Brendan Fraser: «Ich bin ein großer Softie»

Berlin (dpa) – Hollywoodstar Brendan Fraser ist laut eigenen Worten nah am Wasser gebaut. «Ich bin ein großer Softie», sagte er der dpa in Berlin. «Ich weine bei Rasierwerbung.» Der 54-Jährige wird am Dienstagabend in Berlin zur Vorführung des Dramas «The Whale» erwartet. Er spielt in dem emotionalen Film von Regisseur Darren Aronofsky die Hauptrolle – einen schwerkranken stark übergewichtigen Mann namens Charlie, der sich nach Jahren des abgebrochenen Kontakts wieder seiner Tochter annähern will. Fraser gewann dafür einen Oscar. Bei seiner Dankesrede hatten er – und einige Gäste im Zuschauerraum – Tränen in den Augen. Weiterlesen

«The Whale»: Brendan Frasers überwältigendes Comeback

Von Lisa Forster, dpa

Berlin (dpa) – Die Geschichte des Films «The Whale» ist eine Geschichte über Brendan Fraser. Sie endet mit seiner Oscar-Auszeichnung für die Hauptrolle in diesem Drama. Und sie startet mit einem Mann, der nach einer beispielhaften Karriere lange von der Kino-Leinwand verschwunden war und unter Depressionen litt. Mit «The Whale» von Darren Aronofsky ist dem 54-Jährigen ein überwältigendes Comeback gelungen.

Er spielt darin einen Mann namens Charlie, der wegen extremen Übergewichts gesundheitlich stark angeschlagen ist und sich nach Jahren der Stille seiner Tochter wieder annähern will. Die sehr emotionale Geschichte rührte schon bei ihrer Premiere auf dem Filmfestival in Venedig Menschen zu Tränen. Im März gewann Fraser dafür seinen ersten Oscar.

Er kann sich kaum bewegen

Er wurde für die Rolle mit einem gewaltigen Fat Suit ausgestattet. Charlie kann sich nur noch mit einem Wägelchen von seiner Couch wegbewegen. In Venedig sagte Fraser, er habe für diese Rolle lernen müssen, sich auf ganz neue Weise zu bewegen. Wenn er abends nach einem Drehtag seinen Fat Suit abgenommen habe, sei ihm schwindlig geworden (neben den überwiegend positiven Reaktionen auf seine Rolle gab es übrigens auch Stimmen, die kritisierten, dass ein dicker Körper in diesem Film so negativ dargestellt werde).

Charlie gibt Online-Kurse als Schreiblehrer. Seine Wohnung verlässt er eigentlich nie, und wir sehen, warum: Das Bewegen macht ihm Mühe, sein Atem rasselt dann, Schweißperlen stehen ihm auf der Stirn. In Momenten, in denen er sich dem Ende nahe fühlt, rezitiert er aus einem Essay über «Moby Dick», der ihn besonders berührt.

Er sucht den Kontakt zu seiner Tochter

Manchmal kommt eine Freundin, Liz (Hong Chau), zu Besuch. Sie arbeitet als Krankenschwester und ermahnt ihn, dass er bald sterbe, falls er nicht ins Krankenhaus gehe. Doch Charlie hat keine Krankenversicherung und weigert sich. Angesichts seines drohenden Todes will er den abgebrochenen Kontakt zu seiner Tochter Ellie (Sadie Sink, bekannt aus «Stranger Things») wieder aufnehmen. Natürlich ohne ihr den Grund dafür zu sagen.

Die beiden hatten seit Jahren keinen Kontakt, nachdem Charlie Ellies Mutter für einen Mann verlassen hatte. Dieser Mann lebt nicht mehr. Ellie wiederum ist ein wütender Teenager ohne jegliches Verständnis für Charlies Situation.

Man könnte sagen, «The Whale» geht sehr offensiv mit Gefühlen um. Wenn Charlie mit belegter Stimme herauspresst, dass er wissen müsse, dass er «eine Sache im Leben richtig gemacht» habe – und die Zuschauer den Schmerz in Frasers signifikant wässrigen, großen blauen Augen ablesen können – ist es schwer, davon nicht berührt zu werden. Manche mögen das vielleicht etwas zu plakativ finden.

Doch Frasers Leistung sorgt dafür, dass jede Szene glaubhaft wird. Beeindruckend ist es zu beobachten, was in seinem Gesicht und seinem Körper passiert. Seine Gemütszustände wandeln sich manchmal in Sekunden. Ein Lachen wird zu einem erstickenden Glucksen, einem Hustenanfall, dann zu einer wütenden Entschlossenheit, wieder die Kontrolle über seinen Körper zu erlangen.

Dass Fraser für diese Performance den Oscar bekam, ist verdient. Vielleicht wollten manche Academy-Mitglieder damit neben seiner Leistung aber auch sein beispielloses Comeback belohnen.

Wer in den 90ern Kinofilme schaute, kam an Fraser eigentlich nicht vorbei. Mit Rollen in «George – Der aus dem Dschungel kam» und vor allem «Die Mumie» wurde der US-amerikanisch-kanadische Schauspieler berühmt. Danach wirkte Fraser weiter in Filmen mit, zum Beispiel dem Drama «L.A. Crash».

Opfer sexueller Belästigung

Doch privat sei in dieser Zeit viel passiert. In Interviews erzählte er zum Beispiel dem «GQ Magazin», dass er sich bei Action-Drehs, etwa der dritten Fortsetzung von «Die Mumie», immer mehr Verletzungen zuzog. Er sei fast sieben Jahre lang wegen diverser Operationen ständig im Krankenhaus gewesen. Schicksalsschläge wie seine Scheidung und der Tod seiner Mutter hätten ihn zusätzlich belastet.

Im Jahr 2003, so schilderte Fraser es im Interview des «GQ Magazin», erschütterte ihn ein Fall sexueller Übergriffigkeit. Ein ehemaliger Präsident des Verbands der Auslandspresse (HFPA/Hollywood Foreign Press Association) – also jener Gruppe, die die Golden Globes ausrichtet – habe ihn ungefragt am Hintern und umliegenden intimen Körperteilen angefasst. Der Mann widersprach dieser Darstellung, gab aber zu, ihm «aus Spaß» an den Hintern gegriffen zu haben. Fraser erzählte, er sei danach depressiv geworden.

Seine Karriere knickte ein. In seiner Lesart könnte das auch mit der Macht des Verbands zu tun haben, dessen Vorsitzenden er kritisiert hatte, erzählte er (der Verband dementierte das). 20 Jahre nach dem Übergriff wurde Fraser schließlich für seine Rolle in «The Whale» erstmals für einen Golden Globe nominiert – und boykottierte die Veranstaltung.

Tränenreiche Dankesrede bei den Oscars

Dann kamen die Oscars. Als Fraser auf die Bühne schreitet, hat er tränenerfüllte Augen. «Ich habe vor 30 Jahren in diesem Business angefangen», sagte er in seiner Dankesrede. «Und die Dinge fielen mir nicht leicht». Er habe die Filmindustrie damals nicht ernst genommen, sagte er. «Bis es aufhörte.» Sein Leben sei wie eine Tauchexpedition auf dem Grund des Ozeans gewesen und seine Söhne, sein Manager oder seine Freundin hätten ihn mit Luft versorgt. «Und ich möchte einfach Danke sagen für diese Anerkennung», so Fraser auf der Bühne.

30 Jahre nach seinen Anfängen, nach dem Karriereknick und zahlreichen emotionalen Rückschlägen ist Fraser also wieder da, größer als je zuvor. Und das mit einem Film, für den er körperliche Grenzen überschreiten musste, der ihn äußerlich nicht gerade in einem glorreichen Licht zeigt. Es ist eine Geschichte, wie kein Hollywood-Film sie besser hätte schreiben können.

The Whale, USA 2022, 117 Minuten, FSK ab 12, von Darren Aronofsky, mit Brendan Fraser, Sadie Sink, Hong Chau

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Podcast «Die Supernasen» mit Gottschalk und Krüger

Berlin (dpa) – Stilvoll unter dem Titel «Die Supernasen» betreiben die Entertainer Thomas Gottschalk (72) und Mike Krüger (71) jetzt zusammen einen Podcast. Das Audioformat startete am Mittwoch bei RTL+ Musik, jeweils eine Woche später ist es überall da abrufbar, wo es Podcasts gibt. Das teilte die Senderfamilie RTL Deutschland in Köln mit. «’Die Supernasen’ beginnen da, wo alles angefangen hat, und nehmen die Zuhörerinnen und Zuschauer mit auf Zeitreise in die 1980er», wirbt das Streamingportal RTL+.

«Die ‘Supernasen’-Filme zählten damals zu den größten nationalen Kinoerfolgen – und Thomas und Mike prägten die deutsche Entertainmentwelt auf ihre unverwechselbare Art. Als gute Freunde nehmen sie kein Blatt vor den Mund, wenn sie aus ihrer wilden Zeit erzählen.» Das Duo beantworte Fan-Fragen und singe Songs, die es nicht in die Charts geschafft haben. RTL+ verspricht «unzählige Einblicke in die Welt der Promis, die so noch nie zu hören waren». Weiterlesen

Die Filmstarts der Woche

Berlin (dpa) – Große Namen, großes Kino – mit Humor-Ikone Loriot, Berlinale-Gewinner Christian Petzold und Oscar-Preisträger Sam Mendes.

Baden mit Ente: «Loriots große Trickfilmrevue»

Die Ursprünge von Loriot sind im Print zu finden, richtig berühmt machte ihn erst das Fernsehen. Kult-Status erreichte der Künstler dort etwa mit seinen gezeichneten Sketchen. Regisseur Peter Geyer («Jesus Christus Erlöser») hat einige der bekanntesten dieser kleinen Geschichten mit den großen Knollennasen vom Staub befreit, die blassen Farben mächtig aufgefrischt und einen Film für die große Leinwand daraus gemacht. «Loriots große Trickfilmrevue» startet am 20. April in mehr als 180 Kinos.

– Loriots große Trickfilmrevue, Deutschland 2023, 85 Minuten, FSK o.A., von Peter Geyer mit den Trickfilmen von Loriot. Weiterlesen

Fröhliche Comic-Welt: «Der Super Mario Bros. Film»

Von Sophie Brössler, dpa

Berlin (dpa) – Er klettert, rennt, springt, schlittert plötzlich, fällt – und steht in Bestlaune wieder auf: Seit Jahrzehnten steuern Fans die Figur Mario durch waghalsige Parcours. In der neuen Animationskomödie «Der Super Mario Bros. Film» reist der Klempner aber eigenständig durch die knallbunten Welten – und nicht auf Knopfdruck. Kinobesucher müssen sich in den 92 Minuten also wohl oder übel zurücklehnen, auch wenn es in den Fingern juckt.

An seiner Seite hat Mario zumindest Bruder und Kollegen Luigi. Das erfolglose, aber optimistische Klempner-Duo aus Brooklyn ist auf der dringenden Suche nach neuen Aufträgen. Ein tropfender Wasserhahn könnte die beiden Handwerker zurück ins Geschäft bringen. Nach einer nicht ganz unverschuldeten Panne verlieren sich die Brüder aber, als sie durch ein Rohr in eine magische Welt gerissen werden. Um Luigi wieder zu finden, begibt sich Mario («Ich habe es einfach langsam satt, mich so klein zu fühlen») auf eine wilde Reise durch die bekannten, quietschbunten Universen.

Nicht nur ein Mario-Film

Besonders erfrischend: Prinzessin Peach muss nicht mehr gerettet werden. Im Gegenteil: Die talentierte Kämpferin bietet Mario ein waghalsiges Training im Hindernis-Überqueren («Tja, wir haben eine lange Reise vor uns, Schnurrbart») und bewahrt in brenzligen Situationen einen kühlen Kopf. Die Animationskomödie ist also nicht nur ein Mario-Film: Auch den anderen Figuren hauchen Nintendo und das Animationsstudio Illumination Leben ein. Das selbstbewusste Affentheater von Donkey Kong, die Ausraster von Marios cholerischem Erzfeind Bowser und die witzigen Mimiken von Pilzkopf Toad kommen nicht zu kurz.

Das besondere Gaming-Gefühl

Im Vordergrund steht aber eigentlich nicht die Handlung, sondern das Gaming-Gefühl. Bei den kultigen Sounds und dem Mario-Soundtrack fühlt man sich fast wie vor der Spielkonsole. Die Figuren hüpfen von Stein zu Stein, fliegen durch die Luft, hangeln sich an grünen Rohren entlang. Mit ihren Rennautos rasen Mario und seine Freunde über den schimmernden Regenbogen-Boulevard und andere Fahrbahnen aus den Mario-Kart-Spielen.

Der wiedererkennbare, fröhliche Comic-Stil macht auch eine Versöhnung möglich. Und zwar mit denen, die in den 90er Jahren die bizarre Realverfilmung «Super Mario Bros» angesehen haben. Der etwas zu düstere Film-Flop von 1993 erinnerte so gar nicht an die fröhliche Comicwelt für Kinder. Auch Hauptdarsteller Bob Hoskins resümierte das Projekt 2007 in einem Interview mit dem «Guardian»: «Die ganze Erfahrung war ein Albtraum.» Der neue Film lädt dagegen zum Mitfiebern ein.

Mario wurde Kult

Zum ersten Mal tauchte Mario 1981 im Spiel «Donkey Kong» auf. 1985 brachte das japanische Unternehmen Nintendo dann das inzwischen weltberühmte Videospiel «Super Mario Bros» auf den Markt – in dem der Klempner in der Hauptrolle die Prinzessin retten musste. Mehr als 200 Spiele und millionenfache Verkäufe machten die kleine schnauzbärtige Figur zum Kult.

«Mario war eine der ersten Videospiel-Figuren, mit der man aufwachsen konnte», sagte Linda Breitlauch, Gamedesign-Professorin an der Hochschule Trier, der dpa. «Die Marke existiert quasi seit Beginn der kommerziellen Computerspielindustrie.»

Überzeugend sei dabei weniger die Story, sondern das Spielprinzip. «Jump ‘n’ Run ist der Klassiker für Kinder und Jugendliche», so Breitlauch. Die Zielgruppe beherrsche die dafür nötige Hand-Augen-Koordination am besten. Das Mario-Franchise sei auch so beliebt, weil es einen Wettbewerb ermögliche und durch das Spielen mit Freunden und Familie soziale Erlebnisse entstehen könnten. «Und wenn man mit einem Videospiel aufwächst, bleibt das natürlich in Erinnerung», so Breitlauch. Bleibt also nur zu sagen: «Let’s-a go!»

Der Super Mario Bros. Film, USA 2023, 93 Minuten, FSK ab 6, von Aaron Horvath und Michael Jelenic, Originalstimmen: Chris Pratt, Anya Taylor-Joy, Charlie Day

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Action pur mit Keanu Reeves: «John Wick: Kapitel 4»

Von Peter Claus, dpa

Berlin (dpa) – Keanu Reeves («Speed») kämpft erneut um sein Leben. Der jetzt 58-jährige Hollywood-Star teilt in seiner Paraderolle der letzten Jahre wieder kräftig aus. Ob Faustschläge, Pistolen- oder Maschinengewehr-Salven, Säbelrasseln oder asiatische Kampfkunst: In «John Wick: Kapitel 4» kriegt kein noch so großes Heer an Widersachern den Profikiller klein. Oder doch? Aus dieser Frage erwächst die nahezu durchweg anhaltende Spannung des fast drei Stunden dauernden Action-Knallers.

Leichen pflastern seinen Weg. John Wick muss gegen zahllose Mordbanden antreten. Denn die Hohe Kammer, eine Art Überorganisation sämtlicher weltweiter Verbrecherbanden, will seinen Tod, koste es, was es wolle. Unterwelt-Boss Marquis de Gramont (Bill Skarsgård) hat alle Vollmachten zur Ermordung des abtrünnigen Mitstreiters von einst. Doch ob in der afrikanischen Wüste oder in Frankreich, Deutschland oder den USA: John scheint unbesiegbar und vor allem unsterblich zu sein.

Exzellente Kampfszenen

Wie schon in den ersten drei Teilen der weltweit erfolgreichen Serie sind die Kampfszenen das A und O. Und die haben es wirklich in sich. Sie bestechen formal als raffiniert choreographierte Reigen des Mordens. Ob ein einzelner Gegner oder unzählige: Jede der exzellent fotografierten Kampfsequenzen fesselt mit stilistischer Brillanz. Elektrisierender Höhepunkt ist ein tödliches Auto-Ballett rund um den Triumphbogen im Herzen von Paris.

Keanu Reeves watet gleich einem klassischen Western-Helden mit stoischem Gesichtsausdruck durch die blutige Szenerie des Schreckens. Faszinierend ist dabei, wie er in seinem durchweg nahezu regungslosen Antlitz Emotionen spiegelt. Man merkt, dass den Mann das Morden anwidert, dass er sich vor sich selbst ekelt. Selten zuvor in der Filmgeschichte hat ein Schauspieler mit ähnlich geringer Mimik derart viel über die Seele eines Charakters offenbart.

Hochkarätiges Star-Aufgebot

An Keanu Reeves Seite agiert mit beispielsweise Laurence Fishburne («Matrix»), Bill Skarsgård («Barbarian») und Donnie Yen («Ip Man») ein hochkarätiges Star-Aufgebot. Vor allem begeistert Donnie Yen als blinder Caine, einst einer der besten Freunde Johns, nun offenbar einer seiner größten Feinde. Nicht nur brilliert Donnie Yen mit ausgeklügelter Kampfkunst. Ihm gelingt es auch, in wenigen Szenen glaubwürdig einen enormen Persönlichkeitswandel zu vermitteln.

Das Mordsspektakel hat in Deutschland, was selten geschieht, die höchstmögliche Altersfreigabe ab 18 Jahren erhalten. Bei allem Vergnügen an lustvoll zelebrierter Action provoziert der Film schließlich eine wichtige Frage: Ist es heutzutage, da immer wieder Nachrichten von Schulmassakern, Attentaten und Terrorakten um die Welt gehen, noch zeitgemäß, im Kino das Töten als Vergnügen vorzuführen? Die Fans von John Wick werden das im Bann der filmischen Brillanz bejahen. Viele andere dürften Zweifel haben.

Immerhin weist der Film im geradezu romantisch verklärten Finale eindringlich auf die düsteren Schattenseiten der Welt von John Wick und Co. Und er entlässt das Publikum mit einem höchst cleveren Kniff im knisternden Ungewissen, ob Keanu Reeves noch ein fünftes Mal in seiner Paraderolle zu sehen sein wird oder nicht. Der Star selbst hält sich diesbezüglich zurück und hat in Interviews bisher allenfalls zaghaft ein «vielleicht» angedeutet.

John Wick: Kapitel 4, USA 2023, 169 Min., FSK ab 18, von Chad Stahelski, mit Keanu Reeves, Laurence Fishburne, Bill Skarsgård, Donnie Yen

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Willem Dafoe im Thriller «Inside»: Grandiose One-Man-Show

Berlin (dpa) – Hollywood-Star Willem Dafoe ist ein schauspielerisches Chamäleon. Ob Schuft in «Spider-Man», Jesus Christus in «Die letzte Versuchung» oder Vicent van Gogh in «Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit» – in seiner mehr als vierzigjährigen Karriere hat der jetzt 68-Jährige mit beispiellosem Facettenreichtum brilliert. Im Thriller «Inside» begeistert Dafoe nun als Kunstdieb Nemo. Der passt in keine Schublade. Genie, Traumtänzer oder eiskalter Verbrecher, Charmeur oder Widerling? Willem Dafoe lässt unzählige Deutungen zu. Weiterlesen

«Scream 6»: Bestes Popcorn-Schauer-Kino

Von Matthias von Viereck, dpa

Berlin (dpa) – Mehr als ein Vierteljahrhundert hat der erste Teil der kultigen «Scream»-Horrorfilmreihe auf dem Buckel. Bald acht Jahre ist Wes Craven tot, als Regisseur verantwortlich für die «Scream»-Teile eins bis vier. Teil eins ist von 1996. Er sollte dem träge gewordenen US-Grusel-Genre frische Impulse geben, eine neue Ära des Horrorfilms einläuten. Beliebt ist die Reihe bis heute, der fünfte «Scream» bekam 2022 überraschend gute Kritiken.

Heute gilt «Scream» als Paradestück der selbstreferenziellen Horrorfilme. Filme, die nicht nur schockieren wollen, sondern sich der Regeln des Genres auf schlaue Art bewusst sind, diese hinterfragen, ja parodieren. Das gilt auch für den nun startenden sechsten Teil der Reihe, der neben Courteney Cox («Friends»; sie war schon beim ersten Film dabei) mit Schauspielerinnen und Schauspielern wie Jenna Ortega aus der beliebten «Netflix»-Serie «Wednesday» aufwartet. Traurig stimmen könnte manchen Fan aber, dass Hauptdarstellerin Neve Campbell diesmal nicht mit von der blutigen Messer-Partie ist.

Mischung aus Gruselfilm, Kriminalstück und Komödie

Im ersten «Scream» von 1996 musste Drew Barrymores Figur ein selbstreferenzielles Frage-und-Antwort-Spiel zum Thema Horrorfilme über sich ergehen lassen. Ein unbekannter Anrufer droht damit, ihren auf der Terrasse gefesselten Freund zu erledigen, sollte sie das hintersinnige Spiel verlieren. Nach dem Tod eben dieses Freundes macht der mit einer weißen Maske getarnte Killer dann auch Jagd auf sie: Und ihre Eltern, die finden nur noch ihre Leiche.

Der erste «Scream» war eine kuriose und faszinierende Mischung aus Gruselfilm, Kriminalstück und Komödie, ein schlaues Spiel mit all jenen Versatzstücken, die den US-Horrorstreifen so genial wie gleichzeitig vorhersehbar machen. Aber, und das gilt auch für die nun lancierte Fortsetzung: Genießen kann man «Scream» auch, wenn man weder Hitchcocks «Psycho» noch Wes Cravens «A Nightmare on Elm Street» gesehen hat, wenn einem John Carpenters «Halloween» ebenso wenig sagt wie Brian De Palmas «Carrie».

«Scream 6» führt das selbstreferenzielle Spiel freudig fort – gleich zu Beginn muss eine Film-Professorin in einer famos inszenierten Sequenz ihr Leben lassen, nachdem ihr zuvor am Telefon (man kennt das!) unter anderem die Frage gestellt wurde, was denn ihr Lieblings-Grusel-Streifen sei. Hier zeigen die Regisseure Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett (die auch für den Vorgänger von 2022 verantwortlich sind) mit ganz einfachen und doch höchst wirkungsvollen Mitteln (Klassiker: die dunkle Gasse), was sie können. Das ist unheimlich und macht doch Spaß; bestes amerikanisches Popcorn-Schauer-Kino.

Etwas viel Selbstreferenzialität

Zuweilen jedoch übertreibt es der neue «Scream» mit all seinen Bezügen und Verweisen. Zwar gehört das gekonnte Spiel mit, das Thematisieren von Genre-Konventionen unbedingt zu den Alleinstellungsmerkmalen dieser Horror-Serie – zuweilen aber droht sich der neue «Scream» in seiner Selbstreferenzialität zu verheddern. Schließlich muss wohl selbst die Zahl 96, die hier an einer New Yorker U-Bahn-Wand prangt, als Verbeugung vor dem im Jahr 1996 lancierten legendären Erstling verstanden werden.

Im sechsten Teil des Horror-Franchise jedenfalls lassen die vier Überlebenden der jüngsten Mordserie des berüchtigten Ghostface-Killers ihre Heimatstadt Woodsboro hinter sich, um in New York ein neues Kapitel einzuläuten. Sie teilen sich eine WG mit noch weiteren Mitbewohnern – lange freilich währt es nicht, das studentische Hochgefühl (inklusive exzessiver Parties).

Der Ghostface-Mörder (oder sind es mehrere?) treibt auch im Big Apple sein lustvolles Angst-Spiel. Und das in einer Stadt, in der sowieso gerade alle mit Horror-Masken unterwegs sind, ob auf der Straße oder in der Metro: New York feiert Halloween; in der berühmtesten Großstadt der Welt tummeln sich lauter vermeintliche Killer.

Das Horrorgenre ist quicklebendig

Bei allen Schwächen zeigt auch diese Fortsetzung, warum es sich beim Horrorfilm um ein faszinierendes und, bei allen Klischees (auch hier läuft schließlich alles auf einen eher müde stimmenden Endkampf hinaus), schlichtweg nicht tot zu kriegendes Genre handelt.

Hiesige Screamianer dürfen sich zudem glücklich schätzen: Startet der sechste Teil dieser so hintersinnigen wie kommerziell erfolgreichen Reihe (geschätztes Gesamteinspielergebnis aller bisherigen Teile: mehr als 700 Millionen US-Dollar) doch in Deutschland einen Tag früher als in den USA.

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Brendan Fraser wurde bei Dreh «versehentlich erwürgt»

Los Angeles (dpa) – US-Schauspieler Brendan Fraser (54) ist nach eigenen Worten bei den Dreharbeiten für den Action-Film «Die Mumie» beinahe erstickt. In der «Kelly Clarkson Show» erinnerte er sich an den Vorfall, bei dem er «versehentlich erwürgt» wurde: «Ich stand auf meinen Zehenspitzen mit dem Seil um meinen Hals. Da kann man sich nur begrenzt bewegen.»

Der Regisseur habe ihn dann gebeten, das Ersticken möglichst authentisch zu schauspielern. «Der Kerl, der das Seil hielt, zog es ein wenig höher und ich steckte auf meinen Zehenspitzen fest – ich konnte nirgendwo anders hin als nach unten. Dann weiß ich nur noch, dass mein Ellenbogen an meinem Ohr war, ich auf der Seite lag und Kies zwischen den Zähnen hatte.» Weiterlesen

«Sonne und Beton» – Roman von Felix Lobrecht verfilmt

Von Oliwia Nowakowska und Julia Kilian, dpa

Berlin (dpa) – «Mann, is dein Ernst? Lass mich doch mal rein jetzt, Alter. Ich bin seit vier Jahren auf dieser bekackten Schule.» Lukas steht vor dem Gebäude, aber die Sicherheitsleute lassen ihn nicht aufs Gelände, weil er seinen Ausweis vergessen hat. Also schwänzt er kurzerhand und gerät bald in eine Schlägerei, die fatale Folgen haben wird. Mit dieser Szene beginnt Felix Lobrechts Roman «Sonne und Beton». Es ist die Geschichte von vier Jungs, die im Berliner Süden aufwachsen, in der Neuköllner Gropiusstadt.

Mit dem Roman landete Lobrecht einen Bestseller. Jetzt kommt die Geschichte ins Kino. Kürzlich feierte der Film seine Weltpremiere bei der Berlinale . Lobrecht erschien mit Trainingshose, Golduhr und Filmteam zur Pressekonferenz. David Wnendt («Feuchtgebiete», «Er ist wieder da») führte Regie bei dem Projekt.

Film bringt die 2000er zurück

Und eins kann man sagen: Der Film knallt ordentlich. Mit Cherry Coke, Tastentelefon und Aufnahmen aus der Zeit des damaligen Kanzlers Gerhard Schröder bringt er die frühen 2000er zurück. Wie im Buch steht Lukas vergeblich vor seiner Schule, trifft danach andere Jungs und wird von Typen im Park zusammengeschlagen. Es fallen dann Sätze wie: «Hast du ma’ Spiegel geguckt? Dein ganzes Gesicht ist zerfickt.»

In rund zwei Stunden nimmt einen der Film mit zu zerrütteten Familien und ziellosen Männern, zu Hochhausschluchten und Hinterzimmerdeals, zu freundlichen und weniger freundlichen Menschen. Der Film ist toll besetzt mit vier jungen Schauspielern. Und «Tatort»-Darsteller Jörg Hartmann spielt Lukas’ Vater Matthias, der froh ist, bald als Hausmeister an der Universität arbeiten zu können, gerne Zeitung liest und oft sagt: «Der Klügere gibt nach.»

Lukas’ älterer Bruder hält das für einen weniger hilfreichen Satz und lebt stattdessen nach der Devise «Der Klügere tritt nach». Irgendwann kommen Lukas und die Jungs auf die Idee, in die Schule einzubrechen und die neuen Computer zu klauen. «Sonne und Beton» ist ein Gesellschaftspanorama, das einen nachdenken lässt über soziale Gerechtigkeit und die Frage, wie sich Gewalt verselbstständigt.

Mehrere Angebote für Buchverfilmung

Lobrecht ist vor allem als Podcast-Moderator («Gemischtes Hack») und als Comedian bekannt. Der 34-Jährige ist mittlerweile so erfolgreich, dass sogar die «New York Times» über ihn geschrieben hat. Angebote, sein Buch zu verfilmen, gab es mehrere. Die Schwergewichte hätten deutlich mehr Geld als sie geboten, erzählte Produzent Fabian Gasmia bei der Berlinale.

Lobrecht aber habe sich für ihr Angebot entschieden, weil er das Gefühl gehabt habe, dort werde der kompromissloseste Film daraus gemacht. Lobrecht bestätigte das und sagte, er habe das Gefühl gehabt, dass sie am ehesten verstanden hätten, worum es in dem Buch wirklich gehe.

Ihm sei beim Film wichtig gewesen, Schauspielerinnen und Schauspieler zu finden, die den Vibe verstünden, sagte Lobrecht der Deutschen Presse-Agentur am Rande der Berlinale. Dass sich die Dialoge nicht anfühlten wie in deutschen Filmen, sondern dass man die Sprache treffe. «Mir war sehr wichtig, dass das authentisch ist.»

Wer Lobrechts Namen googelt, findet unzählige Interviews mit ihm – von Quatschgesprächen über Brüste, bei denen er eher den Comedian raushängen lässt, bis hin zu politischen Gesprächen über Rollenverteilung und Chancengleichheit mit Olaf Scholz beim Podcast «Machiavelli» von Cosmo. Hier kommt eher der reflektierte, nachdenkliche Felix Lobrecht zum Vorschein.

Kritik für Witz über Affen im Krefelder Zoo

Bei seinen Shows macht er sich oft über politische Korrektheit lustig. Ab und an erntet er Kritik. Als er 2020 zum Beispiel einen Witz über Affen im Krefelder Zoo machte, die bei einem Brand starben, war der Aufschrei im Netz groß. «Leute tragen Wokeness ja auch wie so’n Accessoire gerade», sagte er vor zwei Jahren im Podcast «Hotel Matze». Und das seien vor allem etwa reiche Kinder aus Kleinstädten, das mache es zu etwas sehr Elitärem.

Was ihn immer erstaune: Wir lebten in einer «sehr wachen, also woken Zeit», wo sich mit verschiedensten Diskriminierungsmechanismen und -dimensionen auseinandergesetzt werde und diese wichtige, größte und best erforschte Diskriminierungsdimension – nämlich soziale im Sinne von ökonomische Herkunft – einfach nicht Thema sei, sagte er im SRF. Nichts bestimme ein Leben mehr als die soziale Herkunft.

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Kinosterben in Deutschland ist ausgeblieben

Berlin (dpa) – Seit Pandemiebeginn vor drei Jahren ist ein Kinosterben in Deutschland ausgeblieben, den Filmtheatern fehlt aber noch immer Publikum. Im vergangenen Jahr wurden rund 78 Millionen Tickets verkauft, wie die Filmförderungsanstalt (FFA) in Berlin am Mittwoch mitteilte. Das waren fast doppelt so viele wie 2021, als die Kinos monatelang geschlossen hatten. Damals waren aufs Jahr gesehen rund 42,1 Millionen Tickets verkauft worden.

Die Besuchszahlen reichen aber noch immer nicht an die Zeit vor der Pandemie heran. 2019 waren zum Vergleich etwa 118,6 Millionen Karten verkauft worden. Die Menschen gingen also zuletzt noch immer weniger ins Kino (-34,3 Prozent). Der Jahresumsatz lag mit rund 722 Millionen Euro ebenfalls niedriger als 2019 (-29,5 Prozent).

«Avatar: The Way of Water» liegt weit vorne

Die Tickets sind im Schnitt etwas teurer geworden. Der Preis habe im Jahresdurchschnitt bei 9,26 Euro gelegen, heißt es in der Analyse. Das seien 39 Cent mehr gewesen als 2021 (+4,3 Prozent). «Die Preissteigerung bei den Kinotickets liegt zwar deutlich unter der Inflationsrate von 7,9 Prozent», schrieb FFA-Vorstand Peter Dinges. «Trotzdem müssen wir achtgeben, dass sich einkommensschwächere Gruppen den Kinobesuch auch in Zukunft noch leisten können.» Weiterlesen

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