EU strebt nach Bankenbeben Beruhigung der Finanzmärkte an

Brüssel (dpa) – Nach dem Bankenbeben in den USA und der Schweiz bemüht sich die EU um eine Beruhigung der Finanzmärkte. «Ich bin sehr zuversichtlich, was die Liquidität und die Widerstandsfähigkeit angeht, die unser Bankensystem aufgebaut hat», sagte Eurogruppen-Chef Paschal Donohoe am Freitag beim EU-Gipfel in Brüssel. «Ich glaube auch, dass unsere Regulierungsbehörden, unsere Institutionen auf nationaler und europäischer Ebene eine sehr, sehr wichtige Rolle bei der Stärkung der Widerstandsfähigkeit unseres Bankensystems gespielt haben.»

Die Eurozone verfüge über die nötigen Reserven und die Widerstandsfähigkeit, um die Stabilität des Bankensystems im Moment zu gewährleisten, sagte Donohoe. «Und das ist auf politische Entscheidungen zurückzuführen, die getroffen wurden und sich bewährt haben. Aber wir dürfen niemals selbstgefällig sein.» Deshalb beobachteten die Aufsichtsbehörden die Entwicklungen im Bankensystem auch weiterhin. Weiterlesen

Einschränkungen bei Geldautomaten wegen Sprengungen erwartet

Mainz (dpa/lrs) – Wegen der steigenden Zahl von Automatensprengungen werden sich die Menschen in Rheinland-Pfalz auf Einschränkungen bei dieser beliebten Form der Bargeldversorgung einstellen müssen. Das kann von nächtlichen Zugangsbeschränkungen in Selbstbedienungsstellen bis hin zur kompletten Stilllegung einzelner Automaten reichen, wie der Sparkassenverband Rheinland-Pfalz am Donnerstag auf seiner Jahrespressekonferenz ankündigte. «Es wird am Ende so sein, dass die Versorgung in der Fläche aufrechterhalten wird. Aber es werden weniger (Automaten) werden», sagte Verbandspräsident Thomas Hirsch.

Es brauche Zeit, bis die gemeinsam mit dem Innenministerium und dem Landeskriminalamt in die Wege geleiteten Schritte für mehr Sicherheit wirkten, sagte er. Nächtliche Schließungen oder gar Stilllegungen seien nicht populär, weder bei den kommunalen Trägern der Sparkasse noch bei den einzelnen Sparkassen selbst, räumte Hirsch ein. Derzeit werde geprüft, ob Sparkassen und Genossenschaftsbanken an als sicher geltenden Standorten den Kunden eine gemeinsame Automatenbenutzung ermöglichen könnten. Weiterlesen

«Wirtschaftsweise»: Hohe Inflation bremst den Aufschwung

Von Jan Christoph Freybott und Andreas Hoenig, dpa

Berlin (dpa) – Zu einer Rezession in Deutschland kommt es nicht – ein nachhaltiger Aufschwung aber ist noch nicht in Sicht. Die hohe Inflation schmälert die Kaufkraft der Verbraucherinnen und Verbraucher, und schlechtere Finanzierungsbedingungen wegen steigender Zinsen bremsen die Konjunktur. Dazu kommt eine Weltwirtschaft, die sich nur langsam von den Corona-Folgen erholt. Das sind die Kernbotschaften der fünf «Wirtschaftsweisen».

Man müsse damit rechnen, dass die starke Teuerung das Wachstum bis weit ins kommende Jahr hinein dämpfen werde, sagte Monika Schnitzer, Vorsitzende des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, am Mittwoch in Berlin.

Vor allem dank des milden Winters traten die schlimmsten Szenarien nicht ein – etwa eine Gasmangellage, die tiefe Spuren hinterlassen hätte. Die Wirtschaft habe sich im Winterhalbjahr widerstandsfähig gezeigt, sagte Schnitzer. «Insgesamt erholt sich die Konjunktur aber langsam.» Erheblicher ökonomischer Schaden könnte dem Gremium zufolge durch eine mögliche Gasmangellage im kommenden Winter entstehen. Wenn die Disziplin beim Energiesparen nachlasse, drohe Deutschland ein harter Winter 2023/2024.

Rezession: Deutschland kriegt die Kurve

Für das laufende Jahr dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach Einschätzung der «Wirtschaftsweisen» um 0,2 Prozent wachsen. Diesen Wert sagt auch die Bundesregierung voraus. An einer Rezession schrammt die Bundesrepublik damit haarscharf vorbei. Die «Wirtschaftsweisen» waren zuvor davon ausgegangen, dass das BIP 2023 um 0,2 Prozent schrumpfen wird. Für das kommende Jahr haben die Sachverständigen ein Wachstum von 1,3 Prozent auf dem Zettel.

Aufgrund einer drohenden Gasmangellage durch den Stopp russischer Lieferungen hatten sie im Herbst noch eine Rezession vorausgesagt. Zwar entspannte sich die Lage an den Energiemärkten seitdem. Die deutsche Wirtschaft startet aber laut der Prognose noch nicht wieder richtig durch: «Der inflationsbedingte Kaufkraftverlust, die schlechteren Finanzierungsbedingungen und die sich nur langsam erholende Auslandsnachfrage verhindern einen stärkeren Aufschwung in diesem und im kommenden Jahr», sagte Schnitzer.

Teuerung bleibt hoch

Auch im laufenden Jahr müssen sich Verbraucherinnen und Verbraucher auf weiter steigende Preise einstellen. Die «Wirtschaftsweisen» rechnen mit einer Inflationsrate von 6,6 Prozent im Jahresschnitt. 2022 hatten die Verbraucherpreise nach überarbeiteten Daten des Statistischen Bundesamtes um 6,9 Prozent zugelegt.

Die Inflation bedeute Kaufkraftverluste und dämpfe den Konsum, der eine wichtige Stütze der Konjunktur ist. Gestiegene Erzeugerpreise und die zu erwartenden Lohnsteigerungen dürften die Inflation noch bis ins kommende Jahr hinein hoch halten, so die Fachleute.

Dass die Energiepreise auf den Weltmärkten sinken, sei für Verbraucher hierzulande noch kein Anlass zur Entwarnung, sagte die Sachverständige Ulrike Malmendier. Spätestens in der kalten Jahreszeit dürften sie wieder anziehen. Entscheidend sei die Kerninflation, also die Teuerung ohne Energie und Lebensmittel. «Die hat sich im vierten Quartal des letzten Jahres weiter beschleunigt.» Und das werde auch in den kommenden drei Quartalen so weitergehen.

Eine merkliche Entspannung bei den Verbraucherpreisen ist nach Einschätzung des Gremiums erst 2024 zu erwarten. Mit einer Rate von 3,0 Prozent soll die Teuerung dann nicht einmal halb so hoch liegen wie noch in diesem Jahr.

Hohe Risiken – aber keine Bankenkrise

Eine Bankenkrise infolge der Turbulenzen in der Schweiz und in den USA halten die Sachverständigen für unwahrscheinlich. «Wir möchten festhalten, dass wir im Augenblick keine Gefährdung der Finanzmarktstabilität sehen», betonte Malmendier. Die Lage stelle sich anders dar als 2008. Der Markt zwischen den Banken funktioniere gut, die Versorgung der Realwirtschaft mit Krediten sei gesichert.

Risiken sehen die «Wirtschaftsweisen» nach wie vor in der Energieversorgung. «Um die Gasspeicher wieder vollständig aufzufüllen und eine Gasmangellage im kommenden Winter zu verhindern, müssen wir weiterhin umfangreich Energie sparen», sagte die Sachverständige Veronika Grimm. Ob die Industrie als größter Sparer ihre Bemühungen auch bei niedrigeren Energiepreisen fortsetze, sei aber fraglich.

Von einem Aufatmen seien auch die Unternehmen weit entfernt, sagte Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer. Stützungsprogramme des Bundes und Nachholeffekte aus den Covid-Jahren müssten die Wirtschaft eigentlich ankurbeln. Dem stünden allerdings die hohen Energiepreise und die schwächelnde weltweite Nachfrage gegenüber. «Der dringend erforderliche Investitionsschub bleibt derzeit deshalb aus.»

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Lagarde will die Inflation entschlossen bekämpfen

Frankfurt/Main (dpa) – EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat die Entschlossenheit der Notenbank im Kampf gegen die hohe Inflation im Euroraum trotz der jüngsten Bankenturbulenzen bekräftigt. «Wir werden für Preisstabilität sorgen, und die Rückführung der Inflation auf mittlere Sicht zu einem Wert von 2 Prozent ist nicht verhandelbar», sagte die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt. Nach Einschätzung von Bundesbankpräsident Joachim Nagel ist die EZB noch nicht am Ende ihres Zinsanhebungskurses angelangt.

Die Notübernahme der Schweizer Großbank Credit Suisse durch den Konkurrenten UBS und die Schieflage einiger kleinerer US-Institute hatten Sorgen auch um die Banken der Eurozone geschürt. Der europäische Bankensektor sei dank starker Kapital- und Liquiditätspositionen widerstandsfähig, sagte Lagarde. Die EZB sei angesichts der aktuellen Marktspannungen bereit, das Finanzsystem erforderlichenfalls mit Liquiditätshilfen zu unterstützen und die reibungslose Transmission der Geldpolitik aufrechtzuerhalten. «Eines steht fest: Es gibt keinen Zielkonflikt zwischen Preis- und Finanzstabilität», bekräftigte Lagarde. Weiterlesen

Gold, Bitcoin – Wohin flüchten Anleger in einer Bankenkrise?

Von Bernhard Funck, dpa-AFX, und Christoph Dernbach, dpa

Frankfurt/Main (dpa) – Eigentlich hat die Welt angesichts des Ukraine-Kriegs ganz andere Sorgen. Und doch stehen wieder einmal die Banken im Epizentrum eines drohenden Finanzbebens. In solch unsicheren Zeiten laufen viele Anleger «sichere Häfen» an, die ihrem Vermögen Schutz bieten sollen. Welche «Safe Havens» gibt es? Und sind sie wirklich so sicher, wie es auf den ersten Blick scheinen mag?

Staatsanleihen – tatsächlich ein risikofreier Zins?

Als sicherer Anlagehafen schlechthin gelten Schuldpapiere von Ländern mit hoher Kreditwürdigkeit. «Dazu zählen in erster Linie die Vereinigten Staaten, aber auch europäische Länder wie Deutschland», sagt Michael Klawitter, Anleihenexperte bei der Dekabank. Das Besondere an solchen Staatsanleihen ist, dass ihre Schuldner als nahezu unverwüstlich gelten können. Ein Zahlungsausfall, wie er bei Verbrauchern oder Unternehmen vorkommen kann, gilt bei ihnen als eher unwahrscheinlich. Außerdem bieten die Wertpapiere eine feste Verzinsung, also einen verlässlichen Zahlungsstrom.

Allerdings bringt selbst der sichere Anleihehafen Probleme mit sich. So können die Zinserträge – wie auch jetzt – von einer hohen Inflation vernichtet werden, was zu einem Vermögensverlust führen kann. Außerdem verlieren bestehende Anleihen in Zeiten steigender Zinsen an Wert. Dies ist unproblematisch, wenn die Papiere bis zum Laufzeitende gehalten werden. Sollen oder müssen sie aber früher verkauft werden, entstehen Kursverluste. Das ist ein Grund, warum so viele mittelgroße US-Banken derzeit Finanzprobleme haben.

Gold – glänzt das Edelmetall wirklich immer?

Gold gilt seit langem als Inbegriff von Wohlstand und Reichtum. So auch heute: An den Finanzmärkten steuern Anleger das Edelmetall an, wenn es an den Börsen ungemütlich wird. Angesichts der Turbulenzen im Bankensektor stieg der Goldpreis am Montag erstmals seit längerem über die Marke von 2000 US-Dollar. Ein Vorteil von Gold ist, dass es nicht bedrucktes Papier ist, sondern einen Eigenwert besitzt. «Gold hat sich im Grunde seit Jahrtausenden als wertbeständige Anlage bewährt», sagt Ökonom Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen. Daneben wird es zur Produktion vieler zum Teil hochwertiger Industriegüter verwendet.

Aber auch Gold hat Schwächen. So wirft das Edelmetall wie auch sein «kleiner Bruder» Silber keine regelmäßigen Erträge wie Zinsen oder Dividenden ab. Das macht es in Zeiten steigender Zinsen unattraktiver. So wie im vergangenen Jahr, als Gold trotz Ukraine-Kriegs kaum zulegte. Damals hielt ein zweiter Gegenspieler von Gold den Preis niedrig: der US-Dollar. Da Edelmetalle meist in der Weltreservewährung gehandelt werden, wird der Gold-Erwerb mit steigendem Dollar-Kurs für viele Anleger teurer und so unattraktiver.

Yen und Franken – stets eine sichere Bank, oder?

Unter den Weltwährungen gibt es einige, die Anleger als sichere Alternative schätzen. Neben dem US-Dollar zählt dazu der japanische Yen. Ein Grund dafür liegt in dem hohen Auslandsvermögen der Japaner, wie Helaba-Experte Umlauf erklärt. «Wird es in der Welt unruhig, ziehen die japanischen Anleger Auslandsanlagen ab und holen sie nach Hause.» Deshalb legt der Yen in Krisenzeiten häufig zu. Ob sich ausländische Anleger auf diesen Effekt verlassen sollten, ist jedoch fraglich. Denn der Yen kann auch stark abwerten, wie etwa das vergangene Jahr gezeigt hat.

Dass der Schweizer Franken von den Bankturbulenzen nicht profitiert, ist nicht verwunderlich. Denn mit der Credit Suisse steht eine Schweizer Großbank für die Probleme in Europa. Normalerweise wird mit der Schweizer Währung hohe Stabilität verbunden. Deutlich wurde das etwa in der Euro-Schuldenkrise vor zehn Jahren. Seinerzeit war der Franken so gefragt, dass sich die Eidgenossen mit einem speziellen Mechanismus absichern mussten. Ansonsten hätte die Wirtschaft noch stärker unter dem aufwertenden Franken gelitten. Ein sicherer Hafen kann also auch zur Last werden.

Bitcoin – Alternativwährung oder Anlagerisiko?

Die Bankenprobleme bestärken die Fürsprecher von Kryptowährungen. So ist der Bitcoin-Kurs zuletzt von gut 20.000 auf rund 28.000 US-Dollar gestiegen. Krypto-Unternehmer Peter Grosskopf von Unstoppable Finance verweist darauf, dass der Bitcoin in der letzten Finanzkrise als Gegenentwurf zum klassischen Finanzsystem entstand und als Wette gegen dieses System gesehen wird. Zwar gebe es auch andere Gründe für den steigenden Bitcoin. «Aber die Kurssprünge der letzten Wochen hängen sicher auch mit den Schieflagen im Bankensektor zusammen.»

Allerdings können sich Kryptoanleger nicht darauf verlassen, dass Bitcoin & Co. kontinuierlich an Wert zulegen – die Kurse schwanken oft stark. Denn es stehen viele Risiken in Raum, auch weil einige Player der Branche an den Folgen des Zusammenbruchs der Kryptobörse FTX zu knabbern haben. Außerdem ist unklar, welche Folgen eine scharfe Regulierung von Bitcoin und anderen Kryptowährungen in den USA hätte, die von US-Präsident Joe Biden vorangetrieben wird.

Digitale Vermögenswerte selbst verwahren – wieso?

Krypto-Fans sagen: «Not your keys, not your coins« und drücken damit die Überzeugung aus, dass Investoren sich ihrer Kryptobestände nur sicher sein können, wenn sie in einer digitalen Geldbörse (»Wallet») gespeichert sind, für die nur sie die Schlüssel haben. Einen Trend zu selbst gehosteten Wallets und Hardware-Lösungen konnte man schon seit dem Kollaps der Kryptobörsen FTX und Celsius beobachten, sagt Peter Grosskopf, der mit seinem Unternehmen eine entsprechende Lösung anbietet. Mit der Bankenkrise scheint sich der Trend zu verstärken.

Bei der Selbstverwahrung eigener Kryptowerte mit Sticks wie Ledger und BitBox passieren aber immer wieder Missgeschicke, die zu einem Totalverlust der gespeicherten Werte führen können. Legendär ist der Fall des britischen Bitcoin-Anlegers James Howells, der 2013 versehentlich eine Festplatte entsorgt hat, auf der sich 7500 Bitcoin befanden. Howells vermutet die Platte auf einer Müllkippe in Newport im Süden von Wales und sucht dort seit Jahren nach dem Datenträger, der heute über 200 Millionen Euro wert wäre.

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Geldautomaten nicht immer verfügbar: Banken wappnen sich

Mainz (dpa/lrs) – Weniger Geld, nächtliche Schließzeiten oder gefärbte Scheine: Die Banken in Rheinland-Pfalz rüsten sich in Zusammenarbeit mit der Polizei gegen die wachsende Zahl an Geldautomatensprengungen. Das Innenministerium, das Landeskriminalamt und drei Dachverbände der Banken haben dazu eine Kooperationsvereinbarung unterschrieben, wie das Innenministerium in Mainz am Dienstag mitteilte. Die Banken übermitteln der Vereinbarung zufolge umfassende Informationen, die Polizei erstellt damit eine Risikoanalyse und vereinbart mit den Banken Präventionsmaßnahmen. Weiterlesen

Trotz Zwangshochzeit mit UBS: Credit Suisse zahlt hohe Boni

Zürich (dpa) – Die per Notübernahme gerettete Schweizer Großbank Credit Suisse hat trotz Milliardenverlusten 2022 Topleuten Boni im Umfang von rund einer Milliarde Franken zugesagt und großteils schon ausgezahlt. Dies verlautete am Dienstag aus Bankenkreisen. In einem internen Memo hat die Bank Angestellten versichert, dass noch nicht gezahlte Boni und Gehaltserhöhungen wie geplant gezahlt werden sollen. Zuvor hatte die Agentur Bloomberg darüber berichtet. Die Bank bestätigte das Memo, wollte sich aber nicht weiter dazu äußern. Weiterlesen

Experten: Lage im Bankensektor bleibt weiter fragil

Frankfurt/Main (dpa) – Nachdem sich die Aufregung um den europäischen Bankensektor zunächst etwas gelegt hat, ist auch das Interesse an sicheren Anlagehäfen wie Gold zurückgegangen. Am Dienstag notierte der Preis für eine Feinunze des Edelmetalls mit etwa 1970 US-Dollar unter der Marke von 2000 Dollar. Am Montag war die diese Schwelle erstmals seit etwa einem Jahr überschritten worden. Auch bei anderen als sicher geltende Finanzanlagen wie Staatsanleihen kehrte am Dienstag etwas Ruhe ein. Weiterlesen

Credit-Suisse: Ende des Bankenbebens oder neue Probleme?

Von Friederike Marx, Matthias Röder, dpa und Steffen Weyer, dpa-AFX

Frankfurt/Zürich (dpa) – Die Hoffnung war groß: Die Notübernahme der Credit Suisse durch die Schweizer Großbank UBS sollte Ruhe in die Finanzmärkte bringen. «Der Bundesrat ist überzeugt, dass die Übernahme die beste Lösung ist, um das Vertrauen wiederherzustellen», sagte der Schweizer Bundespräsident Alain Berset bei der Bekanntgabe der bedeutendsten Bankenfusion in Europa seit der Finanzkrise vor 15 Jahren. Doch die Sorge vor einer Bankenkrise auch infolge der Turbulenzen in den USA schwelt an den Finanzmärkten weiter.

Kehrt jetzt Ruhe ein?

«Ein Zombie ist weg, doch ein Monster entsteht», kommentierte die «Neue Zürcher Zeitung» die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS. Nach der Finanzkrise 2008/2009 sollte eigentlich keine Bank mehr so groß sein, dass der Staat sie nicht pleitegehen lassen kann («too big to fail»). «Mit dieser Fusion zweier Banken, die schon zuvor systemrelevant waren, erhalten wir einen noch größeren Akteur, der erst recht nicht pleitegehen darf», kritisiert Gerhard Schick von der Bürgerbewegung Finanzwende. «Diese Lösung ist nicht nachhaltig und verschärft das Too-Big-To-Fail-Problem nur noch», sagt der frühere Grünen-Politiker. Zudem bleibt die Lage auf dem US-Bankensektor nach dem Kollaps der Silicon Valley Bank und der Probleme anderer Regionalbanken angespannt. Das sorgt für Unruhe an den Börsen.

Wie stehen die deutschen Banken da?

Der deutsche Bankensektor präsentiert sich derzeit vergleichsweise robust. Die beiden großen Institute Deutsche Bank und Commerzbank erzielten nach hartem Umbau zuletzt wieder Milliardengewinne. Sie profitieren dabei auch von der Zinswende. Banken verdienen dadurch zum Beispiel wieder mehr an Krediten. Zugleich sorgen steigende Zinsen allerdings für Kursverluste an den Märkten etwa für Staatsanleihen. Milliardenabschreibungen auf Wertpapierbestände, die Institute für vorübergehend halten, sind die Folge.

Das bekamen im vergangenen Jahr Sparkassen und Genossenschaftsbanken zu spüren. Zum Problem werden die Kursverluste vor allem dann, wenn Institute die Papiere vor Ende der Fälligkeit verkaufen. Die Sparkassen hielten die Papiere üblicherweise aber bis zur Endfälligkeit, versicherte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Helmut Schleweis unlängst. Zudem verfügen Genossenschaftsbanken und Sparkassen über ein eignes Sicherungsnetz, falls ein Institut in Schieflage gerät.

Was sind weitere Gründe für die anhaltenden Sorgen der Anleger?

Banken, Versicherer und andere Anleger haben insgesamt 16 Milliarden Franken (16,2 Mrd Euro) in nachrangige Anleihen der Credit Suisse (sogenannte AT1-Papiere) gesteckt. Auf Geheiß der Schweizer Finanzaufsicht Finma soll dieses Geld dem Eigenkapital der Credit Suisse zugeschlagen werden, die Inhaber dieser Papiere verlieren ihr eingesetztes Geld. Zunächst war unklar, welchen Großanlegern dadurch höhere Ausfälle drohen. Die Deutsche Bank ist nach eigener Auskunft «nahezu null» betroffen, die Commerzbank einem Sprecher zufolge überhaupt nicht. Die Bankenaufseher der Europäischen Union stellten klar, dass für den Fall einer Schieflage einer Bank in der EU eine feste Regel gelte, in welcher Reihenfolge Aktionäre und andere Gläubiger herangezogen würden. Verluste einer Bank gingen zuerst zulasten des Aktienkapitals. Erst wenn dieses nicht ausreiche, würden AT1-Anleihen herangezogen.

Wurden die richtige Lehren aus der Lehman-Pleite gezogen?

Allein die EU-Staaten mussten in der Finanzkrise nach der Pleite der US-Bank Lehman Brothers rund 1,6 Billionen Euro in marode Banken stecken. Seitdem müssen Banken deutlich mehr Eigenkapital vorweisen. Zudem werden seit 2016 in Europa im Fall der Schieflage eines Instituts zunächst Eigentümer und Gläubiger zur Kasse gebeten. Erst als letztes Mittel geht es an Einlagen von Sparern sowie Gelder aus einem von den Banken finanzierten Krisenfonds (Single Resolution Fund). Ökonom Jens Südekum erwartet keine Ansteckungseffekte innerhalb der Branche wie 2008. «Die Eigenkapital-Quoten sind besser und es gibt kaum faule Kredite mehr», sagte das Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundeswirtschaftsministerium der «Bild»-Zeitung (Montag).

Kritiker halten die aktuellen Bestimmungen nicht für ausreichend. «Das Scheitern der Credit Suisse ist ein Weckruf, endlich wichtige Finanzmarktreformen durchzusetzen», fordert Schick. Notwendig seien unter anderem größere Kapitalpuffer bei Banken und eine europäische Abwicklungs- und Einlagensicherungsbehörde mit mehr Befugnissen.

Wie reagieren die Notenbanken?

Die Notenbanken versuchen zu beruhigen – verbal und mit einer konzertierten Aktion. «Aufgrund seiner starken Eigenkapital- und Liquiditätspositionen ist der Bankensektor im Euroraum widerstandsfähig», bekräftigte beispielsweise EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Wochenende. Zudem erhöhten die sechs große Notenbanken die Schlagzahl zur Versorgung des Finanzsystems mit Dollar-Liquidität. Die Dollar-Geschäfte sollen sicherstellen, dass den Banken für wichtige, meist internationale Geschäfte nicht die Weltreservewährung Dollar ausgeht. Neben der EZB beteiligten die Notenbanken der USA, Kanadas, Großbritanniens, Japans und der Schweiz.

Wie sind in der Schweiz die Reaktionen auf den Deal?

Neben einer gewissen Erleichterung ist die öffentliche Reaktion geprägt von Kritik und Bedenken. Was mit der Credit Suisse passiert sei, sei eine Schande für die Schweiz, hieß es von der liberalen FDP. Die Sorge gilt vor allem dem Ruf des Finanzplatzes Schweiz. Die Regierung hat sich bei der Übernahme auf Notrecht berufen. Der auf Bankenrecht spezialisierte Rechtsprofessor Peter Kunz hält das für eine unzureichende Rechtsgrundlage und rechnet mit Klagen gegen die Eidgenossenschaft. «Dass die CS-Aktionäre zum Deal gar nicht mehr gefragt werden, ist eine völlig außergesetzliche Regelung», sagte er in Zeitungs-Interviews.

Was sind die Folgen für die CS-Kunden und Belegschaft?

Die Credit Suisse kann laut Finanzmarktaufsicht alle Geschäfte ohne Einschränkungen weiterführen. Damit sei der Schutz der Kunden gewährleistet. Konten, Depots und andere Dienstleistungen blieben wie gewohnt zugänglich. Das Geld der Kunden sei durch die Liquidität der Bank sowie durch die Einlagensicherung, die für Beträge bis zu
100 000 Franken gilt, geschützt. Auf die 50.000 Angestellten der CS kommen ungewisse Zeiten zu. Rund 10.000 Stellen könnten bedroht sein.

Wann ist der Deal auch rechtlich abgeschlossen?

Die Fusionstransaktion unterliegt den üblichen Abschlussbedingungen. Beide Parteien sind zuversichtlich, dass alle Bedingungen erfüllt werden können, heißt es. Die Fusion soll nach Möglichkeit bis Ende 2023 vollzogen werden. Möglicherweise wird der Name Credit Suisse auch in Zukunft beibehalten.

Nach Sprengungen: Banken ändern Öffnungszeiten für Automaten Geld

Koblenz (dpa/lrs) – Als Reaktion auf die gestiegene Zahl von Geldautomatensprengungen haben die Volksbank RheinAhrEifel und die VR Bank Rhein-Mosel die Öffnungszeiten für ihre Automaten an mehreren Standorten vorübergehend verkürzt. Seit Freitag werde an besonders gefährdeten Filial-Standorten nach den Schalterzeiten das Geld aus den Automaten genommen, so dass Sprengungen sinnlos würden, teilten die Genossenschaftsbanken mit. Zudem sei an allen Standorten die Geldmenge in den Automaten verringert worden. Weiterlesen

Dax startet mit Minus – Anhaltende Sorgen um Banksektor

Frankfurt/Main (dpa) – Die «Notfallrettung» der angeschlagenen Schweizer Großbank Credit Suisse hat zu Beginn der neuen Handelswoche die Investoren am deutschen Aktienmarkt nicht beruhigen können. Der Dax fiel am Montagmorgen auf ein weiteres Tief seit Januar und rutschte mit zuletzt minus 1,12 Prozent auf 14.602,19 Punkte. Damit knüpfte der deutsche Leitindex zugleich nahtlos an die Abschläge der Vorwoche von mehr als vier Prozent an.

Auch der MDax der mittelgroßen Unternehmenswerte verlor in den ersten Handelsminuten deutlich und gab um 1,90 Prozent auf 25.944,45 Zähler nach. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone rutschte um 1,55 Prozent auf 4002,17 Punkte ab. Weiterlesen

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