Buschmann: Fall Brokstedt zeigt Mängel in Verwaltung auf

Berlin (dpa) – Justizminister Marco Buschmann (FDP) sieht den Fall des mutmaßlichen Messerangreifers von Brokstedt als Beleg dafür, dass der Informationsfluss zwischen Strafverfolgern und Ausländerbehörden verbessert werden muss. Zwar sei vor der Tat ein Verfahren eingeleitet worden, um Ibrahim A. des Landes zu verweisen, sagte Buschmann den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die rechtlich vorgeschriebene Anhörung des Mannes sei aber offenbar daran gescheitert, dass die zuständige Behörde ihn nicht erreicht habe – selbst dann nicht, als er bereits wegen eines anderen Tatvorwurfs in Untersuchungshaft saß und damit unter Kontrolle der Strafverfolgungsbehörden stand. Weiterlesen

Nach Messerattacke im Zug: CDU will Sondersitzung beantragen

Hamburg (dpa) – Nach dem Bekanntwerden von möglicherweise extremistischen Äußerungen des mutmaßlichen Messerangreifers von Brokstedt fordert die CDU Aufklärung von Hamburgs Justizsenatorin Anna Gallina (Grüne).

«Wir beantragen eine Sondersitzung des Justizausschusses, um Gallina zeitnah erneut zu befragen, was in ihrer Behörde alles schiefgelaufen ist», erklärte der Vorsitzende der Hamburger CDU-Bürgerschaftsfraktion, Dennis Thering. Weiterlesen

Judith Rakers: Stadtleben passte nicht mehr richtig

Osnabrück (dpa) – «Tagesschau»-Sprecherin Judith Rakers (47) hat nach eigenen Angaben bewusst der Stadt den Rücken gekehrt und sich für ein Leben «am Arsch der Welt» entschieden.

«Als ich auf die 40 zuging, merkte ich, dass mir mein Leben in der Stadt, das sich wirklich zwei Jahrzehnte ganz richtig angefühlt hatte, nicht mehr entspricht», sagte die Moderatorin der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Donnerstag). «Ich glaube, es ist gut, wenn man dann auch versucht, die Umstände anzupassen, damit man bei sich bleiben kann.» Sie habe nach langer Suche ein kleines Haus mit großem Garten in der Umgebung von Hamburg erworben. Die Lage bezeichnete sie als «am Arsch der Welt». Weiterlesen

Ziel von 1,5 Grad nicht realistisch – Mehr Klimaschutz nötig

Hamburg (dpa) – Das Klimaziel, den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu begrenzen, ist nach Ansicht von Hamburger Wissenschaftlern unrealistisch. «Eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius ist derzeit nicht plausibel», << heißt es in einer Mitteilung der Universität Hamburg zum <<Hamburg Climate Futures Outlook 2023>>.

Für die vorgestellte Studie haben rund 60 Sozial- und Naturwissenschaftler in einem interdisziplinären Team zehn gesellschaftliche, klimarelevante Faktoren untersucht. Dazu zählen die UN-Klimapolitik, die Gesetzgebung zum Klimaschutz, Proteste, soziale Bewegungen, transnationale Initiativen, Klagen vor Gericht, Konsumverhalten, den Abzug von Investitionen aus der fossilen Wirtschaft, die Wissensproduktion und die Medien. Weiterlesen

Gefahr einer Sturmflut an der deutschen Nordseeküste

Hamburg (dpa) – Für die deutsche Nordseeküste besteht nach Angaben des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) am Mittwoch die Gefahr für eine Sturmflut. Wie die Hamburger Behörde am Mittwochmorgen mitteilte, werde das Hochwasser am Vormittag und Mittag an der ostfriesischen Küste und im Wesergebiet dreiviertel bis einen Meter höher auflaufen als normal.

An der nordfriesischen Küste rechnen die Experten mit Wasserständen, die um einen bis 1,5 Meter höher liegen. Im Hamburger Elbegebiet kann die Flut etwa 1,5 Meter höher als das mittlere Hochwasser auflaufen, hieß es. Die Sturmflutgefahr besteht demnach bis etwa 13.00 Uhr. Weiterlesen

Wie die Schauspielerin Picco von Groote zu ihrem Namen kam

Hamburg/Köln (dpa) – Die Schauspielerin Picco von Groote (41, «Die Liebe des Hans Albers») identifiziert sich voll und ganz mit ihrem Vornamen – obwohl sie eigentlich Bettina heißt. «Ich wurde nie anders genannt. Denn seit ich als Jüngstes der Geschwister auf die Welt gekommen bin, hat meine Mutter konsequent Picco zu mir gesagt – abgeleitet von italienisch Piccolina, der “Kleinen”», sagte von Groote in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. «In der Grundschule zum Beispiel habe ich gar nicht mehr auf Bettina reagiert. Das hat dazu geführt, dass auch die Lehrer gezwungen waren, mich Picco zu nennen.» So habe sich ihr Spitzname durchgesetzt. Weiterlesen

Messerangriff – Hamburgs Senatorin weist Vorwürfe zurück

Hamburg (dpa) – Hamburgs Justizsenatorin Anna Gallina hat nach dem tödlichen Messerangriff in einem Regionalzug in Brokstedt Vorwürfe am Umgang ihrer Behörde mit dem Tatverdächtigen zurückgewiesen. «Wir haben alle Maßnahmen unternommen, die vorgesehen sind», sagte die Grünen-Politikerin dem NDR «Hamburg Journal» am Montagabend.

Es sei alles passiert, was laut Resozialisierungsgesetz mit Untersuchungshäftlingen passieren solle. Noch am Tag seiner Entlassung aus der Justizvollzugsanstalt Billwerder sei der wohnungslose 33-Jährige im Winternotprogramm der Stadt angekommen. Es habe zudem eine Perspektivberatung gegeben. Weiterlesen

Eignungstests für ältere Fahrer führen zu weniger Unfällen

Von Felix Müschen, dpa

Berlin/Hamburg (dpa) – Party auf der Reeperbahn, Cafés und Bars in der Sternschanze und Shoppen in der Mönckebergstraße – in Hamburg gibt es viele berühmte Stadtteile und Straßen. Doch die Waitzstraße in Othmarschen fällt durch eine andere Kuriosität auf: Schaufensterunfälle. Ob im Mai 2021 in das Gebäude der Hamburger Sparkasse oder zuletzt im Dezember vergangenen Jahres gegen Tische und Stühle eines Restaurants – es sind vor allem Senioren, die in der Straße mit ihren Autos in die Geschäfte fahren.

Im Jahr 2020 schrieb die «Süddeutsche Zeitung» schon von einem Fluch und zählte bis dahin insgesamt 24 Unfälle durch vorwiegend hoch betagte Autofahrer in der Einkaufsstraße. Auch in den vergangenen Jahren vorgenommene Umbaumaßnahmen, wie die Umwandlung der quer zur Fahrbahn liegenden Parkplätze in Längsparkplätze oder das Errichten von 60 Spezialpollern, konnten die Zusammenstöße nicht gänzlich verhindern. Doch könnten eventuell Fahrtests Abhilfe schaffen?

Eine Studie aus Japan ergab nun, dass obligatorische Fahreignungstests bei Seniorinnen und Senioren zu weniger Autounfällen führen. Wie die Amerikanische Gesellschaft für Geriatrie (AGS) mitteilte, wurden dafür Polizeidaten zu Unfällen ausgewertet, die von Juli 2012 bis Dezember 2019 in Japan geschahen. Untersucht wurden dabei nur Menschen über 70 Jahren. In dem Zeitraum geschahen in der Zielgruppe 602.885 Zusammenstöße mit Autofahrern.

Experte: Kein Problem mit übermäßig vielen Unfällen

Im März 2017 wurde dann eine Gesetzesänderung eingeführt, die verpflichtende kognitive Screening-Tests für ältere Fahrer vorsieht. Wenn den Seniorinnen und Senioren dabei Demenz nachgewiesen wurde, konnte ihnen der Führerschein entzogen werden. Daraufhin sind laut der Studie die Unfallzahlen bei männlichen Autofahrern kontinuierlich gesunken. Bei Autofahrerinnen war der Zusammenhang nicht so deutlich.

Der Leiter der Unfallforschung der Versicherer (UDV), Siegfried Brockmann, sieht zwar in den Seniorinnen und Senioren eine ähnlich auffällige Risikogruppe wie bei jungen Fahrern von 18 bis 24 Jahren. Derzeit gebe es jedoch noch kein Problem mit übermäßig vielen Unfällen, da die Menschen über 75 Jahren wesentlich seltener einen Führerschein besäßen und zudem weniger Kilometer zurücklegten. Vor allem viele Frauen in dem Alter hätten keine Fahrerlaubnis, was auch den unterschiedlichen Rückgang der Unfallzahlen bei Senioren und Seniorinnen in Japan erklären würde. Doch in den nächsten Generationen führe der demografische Wandel wahrscheinlich dazu, dass die Zahl der Autounfälle mit betagten Menschen steigen werde.

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, gibt es laut Brockmann eine ganze Palette an Maßnahmen. Von denen, die zum Verlust der Fahrerlaubnis führen könnten, sei jedoch keine einzige positiv bewertet worden. Hauptproblem dabei sei die «Falsch-negativ-Quote». Wenn nämlich jeder ältere Mensch einen Test machen müsse, könne nicht wie bei der medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU) «das ganze Besteck» aufgefahren werden. Bei der MPU nehme man sich zwar den Tag Zeit für die Menschen, das koste den Beurteilten jedoch 700 Euro – und zwar in dem Fall dann «anlass- und verdachtslos», betonte der UDV-Leiter. Dies benachteilige vor allem arme Rentner überproportional.

Plädoyer für verpflichtende Rückmeldefahrt

Daher plädiert Brockmann für ein niederschwelligeres Angebot: und zwar eine verpflichtende Rückmeldefahrt. Bei dieser Fahrt werde der Rentner beispielsweise 45 Minuten von einem Profi begleitet und beurteilt. Die Seniorinnen und Senioren sollten dabei über ihre Fahrtüchtigkeit aufgeklärt werden und müssten im nächsten Schritt aufgrund der Bewertung selbst entscheiden, ob sie den Führerschein abgeben wollen oder nicht. Diese Rückmeldefahrt dürfe nicht an den Verlust der Fahrerlaubnis gekoppelt sein, da dies, schon wegen großer Nervosität, zu vielen Falschurteilen führen würde.

Für den Allgemeinen Deutschen Automobilclub (ADAC) zeigt die Unfallstatistik, dass die Gruppe der älteren Autofahrer und Autofahrerinnen nicht überdurchschnittlich viele schwere Unfälle verursacht. Der dennoch registrierte Anstieg von Unfällen mit Senioren über 75 Jahren liegt dem Verband zufolge an zwei Gründen: Erstens hat die Zahl der Menschen über 75 Jahren mit Führerschein zugenommen und zweitens steigt der Anteil dieser Altersgruppe in der Bevölkerung.

Das Alter der Menschen ist für den ADAC nicht entscheidend für die Teilnahme am Straßenverkehr, sondern der Gesundheitszustand und die Fahrerfahrung. Die Gruppe der älteren Fahrer und Fahrerinnen zeichne sich in der Regel durch einen situationsangepassten Fahrstil und vorausschauendes Fahren aus. Auch bisher entwickelte Testverfahren lehnt der Verband ab, da diese dazu führen könnten, dass Autofahrer irrtümlich den Führerschein verlieren.

Debatte um Meldepflicht für Ärzte

Ein alternatives Modell wird seit Mittwoch beim Verkehrsgerichtstag in Goslar debattiert: Eine Meldepflicht für Ärztinnen und Ärzte von fahrungeeigneten Menschen. Dabei geht es neben Senioren auch um schwer kranke Menschen. Die dahinterstehende Frage ist, ob und wann Ärzte Patienten mit Einschränkungen an Fahrerlaubnisbehörden melden dürfen oder gar sollen. Viele Verbände, darunter auch der ADAC, sind gegen eine solche Meldepflicht, die die ärztliche Schweigepflicht aufbrechen würde. Sie fürchten einen Vertrauensverlust zwischen Arzt und Patient.

Durch ein Urteil des Bundesgerichtshofes aus dem Jahr 1968 dürfen Ärzte bereits fahrungeeignete Menschen in Ausnahmefällen den Behörden melden, wenn «Gefahr in Verzug» ist, erklärte ein Sprecher des Automobilclubs von Deutschland. Dazu müssen sie zuerst den Patienten über seine Erkrankung und die damit verbundenen Gefahren des Autofahrens aufklären.

Über die Diskussion hinaus zeigt die japanische Studie nach obligatorischen Eignungstests für Fahrer über 70 Jahren nicht nur eine Abnahme der Autounfälle, sondern es stieg zugleich die Zahl der Unfälle bei Radfahrern und Fußgängern in dem Alter.

Daraus schloss Mitautor Haruhiko Inada von der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore, dass die Sicherheitsmaßnahmen für Radfahrer und Fußgänger verstärkt werden müssten. Ältere Menschen sollten zudem auf den Verzicht des Autofahrens vorbereitet und ihnen «sichere, alternative Verkehrsmittel» zur Verfügung gestellt werden.

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Synchron-Sprecher Wolfgang Draeger gestorben

Von Christof Bock, dpa

Hamburg (dpa) – Millionen Menschen kannten seine Stimme, doch kaum jemand sein Gesicht: Der Hörspiel-Star und Synchron-Sprecher Wolfgang Draeger ist tot. Der Hamburger wurde 95 Jahre alt. Das teilten seine Kinder Sascha Draeger und Kerstin Draeger am Dienstagabend auf Instagram mit. Das Hörspiellabel Europa bestätigte Draegers Tod am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur.

Er war die deutsche Synchron-Stimme des US-Schauspielers Woody Allen. Die besondere Sprechweise des Stars sei für ihn nie ein Problem gewesen, sagte Draeger 2015 in einem dpa-Interview. «Weil ich zum Teil selbst so bin. Ich bin ein Stotterer und ich habe einen Hang für Psychopathen und Irre. Wenn ich die Rollen nicht nur sprechen, sondern spielen müsste, würde ich sie genau so anlegen. James Cagney, den ich auch gesprochen habe, war viel schwieriger. Bei diesem Dampfkessel musste ich richtig schauspielern und mich anstrengen. Aber Woody Allen, das bin in vielen Dingen praktisch ich.» Er sprach auch andere Stars, etwa Dudley Moore, einmal auch Roman Polanski.

Er war Kommissar Glockner aus «TKKG»

Im ARD-Kinderfernsehen «Sesamstraße» verlieh Draeger dem großen gelben Vogel Bibo seine Stimme. Der Hamburger ist aber auch sehr bekannt aus Kinder- und Jugendhörspielen des Labels Europa. Seine prominenteste Rolle dürfte Kommissar Glockner aus der Serie «TKKG» gewesen sein. In der Hörspiel-Reihe «Die drei ???» trat Draeger Ende der 1980er die Nachfolge von Horst Frank als Kommissar Reynolds an.

«Mit Wolfgang Draeger ist ein ganz großer, wunderbarer Schauspieler und Freund von uns gegangen», so Europa-Chefin Heikedine Körting. «Er hinterlässt uns allen unglaublich viele großartige Erinnerungen – sowohl im Film-Bereich als auch im Fernsehen, Synchron und im Hörspiel. Noch im letzten Jahr haben wir gemeinsam tolle Aufnahmen im Studio für “Die drei ???” gemacht. Ade, lieber Wolfgang Draeger!»

Als Schauspieler war Draeger in der ZDF-Serie «Das Erbe der Guldenburgs» zu sehen. Wieder als Kommissar. «Mit seinem Gentleman-Aussehen und seiner markanten Stimme passte er exzellent für Rollen von Respektspersonen», so Sachbuchautor Björn Akstinat. Die Zeichentrickfigur Inspektor Gadget gehörte ebenso zum Repertoire.

Wie Draegers Kinder bei Instagram schrieben, starb ihr Vater am Montag. «Jetzt waren wir gerade zu Deinem 95. Geburtstag hoch in Deinen geliebten Bergen… und jetzt wolltest Du einfach noch höher hinaus», so Kerstin Draeger.

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Dagmar Berghoff wird 80

Von Ulrike Cordes, dpa

Hamburg (dpa) – Dagmar Berghoff hat Fernsehgeschichte geschrieben. Als erste Frau verlas sie am 16. Juni 1976 die Nachrichten der ARD-«Tagesschau». Sie blieb für 23 Jahre bis zu ihrem Abschied am Silvesterabend 1999 eine beliebte und geschätzte Sprecherin der meistgesehenen Sendung im deutschen Fernsehen.

Jahrzehntelang war die souveräne blonde Hamburgerin auch an anderer Stelle im TV zu sehen. Etwa war sie von 1982 bis 1984 Gastgeberin der «NDR Talk Show» oder führte von 1984 bis 1992 mit Max Schautzer durchs «Wunschkonzert» der ARD. Eine Publikums-«Goldene Kamera» und zwei «Bambis» würdigen ihr Werk. Am 25. Januar feiert sie ihren 80. Geburtstag.

Eine schwierige Kindheit

Der Lebensweg der in Ahrensburg bei Hamburg aufgewachsenen Berghoff war zu Beginn sehr steinig. Einiges Leidvolle hat sie kürzlich in ihrem mit Constantin Schreiber vorgelegten Buch «Guten Abend, meine Damen und Herren» (Hoffmann und Campe Verlag) erzählt. So hielten die Eltern, die im Krieg Stellung und Vermögen verloren hatten, ihr dickes Baby, das mit leichter Missbildung einer Hand zur Welt kam, für vertauscht – und verhielten sich oft lieblos. Als die depressive Mutter sich das Leben nahm, war Dagmar Berghoff sieben. Das in einer Barackensiedlung wohnende Kind musste auch mit Gesundheitsstiefeln, einer dicken Zahnspange und starkem Haarausfall fertig werden.

«Ich glaube, im Laufe der Zeit sind meine Widerstandskräfte in mir gewachsen», sagt Berghoff beim Interview der Deutschen Presse-Agentur in ihrer mit klassischer Kunst und Antiquitäten stilvoll eingerichteten Wohnung an einem Kanal der Hansestadt. Die Mediendame mit der erotisch-rauchigen Stimme, die Kaffee und Kekse serviert, antwortet sachlich und professionell – und wirkt zugleich aufrichtig und menschlich. Besonders am Widerstand des Vaters, der eine kommende Chefsekretärin in ihr sah, sei sie gereift, sagt Berghoff. Denn ihr Berufswunsch war Schauspielerin, seit sie mit neun Jahren gegen zehn Pfennig Eintritt selbstverfasste Stücke aufgeführt hatte. So schrieb sie mit 15 Jahren heimlich dem Schauspielstar Joseph Offenbach (1904-1971, «Die Unverbesserlichen») – und sprach ihm vor.

Sie wollte ans Theater gehen

Offenbach fand sie begabt. Also ging Berghoff nach dem Abitur 1962 als Au-pair nach London und Paris, um Sprachen zu lernen. Und um dann mit dem Ziel einer Bühnenlaufbahn die staatliche Schauspielschule in Hamburg zu besuchen. Mit Putzen und Post austragen, Geschirrabwasch nachts im Bahnhof sowie in einer Käsefabrik und hinter dem Tresen einer Bar verdiente sie sich ihren Lebensunterhalt. Doch nach ihrem Examen kam vieles anders als geplant. Trotz eines Angebots an das Theater in Münster machte Berghoff zunächst eine Sprecherkarriere beim damaligen Südwestfunk (SWF) in Baden-Baden – und ging 1975 der Liebe wegen zurück nach Hamburg. Dort kam bald ein Anruf vom Norddeutschen Rundfunk (NDR) – der Rest ist Fernsehgeschichte.

Gecastet wurde sie vom damaligen Chefsprecher Karl-Heinz Köpcke (1922-1991). Der stand auch bei ihrem ersten Auftritt in der 20-Uhr-Ausgabe dicht neben ihr. «Ich dachte, das machen die immer so. Aber er hat wohl gemeint, dass ich als Frau vielleicht doch die Nerven verliere und zusammenbreche», erinnert sich Berghoff lächelnd. Als Quotenfrau habe sie sich nie gefühlt, das Wort habe es noch nicht gegeben. «Von Feministinnen wurde ich ja ein wenig als Vorreiterin eingenommen. Doch das war nie meine Intention. Ich bekam nur einen tollen Job angeboten – und den habe ich gemacht.» Dennoch sieht sich die Frau, die mit 47 Jahren den Arzt Peter Matthaes geheiratet hat, auf der Seite der Frauenrechtlerinnen – aber eher entspannt.

Erst Versprecher, dann Lachanfall

Legendär wurde 1988 ein Berghoff’scher Versprecher: die angebliche «WC»-Tennismeisterschaft in Dallas, die Boris Becker gewonnen habe – anstelle von WTC. Worauf die Sprecherin noch einen Lachanfall bekam. Ihre Arbeit bei der «Tagesschau» beendete die zur Chefsprecherin aufgestiegene Berghoff auf eigenen Wunsch zum Ende des Jahrtausends. «Ich hatte mir dafür die Silvesterausgabe 1999 überlegt», erzählt sie der dpa. Mehr Zeit für ihren Mann, der in Pension gegangen war, wollte sie haben. Doch leider starb Matthaes nur ein Jahr später.

Berghoff lebt im Hier und Heute. Mit Freunden kultiviert sie gern die schönen Seiten des Daseins: Essen gehen, Kunstmuseen besuchen, Reisen – gern nach Frankreich. Aus dem Plan, eine Alters-WG zu gründen, kann leider nichts mehr werden, da viele ihrer Freunde früh gestorben sind. Den Medien widmet sie sich täglich – aber selektiv, um nicht dem heutigen Dauerfeuer an Informationen auszusetzen. Auch Arbeit gehört nach wie vor zu ihrem Leben. Gerade hat sie etwa Lesungen und weitere Termine mit ihrem aktuellen Buch absolviert. Dazu steht am 5. Februar auch ein Auftritt in der MDR-Talkshow «Riverboat» an.

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40 Jahre «99 Luftballons» von Nena

Hamburg (dpa) – «Hast du etwas Zeit für mich? Dann singe ich ein Lied für dich von neunundneunzig Luftballons auf ihrem Weg zum Horizont» – Den Anfang von «99 Luftballons», des bekanntesten Songs der Band Nena, können bestimmt die meisten Menschen mitsingen, die in den 1980er Jahren aufgewachsen sind.

Gehört das Lied über die Luftballons, die ein General für Ufos aus dem All hielt und deshalb eine Fliegerstaffel hinterherschickte, doch zu den bekanntesten Hits der Neuen Deutschen Welle (NDW). Auch weltweit feierte der Song, der am 24. Januar 1983 erstmals in den deutschen Single-Charts auftauchte, Erfolge und stürmte sogar die Charts in den USA.

Ballons fliegen über die Berliner Mauer

Die Idee zum Liedtext kam dem Band-Gitarristen Carlo Karges 1982 bei einem Rolling-Stones-Konzert in West-Berlin, als Mick Jagger am Ende der Show Ballons hochsteigen ließ, die der Wind Richtung Mauer trug. «Carlo hat sich bei diesem starken Bild damals die Frage gestellt, was alles passieren könnte, wenn das jemand falsch versteht», erinnert sich Sängerin Nena heute. Noch in derselben Nacht habe er den Text geschrieben. Weiterlesen

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