Vorwürfe im Mordprozess ohne Leiche abgestritten

Drei Jahre nach dem spurlosen Verschwinden eines Rentners in Oberlascheid (Eifelkreis Bitburg-Prüm) hat der 55-jährige Angeklagte vor dem Trierer Landgericht alle Vorwürfe zurückgewiesen. Er muss sich wegen Mordes und versuchter Anstiftung zum Mord verantworten. Er habe seinen 69 Jahre alten Nachbarn weder getötet noch einen Mordauftrag an Dritte vergeben, sagte er zum Prozessauftakt am 19.10.2010. Die Geschichte sei schlichtweg erfunden. Die Staatsanwaltschaft ist dagegen überzeugt, dass der gebürtige Bonner den Rentner vor gut drei Jahren aus Hass und Habgier ermordet hat. Die Leiche des 69-Jährigen, der mit dem Angeklagten in einem Haus wohnte, ist bislang nicht gefunden worden.

Opfer soll Nachbarn terrorisiert haben

Grund für den Hass sollen jahrzehntelange Nachbarschaftsstreitigkeiten gewesen sein. „Er hat versucht, die Eigentümer des Hauses so zu terrorisieren, dass sie das Haus wieder aufgeben“, sagte der 55-Jährige. So sei der Rentner mit seinem Auto in die Hecke gefahren, habe ein Abflussrohr abmontiert oder Wasser in die Stiefel gekippt. Er habe es nicht ertragen können, dass ihm sein Elternhaus nicht mehr gehörte. Den neuen Besitzern missfiel wiederum, dass der 69-Jährige lebenslanges Wohnrecht dort hatte.

1988 auf Rentner geschossen

Die Anklage stützt sich in dem Indizienprozess vor allem auf einen früheren Fall: Bereits 1988 hatte der 55-Jährige auf den Mann geschossen und war wegen versuchten Totschlags zu drei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden. Nachdem er zweieinhalb Jahre abgesessen hatte, entzog er sich dem Rest der Strafe durch Flucht ins Ausland. Als er 2000 zu seinem Anwesen zurückkehrte, sei das Verhältnis zu dem 69-Jährigen „sehr gut gewesen“. Irgendwann kippte es aber wieder.

Geld für Auftragsmord geboten

Der Angeklagte soll außerdem versucht haben, ein Paar zum Mord anzustiften. Im Sommer 2001 soll er dem Paar, das in dem Wohnhaus zur Miete lebte, 10.000 Euro geboten haben, wenn es den Rentner tötet. Um die Beseitigung der Leiche in Spanien habe er sich selbst kümmern wollen, heißt es in der Anklage. Die Frau und ihr inzwischen gestorbener Lebensgefährte hätten das Angebot aber abgelehnt. Er vermute, dass sich die Ex-Mieterin mit ihrer Aussage habe rächen wollen, weil er dem Paar damals früher als vereinbart gekündigt habe, sagte der 55-Jährige. Staatsanwalt Eric Samel sagte nach dem ersten Verhandlungstag am 19.10.2010: „Ich habe genug Märchen gehört.“ Der Prozess wird fortgesetzt.                      

Quelle: swr.de
 

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