Verbraucher entlastet: Startschuss für Energiepreisbremsen

Von Andreas Hoenig, dpa

Berlin (dpa) – Die Rechnungen für Millionen von Gas- und Stromkunden werden günstiger. Seit Mitternacht greifen die milliardenschweren staatlichen Preisbremsen zur Dämpfung der drastisch gestiegenen Energiekosten. Die Abschlagszahlungen verringern sich. Rückwirkend gibt es auch eine Entlastung für Januar und Februar. Das Bundeswirtschaftsministerium spricht von einer «Art Versicherung gegen allzu hohe Energiepreise».

Warum kommen die Preisbremsen?

Die Bundesregierung hatte die Deckel im vergangenen Herbst angesichts der gestiegenen Energiepreise beschlossen – eine zuvor heftig umstrittene Gasumlage, die alle Gaskunden bezahlt hätten, war damit vom Tisch. Die Preisbremsen werden aus einem bis zu 200 Milliarden Euro schweren «Abwehrschirm» des Bundes bezahlt, das ist ein über Schulden finanzierter Sondertopf. Wieviel die Bremsen am Ende kosten, hängt von der Entwicklung der Energiepreise ab. Zum Teil gibt es eine Gegenfinanzierung, weil krisenbedingte «Überschusserlöse» bei Stromerzeugern abgeschöpft werden.

Zwar sind die Großhandelspreise an den Märkten zuletzt wieder deutlich gesunken. Das Instrumente der Gas- und Strompreisbremse seien aber weiter wichtig, um die Preise zu stabilisieren, erklärte das Bundeswirtschaftsministerium. Entwicklungen bei den Großhandelspreisen kämen immer erst nachgelagert beim Endkunden an.

Für Kritik sorgte, dass viele Versorger ihre Preise in den vergangenen Wochen und Monaten erhöht haben. Die Energiebranche verwies auf höhere Beschaffungskosten. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) wehrt sich gegen «pauschale Verdachtsäußerungen».

Beim Stadtwerkeverband VKU heißt es, die Energiepreise seien zwar im Großhandel gesunken, aber das aktuelle Preisniveau sei im Vergleich zum Vorkrisenniveau immer noch mindestens doppelt so hoch. Die Behörden hätten ausreichend Befugnisse, um missbräuchliches Verhalten zu untersuchen und zu ahnden.

Karsten Neuhoff, Leiter der Abteilung Klimapolitik im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin, sagte: «Die meisten Gasversorger haben das Gas bereits letztes Jahr – zu den damals noch viel höheren Preisen – eingekauft oder sie haben Langfristverträge, zum Beispiel mit Norwegen, die meist auf Preise des Vorjahres indexiert sind.» Diese spiegele sich in den Tarifen für Gaskunden.

Wie funktionieren die Energiepreisbremsen?

Für industrielle Großverbraucher gelten die Deckel schon. Für private Haushalte, kleine und mittlere Unternehmen wird der Gaspreis von Anfang März an auf 12 Cent brutto pro Kilowattstunde begrenzt werden. Das gilt für 80 Prozent des im September prognostizierten Jahresverbrauchs. Wer also mehr als 12 Cent zahlt, für den sinken die monatlichen Abschläge.

Für jede über die 80 Prozent hinausgehende Kilowattstunde müssen Kunden den festgelegten Arbeitspreis des jeweiligen Tarifs zahlen. Das soll einen Anreiz geben zum Energiesparen: Je weniger Gas man nutzt, desto geringer ist der Verbrauch, der über der Preisbremse liegt – und desto weniger zahlt man. Die Botschaft ist auch: Die Energiekrise ist noch nicht vorbei.

Der Strompreis für private Verbraucher sowie kleine und mittlere Firmen wird bei 40 Cent pro Kilowattstunde brutto begrenzt. Auch hier gilt dies für einen Bedarf von 80 Prozent des prognostizierten Verbrauchs.

Die Preisbremsen laufen nach derzeitigen Regelungen am 31. Dezember 2023 aus. Eine Verlängerung maximal bis zum 30. April 2024 ist im Gesetz angelegt, hängt aber nach Angaben des Wirtschaftsministeriums von europäischen Vorgaben ab.

Was bedeutet das für die Verbraucher?

Verbraucher müssten sich um nichts kümmern, heißt es zum Beispiel bei Vattenfall oder Eon. Die Abschlagszahlung wird entsprechend verringert, die Kunden werden informiert. Mieter sollen die Entlastung in der Regel über die Heizkostenabrechnung erhalten, die dann im kommenden Jahr kommt.

VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing sagte, alle Unternehmen arbeiteten seit Monaten gemeinsam mit ihren IT-Dienstleistern mit Hochdruck an einer fristgerechten Umsetzung der Preisbremsen. Viele Kundinnen und Kunden hätten von ihren Energieversorgern bereits Informationsschreiben mit detaillierten Angaben zu Entlastungen erhalten. «Selbst wenn es zu ungewollten Verzögerungen bei der Umsetzung der Energiepreisbremsen kommen sollte: Alle Verbraucherinnen und Verbraucher werden ihre Entlastungen bekommen.»

BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae sagte, die Gesetze zu den Energiepreisbremsen seien so komplex geraten, dass ihre praktische Umsetzung eine «Mammut-Aufgabe» sei. IT-Systeme für über 40 Millionen Haushalte sowie für tausende Firmen müssten umgestellt werden. Die Umsetzung der Entlastungen über die Energieversorger sei ein absolutes Novum.

Die Energiebranche habe in einer Ausnahmesituation die Abwicklung der Entlastungen zugewiesen bekommen – weil der Staat derzeit keine rechtssichere und praktikable Grundlage habe, mit denen er solche Preisbremsen oder finanziellen Hilfen direkt an die Bürger auszahlen kann. Das müsse sich schleunigst ändern.

Wie hoch ist die Entlastung?

Wie hoch die Entlastung ausfällt, richtet sich nach dem jeweiligen Verbrauch und Tarif. Bei viele Versorgern gibt es im Internet Entlastungsrechner, mit denen die individuelle Entlastung ausgerechnet werden kann. Nach Berechnungen des Vergleichsportals Verivox wird eine Familie, die im örtlichen Grundversorgungstarif ist, im Bundesdurchschnitt um rund 718 Euro bei Gas und um rund 216 Euro bei Strom entlastet – bei einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden Gas und 4000 Kilowattstunden Strom.

Der bundesweite Neukundenpreis liege bei 35,9 Cent/kWh beim Strom und 11,2 Cent beim Gas. Haushalte könnten durch einen Wechsel in einen günstigen Tarif die Preisbremsen unnötig machen. Das sei aber nicht immer möglich, so Verivox-Energieexperte Thorsten Storck. «Wer beispielsweise im vergangenen Jahr einen Vertrag zu hohen Preisen mit längerer Laufzeit abgeschlossen hat, muss erst das Ende der Vertragslaufzeit abwarten. Daher sind die Preisbremsen immer noch wichtig.»

Die Energiepreise entwickelten sich für Verbraucherinnen und Verbraucher derzeit positiv, sagte der Energieexperte des Vergleichsportals Check24, Steffen Suttner. Erwartet werde, dass die Preise für Neukunden in den kommenden Wochen weiter sinken. «Dann werden auch die Preisbremsen weniger gebraucht.» Die Entwicklung bleibe allerdings abhängig von den weltpolitischen Ereignissen sowie den Füllständen der Gasspeicher.

Was ist mit Öl und Pellets?

Der Bund hat auch eine Härtefallregel angekündigt für private Verbraucher, die andere Heizmittel verwenden, also etwa Öl oder Pellets – Voraussetzung sind massive Preissprünge. Seit Wochen aber verhandeln Bund und Länder über die Einzelheiten. Der Bund will bis zu 1,8 Milliarden Euro zur Verfügung stellen, die Länder sollen sich um die Anträge und Auszahlung kümmern.

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Ifo: Weniger Firmen wollen Preise erhöhen

München (dpa) – In der deutschen Wirtschaft geht die Welle der Preiserhöhungen weiter zurück. Laut der monatlichen deutschlandweiten Unternehmensumfrage des Ifo-Instituts wollen in den nächsten drei Monaten deutlich weniger Firmen ihre Preise erhöhen als zuletzt im Februar. Der Index der Preiserwartungen ist im Februar zum fünften Mal in Folge auf nunmehr 29,1 Punkte gesunken, wie die Münchner Wirtschaftsforscher am Mittwoch mitteilten.

Die schlechte Nachricht für Verbraucher: Nach wie vor planen sehr viele Einzelhändler Preiserhöhungen. Im Bereich Lebensmittel und Getränke etwa sind es laut Ifo-Umfrage nach wie vor mehr als drei Viertel (77,2 Saldopunkte). Auch die Mehrheit der Reiseveranstalter (63,2) oder der Gastronomen (52,7) wollen ihre Dienstleistungen demnach weiter verteuern, auch wenn der Index in den beiden Branchen ebenfalls gesunken ist. Weiterlesen

Reallöhne im vergangenen Jahr erneut gesunken

Wiesbaden (dpa) – Die Reallöhne der Arbeitnehmer in Deutschland sind 2022 das dritte Mal in Folge gesunken. Grund ist der von Energie und Lebensmitteln getriebene Anstieg der Verbraucherpreise von 6,9 Prozent. Damit konnten die um 3,5 Prozent gestiegenen Nominallöhne nicht mithalten, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch berichtete. Die Reallöhne sanken in der Folge um 3,1 Prozent. Die Menschen hatten weniger Kaufkraft. Weiterlesen

Inflationsdaten – Warum die Berechnung wichtig ist

Von Friederike Marx, dpa

Wiesbaden (dpa) – Seit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine hat sich das Leben in Deutschland enorm verteuert, angeschoben von hohen Energie- und Nahrungsmittelpreisen. Wie sich die Inflation im Februar entwickelt hat, gibt das Statistische Bundesamt am Mittwochnachmittag in einer ersten Schätzung bekannt. Im vergangenen Jahr lag der Anstieg der Verbraucherpreise im Durchschnitt bei 6,9 Prozent. Zunächst hatten die Statistiker 7,9 Prozent errechnet – die höchste Rate in der Geschichte der Bundesrepublik. Was sind die Gründe für die Änderung und was sind die Folgen?

Wie wird die Inflationsrate berechnet?

Mitarbeiter der Statistischen Landesämter und deS Wiesbadener Bundesamtes notieren Monat für Monat bundesweit in Geschäften, was Obst und Gemüse, Bücher und Zeitschriften, Schuhe und Möbel kosten. Wie hoch ist die Wohnungsmiete, was kostet der Sprit an der Tankstelle? Tausende Einzelpreise von Waren und Dienstleistungen werden repräsentativ nach einem stets gleichen Schema erfasst. Ein Teil der Preise wird auch im Internet erhoben.

Welche Funktion hat der sogenannte Warenkorb?

Die Einzelpreise werden in rund 700 Güterarten zusammengefasst, die den sogenannten Warenkorb bilden. Auf dieser Grundlage berechnen die Statistiker die Entwicklung der Teuerung. Da Verbraucher nicht gleich viel beispielsweise für Kleidung wie für die Wohnungsmiete ausgeben, werden die einzelnen Posten unterschiedlich stark gewichtet. Der Posten Wohnen, zu dem vor allem insbesondere Mieten, Ausgaben für selbst genutztes Wohnen und Haushaltsenergie zählen, hat das mit Abstand größte Gewicht.

Warum wird der Warenkorb regelmäßig unter die Lupe genommen?

Das Statistische Bundesamt überprüft in der Regel alle fünf Jahre die Gewichtung und Zusammensetzung des Warenkorbes. Denn die Verbrauchs- und Einkaufsgewohnheiten der Menschen ändern sich. Auch die zunehmende Digitalisierung und der demografische Wandel schlagen sich dabei nieder. «So wird nun beispielsweise auch die Preisentwicklung von Smartwatches, Fitnesstrackern und ähnlichen Produkten, aber auch von Geh- und Alltagshilfen veröffentlicht», erläutert die Behörde.

Warum fällt die Inflation 2022 niedriger aus als berechnet?

Das liegt vereinfacht gesagt vor allem an der geänderten Gewichtung. Zwar hat der Bereich Wohnen weiterhin das größte Gewicht, es wurde allerdings verringert. Andere Bereiche bekamen mehr Gewicht. «Hatten Haushaltsenergie und Kraftstoffe bisher ein Gewicht von mehr als 10 Prozent, beträgt dieses nun nur noch knapp 7 1/2 Prozent», erläutert Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen. «Zwar ist gleichzeitig das Gewicht der Nahrungsmittel um zwei Prozentpunkte gestiegen. Aber deren Preise haben nicht so massiv zugelegt wie die Energiepreise.»

Auf welcher Grundlage wurde die Gewichtung verändert?

Außer den Ergebnissen von amtlichen Haushaltsbefragungen verwendete die Behörde bei der aktuellen Überarbeitung erstmals auch Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen, die weitere Datenquellen enthalten. Damit würden die Vorteile verschiedener Quellen genutzt, argumentierte die Behörde.

Welche Folgen habe steigende Verbraucherpreise?

Klettern die Preise auf breiter Front über einen längeren Zeitraum stark, können sich die Menschen immer weniger für ihr Geld leisten und büßen einen Teil der Ersparnisse ein. Manche Preise sind direkt an die Inflation gekoppelt, zum Beispiel Indexmieten. Welche Folgen die neu berechnete Inflationsrate in diesem Fall hat, dürfte vom Einzelfall abhängen. Nach Angaben des Hausbesitzerverbandes Haus & Grund wird häufig im Mietvertrag vereinbart, dass die Anpassung nicht jedes Jahr erfolgen muss. So werde zum Beispiel eine Erhöhung vereinbart, «wenn der Verbraucherpreisindex auf ein bestimmtes, vorab definiertes Niveau gestiegen ist».

Hat die Inflationsrate Folgen für Tarifverhandlungen?

«Wir sehen kurzfristig gar keinen Anpassungsbedarf», sagt ein Sprecher der Gewerkschaft Verdi. Bei den Tarifforderungen würden auch Prognosen berücksichtigt. Diese sagten eine deutlich hohe Inflation über die Laufzeit eines Tarifvertrages voraus. «Wir legen bei den Verhandlungen im öffentlichen Dienst zudem einen Fokus auf niedrigere und mittlere Einkommensgruppen, die besonders von der hohen Inflation betroffen sind.» Studien zufolge machen notwendige Ausgaben, zum Beispiel für Nahrung, Mieten und Energie, bei weniger Einkommensstarken tendenziell einen größeren Anteil ihres Budgets aus als bei finanzkräftigeren Privathaushalten. Verdi und der DBB Beamtenbund fordern aktuell für die Tarifbeschäftigten von Bund und Kommunen eine Steigerung der Einkommen von 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro pro Monat bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.

Was bedeutet die Änderung für die Zinspolitik der EZB?

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat bei ihren Zinsentscheidungen die Inflation im gesamten Euroraum im Blick. Die Teuerung liegt dort seit Monaten deutlich über der mittelfristigen Zielmarke der EZB von zwei Prozent. Im Januar stiegen die Verbraucherpreise im gemeinsamen Währungsraum im Vergleich zum Vorjahresmonat um 8,6 Prozent. EZB-Präsidentin Christine Lagarde bekräftigte unlängst die Notwendigkeit weiter steigender Leitzinsen. Höhere Zinsen verteuern Kredite. Dies kann die Nachfrage bremsen und hohen Teuerungsraten entgegenwirken.

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Verbraucher entlastet: Startschuss für Energiepreisbremsen

Von Andreas Hoenig, dpa

Berlin (dpa) – Die Rechnung für Millionen von Gas- und Stromkunden wird von Mittwoch an günstiger. Dann nämlich greifen die milliardenschweren staatlichen Preisbremsen, die den drastischen Anstieg der Energiekosten dämpfen sollen. Die Abschlagszahlungen verringern sich. Rückwirkend gibt es auch eine Entlastung für Januar und Februar. Das Bundeswirtschaftsministerium spricht von einer «Art Versicherung gegen allzu hohe Energiepreise».

Warum kommen die Preisbremsen?

Die Bundesregierung hatte die Deckel im vergangenen Herbst angesichts der gestiegenen Energiepreise beschlossen – eine zuvor heftig umstrittene Gasumlage, die alle Gaskunden bezahlt hätten, war damit vom Tisch. Die Preisbremsen werden aus einem bis zu 200 Milliarden Euro schweren «Abwehrschirm» des Bundes bezahlt, das ist ein über Schulden finanzierter Sondertopf. Wieviel die Bremsen am Ende kosten, hängt von der Entwicklung der Energiepreise ab. Zum Teil gibt es eine Gegenfinanzierung, weil krisenbedingte «Überschusserlöse» bei Stromerzeugern abgeschöpft werden.

Zwar sind die Großhandelspreise an den Märkten zuletzt wieder deutlich gesunken. Das Instrumente der Gas- und Strompreisbremse seien aber weiter wichtig, um die Preise zu stabilisieren, erklärte das Bundeswirtschaftsministerium. Entwicklungen bei den Großhandelspreisen kämen immer erst nachgelagert beim Endkunden an.

Für Kritik sorgte, dass viele Versorger ihre Preise in den vergangenen Wochen und Monaten erhöht haben. Die Energiebranche verwies auf höhere Beschaffungskosten. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) wehrt sich gegen «pauschale Verdachtsäußerungen».

Beim Stadtwerkeverband VKU heißt es, die Energiepreise seien zwar im Großhandel gesunken, aber das aktuelle Preisniveau sei im Vergleich zum Vorkrisenniveau immer noch mindestens doppelt so hoch. Die Behörden hätten ausreichend Befugnisse, um missbräuchliches Verhalten zu untersuchen und zu ahnden.

Karsten Neuhoff, Leiter der Abteilung Klimapolitik im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin, sagte: «Die meisten Gasversorger haben das Gas bereits letztes Jahr – zu den damals noch viel höheren Preisen – eingekauft oder sie haben Langfristverträge, zum Beispiel mit Norwegen, die meist auf Preise des Vorjahres indexiert sind.» Diese spiegele sich in den Tarifen für Gaskunden.

Wie funktionieren die Energiepreisbremsen?

Für industrielle Großverbraucher gelten die Deckel schon. Für private Haushalte, kleine und mittlere Unternehmen wird der Gaspreis von Anfang März an auf 12 Cent brutto pro Kilowattstunde begrenzt werden. Das gilt für 80 Prozent des im September prognostizierten Jahresverbrauchs. Wer also mehr als 12 Cent zahlt, für den sinken die monatlichen Abschläge.

Für jede über die 80 Prozent hinausgehende Kilowattstunde müssen Kunden den festgelegten Arbeitspreis des jeweiligen Tarifs zahlen. Das soll einen Anreiz geben zum Energiesparen: Je weniger Gas man nutzt, desto geringer ist der Verbrauch, der über der Preisbremse liegt – und desto weniger zahlt man. Die Botschaft ist auch: Die Energiekrise ist noch nicht vorbei.

Der Strompreis für private Verbraucher sowie kleine und mittlere Firmen wird bei 40 Cent pro Kilowattstunde brutto begrenzt. Auch hier gilt dies für einen Bedarf von 80 Prozent des prognostizierten Verbrauchs.

Die Preisbremsen laufen nach derzeitigen Regelungen am 31. Dezember 2023 aus. Eine Verlängerung maximal bis zum 30. April 2024 ist im Gesetz angelegt, hängt aber nach Angaben des Wirtschaftsministeriums von europäischen Vorgaben ab.

Was bedeutet das für die Verbraucher?

Verbraucher müssten sich um nichts kümmern, heißt es zum Beispiel bei Vattenfall oder Eon. Die Abschlagszahlung wird entsprechend verringert, die Kunden werden informiert. Mieter sollen die Entlastung in der Regel über die Heizkostenabrechnung erhalten, die dann im kommenden Jahr kommt.

VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing sagte, alle Unternehmen arbeiteten seit Monaten gemeinsam mit ihren IT-Dienstleistern mit Hochdruck an einer fristgerechten Umsetzung der Preisbremsen. Viele Kundinnen und Kunden hätten von ihren Energieversorgern bereits Informationsschreiben mit detaillierten Angaben zu Entlastungen erhalten. «Selbst wenn es zu ungewollten Verzögerungen bei der Umsetzung der Energiepreisbremsen kommen sollte: Alle Verbraucherinnen und Verbraucher werden ihre Entlastungen bekommen.»

BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae sagte, die Gesetze zu den Energiepreisbremsen seien so komplex geraten, dass ihre praktische Umsetzung eine «Mammut-Aufgabe» sei. IT-Systeme für über 40 Millionen Haushalte sowie für tausende Firmen müssten umgestellt werden. Die Umsetzung der Entlastungen über die Energieversorger sei ein absolutes Novum.

Die Energiebranche habe in einer Ausnahmesituation die Abwicklung der Entlastungen zugewiesen bekommen – weil der Staat derzeit keine rechtssichere und praktikable Grundlage habe, mit denen er solche Preisbremsen oder finanziellen Hilfen direkt an die Bürger auszahlen kann. Das müsse sich schleunigst ändern.

Wie hoch ist die Entlastung?

Wie hoch die Entlastung ausfällt, richtet sich nach dem jeweiligen Verbrauch und Tarif. Bei viele Versorgern gibt es im Internet Entlastungsrechner, mit denen die individuelle Entlastung ausgerechnet werden kann. Nach Berechnungen des Vergleichsportals Verivox wird eine Familie, die im örtlichen Grundversorgungstarif ist, im Bundesdurchschnitt um rund 718 Euro bei Gas und um rund 216 Euro bei Strom entlastet – bei einem Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden Gas und 4000 Kilowattstunden Strom.

Der bundesweite Neukundenpreis liege bei 35,9 Cent/kWh beim Strom und 11,2 Cent beim Gas. Haushalte könnten durch einen Wechsel in einen günstigen Tarif die Preisbremsen unnötig machen. Das sei aber nicht immer möglich, so Verivox-Energieexperte Thorsten Storck. «Wer beispielsweise im vergangenen Jahr einen Vertrag zu hohen Preisen mit längerer Laufzeit abgeschlossen hat, muss erst das Ende der Vertragslaufzeit abwarten. Daher sind die Preisbremsen immer noch wichtig.»

Die Energiepreise entwickelten sich für Verbraucherinnen und Verbraucher derzeit positiv, sagte der Energieexperte des Vergleichsportals Check24, Steffen Suttner. Erwartet werde, dass die Preise für Neukunden in den kommenden Wochen weiter sinken. «Dann werden auch die Preisbremsen weniger gebraucht.» Die Entwicklung bleibe allerdings abhängig von den weltpolitischen Ereignissen sowie den Füllständen der Gasspeicher.

Was ist mit Öl und Pellets?

Der Bund hat auch eine Härtefallregel angekündigt für private Verbraucher, die andere Heizmittel verwenden, also etwa Öl oder Pellets – Voraussetzung sind massive Preissprünge. Seit Wochen aber verhandeln Bund und Länder über die Einzelheiten. Der Bund will bis zu 1,8 Milliarden Euro zur Verfügung stellen, die Länder sollen sich um die Anträge und Auszahlung kümmern.

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Energiepreise seit Kriegsbeginn auf breiter Front gestiegen

Wiesbaden (dpa) – Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine hat sich Energie in Deutschland auf breiter Front verteuert. Die Einfuhr von Energie kostete mehr, die Verkaufspreise der Hersteller stiegen ebenso wie die Preise, die Verbraucherinnen und Verbraucher zahlen müssen, wie aus heute veröffentlichten Daten des Statistischen Bundesamtes hervorgeht.

Die Einfuhr von Gas kostete im Januar des laufenden Jahres 24,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, Mineralölerzeugnisse waren 14,6 Prozent teurer. Der Import von Strom verteuerte sich um 45,7 Prozent. Weiterlesen

Stellantis verdient dank höherer Preise kräftig

Amsterdam/Rüsselsheim (dpa) – Der Opel-Mutterkonzern Stellantis hat im vergangenen Jahr deutlich mehr verdient und dabei von höheren Verkaufspreisen und Einsparungen profitiert. Der Nettogewinn kletterte auf 16,8 Milliarden Euro und damit um gut ein Viertel im Vergleich zum Vorjahr, wie der weltweit viertgrößte Autokonzern am Mittwoch mitteilte. Der Umsatz zog um 18 Prozent auf 179,6 Milliarden Euro an – obwohl Stellantis mit Marken wie Peugeot, Fiat, Chrysler und Opel mit 5,7 Millionen Auslieferungen rund zwei Prozent weniger Fahrzeuge verkaufte. Den größten Schub gaben höhere Preise und Wechselkurseffekte infolge des schwächeren Euros.

Der Konzern, der Anfang 2021 aus der Fusion des Peugeot-Herstellers PSA und Fiat Chrysler hervorgegangen war, hat sein wichtigstes Geschäft in Nordamerika. Dort stieg die operative Gewinnspanne um 0,1 Punkte auf 16,4 Prozent. In Europa lag sie bei 9,9 Prozent nach 9,1 Prozent im Vorjahr. Auch Opel und seine britische Schwestermarke Vauxhall konnten in der EU etwas von steigenden Preisen profitieren. Finanzielle Details zum Abschneiden von Opel veröffentlichte Stellantis nicht. Weiterlesen

BASF will Teil der Ammoniak-Produktion stilllegen

Düsseldorf/Ludwigshafen (dpa) – Der Chemiekonzern BASF will einem Bericht zufolge einen Teil seiner Ammoniak-Produktion in Ludwigshafen stilllegen. BASF betreibt in der pfälzischen Stadt bisher zwei Ammoniak-Anlagen. Die Produktion war 2022 wegen gestiegener Gaspreise gedrosselt worden. Die ältere der Anlagen wolle der Konzern nach Informationen aus Unternehmenskreisen nicht wieder in Betrieb nehmen, berichtete das «Handelsblatt» (Mittwoch). Demnach will der Konzern die Entscheidung am Freitag auf seiner Bilanzpressekonferenz bekanntgeben. BASF teilte dazu auf Anfrage mit: «Wir kommentieren die Aussagen im «Handelsblatt» beziehungsweise Marktgerüchte nicht.» Ammoniak wird zum Beispiel für die Herstellung von Dünger für die Landwirtschaft gebraucht. Weiterlesen

Inflationsrate im Januar bei 8,6 Prozent

Bad Ems (dpa/lrs) – Steigende Preise für Energie und Lebensmittel haben den Preisauftrieb in Rheinland-Pfalz zu Jahresbeginn angetrieben. Die Inflationsrate lag im Januar bei 8,6 Prozent, wie das Statistische Landesamt am Mittwoch mitteilte. Im Dezember hatte die Teuerungsrate bei 7,9 Prozent gelegen.

Anfang Januar hatte die Statistikbehörde auf Grundlage vorläufiger Daten berichtet, dass die Teuerungsrate im Dezember bei 8,4 Prozent gelegen hatte. Inzwischen seien die Ergebnisse turnusgemäß auf neuer Basis berechnet worden, hieß es. Weiterlesen

Inflation verstärkt sich wieder zu Jahresbeginn

Wiesbaden (dpa) – Nach einer Abschwächung im Dezember hat die Inflation in Deutschland zu Beginn des Jahres wieder an Tempo gewonnen. Die Verbraucherpreise stiegen im Januar gegenüber dem Vorjahresmonat um 8,7 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Die Behörde bestätigte damit eine erste Schätzung.

Nach überarbeiteten Daten lag die Jahresteuerungsrate im Dezember bei 8,1 Prozent und im November 8,8 Prozent. Im Dezember hatte die einmalige Übernahme der Abschlagszahlung für Gas- und Fernwärmekunden durch den Staat den Anstieg der Verbraucherpreise gedämpft. Dieser Effekt entfiel im Januar.

«Wir beobachten Preiserhöhungen bei vielen Waren und zunehmend auch bei Dienstleistungen. Besonders spürbar für die privaten Haushalte waren aber auch im Januar die steigenden Preise für Energie und Nahrungsmittel», erläuterte die Präsidentin der Wiesbadener Behörde, Ruth Brand. Weiterlesen

Ein Jahr Ukraine-Krieg: Energiepreisschock und Inflation

Von Friederike Marx und Jörn Bender, dpa

Wiesbaden (dpa) – Erst sieben, dann mehr als zehn Prozent: Der Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 war auch für die Inflation in Deutschland eine Zeitenwende.

Fast im Monatsrhythmus kletterte die Teuerungsrate auf neue Höchststände. Im Durchschnitt des vergangenen Jahres stiegen die Verbraucherpreise in Europas größter Volkswirtschaft nach früheren Angaben des Statistischen Bundesamtes um 7,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Einen solchen Preisschock hat die Bundesrepublik in den mehr als 70 Jahren seit ihrer Gründung nicht erlebt.

Warum zieht die Inflation plötzlich so stark an?

Jahrelang dümpelte die Inflation in Deutschland und in anderen Euroländern vor sich hin. Bereits 2021 schoben dann vor allem gestiegene Energiepreise im Zuge der weltweiten Konjunkturerholung nach der Corona-Krise 2020 die Teuerungsrate an. Hinzu kamen Materialmangel und Lieferengpässe infolge der Pandemie. Der russische Angriff auf die Ukraine verschärfte die Preisentwicklung im vergangenen Jahr deutlich. «Die historisch hohe Jahresteuerungsrate wurde vor allem von den extremen Preisanstiegen für Energieprodukte und Nahrungsmittel seit Beginn des Kriegs in der Ukraine getrieben», erläuterte die Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, Ruth Brand.

Welche Auswirkungen hat der Krieg auf die Energiepreise?

Die Ölpreise schossen in den ersten Wochen des Ukraine-Krieges in die Höhe. Die Spritpreise erreichten zeitweise Rekordwerte. Im Sommer löste ein weitgehender Lieferstopp für Erdgas aus Russland nach Westeuropa einen Höhenflug des Preises für Gas aus. Deutschland ist besonders abhängig von Energieimporten und bekommt deshalb die wirtschaftlichen Folgen des russischen Angriffskriegs deutlich zu spüren. Verbraucher hierzulande mussten für Heizöl im Schnitt des vergangenen Jahres 87 Prozent mehr zahlen als 2021, Erdgas verteuerte sich um 64,8 Prozent. Die Strompreise stiegen um 20,1 Prozent. Autofahrerinnen und Autofahrer zahlten an der Tankstelle 26,8 Prozent mehr als im Vorjahresschnitt.

Was hat sich noch deutlich verteuert?

Überdurchschnittlich stark stiegen auch die Lebensmittelpreise. Bauern beklagten höhere Kosten: von Energie über Futter bis zu Stickstoffdünger. Der Handel wies unter anderem auf hohe Energie- und Rohstoffkosten hin. Im Schnitt mussten Verbraucherinnen und Verbraucher im vergangenen Jahr 13,4 Prozent mehr für Nahrungsmittel zahlen als 2021. Die Ernährungsindustrie erwartet für das laufende Jahr weiter steigende Lebensmittelpreise. «2022 war noch eine Mischkalkulation mit alten 2021er-Preisen. Die Spitzen der Preise 2022 machen sich auch 2023 noch bemerkbar und schlagen durch», sagte unlängst der Vorsitzende der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie, Christian von Boetticher.

Welche Folgen haben die gestiegenen Preise für die Menschen?

Höhere Inflationsraten schmälern die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern, weil sie sich für einen Euro weniger leisten können. Vor allem wenn Waren teurer werden, die häufig gekauft werden, spüren Menschen das im Portemonnaie: beim Tanken und im Supermarkt. Besonders hart trifft es Studien zufolge Haushalte mit vergleichsweise niedrigem Einkommen. Die Preistreiber Haushaltsenergie und Lebensmittel haben bei ihnen einen deutlich größeren Anteil am gesamten Warenkorb als bei Wohlhabenderen.

Können die Menschen auf eine Abschwächung der Inflation hoffen?

Mit einer durchgreifenden Entspannung bei den Preisen rechnen Volkswirte im laufenden Jahr nicht, auch wenn der Höhepunkt des Anstiegs überschritten sein dürfte. Das Problem: Die Inflation ist Ökonomen zufolge von Energie und Nahrungsmitteln inzwischen auf viele andere Produkte übergesprungen und hat an Breite gewonnen. «Es besteht die Gefahr, dass sich die Inflation verfestigt», befürchtet Ifo-Experte Sascha Möhrle. Nach Einschätzung von Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer dürfte die sogenannte Kerninflation ohne Energie und Nahrungsmittel vor allem wegen anziehender Lohnkosten hartnäckig hoch bleiben: Für Entwarnung bei der Inflation sei es zu früh. Die Bundesregierung rechnet im Jahresschnitt 2023 mit einer Teuerungsrate von 6,0 Prozent.

Wie wirken die Entlastungsmaßnahmen des Staates?

Der Staat nimmt Milliarden in die Hand, um Verbraucher und Wirtschaft bei den hohen Energiepreisen zu entlasten. Im Sommer 2022 dämpften zeitweise das auf drei Monate befristete 9-Euro-Ticket und der Tankrabatt den Anstieg der Verbraucherpreise. Nach dem Auslaufen des günstigen Tickets für den öffentlichen Personennahverkehr und der Steuersenkung auf Kraftstoffe zog die Inflationsrate wieder an. Die höchste Teuerungsrate wurde im Oktober mit 10,4 Prozent gemessen. Zum Jahresende 2022 sorgte dann die einmalige Übernahme der Abschlagszahlung für Gas- und Fernwärmekunden durch den Staat für etwas Entspannung. Im laufenden Jahr dürften die staatlichen Gas- und Strompreisbremsen den Preisauftrieb dämpfen.

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