KI-Chatsysteme erobern Produktionshallen in der Industrie

Von Christoph Dernbach, dpa

Hannover (dpa) – Textroboter mit Funktionen Künstlicher Intelligenz sollen künftig auch die Fabrikhallen erobern. Dieser Trend zeichnet sich im Vorfeld der Hannover Messe ab. Doch während bislang beim aktuellen Rummel um die KI vor allem Systeme aus den USA Schlagzeilen machen, sind auf der Industrieschau in Hannover auch Initiativen mit maßgeblicher Beteiligung aus Deutschland zu sehen.

Im Vorfeld der Hannover Messe kündigten das Heidelberger KI-Start-up Aleph Alpha und der IT-Dienstleister Hewlett Packard Enterprise (HPE) einen virtuellen Assistenten mit Künstlicher Intelligenz für die Industrieproduktion an. Auch Siemens stellt seine Erfahrungen mit dem Einsatz von KI in der Industrie vor. Der deutsche Industrieriese kooperiert dafür mit dem US-Softwarekonzern Microsoft.

Aleph Alpha und HPE führen auf dem Messegelände vom kommenden Montag an in einer Live-Demo vor, wie sich Fabrikpersonal in natürlicher Sprache und mithilfe von Bildern mit dem Roboter austauschen kann. «Der KI-Assistent agiert dabei quasi wie ein hoch spezialisierter Servicetechniker, der das Fabrikpersonal unterstützt, sehr komplexe Aufgaben zu lösen», sagte HPE-Sprecher Patrik Edlund.

Austausch mit KI-Assistenten auch über Bilder

Beim Dialog mit der Maschine muss sich das Fabrikpersonal nicht an eine vorgegebene Systematik halten oder nur bestimmte Schlüsselbegriffe verwenden, sondern kann ganz natürlich mit dem System sprechen. Der KI-Assistent antwortet ebenfalls in natürlicher Sprache. Der Dialog mit dem KI-Assistenten kann in verschiedenen Sprachen erfolgen, auch wenn das Handbuch beispielsweise nur auf Deutsch oder Englisch vorliegt.

Der Austausch mit dem KI-Assistenten kann nicht nur mit gesprochenem Text stattfinden, sondern auch über Bilder. So könnte eine Fachkraft zum Beispiel die Standposition des Roboters fotografieren und fragen, ob diese Position sicher sei. «Bei akuten Problemfällen kann der KI-Assistent entscheidende Hinweise liefern, um Schäden oder Produktionsausfälle zu verhindern», versprechen die beiden Anbieter.

Auf der Hannover Messe sind aber nicht nur Anbieter aus Deutschland präsent, sondern auch KI-Schwergewichte aus den USA. So werden an dem Stand des deutschen Industrieriesen Siemens die Ergebnisse einer Kooperation mit dem US-Softwareriesen Microsoft gezeigt. Auch hier steht der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in den industriellen Produktionsprozessen im Fokus.

Erzeugung von Codes von gängigen Programmiersprachen

Im Gegensatz zum Dialog mit der Maschine bei Aleph Alpha und HPE in natürlicher Sprache geht es bei dem Projekt von Siemens und Microsoft auch um den Programmcode. ChatGPT vom Microsoft-Partner OpenAI kann nämlich nicht nur geschliffen formulieren wie ein Mensch, sondern auch den Code von gängigen Programmiersprachen erzeugen. Am Siemens-Stand in Hannover kann man nun sehen, wie das KI-System die Programmierung des Codes für speicherprogrammierbare Steuerungen beschleunigen kann.

«Leistungsstarke, fortschrittliche künstliche Intelligenz entwickelt sich zu einer der wichtigsten Technologien für die digitale Transformation», sagte Cedrik Neike, Mitglied des Vorstands der Siemens AG und CEO Digital Industries. «Siemens und Microsoft arbeiten gemeinsam an der Bereitstellung von Tools wie ChatGPT, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Unternehmen jeder Größe die Möglichkeit zu geben, auf neue Weise zusammenzuarbeiten und innovativ zu sein.»

In der deutsch-amerikanischen Kooperation wird außerdem eine Herausforderung adressiert, die in vielen Industriebetrieben nicht einfach zu lösen ist – nämlich das Erkennen und Vermeiden von Produktfehlern. Dabei sollen die Maschinen mit Hilfe der KI sehen lernen. In Hannover werden Siemens und Microsoft zeigen, wie von Kameras aufgenommene Bilder und Videos durch maschinelles Lernen analysiert und für die Überwachung und Optimierung der Fertigung verwendet werden können.

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Schlag gegen Anlagebetrug – Hauptverdächtige in Haft

Braunschweig (dpa) – Nach jahrelangen Ermittlungen zu millionenschwerem Online-Anlagebetrug hat ein internationales Fahnderteam fünf Hauptverdächtige festgenommen. Zugriffe seien in Rumänien und Bulgarien erfolgt, sagte Mario Krause vom Fachkommissariat Cybercrime der Polizei Braunschweig am Donnerstag. Die Männer befinden sich ihm zufolge seit Ende März in Untersuchungshaft.

Bei einem zweiten sogenannten «Action Day» seien Cybercrime-Experten aus Niedersachsen unter der Leitung der Staatsanwaltschaft Göttingen in Zusammenarbeit mit Eurojust und Europol bereits am 22. März ausgerückt. In insgesamt vier Staaten gingen Ermittler nach den Polizeiangaben gegen Verdächtige vor. Mit dem Einsatz sei der Tätergruppe die Führungsriege genommen worden. «Wir sind zuversichtlich, dass wir die Verdächtigen auch anklagen können», sagte Manuel Recha von der Staatsanwaltschaft Göttingen. Weiterlesen

Festnahme nach Gullydeckel-Wurf

Hildesheim (dpa) – Nach dem Wurf von zwei Gullydeckeln von einer Autobahnbrücke sind zwei 19- und 21-jährige Männer aus dem Landkreis Hildesheim festgenommen worden. Der Tatverdacht gegen die Beschuldigten begründe sich unter anderem auf dem von ihnen genutzten Pkw, teilte die Staatsanwaltschaft Hildesheim mit. Dieser soll zur Tatzeit am Tatort und beim Diebstahl der Gullydeckel gesehen worden sein. Die Männer sollen dem Haftrichter vorgeführt werden. Die Ermittlungen gegen einen 50-Jährigen aus Harsum wurden dagegen eingestellt. Weiterlesen

Erneuter Schlag gegen Anlagebetrug in Millionenhöhe

Braunschweig (dpa) – Nach jahrelangen Ermittlungen zu millionenschwerem Anlagebetrug ist ein Fahnderteam erneut in vier Staaten gegen Verdächtige vorgegangen. Fünf Beschuldigte seien dabei festgenommen worden, teilte die Braunschweiger Polizei mit.

Die Cybercrime-Experten aus Niedersachsen waren unter der Leitung der Staatsanwaltschaft Göttingen in Zusammenarbeit mit Eurojust und Europol bereits am 22. März ausgerückt, wie die Ermittler aus taktischen Gründen erst jetzt bekanntgaben.

Details zu dem Großeinsatz will die Polizei am Donnerstag bei einer Pressekonferenz mit der niedersächsischen Innenministerin Daniela Behrens (SPD) erläutern. Bei einem ersten Ermittlerschlag gegen die international agierenden Online-Anlagebetrüger waren im Oktober 2021 mehr als 100 Kräfte in Bulgarien, den Niederlanden, der Ukraine und Zypern im Einsatz. Weiterlesen

Warum wieder mehr Kinder schwimmen lernen DLRG

Von Thomas Strünkelnberg, dpa

Bad Nenndorf (dpa) – Geschlossene Bäder, kaum Schwimmunterricht, kaltes Wasser – kleine Schwimmanfänger hatten es in den vergangenen Jahren schwer. Doch mit dem langsamen Abflauen der Corona-Pandemie haben wieder mehr Kinder schwimmen gelernt.

2022 seien insgesamt 78.716 Schwimmabzeichen abgenommen worden – mehr als doppelt so viele wie ein Jahr zuvor, teilte die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Bad Nenndorf mit. 2021 waren es demnach 38.112.

Rückstand ist «weiterhin erheblich»

«Wir nähern uns dem Niveau von vor der Pandemie», sagte DLRG-Präsidentin Ute Vogt. Sie sagte auch: «Der Rückstand durch lange Zeit geschlossene Bäder ist aber weiterhin erheblich.» Denn das Ergebnis liege immer noch um knapp 14 Prozent unter dem von 2019.

Die DLRG ist nach eigenen Angaben mit über 1,8 Millionen Mitgliedern die größte Wasserrettungsorganisation der Welt – und der größte private Anbieter in der Schwimmausbildung.

Die Lebensretter verwiesen auch auf eine im Januar veröffentlichte Forsa-Umfrage – demnach kann jedes fünfte Grundschulkind nicht schwimmen. Fünf Jahre zuvor habe der Anteil der kleinen Nichtschwimmer noch bei zehn Prozent gelegen.

Auch mit den Grundfertigkeiten für das Schwimmen, für die es das Seepferdchen-Abzeichen gibt, sah es eher düster aus: Konnten 2017 noch 69 Prozent der Grundschulkinder das Seepferdchen vorweisen, war es im vergangenen Jahr nur noch etwa jedes zweite Kind.

Gefragte Abzeichen

Doch gerade bei den Seepferdchen geht es bergauf: Dort «liegen wir sogar über den Zahlen von 2019 – und dass, obwohl niedrigere Wasser- und Lufttemperaturen sowie vereinzelt komplett geschlossene Bäder infolge der Energiekrise hinderlich waren», betonte Vogt. Das merkten auch die Ausbilder: «Die Kinder sind irgendwann durchgefroren und müssen früher raus», sagte DLRG-Schwimmlehrer Arne Grosser unlängst. «Da dauert es dann länger als üblich, das Kursziel zu erreichen.»

Vogt sprach von einem «Aufholprozess». 56.248 Seepferdchen wurden im vergangenen Jahr vergeben, 55 Prozent mehr als 2021 (36 368) und sogar 17 Prozent mehr als 2019 (48 243). Zu sicheren Schwimmern werden Kinder nach DLRG-Einschätzung aber erst, wenn sie die Prüfung für das Bronze-Abzeichen, den sogenannten Freischwimmer, bewältigen. Und dieses Abzeichen hätten nur gut 40 Prozent der Zehnjährigen. «Es sollten jedoch 100 Prozent sein», forderte Vogt.

Sie machte klar: «Dafür braucht es aber mehr Wasserflächen und qualifizierte Lehrkräfte sowie mehr politisches Engagement, um für beides die Voraussetzungen zu schaffen.» Nur Schulen erreichten alle Kinder, daher müssten sie so viel Schwimmunterricht wie nötig geben können. Kürzlich hatte der Verband kommunaler Unternehmen angesichts der vielen Nichtschwimmer und unsicheren Schwimmer unter Kindern und Jugendlichen von einem «Weckruf für die Politik» gesprochen.

Wieder mehr Rettungsschwimmer

Ebenfalls ein gutes Zeichen: Mehr Rettungsschwimmer wurden ausgebildet. Denn wegen der Bäderschließungen wurden laut DLRG über einen Zeitraum von zwei Jahren nur halb so viele Rettungsschwimmer ausgebildet wie üblich. Jetzt geht der Trend offensichtlich wieder in die andere Richtung – im vergangenen Jahr wurden 50 Prozent mehr Rettungsschwimmer ausgebildet als 2021. Allerdings waren dies immer noch 10 Prozent weniger als 2019. Dennoch sagte Vogt: «Das stimmt uns optimistisch, dass wir in diesem Jahr vollends die Wende schaffen können.» Es werde aber dauern, den Rückstand aufzuholen.

Wie wichtig es ist, sicher schwimmen zu können, wollen Lebensretter und andere Verbände mit dem ersten bundesweiten Schwimmabzeichentag am 21. Mai zeigen: Dann sollen in vielen Frei- und Hallenbädern Prüfer das Schwimmabzeichen abnehmen. Vogt betonte: «Einen Tag lang wird das Schwimmen im Mittelpunkt stehen.»

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Schuhhändler HR Group stellt Insolvenzantrag

Osnabrück (dpa) – Zwei Wochen nach dem Insolvenzantrag des Osnabrücker Schuhhändlers Reno ist auch dessen frühere Muttergesellschaft, die HR Group, zahlungsunfähig. Das Unternehmen habe beim Amtsgericht Osnabrück für neun deutsche Gesellschaften den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt, teilte ein Firmensprecher am Mittwoch mit. Weiterlesen

Teures Erbe: Rückblick auf 60 Jahre Kernenergie in Zahlen

Von Ulrike von Leszczynski, dpa

Berlin (dpa) – Rund sechs Jahrzehnte lang haben Atomkraftwerke in Deutschland Strom produziert. Bei der Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Müll aus diesen Anlagen geht es um eine Million Jahre. War es das wert? Versuch einer kleinen Bilanz in Zahlen.

ANZAHL: Seit 1962 gingen in Deutschland nach Angaben des Bundesministeriums für Wirtschaft 37 Kernkraftwerke ans Netz – Forschungsreaktoren nicht eingerechnet. Die erste Einspeisung in der Bundesrepublik gab es 1961 im Versuchsatomkraftwerk Kahl in Bayern. In der DDR ging 1966 die Anlage in Rheinsberg (heute im Land Brandenburg) in Betrieb.

LAUFZEITEN: Sehr lange am Netz waren mit 37 Jahren zum Beispiel die Atomkraftwerke in Grohnde (Niedersachsen), Gundremmingen (Bayern) und Obrigheim (Baden-Württemberg), aber auch andere Anlagen liefen über 30 Jahre. Nur ganz kurz in Betrieb war dagegen der rund sieben Milliarden Mark (3,6 Milliarden Euro) teure Meiler in Mülheim-Kärlich nahe Koblenz. Er lief nach dem Probebetrieb wegen fehlender Baugenehmigung nur 100 Tage. In den DDR-Anlagen Rheinsberg und Greifswald ging das Atomstrom-Zeitalter kurz nach der Wende wegen Sicherheitsbedenken zu Ende. Eine riesige Anlage nahe Stendal blieb eine Bauruine.

FEHLPLANUNG: Nicht alle Atomkraftwerke gingen ans Netz. Der «Schnelle Brüter» im nordrhein-westfälischen Kalkar war zum Beispiel 1985 fertig, ging aber wegen Bürgerprotesten und Sicherheitsbedenken nie in Betrieb. Die Investitionsruine kostete rund sieben Milliarden Mark (3,6 Milliarden Euro) und ist heute ein Freizeitpark.

STROMPRODUKTION: Nach Angaben des Vereins Kerntechnik Deutschland erzeugten deutsche Atomkraftwerke zwischen 1961 und Ende 2021 rund 5560 Milliarden Kilowattstunden Strom brutto. Mit einer Kilowattstunde Strom kann man zum Beispiel eine Stunde staubsaugen. Der Anteil der Kernenergie am deutschen Strommix lag viele Jahre bei rund einem Drittel. Der schrittweise deutsche Atomausstieg führte dazu, dass er 2022 nur noch 6,4 Prozent ausmachte. Zum Vergleich: Grüne Energie brachte es im vergangenen Jahr auf einen Anteil von 46,3 Prozent, Kohle lag bei 33,3 und Erdgas bei 11,4 Prozent.

ATOMSTROM IM VERGLEICH: Eine Kostenanalyse von Strom aus Kernenergie in Deutschland ist selbst für die Wissenschaftlichen Dienste des Bundestags ein Problem. Für die Zeit vor 2007 existierten beispielsweise keine umfassenden Daten zu den externen Kosten und dem Marktwert von Kernenergie, heißt es. Für 2021 hat der Dienst die gesamtgesellschaftlichen Stromkosten – also zum Beispiel inklusive Subventionen und möglichen Umweltschäden – verglichen. Mit 37,8 Cent pro Kilowattstunde war Atomstrom demnach mit Abstand am teuersten. Kohle liegt nach der Berechnung zwischen 23,3 und 25,6 Cent, Solar bei 22,8 Cent und Wind zwischen 8,8 und 18,5 Cent pro Kilowattstunde.

FOLGEKOSTEN: Allein die Menge hochradioaktiver Abfälle aus Brennelementen wird in Deutschland auf rund 10 500 Tonnen geschätzt. Eine Kommission hat die gesamten Entsorgungskosten für Deutschland 2016 auf rund 48,8 Milliarden Euro kalkuliert (mit Preisen von 2014). Ein Endlager in Deutschland gibt es noch nicht. In einer Broschüre für das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung heißt es, dass in Deutschland ein bis zwei Generationen von der Atomenergie profitiert hätten. Endlager beträfen das Leben von mehr als 33 000 künftigen Generationen.

NEUE RISIKEN: Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine sind kerntechnische Anlagen das erste Mal zum Ziel kriegerischer Auseinandersetzungen geworden. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung listet auf der gesellschaftlichen Kostenseite auch die Gefahr der Weiterverbreitung waffenfähigen radioaktiven Materials aus Atommeilern auf. Dazu kämen die bekannten Risiken radioaktiver Strahlung wie nach den großen Havarien in Harrisburg (USA/1977), Tschernobyl (Sowjetunion/Ukraine/1986) und Fukushima (Japan/2011). Der Verein Kerntechnik Deutschland, zu dem auch Energieversorger gehören, sieht den Nutzen der Kernenergie dennoch um das mindestens Achtfache höher als die gesellschaftlichen Kosten.

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70.000 Kinder schreiben an Osterhasen in Ostereistedt

Ostereistedt (dpa) – Frieden auf der Welt oder einmal mit dem Osterhasen ins Kino gehen – das sind einige der Wünsche, die Kinder dieses Jahr an den Osterhasen in Ostereistedt geschickt haben. Etwa 70.000 Briefe gingen in der Osterpostfiliale in dem niedersächsischen Dorf ein, wie die Deutsche Post am Donnerstag mitteilte. Zum Abschluss der Aktion lieferte ein als Osterhase verkleideter Mann symbolisch die letzten Briefe ab.

Die Kinder wünschten sich Schoko-Eier, schickten bunte Basteleien oder äußerten ihre Sorgen, hieß es. Ukrainische Kinder schrieben demnach, dass sie dankbar seien in Deutschland zu wohnen und schon Freunde gefunden hätten. Über 1000 Briefe aus 40 verschiedenen Ländern gingen bei dem Hanni Hase getauften Osterhasen in Ostereistedt ein. Die weitesten Wege legten Briefe aus Australien und Brasilien zurück. Weiterlesen

Scorpions: Nicht mehr in Russland – Friedenskonzert in Kiew?

Von Wolfgang Jung, dpa

Hannover (dpa) – Das Ende vom Lied kam mit brutaler Konsequenz. Dreißig Jahre lang schallte die Scorpions-Ballade «Wind Of Change» durch Konzerthallen auch in Moskau, Sibirien und St. Petersburg. Dann marschierte Russland am 24. Februar 2022 in die Ukraine ein. Die musikgewordene Friedensbotschaft war vom Winde verweht. Die Scorpions sagten geplante Konzerte in Russland ab und schrieben das Lied um.

«Ich sehe nicht, dass wir noch einmal in Russland auftreten werden», sagt Scorpions-Sänger Klaus Meine im Gespräch der Deutschen Presse-Agentur. «Keinesfalls in absehbarer Zeit. Das ist traurig. Aber man muss aus der Realität seine Schlüsse ziehen.»

Für Meine war «Wind Of Change» auch ein Friedensversprechen zwischen Ost und West. «Mit dem schrecklichen Krieg ist es zerbrochen.» Seine Gedanken sind bei der Ukraine. «Wenn der Krieg zu Ende ist, werden wir hoffentlich auf dem Maidan in Kiew ein Friedenskonzert geben.»

Hymne der Zeitenwende von 1989

«Wind Of Change» drückt die Freiheitssehnsucht vor fast 35 Jahren in Ost und West aus. Für viele ist der fünf Minuten und zehn Sekunden lange Song die Hymne der Zeitenwende von 1989. Einige Zeilen hat Meine verändert. «Nach Beginn dieses durch nichts zu rechtfertigenden Krieges haben wir uns gefragt, ob wir das Lied noch spielen können. Jetzt zeigt es unsere Solidarität zur Ukraine, statt wie früher Russland zu romantisieren.» Statt «I follow the Moskva down to Gorky Park» heißt es nun «Now listen to my heart, it says Ukrainia».

Meine war bei der Bundeswehr, 18 Monate lang bei Panzergrenadieren, 1968/69 in Schwanewede. «Ich bereue nicht, das durchgezogen zu haben, es war der Split zwischen meiner Lehre zum Dekorateur und dem Leben als Musiker. Viele, die sich über die Bundeswehr lustig gemacht haben, schauen jetzt vielleicht anders darauf.»

Hat er Angst vor einem Atomkrieg? Meine zögert. «Wir haben alle Angst, dass der Krieg eskaliert», sagt er mit ernstem Unterton. «Das darf uns aber nicht verleiten, in der Unterstützung der Ukraine nachzulassen. Denn was dann kommt, könnte schlimmer sein als das, was jetzt ist.»

Mit der neuen Platte «Rock Believer» gehen die Scorpions vom 8. April an auf Tour und kommen über Südamerika und Frankreich im Mai nach Deutschland. «Wir freuen uns auf die deutschen Fans und werden bestens warmgespielt eintreffen», sagt Meine. Dass die Platte so bei Fans und Kritikern einschlägt, sei nicht garantiert gewesen. «Wir konnten uns aber wegen der Pandemie Zeit lassen. Viele sind wohl überrascht, was die alten Herren da zusammengebraut haben.»

Für Musikexperte Frank Laufenberg ist der Erfolg der Band auch im Fleiß begründet. «Als ich die Scorpions zum ersten Mal traf, kamen sie mit einem alten Bandbus und hatten ein Album, das zwar nicht schlecht war, aber man brach auch nicht zusammen», erzählt der Moderator. «Aber sie waren eine Einheit. Menschen, die ein Ziel hatten – und das fehlt Künstlern, die schnell aufgeben.» Die Band sei eigentlich immer falsch eingeschätzt worden. «Das sind gute Musiker, die immer ein Ziel vor Augen hatten. Das haben sie mit unglaublicher Vehemenz verfolgt. Sie haben nie aufgehört, an sich zu glauben.»

Klaus Meine wird 75

Am 25. Mai wird Meine 75 Jahre alt. Wie schaut er darauf? «Man weiß natürlich, dass die Strecke vor einem kürzer ist als der Weg hinter einem. Aber ich freue mich, dass ich diese ‘long and winding road’ noch etwas weitergehen kann», so Meine. Den Tag lasse er auf sich zukommen. «Kurz vorher treten wir in Berlin auf. Da lebt mein Sohn, vielleicht gibt es ein Dinner mit Familie, Freunden und Band.»

Von Hannover nach überall: Wie konnte diese Karriere gelingen? Marcus S. Kleiner, Professor für Medien- und Kommunikationswissenschaft an der SRH Berlin University of Applied Sciences, meint: «Sie haben als Nameless sehr deutsch begonnen und waren als Krautrockband nichts wirklich Besonderes.» Als sie sich in Scorpions wandelten, hätten die Musiker «das Deutschsein abgelegt» und seien international geworden.

«Dies zu einem Moment, in dem Hardrock und Heavy Metal noch recht neu waren und zur international erfolgreichen Musik geworden sind», sagt der Buchautor («Bruce Springsteen»). «Es war zur richtigen Zeit.»

Ähnlich sieht es Professor Udo Dahmen von der Popakademie Mannheim. «Klaus Meine und Rudolf Schenker waren mit eisernem Willen überzeugt, dass die Welt ihren Hardrock hören möchte. Sie hatten den klaren Kompass, wir wollen das schaffen – und das ist ihnen gelungen.»

Für das Umschreiben von «Wind Of Change» hat Dahmen Verständnis. «Jeder Song hat seine Bedingtheiten in der Zeit, in der er entsteht. Der Ukraine-Krieg macht alles, wofür das Lied steht, zunichte.»

Welche Bilanz zieht Meine? Wäre der junge Klaus zufrieden mit dem älteren? «Ich denke, ja», sagt der Musiker nachdenklich. «Der junge Klaus hat davon geträumt, als Sänger durchs Leben zu gehen und mit seinen Freunden Konzerte auf der ganzen Welt zu spielen. Ich könnte mir vorstellen, dass er über den älteren Klaus sehr glücklich wäre.»

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Saarland auch von Cyberattacke betroffen

Saarbrücken (dpa/lrs) – Bei einem Cyberangriff sind auch im Saarland mehrere Internetseiten von Behörden zeitweise lahmgelegt worden. So sei das Landesportal saarland.de von der Attacke betroffen gewesen, teilte die Staatskanzlei am Mittwoch in Saarbrücken mit. Auch noch am Mittwoch seien Seiten der Landesregierung teilweise nicht oder mit Zeitverzögerung erreichbar gewesen.

«Ein Schaden ist durch den Angriff nach derzeitigen Erkenntnissen nicht entstanden, auch Daten wurden nicht verändert», teilte die stellvertretende Regierungssprecherin Jennifer Collet, in Saarbrücken auf Anfrage mit. Man habe mit der Analyse der Attacke begonnen. Mit im Boot seien dabei der Landesbeauftragte für Informationssicherheit und Experten des Landespolizeipräsidiums. Weiterlesen

Weitere Bundesländer von Cyberattacken betroffen

Kiel/Hannover/Magdeburg/Potsdam (dpa) – Von Cyberangriffen mit Auswirkungen auf Internetseiten öffentlicher Stellen sind weitere Bundesländer betroffen.

Das Landesportal von Schleswig-Holstein war nicht erreichbar, wie die Staatskanzlei mitteilte. In Brandenburg war die Internetseite der Polizei gestört. Am Dienstag hatten Hacker bereits Webseiten von Ministerien oder der Polizei in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Niedersachsen lahmgelegt. «Wir gehen davon aus, dass die Angriffe in den verschiedenen Bundesländern koordiniert waren», sagte Sachsen-Anhalts Digitalministerin Lydia Hüskens (FDP) der Deutschen Presse-Agentur. Sie sprach auch von Vorkommnissen im Saarland. Weiterlesen

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