Inflation schwächt sich ab – Energiepreisanstieg verlangsamt

Wiesbaden (dpa) – Die Inflation in Deutschland verharrt trotz einer Abschwächung im März auf hohem Niveau. Die Verbraucherpreise legten gegenüber dem Vorjahresmonat um 7,4 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Die Wiesbadener Behörde bestätigte damit eine erste Schätzung.

Im Januar und Februar waren jeweils noch eine Rate von 8,7 Prozent verzeichnet worden. Erstmals seit August 2022 lag die Inflationsrate im März damit wieder unter der 8-Prozent-Marke. Damals war eine Teuerung von 7,0 Prozent verzeichnet worden.

«Für die privaten Haushalte fielen im März die erneut höheren Preise für Nahrungsmittel besonders ins Gewicht», erläuterte Ruth Brand, Präsidentin des Statistischen Bundesamtes. Gegenüber dem Vorjahresmonat verteuerten sich Nahrungsmittel um 22,3 Prozent. Der Preisauftrieb verstärkte sich damit. Weiterlesen

Atom-Aus: Bleibt die Stromversorgung sicher?

Von Helge Toben und Andreas Hoenig, dpa

Berlin/Bonn (dpa) – Die drei letzten Atomkraftwerke in Deutschland produzieren bis zum Schluss jede Menge Strom. So wird etwa das RWE-Kraftwerk Emsland im niedersächsischen Lingen allein in diesem Jahr bis zum 15. April nach Unternehmensangaben rund zwei Milliarden Kilowattstunden erzeugen. «Das entspricht etwa dem Jahresstrombedarf von rund 500.000 Haushalten», sagt ein Sprecher. Nach der Abschaltung steht dieser Strom nicht mehr zur Verfügung.

Hat die Abschaltung Auswirkungen auf die Stromversorgungssicherheit?

«Nein», heißt es bei der Bundesnetzagentur: «Es steht genügend gesicherte Kraftwerksleistung aus anderen Anlagen bereit, um die Stromnachfrage auch nach Abschaltung der Atomkraftwerke zu decken.» Auch aus Sicht des Bundeswirtschaftsministeriums ist die Versorgungssicherheit weiter gewährleistet.

Was hat der Weiterbetrieb bis Mitte April gebracht?

Einen überschaubaren Beitrag. Im Januar und Februar hatte Kernenergie nach Angaben des Branchenverbandes BDEW einen Anteil von vier Prozent an der Stromerzeugung in Deutschland – ein Drittel weniger als im Gesamtjahr 2022. Manuel Frondel vom RWI Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen sagte, der Weiterbetrieb sei insofern hilfreich gewesen, als dass französische Atomkraftwerke in großer Zahl noch immer nicht am Netz seien.

«Das Stromangebot in Europa war im Winter also niedriger als sonst, und die Nachfrage ist andererseits im Winter besonders hoch, nicht zuletzt, da in Frankreich viele Haushalte mit Strom heizen.» Der Weiterbetrieb deutscher Atomkraftwerke habe nicht nur zur Versorgungssicherheit beigetragen, sondern auch geholfen, dass teure Erdgaskraftwerke weniger zum Einsatz kamen. Das habe sich dämpfend auf Strompreise ausgewirkt. Insgesamt seien die Effekte durch den Weiterbetrieb überschaubar gewesen, aber keinesfalls vernachlässigbar.

Haben die Abschaltungen Auswirkungen auf die Strompreise im Großhandel und bei Haushaltskunden?

«Weder noch», sagt Energiemarkt-Expertin Christina Wallraf von der Verbraucherzentrale NRW. «Die Marktakteure haben sich bereits auf die neue Situation eingestellt. Strom wird bereits jetzt für die kommenden Wochen und Monate gehandelt, und es sind keine Preisanstiege an den Märkten erkennbar.»

Aus Sicht von Mirko Schlossarczyk von der Beratungsgesellschaft Enervis wäre der Preiseffekt bei einer Verlängerung der Laufzeit bis Jahresende sehr überschaubar gewesen. Der Stromgroßhandelspreis hätte 2023 im Jahresmittel um drei Euro je Megawattstunde niedriger gelegen. «Für Haushaltskunden wäre das ein um 0,3 Cent je Kilowattstunde geringerer Preis, ein Rückgang von nicht einmal einem Prozent.»

Auch das Vergleichsportal Verivox erwartet kurzfristig keine konkreten Auswirkungen auf die Strompreise für Haushaltskunden. «Mittel- bis langfristig könnte die Abschaltung schon Auswirkungen haben, da mit der Kernkraft günstige Stromkapazitäten aus dem Markt genommen werden, die vor allem in Zeiten hoher Nachfrage ersetzt werden müssen», sagt Energieexperte Thorsten Storck. «Hier wird es darauf ankommen, wie schnell der Ausbau der Erneuerbaren voranschreitet und wie gut die fehlenden Kapazitäten ausgeglichen werden können.» Frondel sagt: «Wir machen uns bei unseren europäischen Nachbarn zunehmend unbeliebt, da der doppelte Ausstieg aus Kern- und Kohlekraft die Strompreise in ganz Europa treibt.»

Wie werden sich die Strompreise entwickeln?

Laut Verbraucherzentrale sind die Strompreise für Haushaltskunden, die einen neuen Tarif abschließen wollen, deutlich gesunken. «Aktuell gibt es Stromtarife ab circa 32 Cent pro Kilowattstunde plus Grundpreis», sagt Wallraf. Preissenkungen bei Bestandskundentarifen seien noch eine Ausnahme. Für die kommenden Monaten rechnet sie mit einer weiteren Entspannung: «Es werden noch mehr Anbieter um Kunden werben mit Preisen leicht oberhalb der 30 Cent-Marke.»

Das Vergleichsportal Check24 sieht «weiterhin eine positive Entwicklung der Strompreise». Haushalte könnten nach dem Ende des Winters vor allem bei alternativen Anbietern mit günstigen Preisen rechnen, sagt Energie-Geschäftsführer Steffen Suttner. «Die Entwicklung bleibt allerdings abhängig von den weltpolitischen Ereignissen sowie den Füllständen der Gasspeicher.» Auch Schlossarczyk rechnet mit sinkenden Endverbraucherpreisen. Fraglich sei aber, wie sich Kostenkomponenten wie Netzentgelte oder Umlagen entwickelten: «Sollten diese weiter steigen, könnte dies einen Preisrückgang bei den Endverbraucherpreisen bremsen.»

Was raten Verbraucherschützer Stromkundinnen und -kunden?

Laut der Verbraucherzentrale NRW zahlen viele Haushalte aktuell «noch sehr hohe Preise», die jenseits der 40 oder sogar 50 Cent pro Kilowattstunde lägen. Wallraf empfiehlt daher, zeitnah zu wechseln, sofern man seinen Vertrag jetzt kündigen könne. Auch Tarife eines Stadtwerks könnten eine Option sein, gerade für Kunden, die in der Energiekrise schlechte Erfahrungen mit Discountern gemacht hätten.

Welche Kraftwerke übernehmen die Produktion der drei Anlagen?

«Langfristig haben sich die Händler und Versorger je nach Beschaffungsstrategie seit langem mit ausreichend Strom für die kommenden Monate und Jahre eingedeckt», sagt ein Sprecher der Netzagentur. Die Abschaltung der Atomkraftwerke sei längst einkalkuliert. Kurzfristig entscheide das Marktgeschehen auf den Spotmärkten, welche Kraftwerke tatsächlich Strom produzierten. «Dabei werden jeweils die preiswertesten, aktuell zur Verfügung stehenden Erzeugungstechnologien zuerst eingesetzt.»

Sind also keine Probleme zu erwarten?

«Die Versorgungssicherheit sollte aus heutiger Sicht und unter Berücksichtigung verschiedener Szenarien nicht gefährdet sein», sagt Enervis-Experte Schlossarczyk. Er begründet dies auch mit der Reaktivierung von Kohlekraftwerken aus der Netzreserve und Sicherheitsbereitschaft. «Damit stehen dem Markt nun etwa sieben Gigawatt zusätzliche Kraftwerkskapazität zur Verfügung.»

Auch seien Kapazitäten im Übertragungsnetz erweitert worden und könnten effizienter genutzt werden. Weil der Gaspreis stark gesunken sei, könnten Gaskraftwerke vermehrt in der Stromerzeugung eingesetzt werden. Experte Christian Rehtanz hält die Versorgungssicherheit zumindest die nächsten Monate für nicht gefährdet. Kohlekraftwerke seien zurück in den Markt geholt wurden, sagt der Professor für Energiesysteme und Energiewirtschaft an der TU Dortmund.

Was muss mittelfristig passieren?

Nach dem Atomausstieg strebt die Bundesregierung bis 2030 auch einen Ausstieg aus der Kohleverstromung an. «Damit steigen wir aus wichtigen Säulen für die gesicherte Stromerzeugung aus, also Kraftwerken, die liefern, wenn Wind und Sonne nicht bereitstehen», sagt Timm Kehler vom Branchenverband Zukunft Gas. Neben erneuerbaren Energien müssten schnellstmöglich wasserstofffähige Gaskraftwerke aufgebaut sowie weitere, flexibel steuerbare Kapazitäten wie Stromspeicher verfügbar gemacht werden.

Ähnlich äußert sich BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae. RWI-Experte Frondel sagt mit Blick auf den Kohleausstieg, zusätzliche Erdgaskraftwerke hätten längst gebaut werden müssen. «Deutschland lebt zunehmend vom Prinzip Hoffnung und vertraut darauf, dass die Nachbarländer die wegfallenden Kapazitäten ausgleichen. Das ist aber wegen begrenzter grenzüberschreitender Netzkapazitäten nur eingeschränkt möglich.»

US-Inflation geht stärker als erwartet zurück

Washington (dpa) – Die hohe Inflation in den USA hat sich stärker als erwartet abgeschwächt. Im März stiegen die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 5,0 Prozent, wie das Arbeitsministerium am Mittwoch in Washington mitteilte. Es ist der niedrigste Anstieg seit Mai 2021. Analysten hatten im Schnitt mit einem Rückgang der Inflationsrate auf 5,1 Prozent gerechnet. Im Februar hatte die Rate noch bei 6,0 Prozent gelegen.

Im Monatsvergleich stiegen die Verbraucherpreise im März um 0,1 Prozent. Hier waren 0,2 Prozent erwartet worden. Weiterlesen

Benzinpreis auf Jahreshoch

München (dpa) – Benzin ist so teuer wie seit fast fünf Monaten nicht mehr. In den vergangenen drei Wochen hat der Preis für einen Liter Super E10 um fast 9 Cent angezogen, wie der ADAC am Mittwoch mitteilte. Im bundesweiten Tagesdurchschnitt des Dienstags kostete der Kraftstoff 1,822 Euro pro Liter – 2 Cent mehr als eine Woche zuvor. Zuletzt war E10 am 16. November 2022 teurer.

Der Dieselpreis hat sich dagegen nur minimal verändert. Am Dienstag kostete ein Liter 1,701 Euro. Vor drei Wochen war der Kraftstoff 0,6 Cent billiger, vor einer Woche 0,8 Cent. Weiterlesen

Energiepreispauschale an zwei Millionen Studenten ausgezahlt

Berlin (dpa) – Drei Wochen nach dem Start der bundesweiten Antragsplattform für die 200-Euro-Energiepreispauschale für Studenten und Fachschüler haben inzwischen zwei Millionen Betroffene einen Antrag gestellt.

Fast genausoviele haben das Geld auch bereits erhalten. Das geht aus aktuell am Morgen auf der Seite «Einmalzahlung200.de» veröffentlichten Zahlen hervor. Ausgezahlt wurden demnach mittlerweile etwa 399 Millionen Euro. Weiterlesen

Schutz vor zu hohen Preisen: Kartellamt soll «Biss» bekommen

Berlin (dpa) – Das Bundeskartellamt soll mehr «Biss» bekommen – und Verbraucher mehr Schutz vor überhöhten Preisen. Das Bundeskabinett brachte am Mittwoch eine Reform des Wettbewerbsrechts auf den Weg. Das Kartellamt soll mehr Eingriffsrechte bekommen. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte in Berlin, Ziel des Gesetzes sei es, Verbraucherinnen und Verbraucher zu schützen – «also dafür zu sorgen, dass die Preise nicht künstlich hochgehalten werden». Justizminister Marco Buschmann (FDP) sprach von einem Kartellamt «mit Biss». Kritik an den Plänen kam aus der Opposition und der Wirtschaft.

Mit den geplanten Änderungen beim Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen sollen Störungen des Wettbewerbs im Sinne der Verbraucher besser abgestellt werden können, so das Wirtschafts- sowie das Justizministerium. Die Eingriffsinstrumente des Kartellrechts sollten geschärft werden – dort, wo die Marktstruktur dem Wettbewerb entgegenstehe, etwa weil es nur wenige Anbieter im Markt gebe und regelmäßig parallele Preisentwicklungen zu Lasten der Verbraucher zu beobachten seien. Weiterlesen

Institute heben Konjunkturprognose an

Berlin (dpa) – Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute rechnen mit einer besseren wirtschaftlichen Lage in Deutschland. Sie hoben die Konjunkturprognose für das laufende Jahr an. Gerechnet wird nun mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts um 0,3 Prozent. Im Herbst hatten die Institute noch mit einem Rückgang um 0,4 Prozent gerechnet.

Der konjunkturelle Rückschlag im Winterhalbjahr dürfte glimpflicher ausgefallen sein als im Herbst befürchtet, sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser am Mittwoch in Berlin. Maßgeblich sei ein geringerer Kaufkraftentzug wegen deutlich sinkender Energiepreise. Weiterlesen

Energie-Pauschale für Studis rollt an: 1,5 Millionen Anträge

Berlin/Hannover (dpa) – Auf die 200 Euro Einmalzahlung als Inflationsausgleich für Studierende und Fachschüler sind bundesweit bislang rund 1,5 Millionen Anträge eingegangen. Knapp 1,4 Millionen davon wurden bis Freitagmorgen ausgezahlt, wie aus Daten des Bundesministeriums für Bildung und Forschung hervorgeht.

Somit wurden rund 280 Millionen Euro ausgezahlt. Seit vergangener Woche Mittwoch ist die Antragsstellung bundesweit möglich – noch bis zum 30. September kann das Geld beantragt werden. Von der Bewilligung bis zur Auszahlung dauere es zwei Arbeitstage, sagte die Sprecherin des Wissenschaftsministeriums in Hannover heute. Weiterlesen

Immobilienpreise fallen deutlich

Wiesbaden (dpa) – Wohnimmobilien in Deutschland haben sich Ende des vergangenen Jahres so stark verbilligt wie seit 2007 nicht mehr. Die Preise für Wohnungen sowie Ein- und Zweifamilienhäuser fielen im vierten Quartal durchschnittlich um 3,6 Prozent zum Vorjahresquartal, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Gegenüber dem Vorquartal war der Rückgang mit minus 5,0 Prozent noch deutlicher.

Stärker als zum Jahresende 2022 haben sich die Kaufpreise für Wohnimmobilien zuletzt im ersten Quartal 2007 verringert mit minus 3,8 Prozent gegenüber dem ersten Quartal 2006, schrieben die Statistiker in Wiesbaden. «Ausschlaggebend für den Rückgang der Kaufpreise dürfte eine gesunkene Nachfrage infolge gestiegener Finanzierungskosten und der anhaltend hohen Inflation sein.» Weiterlesen

Energie-Pauschale bereits für mehr als 55.000 Studenten

Mainz (dpa/lrs) – Mehr als 55.500 Studenten haben in Rheinland-Pfalz bereits die 200-Euro-Energiepreispauschale beantragt. Davon seien 55 283 Anträge bereits bewilligt worden, teilte ein Sprecher des Wissenschaftsministeriums in Mainz mit. Weiterlesen

Inflationsrate verharrt im Februar bei 8,7 Prozent

Wiesbaden (dpa) – Die Teuerungsrate in Deutschland hält sich knapp unter der Neun-Prozent-Marke. Im Februar 2023 lagen die Verbraucherpreise wie schon im Januar um 8,7 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Das Statistische Bundesamt bestätigte vorläufige Berechnungen. Von Januar auf Februar des laufenden Jahres stiegen die Verbraucherpreise nach Angaben der Wiesbadener Statistiker um 0,8 Prozent. Angeschoben wird die Inflation seit Monaten von gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreisen. Höhere Teuerungsraten schmälern die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern, sie können sich für einen Euro dann weniger leisten.

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