Armut und Einsamkeit belasten viele Menschen Gesellschaft

Berlin (dpa) – Fast zwei von drei Menschen in Deutschland haben einer Umfrage zufolge angesichts der steigenden Preise die Sorge, dass ihr Geld nicht reichen könnte. Knapp die Hälfte hat außerdem Angst vor Versorgungsengpässen (48 Prozent), wie das Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag der Malteser ermittelt hat. Weiterlesen

Kinderschutzbund warnt vor Anstieg der Kinderarmut

Berlin (dpa) – Angesichts von Preissteigerungen hat der Kinderschutzbund vor wachsender Kinderarmut im kommenden Jahr gewarnt. Diese habe sich seit Jahren bereits verschärft und werde durch die ökonomischen Folgen des Krieges in der Ukraine noch einmal schlimmer, sagte der Präsident des Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, der «Stuttgarter Zeitung» und den «Stuttgarter Nachrichten». «Die Inflation trifft Familien, die nur wenig Geld zur Verfügung haben, besonders hart. Die Kinderarmut wird im kommenden Jahr also noch einmal deutlich zunehmen.» Weiterlesen

Experten: Die Armut hat in Deutschland deutlich zugenommen

Gesellschaft
Von Erich Reimann, dpa

Düsseldorf (dpa) – Armut hat in Deutschland mittlerweile viele Gesichter. Über zwei Millionen Menschen suchen regelmäßig Unterstützung und eine kostenlose Mahlzeit bei den Tafeln – so viele nie zuvor. Millionen Menschen können ihre Wohnung nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes nicht angemessen heizen. Und fast jeder zweite Konsument gab kürzlich bei einer Umfrage der Unternehmensberatung EY an, wegen der der explodierenden Lebenshaltungskosten nur noch das Nötigste einzukaufen.

Doch ist der Anstieg der Armut keine plötzliche Entwicklung, die nur auf die Corona-Pandemie, den Ukrainekrieg und die dadurch verursachte Explosion der Energie- und Lebensmittelpreise zurückzuführen ist. Nach dem am Donnerstag vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaflichten Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung veröffentlichten Verteilungsbericht 2022 hat die Armut in Deutschland schon im vergangenen Jahrzehnt deutlich zugenommen.

Die Quote der sehr armen Menschen, die weniger als 50 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung haben, sei zwischen 2010 und 2019 um gut 40 Prozent auf 11,1 Prozent der Bevölkerung gestiegen, berichtete das WSI darin. Zur Einordnung: 2010 lag das gewichtete Haushaltseinkommen pro Kopf im Mittel demnach bei 21 219 Euro, 2019 bei 24 037 Euro. Weiterlesen

Rheinland-Pfalz gibt Tafeln zusätzliche Unterstützung

Mainz (dpa/lrs) – Angesichts zunehmend akuter Not von Bedürftigen unterstützt Rheinland-Pfalz die Tafeln in diesem Winter mit einer zusätzlichen Unterstützung. Sozialminister Alexander Schweitzer teilte am Mittwoch mit, das Land habe eine Sonderförderung bis zu 75.000 Euro für Ausgaben beschlossen, die den Tafeln durch die derzeit hohen Energiekosten entstünden. «Insgesamt werden die Tafeln in Rheinland-Pfalz im Winter damit mit rund 125.000 Euro gefördert», sagte Schweitzer der Deutschen Presse-Agentur. «Dies sind 115.000 Euro mehr als noch im Jahr 2021.»

Der Minister würdigte das «herausragende Engagement in einer besonders schwierigen Zeit, die durch steigende Lebenshaltungs- und Energiekosten in einem in der Geschichte der Bundesrepublik einmaligen Ausmaß geprägt ist». Die Tafeln seien «ein vorbildliches Zeichen für Solidarität, Mitmenschlichkeit und Toleranz.» Weiterlesen

Verlorene Kindheit in Afghanistan

Armut
Von Nabila Lalee, dpa

Kabul (dpa) – Enge, schwarz gefärbte Pfade schlängeln sich durch die nebelverhangenen Berge im Norden Afghanistans zu den Bergbauminen von Tschinarak. Ein mit Kohle beladener Esel rutscht aus. Ein Junge, vielleicht zehn Jahre alt, zerrt ihn wieder auf die Beine.

«Los», ruft er dem Esel zu und treibt ihn weiter den Berg herunter. Das Gesicht und die Hände des trotz Kälte leicht bekleideten Jungen sind rußgeschwärzt. Er ist noch ein Kind und schon einer von den Arbeitern, die hier in der Provinz Baghlan trotz Lebensgefahr täglich in die mehrere hundert Meter langen, heißen und dunklen Schächte steigen – für einen Tageslohn von wenigen Euro.

Mit der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan im Sommer 2021 und der damit verbundenen Einstellung von Hilfsgeldern ist die Wirtschaft des Landes über Nacht kollabiert. Hunderttausende Menschen verloren nach dem überstürzten Abzug der internationalen Truppen ihre Arbeit. Die Situation zwang Familien im ganzen Land dazu, verzweifelte Entscheidungen zu treffen. Einige verheirateten ihre Töchter für Geld, andere verkauften ihre Nieren oder gar ihre Kinder, um andere Familienmitglieder vor dem Verhungern zu bewahren. Sehr viele schicken ihre minderjährigen Söhne und Töchter nun wieder arbeiten – mit oft ungewollten Folgen. Weiterlesen

Tafeln versorgen so viele Menschen wie noch nie

Hilfsorganisationen
Vonm Birgit Reichert, dpa

Bad Kreuznach/Saarbrücken (dpa/lrs) – Die Tafeln in Rheinland-Pfalz und im Saarland haben noch nie so vielen bedürftigen Menschen geholfen wie heute. Seit Jahresbeginn sei die Zahl der Gäste an den Tafeln in beiden Ländern um mindestens 30 Prozent auf insgesamt rund 93.000 gestiegen, sagte die Vorsitzende des Landesverbands Tafel Rheinland-Pfalz/Saarland, Sabine Altmeyer-Baumann, der Deutschen Presse-Agentur. Für Rheinland-Pfalz bedeute das einen Anstieg von 54.000 auf 70.000 Menschen, im Saarland von 18.000 auf 23.000.

Und eigentlich wären die Zahlen noch höher, sagte Altmeyer-Baumann. Denn rund ein Drittel der Tafeln habe derzeit Aufnahmestopps. «Die Anfragen sind weit höher als das, was wir überhaupt hinbekommen.» Ein Großteil der neuen Kunden seien ukrainische Geflüchtete. Man merke aber aktuell auch mehr Nachfrage durch Einheimische, die wegen gestiegener Preise für Energie und Lebensmittel Entlastungen suchten. «Wir helfen so viel es geht, aber wir stoßen an unsere Grenzen», sagte Altmeyer-Baumann in Bad Kreuznach. Weiterlesen

Nelson Müller verteilt Erbsensuppe: «Fan von Hausmannskost»

Essen (dpa) – Sternekoch Nelson Müller (43) hat am Donnerstag in der Essener Fußgängerzone Erbsensuppe an Bedürftige verteilt. «Ich bin ein großer Fan von Hausmannskost. In unserem Essener Restaurant gibt es jeden Tag ein Eintopf-Angebot», sagte er der dpa. 50 Liter habe er für die Aktion mitgebracht. «Wir bleiben so lange, bis die weg sind.» Weiterlesen

Tafeln verzeichnen Anstieg um 50 Prozent

Düsseldorf (dpa) – Die Tafeln in Deutschland haben noch nie so vielen bedürftigen Menschen geholfen wie zurzeit. «Seit Jahresbeginn verzeichnen wir einen Anstieg der Kundinnen und Kunden von 50 Prozent», sagte der Vorsitzende des Dachverbands Tafel Deutschland, Jochen Brühl, der Düsseldorfer «Rheinischen Post» (Samstag). Insgesamt kämen etwa zwei Millionen Menschen.

Gleichzeitig seien die Lebensmittelspenden zurückgegangen. «Rund ein Drittel der Tafeln sind so überlastet, dass sie Aufnahmestopps verhängen mussten», sagte Brühl. Hilfesuchende Menschen wegzuschicken sei für Helfer aber psychisch enorm belastend.

Auffällig seien die Einzelschicksale, so Brühl: «Die Menschen haben große Existenzängste und Sorgen, wie sie Lebensmittel, Wohnen, Heizen zahlen können.» Die Tafeln könnten aber nicht auffangen, «was der Staat nicht schafft». Die staatlichen Hilfen seien «unzureichend» und kämen zu spät. «Menschen, die zu den Tafeln kommen, haben keine Reserven. Armutsbetroffene Menschen brauchen jetzt schnelle Hilfen.» Weiterlesen

Schuldnerberatung: Förderung für Hilfen in Energiekrise

Mainz (dpa/lrs) – Die Schuldnerberatungsstellen in Rheinland-Pfalz erhalten zusätzliche Unterstützung vom Land, um Menschen in Not im Umgang mit den steigenden Energiekosten gezielt zu helfen. Dafür werden insgesamt 300.000 Euro bereitgestellt, wie das Sozialministerium am Montag mitteilte. Gefördert werden Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen, die ihr Angebot um eine Energiekostenberatung erweitern. Weiterlesen

Macht die Krise uns alle arm?

Von Verena Schmitt-Roschmann, dpa

Wegen der hohen Inflation und der Energiekosten warnen Sozialverbände vor wachsender Armut bis weit in die Mittelschicht hinein. Wird die Not in Deutschland zum Massenphänomen? Oder sind die Ängste übertrieben? Über Schicksale, Statistiken und staatliches Handeln.

Berlin (dpa) – Annie W. sagt, sie möchte einfach mal so einen Kaffee trinken gehen. «Das ist nicht möglich, wir können solche Kleinigkeiten nicht.» Wenn die Schuhe kaputt sind oder der Schulranzen des Kindes: «Mal schnell in den Laden? Das geht nicht.» Die 40-Jährige hat im Mai mit einem Tweet die Bewegung #Ichbinarmutsbetroffen angestoßen. Jetzt steht sie auf einer Bühne vor Demonstranten am Berliner Kanzleramt. Sie fordert Hilfe ein. «Wir gehören genauso dazu wie jeder andere auch.»

Etwa 200 Menschen sind an jenem warmen Oktobertag vor der Berliner Regierungszentrale. An diesem Samstag nun sollen es bei Demonstrationen zum «Solidarischen Herbst» bundesweit 20 000 werden, dafür werben Gewerkschaften, Sozialverbände und linke Netzwerke. Stark steigende Preise für Lebensmittel, Gas und Strom – wer schon immer wenig hatte, fürchtet den Absturz, aber auch Normalverdiener sorgen sich. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte schon kurz nach dem russischen Angriff auf die Ukraine: «Wir werden dadurch ärmer werden.» Ist es jetzt soweit? Macht uns die Krise alle arm? Weiterlesen

Macht die Krise uns alle arm?

Soziales
Von Verena Schmitt-Roschmann, dpa

Berlin (dpa) – Annie W. sagt, sie möchte einfach mal so einen Kaffee trinken gehen. «Das ist nicht möglich, wir können solche Kleinigkeiten nicht.» Wenn die Schuhe kaputt sind oder der Schulranzen des Kindes: «Mal schnell in den Laden? Das geht nicht.» Die 40-Jährige hat im Mai mit einem Tweet die Bewegung #Ichbinarmutsbetroffen angestoßen. Jetzt steht sie auf einer Bühne vor Demonstranten am Berliner Kanzleramt. Sie fordert Hilfe ein. «Wir gehören genauso dazu wie jeder andere auch.»

Etwa 200 Menschen sind an jenem warmen Oktobertag vor der Berliner Regierungszentrale. An diesem Samstag nun sollen es bei Demonstrationen zum «Solidarischen Herbst» bundesweit 20.000 werden, dafür werben Gewerkschaften, Sozialverbände und linke Netzwerke. Stark steigende Preise für Lebensmittel, Gas und Strom – wer schon immer wenig hatte, fürchtet den Absturz, aber auch Normalverdiener sorgen sich. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte schon kurz nach dem russischen Angriff auf die Ukraine: «Wir werden dadurch ärmer werden.» Ist es jetzt soweit? Macht uns die Krise alle arm? Weiterlesen

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