Fed setzt auf strenge Geldpolitik – EZB vor Zinserhöhung

Washington (dpa) – Nach einer etwas moderateren Zinsanhebung der US-Notenbank Fed als zuletzt wird mit Spannung die Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) erwartet. Die Fed hob am Mittwoch im Kampf gegen die Inflation ihren Leitzins wie erwartet um 0,5 Prozentpunkte an. Der Zinsschritt war damit zwar kleiner als nach den vergangenen Sitzungen der Notenbank – ist aber immer noch beachtlich. Der Leitzins liegt nun in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent – das ist der höchste Wert seit 15 Jahren. Fed-Chef Jerome Powell machte außerdem klar, dass weitere Erhöhungen im kommenden Jahr bevorstehen.

Auch die EZB dürfte auf ihrer Zinssitzung an diesem Donnerstag ihren Kampf gegen die Inflation mit vermindertem Tempo fortsetzen. Nach zwei Zinsanhebungen um jeweils 0,75 Prozentpunkte rechnen Bankökonomen überwiegend mit einer Straffung um 0,5 Punkte. Die Anhebungen sind seit Sommer erfolgt – allerdings nach einer längeren Phase, in der die Währungshüter auf einen nur übergangsweisen Inflationsschub gesetzt und mit Zinsanhebungen gezögert hatten. Im November lag die Teuerung im Währungsraum der 19 Euro-Länder bei 10 Prozent. Im Oktober hatte die Inflation im Euroraum mit 10,6 Prozent einen Höchststand erreicht. Weiterlesen

Börsengänge in schwierigen Umfeld weltweit gesunken

Frankfurt/Main (dpa) – Turbulenzen an den Aktienmärkten und die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Krieges haben das Interesse an Börsengängen in diesem Jahr weltweit gedämpft. Nach Daten der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY wagten 1333 Unternehmen den Gang aufs Parkett und damit 45 Prozent weniger als im Jahr 2021. Das Emissionsvolumen sank um 61 Prozent auf 180 Milliarden Dollar (rund 169 Mrd. Euro).

«Nach dem Rekordjahr 2021 war das Jahr 2022 durch geopolitische Spannungen, eine hohe Inflation und starke Zinserhöhungen sowie eine entsprechend hohe Volatilität gekennzeichnet», bilanzierte EY-Experte Martin Steinbach. Weiterlesen

Steigende Zinsen: Freude und Last für Verbraucher

Von Friederike Marx und Jörn Bender, dpa

Frankfurt/Main (dpa) – Die Euro-Währungshüter drücken im Kampf gegen zweistellige Inflationsraten aufs Tempo. Drei Mal in Folge hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Leitzinsen im Währungsraum der 19 Länder zuletzt angehoben. Eine weitere Erhöhung wird an diesem Donnerstag vom EZB-Rat erwartet. Erst vor Kurzem hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde bekräftigt: «Wir gehen davon aus, dass wir die Zinssätze weiter anheben werden.» Steigende Zinsen sind allerdings nicht in jeder Hinsicht positiv.

Welche Folgen haben die hohen Verbraucherpreise?

Die stark gestiegene Teuerung lässt die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern sinken und zehrt Gehaltserhöhungen auf. Die Menschen können sich für einen Euro weniger leisten, Beschäftigte haben unter dem Strich weniger Geld im Portemonnaie. Daten des Statistischen Bundesamtes zufolge sanken die Löhne in Deutschland im dritten Quartal 2022 real, also bereinigt um die Preisentwicklung, um 5,7 Prozent. Dies war der höchste Rückgang seit Einführung dieser Statistik 2008.

Können die Menschen auf sinkende Inflationsraten hoffen?

Mit einem durchgreifenden Rückgang der Teuerung rechnen Ökonomen vorerst nicht. «Ich halte es für wahrscheinlich, dass im Jahresdurchschnitt eine Sieben vor dem Komma stehen wird», prognostizierte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel jüngst für das Jahr 2023. Bis die Euro-Währungshüter ihr Ziel von mittelfristig zwei Prozent Inflation im Euroraum erreichen, dürfte es noch dauern. Es brauche 18 bis 24 Monate, bis die geldpolitischen Maßnahmen Wirkung zeigten, erklärte jüngst der französische Zentralbankchef François Villeroy de Galhau. Im November lagen die Verbraucherpreise im Euroraum um 10,0 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats.

Gegen steigende Energiepreise, die die Inflation vor allem anheizen, ist die EZB weitgehend machtlos. Die Notenbank kann mit Zinserhöhungen aber dazu beitragen, dass sich die Teuerungsrate nicht dauerhaft auf hohem Niveau festsetzt. Andernfalls besteht die Gefahr, dass sich Löhne und Preise gegenseitig hochschaukeln. «Wir haben in den 1970er Jahren eine Phase erlebt, in der wir die Kontrolle über die Inflation verloren haben. Wir wissen, was es kostet, die Kontrolle über die Inflation zu verlieren. Das müssen wir vermeiden», mahnte der frühere EZB-Präsident Jean-Claude Trichet im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Welche Folgen haben die Zinserhöhungen für Sparer?

Die ungeliebten Negativzinsen auf dem Tagesgeld- oder Girokonto gehören der Vergangenheit an. «Je nach Laufzeit und Marktsegment haben sich die Sparzinsen in wenigen Wochen teilweise verdoppelt oder sogar verdreifacht», stellt das Vergleichsportal Verivox fest. Die Zeitschrift «Finanztest» schreibt in ihrer jüngsten Ausgabe, die Zinsen für Festgeld stiegen so schnell wie seit Jahren nicht mehr: Für einjähriges Festgeld gebe es bereits bis zu 2,77 Prozent Zinsen, für auf drei Jahre angelegtes Festgeld bis 3,25 Prozent. Auch das Verbraucherportal Biallo berichtet von kräftig gestiegenen Zinsen. Allerdings mindert die hohe Inflation den Ertrag. «Bei zehn Prozent Inflation liegt der reale Zinssatz deutlich im Minus», erläuterte Sparkassen-Präsident Helmut Schleweis. Der Realzins ist der Zins für Spareinlagen nach Abzug der Teuerungsrate.

Was bedeuten die EZB-Entscheidungen für Kreditnehmer?

Frisches Geld zu leihen, ist teurer geworden. Nach Daten des Vergleichsportals Check24 kostete beispielsweise ein Ratenkredit über 10.000 Euro mit einer Laufzeit von 60 Monaten beim Abschluss im Januar noch 187 Euro im Monat. Für einen Kredit mit gleicher Summe und Laufzeit werden den Angaben zufolge inzwischen 196 Euro monatlich fällig.

Die durchschnittlichen Zinssätze für neue Wohnungsdarlehen haben sich nach Berechnungen der Deutschen Bank allein von Jahresanfang bis September auf 3,1 Prozent mehr als verdoppelt. «Es ist damit zu rechnen, dass Immobilien für Privathaushalte mittelfristig weniger erschwinglich sein werden. Die Zinsen werden wahrscheinlich weiter anziehen und somit die Gesamtkosten für den Immobilienkauf erhöhen», heißt es in einer aktuellen Analyse der volkswirtschaftlichen Abteilung des Geldhauses.

Welche Folgen hat die Geldpolitik für Bauherren?

Die Höhe der Bauzinsen ist nicht direkt von EZB-Zinsentscheidungen abhängig, sondern orientiert sich an der Verzinsung von Bundesanleihen. Bereits vor den Zinserhöhungen der Notenbank sind die Bauzinsen gestiegen. Höhere Zinsen treffen vor allem diejenigen, die ein neues Darlehen brauchen oder eine Anschlussfinanzierung für einen Immobilienkredit. Bei laufenden Hypothekenkrediten ändert sich nichts an der Zinshöhe.

Was bedeuten höhere Zinsen für die Konjunktur?

Erhöht eine Notenbank zur Bekämpfung der Inflation die Zinsen, wird der Wirtschaft Geld entzogen, was das Wachstum dämpfen kann. Da der gemeinsame Währungsraum wegen der Folgen des Ukraine-Kriegs und der hohen Energiepreise bereits deutlichen Gegenwind spürt, wächst die Sorge um die Konjunktur. Doch Bundesbank-Präsident Nagel als Mitglied des EZB-Rates mahnte, die Geldpolitik dürfe nicht zu früh nachlassen: «Die Inflation ist eine harte Nuss, die es zu knacken gilt. Wenn wir sie knacken wollen, muss auch die Geldpolitik hart sein.» Die EZB geht nach jüngsten Angaben ihres Chefvolkswirts Philip R. Lane davon aus, dass eine mögliche Rezession «mild und von kurzer Dauer sein wird».

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Ifo-Prognose: Rezession 2023 geringer als befürchtet

Berlin/München (dpa) – Die deutsche Wirtschaft wird nach einer Prognose des Ifo-Institutes im kommenden Jahr wohl nur um 0,1 Prozent schrumpfen. Die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen sei bisher noch hoch gewesen. Die Rezession im Winterhalbjahr werde daher etwas milder ausfallen als erwartet, und «danach geht es wieder aufwärts», sagte der Leiter der Ifo-Konjunkturforschung, Timo Wollmershäuser, am Mittwoch in Berlin. Die Inflationsrate dürfte wegen der Strom- und Gaspreisbremse auf 6,4 Prozent zurückgehen.

Die Wirtschaft sei mit einem leichten Zuwachs im dritten Quartal «viel besser als gedacht» gelaufen, sagte Wollmershäuser. Die Verbraucher griffen in hohem Maße auf ihre Ersparnisse zurück, um die Preiserhöhungen abzufedern, und der private Konsum werde auch durch staatliche Hilfen, Renten-, Mindestlohn- und Lohnerhöhungen gestützt. Deshalb erwarten die Münchner Forscher für 2022 nun ein Wirtschaftswachstum von 1,8 Prozent statt bisher 1,6 Prozent. Weiterlesen

Inflation verliert im November etwas an Tempo

Wiesbaden (dpa) – Die Inflation in Deutschland hat sich erstmals seit Juli wieder leicht abgeschwächt. Die Verbraucherpreise stiegen im November gegenüber dem Vorjahresmonat um 10 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in einer ersten Schätzung mitteilte. Zuvor war die Jahresteuerungsrate drei Monate in Folge gestiegen und hatte im Oktober einen Wert von 10,4 Prozent erreicht. Volkswirte sehen in dem Rückgang keinen Grund zur Entwarnung.

Angeschoben wird die Inflation seit Monaten von Energie- und Lebensmittelpreisen. Energie kostete im November den vorläufigen Zahlen zufolge 38,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Im Oktober war ein Anstieg um 43 Prozent verzeichnet worden. Nahrungsmittel verteuerten sich im November um 21 Prozent. Gegenüber Oktober sanken die Verbraucherpreise insgesamt um 0,5 Prozent. Weiterlesen

Verbraucher schnallen wegen Inflation den Gürtel enger

Düsseldorf (dpa) – Die Menschen in Deutschland schnallen nach einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens NielsenIQ wegen der drastisch steigenden Preise den Gürtel enger. Gut die Hälfte der Verbraucherinnen und Verbraucher (52 Prozent) kaufe nach eigenen Angaben nur noch Produkte, die wirklich benötigt würden, berichtete NielsenIQ gestützt auf eine repräsentative Umfrage unter mehr als 10.000 Personen.

Rund 44 Prozent der Befragten gaben bei der Umfrage an, auf Produkte zu verzichten, «die Spaß und Luxus sind», 31 Prozent versuchen, Restaurantbesuche zu reduzieren und sich lieber zu Hause etwas zu gönnen. Rund 30 Prozent der Befragten stimmten der Feststellung zu: «Ich kaufe weniger ein.» Weiterlesen

Bundesrat stimmt Inflationsausgleich bei Einkommensteuer zu

Berlin (dpa) – Der Bundesrat hat grünes Licht für einen Inflationsausgleich bei der Einkommensteuer gegeben. Das sorgt dafür, dass der Staat im kommenden Jahr nicht auch noch von den hohen Preisen profitiert. Die sogenannte kalte Progression, quasi eine inflationsbedingte heimliche Steuererhöhung, wird ausgeglichen. Bund, Länder und Gemeinden verzichten damit 2023 auf Steuereinnahmen von 18,6 Milliarden Euro.

Finanzminister Christian Lindner (FDP) hatte zuletzt betont: Wenn ein Einkommen von eigentlich 43.000 Euro durch die Inflation im kommenden Jahr nur noch eine Kaufkraft von 39.000 Euro habe, dürfe der Staat nicht so viel Steuern erheben, als seien es noch 43.000 Euro Kaufkraft. Weiterlesen

Inflationsopfer Wintersport? Ungewisse Aussichten

Freizeit
Von Carsten Hoefer, dpa

München (dpa) – Die Wintersportbranche vom Hotelier bis zum Sportgeschäft wird vor Beginn der nächsten Saison wegen der hohen Inflation von Unsicherheit geplagt. Die Fragen: Wird das Bedürfnis nach Spaß im Schnee so groß sein, dass die Kundschaft die hohen Preissteigerungen in Kauf nimmt?

Erste Anzeichen deuten darauf hin, dass Normalverdiener sich möglicherweise einschränken werden, Besserverdiener jedoch nicht. Das lassen die Rückmeldungen über die Buchungslage in den Hotels vermuten.

«Wir haben ein ziemlich diffuses Bild, die Wintersaison lässt sich sehr schwer vorhersehen», sagt Stefan Herzog, der Präsident des Verbands deutscher Sportfachhandel (VDS). Am Montag öffnet in München die internationale Sportartikelmesse Ispo ihre Tore, das größte Branchentreffen der Sportartikelindustrie in Deutschland. Dabei wird ein großes Gesprächsthema sein, ob und wie sich das Wachstum der Frischluft-Sportarten fortsetzen wird. Weiterlesen

Bundesbank-Chef Nagel über den Inflationshöhepunkt

Frankfurt/Main (dpa) – Trotz erster Entspannungssignale hat die Inflation im Euroraum nach Einschätzung von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel ihren Höhepunkt noch nicht überschritten.

«Ich würde gern daran glauben wollen, dass wir hoffentlich bessere Inflationszahlen sehen werden», sagte Nagel am Montagabend in Frankfurt. Belastbare Daten sprächen aber eher dafür, dass sich die Teuerungsrate noch eine zeitlang auf einem hohen Plateau bewegen werde, bevor es dann deutlicher nach unten gehen könnte.

Die Ölpreise waren zuletzt gesunken, zugleich hatte sich der Preisauftrieb auf der Herstellerebene im Oktober in Deutschland deutlich abgeschwächt und Hoffnungen auf einen Rückgang der hohen Inflation geschürt. Weiterlesen

Umsatz im Gastgewerbe bleibt unter Vorkrisenniveau

Wiesbaden (dpa) – Das Gastgewerbe in Deutschland hat trotz kräftiger Preissteigerungen noch nicht das Umsatzniveau der Vor-Corona-Zeit erreicht. Im September fiel der Umsatz preisbereinigt um 7,6 Prozent gemessen am September 2019, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Gemessen am Vorjahresmonat legte der Umsatz dagegen preisbereinigt um 14,4 Prozent zu, nominal gab es sogar ein Plus von gut einem Viertel (plus 25,5 Prozent). Weiterlesen

«Heißer Herbst»: Ebbt die Protestwelle ab?

Demonstrationen
Von Birgit Zimmermann, Jörg Schurig und Verena Schmitt-Roschmann, dpa

Leipzig/Berlin (dpa) – Vorläufiger Höhepunkt war der Tag der Deutschen Einheit. Am 3. Oktober gingen allein in Ostdeutschland mehr als 100.000 Menschen gegen hohe Energiepreise, Inflation und die Krisenpolitik der Bundesregierung auf die Straße. Seitdem scheint dem von rechts und links angefachten «heißen Herbst» langsam die Puste auszugehen.

Zwar werden wohl auch an diesem Montag wieder an vielen Orten Menschen protestieren. Doch gehen die Teilnehmerzahlen zurück. In Schwerin wurden montägliche Demos ganz abgesagt, mangels Masse.

Sicher ist: Die von Außenministerin Annalena Baerbock befürchteten «Volksaufstände» sind bisher ausgeblieben. Nach der Ankündigung des milliardenschweren «Doppelwumms» gegen hohe Gas- und Strompreise scheint die Stimmung im Land etwas ruhiger. Wie geht es weiter mit der Protestwelle? Das hänge unter anderem davon ab, ob die Entlastung bei Bürgern mit wenig Geld ankomme, sagt der sächsische Verfassungsschutzpräsident Dirk-Martin Christian der Deutschen Presse-Agentur. Auch der Greifswalder Politologe Marcel Lewandowsky meint: «Für eine Einschätzung ist es einfach zu früh.» Weiterlesen

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