Scholz fordert von Vietnam Abgrenzung von Russlands Krieg

Bundeskanzler
Von Michael Fischer und Andreas Hoenig, dpa

Hanoi/Singapur (dpa) – Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat Vietnam aufgefordert, sich eindeutig gegen den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zu stellen. Er wünsche sich eine «klare Positionierung» der Regierung in Hanoi in dieser Frage, sagte Scholz am Sonntag nach einem Gespräch mit Ministerpräsident Pham Minh Chinh in der vietnamesischen Hauptstadt. «Es handelt sich bei dem russischen Angriffskrieg um einen Bruch des Völkerrechts mit gefährlicher Präzedenzwirkung. Kleine Länder können nicht mehr sicher sein vor dem Verhalten ihrer größeren, mächtigeren Nachbarn.»

Der Kanzler sagte das auch mit Blick auf China, das im Südchinesischen Meer mit Vietnam, Malaysia, Brunei und den Philippinen um Inseln, Riffe und Meeresgebiete streitet. Peking beansprucht dort auch Territorium, das mehr als 800 Kilometer entfernt liegt – obwohl das internationale Schiedsgericht in Den Haag 2016 chinesische Ansprüche als unrechtmäßig abgewiesen hat. «Auch in der Region des Indopazifiks muss die Stärke des Rechts gelten, nicht das Recht des Stärkeren», betonte Scholz. Eine klare Botschaft in Richtung Peking, wo der Kanzler erst vor gut einer Woche zu Besuch war. Weiterlesen

Entlastungen für Haushalte: Wohngeld-Reform beschlossen

Berlin (dpa) – Ab Januar sollen mehr Haushalte in Deutschland mit einem staatlichen Mietzuschuss entlastet werden. Das Wohngeld soll zudem um durchschnittlich 190 Euro im Monat aufgestockt werden, wie der Bundestag beschloss. Von dem neuen Wohngeld könnten zwei Millionen Haushalte profitieren, 1,4 Millionen mehr als bisher, sagte Bauministerin Klara Geywitz (SPD).

Dazu zählten beispielsweise Menschen mit geringen Einkommen, Rentnerinnen und Rentner, Alleinerziehende – unabhängig davon, ob sie zur Miete wohnen oder ein Eigenheim besitzen. «Mit dieser in ihrer Reichweite historisch einmaligen Wohngeldreform sorgen wir dafür, dass diese Menschen ihre Wohnkosten tragen können», so Geywitz. Der Bundesrat muss der Reform Ende November noch zustimmen.

Im Schnitt sollen Wohngeld-Haushalte künftig monatlich rund 370 Euro bekommen. Das Wohngeld ist ein staatlicher Zuschuss zur Miete für Haushalte, die zwar keine Sozialleistungen beziehen, trotzdem aber wenig Geld haben. Künftig sollen auch Menschen Wohngeld beantragen können, die Mindestlohn verdienen oder eine Rente in vergleichbarer Höhe haben. Weiterlesen

Schwieriger Gastgeber: Klimagipfel im Polizeistaat Ägypten

COP27
Von Johannes Sadek, dpa

Scharm el Scheich (dpa) – Am Rand der orangebraunen Wüste liegt eine Art Parkplatz, gerade noch in Sichtweite vom Hintereingang der Weltklimakonferenz COP27. Eingezäunt, überwacht von Kameras an hohen Masten – und menschenleer.

An ein paar Snack-Buden sitzen Zivilbeamte im Schatten, sie halten Handys und Funkgeräte griffbereit. Wer diese verwaiste Zone für Proteste bei der UN-Konferenz betreten will, muss sich abtasten und Taschen gründlich durchsuchen lassen. Fotos sind nur in eine bestimmte Richtung gestattet, Essen und Getränke verboten. Protestiert werden darf hier, allerdings nur zwischen 10 und 17 Uhr und mit vorheriger Anmeldung.

Es sind bizarre Eindrücke dieser Tage vom Klimatreffen im ägyptischen Scharm el Scheich. Die Stadt bietet ohnehin eine befremdliche Szenerie aus Hotelanlagen und Flaniermeilen zwischen Schnellstraßen und der Sinai-Wüste. Aber seit Sonntag laufen nun auch noch rund 45.000 Delegierte, Beobachter, Aktivisten und Journalisten über ein Gelände aus klimatisierten Messezelten und Sitzungssälen. Plakate auf dem Weg dorthin werben für Luxusleben mit glücklichen Paaren im Jachthafen. Weiterlesen

Scholz warnt vor «Renaissance der fossilen Energien»

Scharm el Scheich (dpa) – In seiner Rede bei der Weltklimakonferenz in Ägypten hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) vor einer «Renaissance der fossilen Energien» wie Öl, Gas und Kohle gewarnt. «Für Deutschland sage ich: Es wird sie auch nicht geben.»

Der Kanzler bekräftigte das Ziel, dass Deutschland bis 2045 klimaneutral werden soll. Das bedeutet, dass der Ausstoß von klimaschädlichen Gasen und vollständig durch deren Aufnahme etwa in Böden, Wäldern oder Ozeanen ausgeglichen wird.

«Nicht weniger, sondern mehr Tempo, mehr Ehrgeiz, mehr Zusammenarbeit beim Umstieg auf erneuerbare Energien lautet das Gebot unserer Zeit», betonte Scholz. «Unseren entschlossenen Bekenntnissen zum Klimaschutz müssen ebenso entschlossene Taten folgen.» Weiterlesen

SPD für Führungsrolle Deutschlands und mehr Iran-Sanktionen

Berlin (dpa) – Die SPD macht sich für eine starke Führungsrolle Deutschlands in der Welt, gerechtere Besteuerung und eine Beschleunigung der Digitalisierung und der Energiewende stark. Auf einem Debattenkonvent in Berlin beschlossen die Delegierten am Sonntag einstimmig einen Leitantrag mit dem Titel «Ein Jahrzehnt des Aufbruchs. Ein Jahrzehnt der sozialen Demokratie», mit dem sich die Partei auf die gesellschaftlichen Umbrüche einstellen will. «Unsere sozialdemokratische Vorstellung einer guten Gesellschaft ist eine Gesellschaft des Respekts», heißt es darin.

In einer zusätzlichen Resolution verurteilte die Partei das Vorgehen der iranischen Regierung gegen die Protestbewegung in der Islamischen Republik aufs Schärfste und forderte weitere Sanktionen: «Hunderte von Toten, politische Morde, unzählige Verletzte und Zehntausende Gefangene, denen drakonische Strafen bis hin zur Todesstrafe drohen, sind erneuter Ausdruck der menschenverachtenden Ideologie und Gewalt des iranischen Regimes.»

Viel Kritik gab es in der Debatte am Koalitionspartner FDP. Deren Widerstand gegen eine weitere Aussetzung der Schuldenbremse wurde von mehreren Rednern kritisiert, unter anderem als «ökonomischer Wahnsinn» und «Fessel für sozialdemokratische Politik».

Scholz fordert von Russland klares Nein zu Atomschlag

Der SPD-Debattenkonvent ist die wichtigste Veranstaltung der Bundespartei in diesem Jahr, der nächste Parteitag ist erst wieder für Dezember 2023 geplant. Bereits am Samstag war Bundeskanzler Olaf Scholz kurz nach seiner China-Reise bei dem Konvent aufgetreten und hatte Russland aufgefordert, den Einsatz von Atomwaffen im Angriffskrieg gegen die Ukraine eindeutig auszuschließen.

«Es ist nicht erlaubt, es ist unvertretbar, in diesem Konflikt Nuklearwaffen einzusetzen», sagte der Kanzler. «Wir fordern Russland auf, dass es klar erklärt, dass es das nicht tun wird. Das wäre eine Grenze, die nicht überschritten werden darf.» Am Freitag hatte Scholz bei seinem Peking-Besuch gemeinsam mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping vor einer nuklearen Eskalation gewarnt. Scholz wertete dies als größten Erfolg seines nur knapp zwölfstündigen Aufenthalts in Peking, für den er vorher auch aus der Ampel-Koalition heftig kritisiert worden war. «Alleine dafür hat sich die ganze Reise gelohnt.»

Verteilungsfrage «so dringlich wie lange nicht mehr»

In dem Leitantrag spricht sich die Partei für eine gerechtere Besteuerung von Einkommen, Vermögen, Erbschaften sowie Gewinnen und Kapitalerträgen aus. «Die Verteilungsfrage stellt sich in dieser Zeit so dringlich wie lange nicht mehr», heißt es darin. Instrumente wie eine einmalige Vermögensabgabe, einen sogenannten Transformationssoli oder vergleichbare Instrumente halte man für geeignet, um notwendige politische Maßnahmen finanzieren zu können.

Militärische Fähigkeiten werden in dem Antrag als ein Mittel der Friedenspolitik anerkannt. «Russlands Angriff auf die Ukraine hat uns mit Deutlichkeit vor Augen geführt, dass zu den Grundlagen einer kraftvollen Friedenspolitik auch militärische Fähigkeiten sowie strategische Allianzen gehören». Bereits am ersten Tag des Konvents hatte SPD-Chef Lars Klingbeil erneut dafür geworben, dass Deutschland den Anspruch einer «Führungsmacht» verfolgen sollte.

Weitere Kernpunkte aus dem Antrag:

  • Klimawandel: Die SPD will darauf achten, dass die derzeitige Energiekrise nicht dazu führt, dass die Energiewende hin zu erneuerbaren Energien gebremst wird. «Kurzfristig verstärkte Nutzung fossiler Energien im Zuge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine dürfen nicht zu langfristigen Lock-in-Effekten fossiler Energieträger führen.»
  • Digitalisierung: Schulen und die öffentliche Verwaltung müssten stärker digitalisiert werden. Zudem müsse der Datenschutz verstärkt werden: «Der Schutz des Grundrechts auf Privatsphäre und der Vertraulichkeit der Kommunikation muss im Mittelpunkt stehen, sodass es nicht zu einer Kommerzialisierung personenbezogener Daten kommt.»
  • Demografischer Wandel: Wegen des demografischen Wandels will sich die SPD um Fachkräfte bemühen. Unter anderem sollen dazu die Arbeits- Ausbildungsbedingungen verbessert und die Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen erleichtert werden.

Klingbeil wirft Union unter Merz und Söder Lüge vor

SPD-Chef Lars Klingbeil machte in seiner Rede der Union schwere Vorwürfe. Sie sei eine politische Kraft, die «unter Markus Söder und Friedrich Merz lügt mit dem Ziel die Gesellschaft zu spalten», sagte er. CDU und CSU verbreiteten in der Diskussion über das Bürgergeld falsche Zahlen und spielten Geringverdiener gegen die Menschen aus, die auf den Staat angewiesen seien. «Wer sich so verhält, wer den Weg von Donald Trump der Verbreitung von Fake News einschlägt, wer der Meinung ist, man müsse das Land spalten, hat nichts mehr in der politischen Mitte dieses Landes verloren.» Die Bundesregierung will das Bürgergeld ab Januar einführen und damit Hartz IV ablösen.

 

 

Scholz fordert von Russland klares Nein zu Atomschlag

Berlin (dpa) – Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat Russland aufgefordert, den Einsatz von Atomwaffen im Angriffskrieg gegen die Ukraine eindeutig auszuschließen. «Es ist nicht erlaubt, es ist unvertretbar, in diesem Konflikt Nuklearwaffen einzusetzen», sagte Scholz am Samstag beim SPD-Debattenkonvent in Berlin. «Wir fordern Russland auf, dass es klar erklärt, dass es das nicht tun wird. Das wäre eine Grenze, die nicht überschritten werden darf.»

Am Freitag hatte Scholz bei seinem Peking-Besuch gemeinsam mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping vor einer nuklearen Eskalation gewarnt. Scholz nannte nukleare Drohgebärden Russlands «unverantwortlich und brandgefährlich». Xi sagte: «Der Einsatz von nuklearen Waffen oder die Drohung damit muss abgelehnt werden.»

Scholz wertete dies als größten Erfolg seines nur knapp zwölfstündigen Aufenthalts in Peking, für den er vorher auch aus der Ampel-Koalition heftig kritisiert worden war. «Alleine dafür hat sich die ganze Reise gelohnt.» Der Kanzler war in der Nacht gegen 2.45 Uhr wieder nach Berlin zurückgekehrt und stand dann am Nachmittag beim Debattenkonvent wieder auf der Bühne. Weiterlesen

Scholz kritisiert Aktionen der «Letzten Generation»

Berlin (dpa) – Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die Proteste der Klimaaktivisten der Gruppe «Letzte Generation» stark kritisiert. «Ich gebe gerne zu, dass ich das nicht gut finde, wenn jetzt Kunstwerke irgendwie bemalt oder mit Brei beworfen werden», sagte Scholz am Samstag auf dem Debattenkonvent der SPD in Berlin auf die Frage, wie man mehr Verständnis für die Anliegen der Aktivisten schaffen könne. Scholz sagte, man müsse sich überlegen, was man mit Aktionen anrichte. Weiterlesen

Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Kiew (dpa) – Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht keine Bereitschaft bei Moskau zu Verhandlungen über ein mögliches Ende des Angriffskrieges gegen sein Land. Russland schicke Zehn- oder Hunderttausende Menschen für den Kampf; wer verhandeln wolle, lasse die Menschen aber nicht im «Fleischwolf» sterben, sagte Selenskyj am Freitagabend in seiner aus Kiew verbreiteten täglichen Videobotschaft.

«Wir sind jetzt bereit für einen Frieden, einen fairen und gerechten Frieden. Die Formel dafür haben wir viele Male erklärt», sagte Selenskyj. Vor allem müsse Russland die Grenzen der Ukraine und ihre territoriale Unversehrtheit nach UN-Recht respektieren.

Selenskyj hatte als Voraussetzung für Friedensverhandlungen immer wieder einen vollständigen Abzug der russischen Truppen von ukrainischem Staatsgebiet gefordert. Zudem sagte er nun, dass Russland die Verantwortung für den Terror gegen die Ukraine übernehmen müsse. Das Land müsse Kriegsverbrecher bestrafen und die Schäden ersetzen, forderte er. Weiterlesen

Kanzler auf Expedition im unheimlichen Reich des Xi Jinping

China-Besuch des Kanzlers
Von Michael Fischer und Andreas Landwehr, dpa

Peking (dpa) – Es ist ein sehr spezieller Empfang, der Bundeskanzler Olaf Scholz am Flughafen von Peking bereitet wird. Menschen in weißen Schutzanzügen rollen den roten Teppich vor seiner Regierungsmaschine aus. Bis er ihn betreten kann, dauert es jedoch ein paar Minuten.

Scholz muss für die Einreise nach China erst noch einen dritten PCR-Test machen – nach zweien im Abstand von 24 Stunden vor der Abreise in Berlin. Die Probe nimmt ein Arzt, der aus Deutschland mitgereist ist – allerdings unter chinesischer Aufsicht.

Es gab bisher nur eine Kanzler-Reise, bei der das genauso ablief: Als Scholz im Februar den russischen Präsidenten Wladimir Putin im Moskauer Kreml besuchte – nur wenige Tage vor dem russischen Überfall auf die Ukraine. Trotz negativen Tests unterhielten sich die beiden später an einem riesigen Tisch in sechs Meter Abstand. Weiterlesen

Scholz: Westbalkanstaaten gehören in die Europäische Union

Berlin (dpa) – Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die Spitze der EU haben die Beitrittsperspektive der Westbalkanstaaten zur Europäischen Union bekräftigt. «Die sechs Staaten des westlichen Balkans gehören in die Europäische Union. Sie sind Teil Europas und Teil der europäischen Familie. Deswegen setze ich mich für die Erweiterung der Europäischen Union um die Staaten des Westbalkans ein», sagte Scholz am Donnerstag in Berlin bei einem Gipfeltreffen mit den Ministerpräsidenten von Albanien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Nordmazedonien, Montenegro und Serbien.

In Berlin unterzeichneten die Vertreter der Westbalkanstaaten Abkommen, mit denen sie gegenseitig Personalausweise, Universitäts- sowie Berufsabschlüsse anerkennen. Sie wurden ermuntert, auch die Verhandlungen über einen gemeinsamen Wirtschaftsraum der Balkan-Staaten zu einem Erfolg zu führen. Scholz nannte zu Beginn der Konferenz auch irreguläre Migration, Korruption und organisierte Kriminalität als fortbestehende Probleme. Weiterlesen

Scholz’ Gratwanderung in Peking

Außenpolitik
Von Michael Fischer und Andreas Landwehr, dpa

Berlin/Peking (dpa) – Jahrzehntelang liefen China-Reisen von Kanzlern und Kanzlerin fast immer nach demselben Schema ab. Für das bevölkerungsreichste Land der Welt nahmen sich die Regierungschefs aus Deutschland zwei oder drei, manchmal aber auch vier, fünf oder sogar sechs Tage Zeit.

Neben dem Pflichtprogramm bei der chinesischen Führung in der Hauptstadt Peking ging es in mindestens eine weitere Millionen-Metropole. Und in der Regel war eine Wirtschaftsdelegation mit teils mehr als 40 Top-Managern dabei, von denen einige mit Millionen- oder sogar Milliardenverträgen nach Hause zurückkehrten.

Nur einmal wurde eine eigentlich für vier Tage geplante Kanzler-Reise kurzerhand auf 16 Stunden ohne Übernachtung eingedampft. Das war 1999, die Nato hatte gerade im Kosovo-Krieg versehentlich die chinesische Botschaft in Belgrad bombardiert und der damalige Kanzler Gerhard Schröder musste sich in Peking dafür entschuldigen. Weiterlesen

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