Die chaotische Vergangenheit holt Premier Sunak ein

Von Benedikt von Imhoff, dpa

London (dpa) – Die Rückkehr von Kurzzeit-Premierministerin Liz Truss in die Öffentlichkeit stürzt ihren Nachfolger Rishi Sunak in die Bredouille. Die Risse in seiner Konservativen Partei treten immer deutlicher hervor, und die Baustellen für den Regierungschef werden immer mehr.

Truss ist bereits die zweite Ex-Regierungschefin, die den internen Machtkampf antreibt – Boris Johnson mischt schon seit Wochen wieder mit. Hohe Spenden und Auslandsreisen nach Kiew und Washington erwecken den Eindruck, Johnson strebe wieder eine Führungsstelle an. Oder gar seinen alten Posten in der Downing Street.

Nun sorgt Truss dafür, die ebenso wie Johnson als interne Gegnerin Sunaks gilt, dass in der Konservativen Partei keine Ruhe einkehrt. Demonstrativ ließ sie sich mit alten Verbündeten in Westminster blicken. Zur Erinnerung: Truss war nach nicht einmal 50 Tagen im Amt krachend gescheitert, weil sie mit ihrer Niedrigsteuerpolitik zwar ein konservatives Dogma bediente, die Finanzmärkte aber mit ihrem rein schuldenfinanzierten Vorhaben schockierte. Sunak trat an, um die Scherben aufzukehren. Das gelang, wenn auch zum Preis von Steuererhöhungen – ein rotes Tuch für viele Tories.

Hier legt nun Truss die Axt an. In einem langen Beitrag für die konservative Zeitung «Sunday Telegraph» und in einem Interview mit dem TV-Kanal der konservativen Zeitschrift «Spectator» machte sie deutlich, dass sie ihre Politik nach wie vor für richtig hält. Schuld daran, dass sie als Premierministerin mit der kürzesten Amtszeit in die Geschichte einging, trügen vor allem andere – «ein sehr mächtiges wirtschaftliches Establishment und mangelnde politische Unterstützung». Indem sie darauf beharre, dass sie doch Recht gehabt habe, lege sie nahe, dass Sunak mit seiner gemäßigten, vertrauensbildenden Finanzpolitik falsch liege, kommentierte die BBC.

«Liz war verrückt, aber sie hatte Recht»

Die Folgen von Truss’ Fiasko sind noch immer zu spüren. Immobilieneigentümer etwa werden auf Jahre höhere Hypothekenzinsen zahlen müssen, weil die Banken die Raten im Zuge der «Trussonomics» enorm erhöht hatten. Doch das ficht einige Tories nicht an, so tief verwurzelt ist die Ideologie strikter Steuersenkungen.

Gesundheitsminister Steve Barclay etwa zeigte sich aufgeschlossen für Truss’ Fokus auf Wachstum um jeden Preis. Die 47-Jährige habe nie eine faire Chance erhalten, ihre Vorstellungen umzusetzen, sagte Barclay. Die BBC zitierte ein ehemaliges Kabinettsmitglied, Truss halte die Regierung nicht für konservativ, sondern für sozialdemokratisch. Das ist für Tories ein herbes Schimpfwort. Ein amtierendes Regierungsmitglied sagte dem Sender: «Liz war verrückt, aber sie hatte Recht. Rishi liegt falsch, aber er ist kompetent.»

Konservative stehen schon mit dem Rücken an der Wand

Erschwerend für Sunak kommt hinzu, dass er nur Premier ist, weil Truss so krachend scheiterte und die Partei ihn als schnelle Lösung ohne Wahl ins Amt hievte. Als er im Sommer gegen die damalige Außenministerin um Johnsons Nachfolge konkurrierte, verlor der 42-Jährige. Ohnehin ist es eine spannende Konstellation, die sich durch die vielen Wechsel der vergangenen Jahre in der Downing Street ergeben hat. Erstmals in der Geschichte gibt es sieben lebende Ex-Premiers: Außer Truss und Johnson noch dessen Vorgängerin Theresa May, dazu David Cameron, Gordon Brown, Tony Blair und John Major.

Während sich letztere mal mehr, mal weniger deutlich zur aktuellen Lage äußern, sitzen mit May, Johnson und Truss gleich drei frühere Regierungschefs weiterhin als sogenannte Hinterbänkler im Parlament – und damit Sunak wortwörtlich im Nacken. May äußerte sich vor allem während der skandalumwitterten Zeit Johnsons kritisch, blieb zuletzt aber auf Linie. Die anderen beiden aber machen keinen Hehl daraus, dass sie politisch noch Pläne haben. «Die Geister der chaotischen konservativen Vergangenheit sind nie weit weg», kommentierte die BBC.

Dabei stehen die Konservativen schon mit dem Rücken an der Wand. Die Regierung bekommt die seit Wochen tobenden Streiks bei den Bahnen, im Gesundheitsdienst und anderen Branchen ebenso wenig in den Griff wie die steigende Zahl illegaler Einreisen. Alle Umfragen sagen derzeit eine krachende Niederlage bei der für 2024 geplanten Parlamentswahl voraus. Auch wenn Truss beteuert, sie wolle nicht wieder Premierministerin werden: Ihre Einlassungen und der lange Schatten von Johnson, in dem vor allem viele an der Basis noch immer den erfolgversprechendsten konservativen Wahlkämpfer sehen, dürften die Lage kaum verbessern. Die Ablenkung ist bereits jetzt gewaltig.

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Großbritannien erwägt digitales Pfund ergänzend zu Bargeld

London (dpa) – Großbritannien erwägt die Einführung eines digitalen Pfunds. Gemeinsam mit der Zentralbank würden derzeit entsprechende Pläne diskutiert, teilte das Finanzministerium in London mit.

Ein digitales Pfund würde im Gegensatz zu volatilen Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether, die von Unternehmen hergestellt werden, von der Bank of England herausgegeben und könnte von Privatverbrauchern und Firmen für alltägliche Zahlungen sowohl im stationären Handel als auch online genutzt werden. Die Digitalwährung würde frühestens in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts eingeführt und solle Bargeld nicht ersetzen, sondern ergänzen. Weiterlesen

«Das Böse getroffen» – Londoner Polizist als Vergewaltiger angeklagt

Von Benedikt von Imhoff, dpa

London (dpa) – Einige Frauen sperrte er nackt in ein winziges Kabuff, auf manche urinierte er – und immer wieder vergewaltigte er seine Opfer. Für diese Taten, die er vor Gericht eingeräumt hat, wird ein Londoner Polizist heute wahrscheinlich zu mehreren Jahrzehnten hinter Gittern verurteilt. Die Misshandelten sind schwer traumatisiert, doch im Prozess wollten sie sich Gehör verschaffen. «In dieser Nacht spürte ich, dass ich das Böse getroffen habe», beschrieb eine der Frauen ihre Furcht in einem Statement. Eine andere fühlte sich als «Stück Dreck auf seinem Schuh».

Wegen Vergewaltigungen, sexuellen Übergriffen und Freiheitsberaubung in 49 Fällen ist der Polizist angeklagt. Mehr als 80 Einzeltaten gegen 12 Frauen hat er gestanden. Die Ermittler gehen aber davon aus, dass es noch mehr Opfer gibt. Zwar streckt sich der Tatzeitraum über 17 Jahre, von 2003 bis 2020. Es gibt aber eine Lücke von mehreren Jahren, in denen keine Anzeigen vorliegen.

«Er war Polizist, wie konnte man ihm misstrauen?»

Die Opfer werden meist als verletzliche Frauen geschildert, einige jünger, andere deutlich älter. Der heute 48 Jahre alte Mann soll sie manipuliert, eingeschüchtert und unter Druck gesetzt haben. Dabei half ihm auch sein Status als Polizeibeamter mit Dienstausweis und – später – Waffe, so schildern es mehrere Frauen, und so sieht es auch die Anklage. Er brüstete sich damit, dass er unter anderem mit dem Schutz des britischen Parlaments beauftragt war.

«Er war Polizist, wie konnte man ihm misstrauen?», ließ eine der Frauen ausrichten. Eine andere berichtete, sie sei nach der Vergewaltigung ins Krankenhaus gegangen. Als sie dort erzählte, wer ihr Peiniger ist, habe eine Pflegerin nur abgewinkt. «Die Justiz schützt ihre eigenen Leute», habe sie gesagt.

Doch damit soll nun endlich Schluss sein. Der Fall ist bereits der zweite innerhalb kurzer Zeit, bei der ein Londoner Polizist seinen Status für schwerste kriminelle Verbrechen genutzt haben soll. Die Dimension erinnert an den Mord an Sarah Everard – ein Beamter mit ähnlichen Zuständigkeiten hatte die 33-Jährige im März 2021 mithilfe seines Dienstausweises auf offener Straße in London verschleppt. Er vergewaltigte und ermordete die junge Frau. Dafür wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt.

Vermutlich Hunderte kriminelle Beamte im Einsatz

Nun hat das Innenministerium den Polizeien im Land aufgetragen, in den eigenen Reihen nach «schwarzen Schafen» zu suchen. Es gebe «zu viele Beispiele von Frauenfeindlichkeit und Sexismus», kritisierte der Abgeordnete Nick Smith von der Oppositionspartei Labour. Allein in der Londoner Metropolitan Police sind nach Ansicht des neuen Polizeichefs Mark Rowley Hunderte Beamte und Beschäftigte im Einsatz, die «not fit for office» sind. Sprich: kriminell und korrupt. London ist beileibe kein Einzelfall.

Derzeit steht in Edinburgh ein Polizist vor Gericht, der eine Frau vergewaltigt und eine Treppe hinabgestoßen sowie eine 13-Jährige vergewaltigt haben soll. Er weist die Vorwürfe zurück.

Das Verhältnis zur Bevölkerung ist erschüttert, wie auch Innenministerin Suella Braverman eingestand. Elf der zwölf Opfer des 48-jährigen Angeklagten haben ausgesagt, kein Vertrauen mehr in die Polizei zu haben. Kommentatoren rufen dazu auf, die Einstellungsprozesse genau zu überprüfen – zumal derzeit die konservative Regierung Tausende Beamte sucht.

Doch auch andere Dienste sind betroffen. So ergab ein offizieller Untersuchungsbericht, dass Frauenfeindlichkeit, Sexismus und Rassismus bei der Londoner Feuerwehr an der Tagesordnung seien. Dem Sender ITV sagte eine anonyme Feuerwehrfrau, dass männliche Kollegen privat Fotos von Unfalltoten gemacht und sich über die Unterwäsche weiblicher Todesopfer ausgetauscht hätten. Auch hierbei mahnen Politiker, Gewerkschaften und die Chefetage, dass eine Kehrtwende dringend nötig sei.

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Londoner Polizist droht lange Haft wegen Vergewaltigungen

London (dpa) – Wegen zahlreicher Vergewaltigungen drohen einem Londoner Polizisten Jahrzehnte hinter Gittern. Der 48-Jährige habe seine Macht ausgenutzt, um mehrere Frauen gewaltsam und brutal zu missbrauchen, sagte Staatsanwalt Tom Little am Montag vor Gericht in der britischen Hauptstadt.

«Wenn er die Gelegenheit dazu hatte, nutzte er sie, um die Opfer zu vergewaltigen, sexuell zu missbrauchen oder sie angreifen und/oder sie demütigen», sagte Little. Es habe sich um systematischen Missbrauch gehandelt. Dabei habe es keine Rolle gespielt, ob er mit den Frauen in einer längeren Beziehung war oder sie seit kurzem kannte.

Der Angeklagte hatte im Januar etliche Taten über einen Zeitraum von fast 20 Jahren zugegeben. Er gilt als einer der schwerstkriminellen Serienvergewaltiger der jüngeren britischen Geschichte. Das Strafmaß wird an diesem Dienstag erwartet. Weiterlesen

England: Pflegekräfte legen Arbeit nieder

London (dpa) – Pflegekräfte des britischen Gesundheitsdiensts NHS haben den bisher größten Streik ihrer Geschichte begonnen. In England demonstrieren damit noch bis morgen mehrere Zehntausend Beschäftigte für mehr Gehalt sowie bessere Arbeitsbedingungen.

Die Berufsvereinigung Royal College of Nursing fordert eine Lohnerhöhung, die deutlich über der Inflation von zuletzt gut 10 Prozent liegt. Erstmals streikten auch Rettungskräfte am selben Tag. Eine Grundversorgung ist nach Angaben der Gewerkschaften aber sichergestellt. Weiterlesen

Moskau will in besetzten Gebieten in Ukraine wählen lassen

London (dpa) – Mit Wahlen in den besetzten ukrainischen Gebieten will Russland nach britischer Einschätzung die Regionen als festen Bestandteil der Russischen Föderation präsentieren.

«Dies folgt auf fortdauernde Versuche, die besetzten Gegenden zu «russifizieren», das beinhaltet die Überarbeitung von Bildung, Kommunikation und Transportsystemen», teilte das Verteidigungsministerium in London unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse mit. Die Führung in Moskau werde das «sich selbst bestätigende Argument» anführen, dass Neuwahlen die Besatzung rechtfertigen. Weiterlesen

Mysteriöser Fall um vermisste Mutter beschäftigt England

St Michael’s on Wyre (dpa) – Ein mysteriöser Fall um eine vermisste Mutter von zwei Mädchen beschäftigt seit einer Woche die Öffentlichkeit in Großbritannien. Am Freitag suchten erneut Polizeikräfte am Fluss Wyre im nordwestenglischen Ort St Michael’s on Wyre nach der 45-Jährigen.

«Wir werden nie die Hoffnung verlieren», sagte ihr Partner im Gespräch mit britischen Medien. «Aber im Moment ist es, als hätte sie sich in Luft aufgelöst. Es ist einfach verrückt.» Ihre Schwester sprach im Sender Sky News von einem «Alptraum». Die Polizei warnte vor Spekulationen und Gerüchten. Sie geht bisher nicht von einem Verbrechen aus. Weiterlesen

Ellen DeGeneres feiert ihre Ehe in Promi-Runde

Montecito (dpa) – US-Talkshowlegende Ellen DeGeneres (65) hat ihre Ehe mit Partnerin Portia de Rossi (50) gemeinsam mit anderen Prominenten gefeiert. Wie auf einem am Donnerstag veröffentlichten Video auf DeGeneres’ Youtube-Kanal zu sehen war, wurde sie von ihrer Frau bei deren Geburtstagsparty mit einer Zeremonie überrascht, bei der das Paar sein Ehegelübde erneuerte. Britischen Medienberichten zufolge gehörten auch Prinz Harry (38) und Herzogin Meghan (41) zu den Gästen. Weiterlesen

Kinderpornografie: Plattform-Verantwortliche festgenommen

Bamberg (dpa) – Bayerischen Ermittlern ist ein Schlag gegen Betreiber von internationalen Kinderpornografie-Plattformen im Darknet gelungen. In den USA, in Großbritannien und in Deutschland seien mehrere Verdächtige festgenommen worden, teilten das bayerische Landeskriminalamt (LKA) und die Zentralstelle Cybercrime in Bamberg am Freitag mit. Sie sollen als Administratoren, Programmierer oder Moderatoren der Plattformen tätig gewesen sein.

Drei Darknet-Plattformen seien stillgelegt worden. Auf den Plattformen seien mehrere Tausend Nutzer aus dem In- und Ausland aktiv gewesen. Sie verbreiteten dort demnach monatlich mehr als 20.000 kinderpornografische Bilder und Videos und veröffentlichten 120.000 Postings. «Die Täter müssen auch in diesem Bereich damit rechnen, überführt und zur Verantwortung gezogen zu werden. Auch das Darknet ist kein rechtsfreier Raum», sagte LKA-Präsident Harald Pickert. Weiterlesen

Australien ersetzt Porträt der Queen auf Fünf-Dollar-Schein

Canberra (dpa) – Das Porträt der gestorbenen Queen Elizabeth II. auf der australischen Fünf-Dollar-Banknote wird künftig durch ein Design ersetzt, das die Kultur und Geschichte der Ureinwohner würdigt. Das teilte die australische Zentralbank am Donnerstag mit. König Charles III. wird damit nicht die Geldscheine des Commonwealth-Staates zieren.

«Dieser Entscheidung des Aufsichtsrats der Zentralbank gingen Beratungen mit der australischen Regierung voraus, die diese Änderung unterstützt», hieß es. Die Bank will für die künftige Gestaltung der Banknote Vertreter der indigenen Bevölkerung konsultieren. Andere Scheine und Münzen in Down Under zeigen bereits berühmte Persönlichkeiten und Kunstwerke der Aborigines. Weiterlesen

Zu viel Einblicke – Anwohner gewinnen gegen Tate Modern

London (dpa) – In ihrem Kampf um mehr Privatsphäre haben Anwohner von verglasten Wohnungen gegenüber der Londoner Tate Modern einen Rechtsstreit gegen das Kunstmuseum gewonnen.

Die Anwohner der Luxuswohnungen am Londoner Themse-Ufer hatten der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge bereits vor mehreren Jahren rechtliche Schritte eingeleitet, weil nach ihren Angaben «Hunderttausende Besucher» der Tate Modern von der Aussichtsplattform aus in ihre Wohnungen schauen können. Sie verlangten von dem Museum, einen Sichtschutz zu errichten oder Teile der Plattform zu sperren – verloren jedoch in den ersten beiden Instanzen. Weiterlesen

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