Sprachkurs-Finanzierung leider nicht für alle Flüchtlinge

„Café Asyl“ ruft zum Spenden auf!

Daun. Der Deutschunterricht für Menschen mit Migrationshintergrund im Café Asyl wird bis Ende Juni weitergeführt, jeden Dienstag, Mittwoch und Samstag (Termine auf der Homepage http://www.hdj-daun.de/sprachkurse.html). Diese Kurse werden freundlicherweise unterstützt vom DRK und privaten Spendengeldern. Café Asyl bedankt sich auf diesem Wege nochmals sehr bei den Menschen, die diese Arbeit mit unterstützen, besonders im Namen der Flüchtlinge, die keine Integrationskurse besuchen dürfen (z.B. weil sie aus Afghanistan kommen). Damit Café Asyl auch weiterhin die Sprachkurse für diese Leute fortsetzen kann, rufen die „Macher“ hier nochmals zum Spenden auf:

Volksbank RheinAhrEifel eG, IBAN: DE 91 5776 1591 0358 8778 00, BIC: GENODED1BNA


Die Eifel-Zeitung hat sich über die Problematik mit der Mitgründerin von Cafe Asyl,Rita Schmaus, unterhalten. Es ist schließlich noch lange nicht egal, aus welchem Land die Leute geflüchtet sind,  Die Bedingungen einen staatlich finanzierten Sprachkurs belegen zu dürfen sind kaum zu erstehen. Frei  nach dem Motto: Sag mir aus welchem Land Du geflüchtet bist, ich sag Dir ob wir Deinen Sprachkurs finanzieren oder nicht!“

EAZ: Frau Schmaus, Sie haben uns diese hier einleitende Pressemitteilung geschickt und mitgeteilt, dass in Ihrem Café Asyl an drei Tagen in der Woche mit jeweils 3 Stunden Sprachkurse stattfinden. Warum kümmert sich Café Asyl darum? Ist es denn nicht so, dass alle Geflüchteten an einem Sprachkurs des BAMF teilnehmen können?

Schmaus: Leider ist es so nicht richtig. Weil es vom Aufenthaltsstatus abhängt, ob man eine Berechtigung zu einem Integrationskurs erhält oder nicht.

EAZ: Was heißt das genau?

Schmaus: Derzeit kann nur eine bestimmte Gruppe von Geflüchteten einen Platz im Integrationskurs bekommen, vor allem die anerkannten Schutzbedürftigen. Vielen Asylsuchenden im laufenden Asylverfahren oder Geduldeten bleibt es verwehrt solch einen  Kurs zu besuchen. Die Geflüchteten aus Afghanistan werden meist nur geduldet und haben aus diesem Grund keine Möglichkeit, den Integrationskurs zu besuchen.

EAZ: Das heißt also, Café Asyl schließt diese Lücke auf eigene Rechnung?

Schmaus: Genau. An unseren Kursen können Alle teilnehmen, die im Moment keine Möglichkeit haben, den Integrationskurs zu besuchen: Asylsuchende und Abgelehnte sowie Anerkannte, die aber aufgrund ihrer Krankheit oder wegen der Kinderbetreuung nicht jeden Tag nach Gerolstein zum Sprachkurs fahren können.

EAZ: Wieso nach Gerolstein?

Schmaus: Weil es derzeit Integrationskurse nur in Gerolstein gibt. Das bedeutet: Mütter mit Babys und Kleinkindern haben auch bei Anerkennung keine richtige Chance, da sie mit dem Bus nach Gerolstein fahren müssen. Dort gibt es aber keine Kinderbetreuung. Bei uns können die Mamis ihre Kinder mitbringen. Es gibt auch Ehepaare, wo beide Elternteile zum Integrationskurs berechtigt sind. In solchen Fällen fahren dann die Männer zum Kurs nach Gerolstein und die Mütter bleiben mit den Kindern zu Hause. Diese Mütter können wir auch miteinbeziehen und im Spracherwerb unterstützen, weil unsere
Dozentinnen Rücksicht darauf nehmen, dass auch die Kinder im Raum sind. Es wäre natürlich toll, wenn wir unterstützend Betreuerinnen, ich denke hier an Omas, fänden, die die Kinder in der Unterrichtszeit mitbetreuen würden. So könnten die Mütter entspannter lernen.

EAZ: Wer leitet bei Ihnen die Sprachkurse? Auch Ehrenamtliche?

Schmaus: Teils-teils. Während des Cafés wird eine Deutsch-Stunde von einem Ehrenamtlichen angeboten. Hier können die Lerner mit Spiel und Spaß das Gefühl für die deutsche Sprache bekommen. Den sonstigen, dreitägigen Unterricht mit drei Stunden leiten zwei wunderbare erfahrene Dozentinnen für Deutsch als Zweitsprache. Diese Unterrichtseinheiten sind besonders wichtig. Nicht nur weil sie von qualifizierten Dozentinnen geleitet werden, sondern weil sie an die Bedürfnisse der Lerngruppe angepasst sind und keinem strammen Zeitplan unterliegen. Dieser Kurs findet in kleinen Gruppen statt und bietet nicht nur die Lernhilfe sondern auch Lebenshilfe. Es besteht ein großes Vertrauen zwischen den Dozentinnen und den Teilnehmern, es werden diverse Themen besprochen und mit dem Sprachunterricht verbunden. Wie in jedem normalen Sprachunterricht werden den Teilnehmern landeskundliche Besonderheiten vermittelt.

Es entsteht eine enge Verbindung zwischen dem Sprachunterricht und dem Café Asyl. Außerdem findet ständiger Austausch zwischen den Ehrenamtlichen und den Dozentinnen statt, wenn es um den besonderen Betreuungsbedarf geht.

EAZ: Das heißt also, der Unterricht und Café Asyl sind im Hinblick auf die Betreuung von Geflüchteten unzertrennlich.

Schmaus: Ja, auf jeden Fall. Denn einige Probleme kommen erst im Unterricht zur Sprache. Die Dozentinnen sind dann die Wegweiser und Vermittler zwischen den Ehrenamtlichen des Cafés und den Hilfesuchenden.

Bei schönem Wetter findet der Sprachkurs sogar draußen statt.

EAZ: Frau Schmaus, das hört sich ganz toll an, was das Café Asyl leistet. Wie wird das Ganze denn finanziert?

Schmaus: Die Kurse werden teilweise mit freundlicher Unterstützung des DRK Bildungswerk EMH e.V. finanziert – und das schon fast seit Beginn von Café Asyl. Zum Teil konnten die Kosten über die Fördermaßnahme „500 Landinitiativen“ getragen werden. Diese Möglichkeit ist bereits aufgebraucht. Im Übrigen sind wir auf Spenden angewiesen. Hier möchten wir uns bei allen bisherigen Spendern nochmals herzlich bedanken.

EAZ: Warum möchten Sie das Sprachlernangebot aufrechterhalten?

Schmaus: Wir denken, es ist unheimlich wichtig, auch trotz Unsicherheiten im Asylverfahren bzw. trotz Abschiebegefahr und geringer Bleibeperspektive die Sprache zu lernen. Wenn man Deutsch bis zu einem bestimmten Niveau gelernt hat, hat man höhere Chancen auf einen Job. Die Dauer des Asylverfahrens bzw. der Zeitpunkt der Ausreise (bei geduldeten Personen aus Afghanistan besteht in Rheinland-Pfalz derzeit Abschiebestopp) ist ungewiss. Diese Zeit könnten die Menschen für sich und für unsere Gemeinde positiv nutzen und einer sinnvollen Tätigkeit nachgehen, was aber ohne die Sprache eher unmöglich ist.

EAZ: Ja, Frau Schmaus, dann hoffen wir, dass sie diese tolle
Aktion weiter laufen lassen können. Wo wir aber jetzt im Gespräch sind, wie schätzen Sie die Situation der Geflüchteten bei uns in der Region ein?

Schmaus: Ich finde, dass die Geflüchteten in unserem Landkreis durch die vielen Ehrenamtlichen und Begegnungscafés und besonders durch das vielfältige Angebot von Café Asyl gut aufgehoben sind. Dank des bestehenden Vertrauens kommen alle zu uns mit ihren Problemen, zumal auch eine Verbundenheit zwischen Café Asyl und der Dauner Tafel besteht.

Außerdem ist zu erwähnen, dass viele junge Männer in der Zwischenzeit einen Job gefunden haben, nicht zuletzt dank unserem vorherigen Projekt „Mitmachwerkstatt“. Wir sind zu einer großen bunten Familie geworden, die gegenseitige Unterstützung in allen Lebenslagen bietet.

EAZ: Vielen Dank, Frau Schmaus, für das informative Gespräch. Eine Frage zum Schluss: Wo bekommt man weitere Informationen, falls man sich auch engagieren möchte?

Schmaus: Alle aktuellen Projekte und Informationen über das Café Asyl stehen unter www.hdj-daun.de, auf unserer Facebook-Seite „Café Asyl“ oder können bei mir direkt unter der Telefonnummer 0177-7999 041 eingeholt werden. 

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