Ifo: Einige Firmen nutzen Inflation für Gewinnsteigerung

Dresden/München (dpa) – Ein Teil der deutschen Unternehmen hat die Preise nach Ansicht von Ifo-Forscher Joachim Ragnitz zuletzt stärker erhöht als nötig. «Diese Firmen haben die Lage genutzt, um ihre Gewinne kräftig zu steigern», sagt der stellvertretende Leiter der Ifo-Niederlassung Dresden.

Die Verkaufspreise seien dort im vierten Quartal stärker gestiegen als durch die Entwicklung der Einkaufspreise nötig. Weiterlesen

Jedes zehnte Schuhgeschäft schließt

Düsseldorf (dpa) – Die Konsumflaute in Deutschland hinterlässt immer tiefere Spuren im deutschen Schuhhandel. Mehr als jedes zehnte Schuhgeschäft habe im vergangenen Jahr seine Türen für immer geschlossen, sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Textil Schuhe Lederwaren (BTE), Rolf Pangels, anlässlich der Messe «Shoes» am Montag in Düsseldorf.

Insgesamt verringerte sich die Zahl der Schuhgeschäfte nach Berechnungen des Verbands binnen Jahresfrist um 1500 oder 13 Prozent auf rund 10.000. Gerade in kleineren und mittleren Kommunen könnten die Schließungen die Attraktivität der Innenstädte verringern, warnte Pangels. Weiterlesen

Ebay Deutschland streicht Gebühren für private Verkäufer

Von Christoph Dernbach, dpa

Kleinmachnow (dpa) – Die Online-Handelsplattform Ebay macht in Deutschland künftig alle privaten Verkäufe kostenlos. Mit dem Wegfall der Angebotsgebühren und Verkaufsprovisionen beseitige man die größte Hürde, die Verbraucherinnen und Verbraucher bislang beim Verkaufen über eBay.de gesehen haben, erklärte das Unternehmen in Kleinmachnow bei Berlin.

Die Regelung gilt vom kommenden Mittwoch (1. März) an. Sie ist zeitlich unbefristet, aber auf Deutschland beschränkt. Die Bundesrepublik ist nach den USA und Großbritannien die drittgrößte Umsatzregion weltweit. Bislang müssen Verkäufer rund elf Prozent ihrer Erlöse als Provision an Ebay abtreten. Dazu kommen 35 Euro-Cent als Einstellgebühr. An den Kosten für gewerbliche Anbieter ändert sich nicht.

Private Verkäufer sind aktivere Käufer

Der Geschäftsführer von Ebay Deutschland, Oliver Klinck, sagte, der Wegfall der Gebühren für den privaten Verkauf sei eine Investition eBay Deutschlands in das gesamte Marktplatz-Geschäft: Der Anreiz des privaten Verkaufs treibe das Geschäft privater Verkäufe an, erweitere die Vielfalt des Angebots bei Ebay Deutschland und steigere so die Attraktivität des Marktplatzes.

Die Gebührenstreichung soll sich so auch für die Plattform selbst rechnen. «Wir sehen, dass die privaten Verkäufer auch als Käufer viel aktiver sind. Diejenigen, die über Ebay verkaufen, shoppen auch doppelt so viel wie die Käufer, die nur einkaufen.»

Klinck sagte, die Initiative passe auch zu den aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen: «Wir leben in einer Zeit, in der vielen Familien Geld im Portemonnaie fehlt.» Eine repräsentative Meinungsumfrage von YouGov im Auftrag habe ergeben, dass wegen der Energiekrise, Inflation und anderen widrigen Umständen es durchschnittlich 180 Euro im Monat seien, sind die den Familien fehlten. «Daher gibt es einen großen Bedarf in Deutschland, durch den privaten Verkauf zusätzliche Einnahmen zu erzielen.»

Algorithmen kontrollieren Glaubwürdigkeit

Die Befreiung von Gebühren und Provisionen gilt nur für private Verkäufer. Ebay stützt sich dabei zum einen auf die Angaben der Verkäufer selbst. Darüber hinaus kontrolliert die Plattform aber auch mit Hilfe von Algorithmen, ob die Selbstauskunft glaubwürdig ist. «Wenn jemand regelmäßig 20 iPhones am Tag verkauft, dann ist das für uns ein sehr klarer Hinweis, dass dies kein privater Verkäufer ist.»

Klinck sagte, der Privatverkauf habe eine große Bedeutung. «Ebay ist seit jeher im privaten Verkauf stark. Das erste Produkt, das bei uns verkauft wurde, war ein gebrauchter Laserpointer. Private Verkäufer waren auch vor Corona auf der Plattform sehr aktiv. Während der Pandemie hat es noch mal einen Schub gegeben.» Nun werde der private Verkauf durch die wirtschaftlichen Umstände angekurbelt. Der gewerbliche Handel sei unterm Strich aber deutlich größer und mache ungefähr 80 Prozent des Geschäfts aus. Rund 20 Prozent entfallen auf den privaten Verkauf.

Mit der Geschäftsentwicklung insgesamt kann die Ebay-Führung allerdings nicht zufrieden sein. Vor einer Woche berichtete die Handelsplattform für das abgelaufene Weihnachtsquartal, schwache Zahlen. Die Erlöse im Jahresvergleich sanken um vier Prozent auf 2,5 Milliarden Dollar (2,4 Mrd Euro). Der bereinigte Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft fiel um zehn Prozent auf 581 Millionen Dollar.

Weit hinter Amazon

Langfristig gesehen fällt die Bilanz noch ernüchternder aus. In den vergangenen 25 Jahren ist Ebay weit hinter den größten Onlinehändler Amazon zurückgefallen, mit dem man sich in den ersten Jahren des Dot-Com-Boom noch ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert hatte. Amazon verzichtete viele Jahre lang auf Gewinne, um ein rasantes Wachstum zu finanzieren.

Bei Ebay wollten dagegen die Investoren zu Lasten des Wachstums früher Kasse machen. So musste sich Ebay schon 2015 wieder von PayPal trennen, lange bevor der Bezahldienst sich auf breiter Front durchgesetzt hatte. Amazon konnte mit dem Cloud-Geschäft AWS eine stabile zweite Säule aufbauen, während Ebay Sparten wie den Videokonferenzdienst Skype 2011 viel zu früh an Microsoft weiterreichte.

Im Sommer 2020 machte Ebay mit dem Verkauf seiner Kleinanzeigensparte Kasse, zu der in Deutschland die Portale eBay Kleinanzeigen sowie Mobile.de gehören. Während Ebay und das nun von norwegischen Online-Marktplatz Adevinta betriebene Portal Ebay Kleinanzeigen sich bislang kaum ins Gehege kamen, könnte sich das mit der Kostenlos-Initiative von Ebay nun schnell ändern.

«Kleinanzeigen.de» als eigene Marke

Für die Verbaucherinnen und Verbraucher ist das derzeit noch alles ziemlich verwirrend. Ständig werden die Handelsplattform Ebay und das Schnäppchenportal Ebay Kleinanzeigen miteinander verwechselt. Das wird sich allerdings im kommenden Jahr ändern. Bis zum Jahr 2024 wird Ebay Kleinanzeigen den Namensteil Ebay streichen und unter der Marke «Kleinanzeigen.de» auftreten.

Wer die neue Adresse in seinen Browser eintippt, landet inzwischen auch nicht mehr bei einer Fehlermeldung, sondern wird auf die Seite www.ebay-kleinanzeigen.de umgeleitet.

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Produzenten warnen vor langer Gemüsekrise in Großbritannien

London (dpa) – Britische Gemüse- und Obstproduzenten warnen angesichts von Lieferproblemen bei einigen Lebensmitteln vor einer langen Krise. «Tomaten, Paprika und Auberginen werden erst im Mai in großen Mengen erhältlich sein, also wird es länger als ein paar Wochen dauern», sagte Lee Stiles vom Erzeugerverband Lea Valley Growers Association (LVGA) der BBC zufolge. Es sei zu spät für britische Produzenten, um den Mangel auszugleichen. Dafür hätten sie früher anpflanzen müssen, sagte Stiles. Weiterlesen

Brasilien stoppt wegen Rinderwahns Exporte nach China

Brasília (dpa) – Brasilien setzt nach dem Auftreten eines Falls von Rinderwahn den Export von Rindfleisch in sein größtes Abnehmerland China vorübergehend aus. Angesichts der Bestätigung eines Falls habe das Landwirtschaftsministerium alle staatlichen Maßnahmen für den brasilianischen Fleischmarkt ergriffen, teilte das Landwirtschaftsministerium in Brasília am Mittwochabend (Ortszeit) mit. Weiterlesen

Kampf um Galeria-Standorte und Innenstädte

Trier/Mainz (dpa/lrs) – Die rheinland-pfälzische Landesregierung macht sich angesichts drohender Filialschließungen bei der insolventen Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof für den Erhalt von möglichst vielen Häusern im Land stark. «Wir kämpfen um jeden Standort», sagte Arbeitsminister Alexander Schweitzer (SPD) am Donnerstag in Trier. An den sechs Standorten seien rund 400 Menschen beschäftigt. «400 Beschäftigte: Das ist für Rheinland-Pfalz eine Größenordnung», die interessiere. Eine Entscheidung des Warenhauskonzerns werde Mitte März erwartet, sagte der Minister.

Zur Wahrheit gehöre aber auch: «Die Möglichkeiten der Politik sind überschaubar», sagte Schweitzer, der am Galeria-Doppelstandort Trier zuvor Betriebsversammlungen besucht hatte. «Wir können unternehmerische Entscheidungen in der Regel nicht ins Gegenteil verkehren.» Er habe Gespräche mit der Geschäftsführung von Karstadt Kaufhof geführt, die offen und konstruktiv gewesen seien.

Daraus habe er aber nicht die Hoffnung gezogen, «dass wir in Rheinland-Pfalz überhaupt nicht berührt sein werden». Und es gebe auch keine Sicherheit, dass die Standorte, die erhalten blieben, nicht noch «Restrukturierungsprogramme» durchliefen. In Rheinland-Pfalz gibt es Filialen in Speyer, Koblenz, Mainz und Bad Kreuznach sowie zwei weitere Standorte in Trier. Weiterlesen

Amazon und Brother klagen wegen Tonerkartuschen-Fälschung

Berlin (dpa) – Amazon hat in Berlin seine erste Klage gegen mutmaßliche Produktfälscher in Europa eingereicht. Dabei geht es um Toner-Kartuschen.

Gemeinsam mit dem Business-Technologie-Anbieter Brother klagt Amazon gegen 18 mutmaßliche Mitglieder eines in Deutschland ansässigen Fälscherrings, wie der Online-Händler mitteilte.

Sie sollen leere Original-Tonerkartuschen von Brother gekauft und diese mit unechtem Tonerpulver befüllt haben, hieß es weiter zu der Klage beim Landgericht Berlin. Auch hätten sie gefälschte Kartuschen verkauft, die wie Originalprodukte aussehen sollten. Dazu griffen sie demnach auch auf Nachahmungen von Hologramm-Sicherheitslabeln zurück.

Amazon hat seit Jahren mit dem Problem von Produktfälschungen auf seiner Plattform zu kämpfen und bildete dafür ein Experten-Team, das auch in diesem Fall die rechtlichen Schritte angestoßen hatte. Zuvor hatte es bereits Klagen unter anderem gemeinsam mit Cartier, Valentino und dem Action-Kamera-Anbieter GoPro gegeben.

Schattenseiten der Modewelt

Von Basil Wegener, dpa

Accra (dpa) – Ein Sound von ratternden Nähmaschinen, kleinen Radios und Rufen durchzieht den gigantischen Markt. Zwischen einem schier endlosen Gewirr von schmalen Gängen, Tischen, Stühlen und Bergen von Kleidern bahnt sich Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) einen Weg.

Kantamanto in Ghanas Hauptstadt Accra – einer der größten Secondhand-Textilmärkte weltweit. Jede Woche kommen hier rund 100 Container mit rund 15 Millionen Artikeln an, auch aus Deutschland, wie etwa ausgediente FC-Bayern-Trikots zeigen. Näherinnen und Näher kombinieren Teile alter Gucci-Kleider mit Adidas, Primark mit Nike oder Jeansstoff mit Hemdstücken aus Kunstfasern.

Auf dem Markt wird schon seit Langem mit alten Klamotten vor allem aus Europa geschneidert, gefärbt und gehandelt. Mittlerweile landet auch jede Menge Secondhand-Kleidung aus China und Amerika hier. Fast fashion – also günstige, schnell wechselnde Kleider – und Altkleidersammeln weltweit haben den Markt in den vergangenen Jahren immer weiter wachsen lassen. Heute arbeiten in rund 5000 Buden geschätzt 30.000 Menschen – und versuchen, zumeist ohne soziale Absicherung oder Schutz vor freigesetzten Chemikalien über die Runden zu kommen.

Wie im Brennglas zeigen sich hier Kehrseiten der allgegenwärtigen Verfügbarkeit günstiger Kleider. Doch was soll man als Verbraucherin oder Verbraucher etwa in Deutschland machen, damit alte Klamotten nicht woanders zum Problem werden?

Einkommen der Menschen bedrückend niedrig

Heil, der mit Entwicklungsministerin Svenja Schulze noch bis Freitag Westafrika besucht, findet es «beeindruckend» hier, wie er sagt. Doch das Einkommen der Menschen sei bedrückend niedrig. «Es ist gefährlicher Arbeit. Wenn es Regen gibt, werden Chemikalien ausgewaschen.» Immer wieder kommt es zu Bränden. Doch ist der Markt auch Lebensgrundlage für viele Menschen. «Jeder versucht, eine Nische zu finden», sagt die Ghana-Chefin der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), Regina Bauerochse. Und Kleiderketten wie in München, Düsseldorf oder Berlin gibt es in Ghana kaum – das Angebot des Markts beschert der breiten Masse der Bevölkerung günstige und dabei oft auch originelle und hübsche Kleider.

Für den Bonner Entwicklungsexperten Friedel Hütz-Adams vom Südwind-Institut ist die Verschiffung der Berge von Altkleidern nach Westafrika trotzdem «ein frustrierendes Thema», wie er sagt. Bereits vor einem Vierteljahrhundert galt die Textilindustrie laut dem Experten als Motor der Industrialisierung etlicher Staaten wie Ghana. Doch unter dem Druck des Freihandels seien ab den 90er Jahren Altkleiderimporte «wie eine Flutwelle» über sie hereingebrochen, sagt Hütz-Adams. Heute gibt es zwar wieder eine wachsende heimische Textilproduktion – aber im Vergleich zu den riesigen Mengen alter Kleider seien das Ansätze in minimalem Maßstab.

Koako Mensah betreibt ein kleines Geschäft auf dem Kantamanto-Markt. Wenn der 32-Jährige neue Secondhandware bekommt, zerschneidet er sie. «Dann setze ich die Teile neu zusammen», sagt er. Doch vieles hat auch Löcher und ist schon bei der Ankunft auf dem Markt unbrauchbar. Entsorgung? Der Textilmüll komme fort, sagt Koako Mensah erst. Vieles werde am Ende einfach vom Regen weggeschwemmt, setzt er dann hinzu.

Was ist zu tun?

Wenige Kilometer entfernt kann Bernard davon erzählen, was das bedeutet. Der 36-Jährige lebt mit seinen fünf Kindern am nur gut zwei Kilometer entfernten Meer. Berge von Müll werden hierher geschwemmt, über Flussläufe und Lagunen. Neben Textilien auch jede Menge Plastik. Früher warfen die Fischer auch Netze vom Ufer aus, doch das geht wegen der Vermüllung schon lange nicht mehr. Also müssen die Fischer immer mit ihren Booten hinausfahren. Doch, so erzählt es Bernard, fangen sie oft nicht mehr genug. «Auch in den Netzen landet der Müll.»

Arbeitsminister Heil verweist nach dem Rundgang über den Kantamanto-Markt unter anderem darauf, dass die ghanaische Regierung in der Verantwortung sei. Auch Deutschland arbeite zudem an Entwicklungsmöglichkeiten im Land. «Und es gibt auch eine Unternehmensverantwortung.»

Aber auch beim Konsum könne man mehr aufpassen, meint der Minister. «Ich werde mir noch mal ein bisschen mehr überlegen, was ich einkaufe.» Menschen in den westlichen Ländern mit einem großen oder mittleren Einkommen würden auch viele Sachen kaufen, die sie kaum bräuchten. «Und dann mistet man alle Jahre den Kleiderschrank aus, und es landet dann am Ende hier.» Der Bonner Entwicklungsexperte Hütz-Adams meint, Verbraucherinnen und Verbraucher sollten ihre alten Klamotten nicht einfach in die nächstbeste Kleidertonne geben. Vieles davon werde industriell vorsortiert, weiterverschoben und lande dann in Westafrika.

Auf dem  Kantamanto-Markt bemüht sich die wohltätige OR Stiftung um eine Verbesserung der Zustände. Ihr Mitgründer Branson Skinner hat einen Wunsch an die Konsumenten. «Wir brauchen ein neues Verhältnis gegenüber den eigenen Kleidern», sagt er. «Wir müssen sie wieder mehr wertschätzen und nicht so schnell wegwerfen.»

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H&M und Remondis wollen Textilien recyceln

Lünen/Stockholm (dpa) – Für das Recycling von Klamotten ziehen der Abfallkonzern Remondis und die schwedische Modekette H&M an einem Strang. Man habe das Gemeinschaftsunternehmen Looper Textile gegründet, um gebrauchte und nicht länger genutzte Textilien zu sammeln, zu sortieren und zu verkaufen, teilten das Entsorgungsunternehmen aus Lünen bei Dortmund und der Handelskonzern aus Stockholm mit.

60 Prozent der nicht länger genutzten Textilien landeten derzeit in der EU direkt im Müll und nur 40 Prozent würden recycelt, sagte die Looper-Chefin Emily Bolon. Mit dem Bau von Infrastruktur und Lösungen zur Sammlung werde man in Sachen Kreislaufwirtschaft hoffentlich vorankommen. Die Firma setzt dabei auf neue Sortiertechnologien. Weiterlesen

Supermarktketten senken Kaffeepreise

Essen (dpa) – Nach den Butterpreisen geraten auch die Kaffeepreise in Deutschland ins Rutschen. Die Handelsketten Aldi, Kaufland und Norma senkten die Preise für gemahlenen Kaffee und ganze Bohnen deutlich. Edeka, Rewe, Penny und Netto kündigten an, dem Beispiel zu folgen.

Der Discounter Aldi teilte am Freitag mit, er habe die Preise der Eigenmarken Morena, Markus Kaffee, Amaroy und Tizio in den mehr als 4000 Filialen ab sofort «dauerhaft bis zu 20 Prozent» gesenkt. Der Kaffee werde damit um bis zu einen Euro je 500-Gramm-Paket billiger. Auch Konkurrent Norma senkte die Preise praktisch im Gleichschritt. Kaufland kündigte auf seiner Homepage an: «Wir senken die Preise dauerhaft bei Filter- und Bohnenkaffee». Weiterlesen

Habeck wirbt in USA um besseren Marktzugang

Von Martina Herzog, Magdalena Tröndle und Bastian Hartig, dpa

Washington (dpa) – Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und sein französischer Kollege Bruno Le Maire kehren ohne konkrete Zusagen zum künftigen Marktzugang für europäische Firmen von ihrer USA-Reise zurück. Hintergrund der Gespräche in Washington war das amerikanische Inflationsbekämpfungsgesetz, auf Englisch Inflation Reduction Act (IRA). Das Problem aus deutscher und europäischer Sicht: Viele Subventionen und Steuergutschriften sind daran geknüpft, dass profitierende Unternehmen US-Produkte verwenden oder selbst in den USA produzieren – was in der EU Sorge vor Wettbewerbsnachteilen auslöst.

Die Reise werde ein Arbeitsbesuch in einer Reihe ähnlicher Treffen, hatte Habeck schon vorher angekündigt. «Insofern geht es nicht darum, einmalig irgendetwas zu unterschreiben.» Und so kam es dann auch. «Es ist nicht unsere Absicht und es war nie unsere Absicht, das amerikanische Gesetz zu ändern», sage Le Maire am Dienstag in Washington, nachdem er und Habeck gemeinsam Gespräche mit US-Regierungsvertretern geführt hatten. Man wolle aber komplette Transparenz herstellen, weil das die Basis sei für fairen Wettbewerb. Konkrete Zugeständnisse müsse die EU-Kommission aushandeln. Die beiden Minister sahen sich hier nur in unterstützender Funktion.

Das IRA ist viel breiter gefasst, als der Name nahelegt. Klimaschutz-Maßnahmen sollen zu einer Reduzierung des klimaschädlichen CO2-Ausstoßes der USA um rund 40 Prozent bis 2030 im Vergleich zum Jahr 2005 führen. Die Kosten für bestimmte Medikamente sollen sinken. Mit dem Gesetzespaket sollen außerdem Steuerschlupflöcher geschlossen werden. Die Regierung geht davon aus, dass durch das Gesetzespaket das Staatsdefizit um mehr als 300 Milliarden Dollar verringert werden kann. Das soll auch die hohe Inflation bremsen.

USA wichtiger Absatzmarkt

Verbände warnen vor einer handelspolitischen Auseinandersetzung und verlangen bessere Produktionsbedingungen in Europa. Für die exportorientierte deutsche Wirtschaft sind die USA der wichtigste Absatzmarkt. Eine große Rolle spielen dabei Autos und Autoteile, Maschinen sowie pharmazeutische Erzeugnisse.

Habeck und Le Maire warben für eine europafreundliche Anwendung des Gesetzes. Erreicht haben sie nach eigenen Angaben vor allem Zusagen für mehr Transparenz über das Ausmaß staatlicher Unterstützung in den USA. Was das wert ist, wird sich noch zeigen.

Habeck sagte, man sei sich einig gewesen, dass man nicht Gefahr laufen dürfe, in einen Subventionswettlauf zu geraten. «Mein Verständnis und meine Interpretation der Gespräche ist, dass es eine große Bereitschaft gibt, Formen der Zusammenarbeit zu finden, ohne den IRA wieder aufzumachen», sagte Habeck. Zusammenarbeit bedeute, die beiden Märkte zusammenzubringen.

In Europa hofft man auf günstigere Anwendungsregeln für das schon beschlossene Gesetz, an denen derzeit in Washington gearbeitet wird. In den Bereichen Autoindustrie und Batterien sei diese Arbeit praktisch abgeschlossen, bei Regelungen für den Energieträger Wasserstoff und für wichtige Rohstoffe aber noch nicht, so Habeck. «Wir haben also ein paar Monate noch Zeit, zu Lösungen zu kommen.» Zwar führe die EU-Kommission die entsprechenden Verhandlungen, diese wolle man aber unterstützen.

Biden nicht für Änderungen offen

Das Paket ist in einem zähen Prozess mit Zugeständnissen ausgehandelt worden, dementsprechend kommen nachträgliche Änderungen für US-Präsident Joe Biden nicht infrage. «Ich werde international dafür kritisiert, dass ich mich zu sehr auf Amerika konzentriere. Zum Teufel damit», sagte Biden Ende Januar bei einer Rede. Bei seiner Rede zur Lage der Nation am Dienstagabend (Ortszeit) macht Biden nun erneut klar: «Wir werden sicherstellen, dass die Lieferkette für Amerika in Amerika beginnt. Die Lieferkette beginnt in Amerika.» Er werde dafür kritisiert, dass er auf amerikanische Produkte setze. Aber er werde sich dafür nicht entschuldigen, betonte der Demokrat. «Das ist völlig im Einklang mit den internationalen Handelsregeln.»

Bei Habeck klang das wenige Stunden zuvor anders. «Der Blick, den wir aufeinander haben, ist ein Blick von Zugewandtheit und von Freundschaft», sagte er. Im Grunde sei dieser IRA mit seinem Willen zum Klimaschutz ja eine gute Sache, von der auch europäische Firmen profitierten. «Das ist hoch willkommen.» Die Amerikaner täten es damit den Europäern gleich, die bereits auf die Förderung von Elektroautos und erneuerbaren Energien setzen. Aber an einigen Stellen würden amerikanische Firmen und Standorte eben bevorzugt, und darüber wolle man sprechen, um «diese Kühe, diese letzten Kühe ebenfalls vom Eis zu bekommen».

Elektroautos im Fokus

Ein Stein des Anstoßes für die Europäer – aber auch andere Handelspartner wie Japan und Südkorea – ist die Steuererleichterung für Elektrofahrzeuge. Hier hat das US-Finanzministerium noch Spielraum, wenn es darum geht, welche Fahrzeuge dafür infrage kommen. Das könnte den Europäern helfen. Fraglich ist allerdings, wie weit die US-Regierung hier tatsächlich gehen kann – und will. Wichtige Kongressmitglieder und auch die Regierung selbst haben nie einen Hehl daraus gemacht, dass das Gesetzespaket zuallererst der US-Wirtschaft zugutekommen soll.

Als Antwort auf den IRA, aber auch auf chinesische Subventionen stellte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kürzlich ein neues grünes Industrieprogramm vor. Darin meldete sie Bedarf zur Investition von Hunderten Milliarden Euro in klimafreundliche Technologien an. Dazu will die Behörde den Zugang zu Fördermitteln erweitern und beschleunigen und den EU-Staaten mehr Freiheiten geben für gezielte Subventionen. Die Vorschläge sollen beim EU-Gipfel diese Woche diskutiert werden.

Le Maire nannte die Vorschläge von der Leyens eine «exzellente Grundlage». Er betonte: «Jetzt ist es Zeit zu entscheiden und zu beschleunigen. Dies ist auch eine der Konsequenzen, die wir aus unserem Besuch in Washington ziehen sollten.»

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