung von Gutachten und PR

Köln (dpa) – Der Vatikan hat dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki in einer umstrittenen Finanzfrage volle Rückendeckung gegeben. Es ging um die Finanzierung zweier Gutachten zum Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs und um eine externe PR-Beratung.

Die Kosten beliefen sich insgesamt auf 2,8 Millionen Euro, wovon 820.000 auf die PR-Beratung entfielen. Woelki hatte das Geld einem Sondervermögen entnommen, das sich nicht aus Kirchensteuermitteln speist. Aus diesem Fonds kommen auch die Gelder, die das Erzbistum Köln an Opfer sexuellen Missbrauchs ausbezahlt. Weiterlesen

Erzbistum Köln bezahlt hohe Spielschulden von Priester

Köln (dpa) – Die Tilgung der Schulden eines Priesters in Höhe von knapp 500.000 Euro durch das Erzbistum Köln stößt in Teilen der Kirche auf scharfe Kritik.

Das Geld für die Schuldentilgung stamme aus dem gleichen kirchlichen Sondervermögen, aus dem im Erzbistum auch die Opfer sexuellen Missbrauchs entschädigt würden, sagte der Sprecher des Betroffenenbeirats der Deutschen Bischofskonferenz, Johannes Norpoth, dem «Kölnder Stadt-Anzeiger». Doch zeige sich das Erzbistum bei ihnen deutlich weniger großzügig.

Opfer sexualisierter Gewalt in der Kirche kämpften seit Jahren für eine wirkliche Anerkennung ihres Leids, sagte Norpoth. 60 Prozent der Antragsstellenden erhielten weniger als 20.000 Euro. Weiterlesen

Weihbischof bekennt Schuld der Kirche bei Missbrauch

Bußgottesdienst
Von Petra Albers, dpa

Köln (dpa) – Für die Opfer brennen Kerzen vor dem Kreuz: In einem Bußgottesdienst im Kölner Dom hat der Apostolische Administrator Rolf Steinhäuser das Versagen der katholischen Kirche beim sexuellen Missbrauch durch Geistliche bekannt.

«Von Priestern und weiteren kirchlichen Mitarbeitern unseres Bistums ist eine große Zahl von Verbrechen sexualisierter Gewalt an Schutzbefohlenen verübt worden», sagte der Weihbischof am Donnerstag. Als derzeitiger Leiter des Erzbistums sei er «Chef der Täterorganisation Erzbistum Köln». Steinhäuser vertritt Kardinal Rainer Maria Woelki, der sich in einer mehrmonatigen Auszeit befindet.

Das Erzbistum steckt in einer Krise, seit Woelki 2020 entschieden hatte, ein Gutachten zum Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Missbrauchsvorwürfen vorerst nicht zu veröffentlichen. Daraufhin hatte Papst Franziskus die Situation im Erzbistum von zwei Bevollmächtigten untersuchen lassen und war im September zu dem Schluss gekommen, dass Woelki zwar «schwere Fehler» in der Kommunikation begangen habe, aber im Amt bleiben dürfe. Weiterlesen

Innere Apokalypse» – Missbrauch in der evangelischen Kirche

Aufarbeitung sexueller Gewalt
Von Britta Schultejans, dpa

München (dpa) – Horst Eschment nennt es heute noch seine «innere Apokalypse»: Im Kindergartenalter sei er von einem Gemeindepastor sexuell missbraucht worden.

Er spricht von «Steinen von Schmerz, Angst, Scham und Schuld» und will heute «denen eine Stimme geben, die schweigend waren».

Eschment ist einer von drei sogenannten Co-Forschern, die als selbst Betroffene mitarbeiten an einer Studie zum sexuellen Missbrauch in der evangelischen Kirche.

Detlev Zander ist ein zweiter. Er ruft bei der Vorstellung der von der evangelischen Kirche finanzierten Studie am Donnerstag in München eindringlich dazu auf, dass weitere Betroffene sich melden – damit endlich klar wird: «Was ist wann, wie, wo passiert?» Dass er als Betroffener an der Studie mitarbeite, sei «ein Meilenstein», die Studie «nützlich, um (…) klar zu machen, dass es sexuelle Gewalt in der evangelischen Kirche und der Diakonie gegeben hat».

Er ruft auch andere Betroffene auf, sich zu melden. Denn er habe «Angst, dass, wenn sich wenig Betroffenen melden, dass die EKD dann immer sagen könnte: Wir haben ja gar nicht so viele». Er betont: Schweigen stärke die Macht der Täter und Täterinnen. Weiterlesen

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