Emotionales Bekenntnis zu Frankreich fehlt deutscher Politik

Trier (dpa/lrs) – Der Journalist und Autor Ulrich Wickert hat die Bedeutung der deutsch-französischen Freundschaft für den Frieden in Europa betont. In der deutschen Politik fehle jedoch seit Jahren «das emotionale Bekenntnis zur deutsch-französischen Freundschaft», sagte Wickert am Freitag in Trier bei einer Veranstaltung des rheinland-pfälzischen Landtags zum Holocaust-Gedenktag. Weder die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) noch ihr Nachfolger Olaf Scholz (SPD) hätten im Verhältnis zu Frankreich den Elan ihrer Amtsvorgänger Helmut Schmidt (SPD) und Helmut Kohl (CDU) gezeigt.

«In beiden Ländern muss viel mehr in die Zukunft investiert werden», sagte der frühere «Tagesthemen»-Moderator und langjährige ARD-Frankreich-Korrespondent. Denn immer weniger Schüler lernten Französisch oder Deutsch. «Zu wenig wird die Kultur der Nachbarn unterrichtet. Ich halte das für verhängnisvoll.»

Auch die Bedeutung der Gemeinsamkeit für Europa werde nicht ausreichend vermittelt: «Zu wenig in den Schulen, zu wenig in der Politik. Auch das halte ich für gefährlich.» Er rief dazu auf, sich mehr für die Spracherziehung und die Zukunft von Europa einzusetzen. Die Erinnerung müsse «anregen, nach vorn zu schauen, alles zu tun, um die Zukunft vertrauensvoll zu gestalten und Fehler zu verhindern», sagte Wickert vor rund 300 Gästen.

Es war die erste gemeinsame Gedenkveranstaltung des Landtags Rheinland-Pfalz mit Parlamentariern aus Luxemburg, Belgien, Frankreich und dem Saarland zum Holocaust-Gedenktag.

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