Umfrage: Schulen fehlen IT-Fachkräfte

Berlin (dpa). An nur etwa jeder zehnten Schule in Deutschland ist einer Umfrage zufolge eine IT-Fachkraft beschäftigt. In einer Forsa-Umfrage unter mehr als 1000 Schulleiterinnen und Schulleitern im Auftrag der Deutschen Telekom Stiftung gaben 11 Prozent an, in ihrer Einrichtung eine solche Fachkraft zu haben.

In den wenigsten Grund- und Förderschulen (6-7 Prozent) gibt es demnach solche Mitarbeiter, in 16 Prozent der Gymnasien, von den Haupt-, Real- und Gesamtschulen gaben immerhin 19 Prozent an, Techniker für die Betreuung und Wartung ihrer Digitaltechnik zu haben.

Digitalpakt Schule

Mehr als jede zweite Schulleitung (53 Prozent) wünscht sich der Umfrage zufolge eine IT-Fachkraft. Das Problem gehört neben dem Lehrkräftemangel zu einem der Themen, die der Bildungspolitik momentan mit am meisten auf den Nägeln brennt. Denn es geht dabei auch um den sogenannten Digitalpakt Schule und seine mögliche Fortsetzung.

2019 war das Förderprogramm aufgelegt worden, um die Schulen technisch aufzurüsten. Im nächsten Jahr läuft es aus. Der Bund hatte zunächst fünf Milliarden Euro bereitgestellt etwa für den Aufbau von schuleigenem Wlan und die Anschaffung von interaktiven Tafeln (Smartboards). Im Zuge von Corona wurde das Programm dreimal aufgestockt, auch um Tablets anzuschaffen.

Keine konkreten Pläne

Doch Technik braucht Updates. Netzwerke und Webseiten müssen betreut und gewartet werden, sonst kommt die angeschobene Digitalisierung wieder ins Stocken. In ihrem Koalitionsvertrag hatte die Ampel deshalb ein Folgeprogramm, einen «Digitalpakt 2.0» angekündigt mit einer Laufzeit bis 2030, für die «nachhaltige Neuanschaffung von Hardware, den Austausch veralteter Technik sowie die Gerätewartung und Administration». Da konkrete Pläne dafür bisher nicht vorliegen, waren zuletzt Zweifel laut geworden, ob aus dem Plan angesichts der aktuellen Sparbestrebungen noch etwas wird.

Eine Sprecherin des Bundesbildungsministeriums hatte gestern auf Nachfrage zugesichert, dass Länder und Kommunen wie im Koalitionsvertrag festgehalten bei der Digitalisierung des Bildungswesens unterstützt werden sollen. «Deshalb arbeiten wir selbstverständlich am Digitalpakt 2.0 und sprechen mit den Ländern darüber.» Allerdings soll das neue Förderprogramm ihren Angaben zufolge nicht vor 2025 starten. Daran gibt es von der Bildungsgewerkschaft GEW Kritik, die von einer Förderlücke spricht.

 

 

 

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Warum der Schutz der digitalen Infrastruktur kompliziert ist

Von Christoph Dernbach, dpa

Frankfurt/Main (dpa) – Nach dem Ausfall der IT-Systeme der Lufthansa am Mittwochvormittag schossen im Netz sofort wilde Gerüchte ins Kraut, was die Ursache sein könnte. Wurde die Fluggesellschaft von Hackern mit Erpressungs-Software attackiert? Haben russische Cyberkrieger einen Angriff gegen das deutsche Vorzeigeunternehmen gestartet? Oder haben die Fachleute der Lufthansa selbst durch eine Fehlbedienung ihre eigenen Systeme lahmgelegt? Schließlich war genau das der US-Flugaufsicht FAA erst vor wenigen Wochen passiert.

Bald stellte sich heraus, dass weder eine Cyberattacke noch eine selbst verursachte IT-Panne vorlag. Der Fehlgriff eines Bauarbeiters an einer S-Bahn-Baustelle in Frankfurt hatte die Kommunikationsstörung verursacht. Mit einem Betonbohrer wurde eine wichtige Glasfaserstrecke der Deutschen Telekom durchtrennt. Dies führte dann zum Ausfall der Computersysteme der Lufthansa am wichtigsten Knotenpunkt des Luftverkehrs in Deutschland.

Ersatzleitung rettete Lufthansa zunächst

Der Vorfall erinnert an den Sabotage-Angriff auf die Deutsche Bahn im Oktober. Damals kam es zu zahlreichen Zugausfällen im Norden Deutschlands, weil zwei wichtige Leitungen für die interne Bahn-Kommunikation in Herne und Berlin gezielt gekappt worden waren. Es gibt aber einen wichtigen Unterschied: Bei der Attacke auf die Bahn hatten die Angreifer nicht nur die Hauptleitung ins Visier genommen, sondern gleichzeitig auch die Backup-Verbindung. Die Lufthansa hingegen verfügte nach dem Malheur an der Baustelle am Dienstagabend noch über eine funktionierende Ersatzleitung. Das Backup hielt allerdings am Mittwochmorgen dem üblichen Ansturm zur Hauptverkehrszeit nicht mehr stand.

«Bereits kleine Störungen können in einer digitalisierten Welt große Auswirkungen entfalten», sagt Rüdiger Trost, Experte der IT-Sicherheitsfirma Withsecure. «Umso wichtiger ist es, Knotenpunkte in der IT doppelt und dreifach abzusichern. Es geht darum, Resilienz aufzubauen, also eine höhere Widerstandsfähigkeit.» Dabei entwickle man für verschiedene Ausfallszenarien Alternativlösungen. «Diese werden zwar regelmäßig getestet, aus Kostengründen jedoch häufig kleiner dimensioniert als das Hauptsystem. Auch beim Auto ist der Ersatzreifen ja nicht immer von gleicher Qualität wie die normalen Reifen.»

Verlässliche Backups schwer umzusetzen

Die unabhängige Arbeitsgruppe Kritis setzt sich vor diesem Hintergrund für Sicherheitsmaßnahmen ein, die verhindern sollen, dass eine vereinzelte Störung zu einem Totalausfall führt – auch weil es schlicht unmöglich sei, kritische Infrastruktur flächendeckend zu überwachen. Auch bei Durchtrennung mehrerer Kabel müsse der Betrieb weiter funktionieren, forderte der Sprecher der AG, Michael Wiesner, nach dem Sabotage-Akt gegen die Bahn im Oktober.

In der Praxis sei ein hundertprozentig funktionierendes Backup aber äußerst schwer umzusetzen, sagt der Fachjournalist Dusan Zivadinovic. Der Betrieb eines Netzwerks in einem Großunternehmen wie der Lufthansa sei eine komplexe Aufgabe, weil nicht nur Verbindungen fürs Surfen im Web oder das Senden und Empfangen von E-Mails aufgebaut würden, sondern vor allem für den abgesicherten Betrieb von Servern. «Selbst wenn man sich als Profi tagtäglich damit beschäftigt, steckt der Teufel im Detail.»

Es sei nicht damit getan, den Verkehr auf eine Ersatzleitung zu lenken. «Das geht auf Wunsch sogar vollautomatisch. Aber da hängen komplizierte Netzwerkkonfigurationen dran», sagt der leitende Redakteur der Fachzeitschrift «c’t». Neben vielem anderen müsse man auch den weltweit verteilten Standorten die Ersatzwege zu den Servern der Lufthansa mitteilen. «An diesem sogenannten Re-Routing sind dann nicht nur die Lufthansa und ihre Telekommunikationsdienstleister beteiligt.» Da müsse jeder Netzbetreiber der Welt mitspielen. «Wir haben es mit einem Szenario zu tun, das man nur schlecht üben kann.»

Besserer Informationsfluss gefordert

Der Netzwerkausfall bei der Lufthansa bedeutet aber keinen GAU, weil die Störung nach einigen Stunden wieder beseitigt werden konnte, wie Zivadinovic sagt. «Die Airline muss wie alle Internetnutzer damit leben, dass kein Netzbetreiber der Welt eine hundertprozentige Verfügbarkeit von Internetanschlüssen garantieren kann. Man muss damit rechnen, dass eine Hauptleitung auch mal ausfällt.»

Da Backup-Lösungen nicht immer wie vorgesehen greifen, fordern Experten deshalb auch Maßnahmen, um zumindest unbeabsichtigte Störungen bei Tiefbauarbeiten möglichst zu vermeiden. So setzt sich der Bundesverband für den Schutz kritischer Infrastrukturen dafür ein, dass der Informationsaustausch zwischen Planungsbehörden, Tiefbauunternehmen und den Betreibern von Datenleitungen verbessert wird, damit nicht wieder ein Bagger einen ganzen Flughafen zum Erliegen bringt.

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Russischer Minister: 100.000 IT-Spezialisten ausgereist

Moskau (dpa) – Rund 100.000 russische IT-Spezialisten haben nach Beginn von Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine nach Behördenangaben ihre Heimat verlassen. «Tatsächlich sind, wenn wir beide Ausreisewellen betrachten, bis zu zehn Prozent der Mitarbeiter von IT-Unternehmen aus dem Land ausgereist und nicht wiedergekommen», sagte Digitalisierungsminister Maxut Schadajew am Dienstag in Moskau bei einer Anhörung vor dem Parlament.

Allerdings seien 80 Prozent von ihnen weiterhin bei russischen Unternehmen beschäftigt. Schadajew sprach sich deshalb dagegen aus, diesen Russen die Arbeit aus dem Home-Office zu verbieten. Weiterlesen

Studie: Deutsche Wirtschaft sucht 137 000 IT-Fachkräfte

Berlin (dpa) – Der Mangel an IT-Fachkräften in der deutschen Wirtschaft hat sich weiter verschärft. Nach Angaben des Digitalverbands Bitkom stieg die Zahl der offenen Stellen im vergangenen Jahr um knapp 43 Prozent auf 137.000. Damit sei die Lage am IT-Arbeitsmarkt noch angespannter als im Vor-Corona-Jahr 2019.Damals konnten 124.000 offene Stellen für IT-Expertinnen und -Experten nicht besetzt werden. Die Corona-Pandemie hatte den Fachkräftemangel in den Jahren 2020 und 2021 leicht abgemildert. Weiterlesen

Bitkom: IT-Fachkräfte aus Russland für Deutschland

Berlin (dpa) – Der Digital-Branchenverband Bitkom hat sich dafür ausgesprochen, auswanderungswillige IT-Fachkräfte aus Russland und Belarus gezielt nach Deutschland zu holen. Dadurch könne auch der erhebliche Fachkräftemangel in der Bundesrepublik gelindert werden.

«Indem wir Fachkräfte aus Russland und Belarus zu uns holen, wird der Aggressor spürbar geschwächt – und gleichzeitig der Standort Deutschland gestärkt», sagte Bitkom-Präsident Achim Berg am Montag. Weiterlesen

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