Ukrainern soll Weg in Arbeitsmarkt erleichtert werden

Mainz (dpa/lrs) – Bei der Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge in Rheinland-Pfalz geht es zunächst darum, den Menschen Schutz zu bieten, eine Unterkunft und psychosoziale Betreuung. «Sie kommen nicht, um das Fachkräfteproblem zu lösen», betont Arbeitsminister Alexander Schweitzer (SPD). Dennoch sollen die Flüchtlingen auch die Chance auf eine Beschäftigung erhalten, da der Zugang zum Arbeitsmarkt auch ihre Integration in die Gesellschaft erleichtern kann.

Die Bundesagentur für Arbeit hat für Flüchtlinge aus der Ukraine eine Sonderhotline eingerichtet. «Mitarbeiter geben dort Geflüchteten Informationen zur Arbeits- und Ausbildungssuche in russischer und ukrainischer Sprache», erklärt Heidrun Schulz, Chefin der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit. Außerdem gebe es für die Flüchtlinge eine spezielle Internetseite mit Informationen zu Unterstützungsangeboten der Arbeitsagentur.

«Wenn geflüchtete Frauen und Männer hier bleiben wollen oder müssen, ist es wichtig, dass wir diese frühzeitig, umfassend und ausbildungsadäquat beraten, vermitteln und gegebenenfalls qualifizieren, damit das erworbene Bildungsniveau nicht verloren geht», betont Schulz. «Ziel sollte es sein, die Menschen entsprechend ihrer Kompetenz nachhaltig zu integrieren.»

Nach dem Bund-Länder-Beschluss von Anfang April werden Geflüchtete aus der Ukraine ab 1. Juni in die Betreuung der Jobcenter wechseln. Damit erhalten sie ab dem Wechsel Leistungen der Grundsicherung. «Ich sehe darin einen großen Vorteil für die geflüchteten Menschen», sagt Schulz. «In den Jobcentern haben wir einen ganzheitlichen Blick auf den Menschen, weil Leistungen zum täglichen Leben, Finanzierung des Wohnraums, Beratung und Vermittlung oder Förderung von Qualifizierungen gebündelt in einer Hand liegen.»

Die Erfahrung aus der Flüchtlingskrise 2015/16 haben nach Ansicht von Arbeitsminister Schweitzer gezeigt, dass eine Integration in Arbeitsmarkt und Gesellschaft nur mit ausreichenden deutschen Sprachkenntnissen gelingen kann. Daher könnten Geflüchtete aus der Ukraine auf Antrag an Sprach- und Integrationskursen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge teilnehmen.

«Wer eine Arbeit in Rheinland-Pfalz sucht, dem wollen wir eine Chancengarantie bieten», betont der Minister. Dazu sei unter anderem eine zügige Anerkennung der Berufsabschlüsse wichtig, damit Menschen «nicht weit unterhalb ihrer Qualifikation» eine Arbeit annehmen. «Wir müssen uns auch auf den Fall vorbereiten, dass Angehörige aus der Ukraine ihren Verwandten nach Rheinland-Pfalz folgen und dann bereit sind, hier eine Arbeit zu finden.»

Große Hoffnung setzt das Arbeitsministerium dabei auf «Beschäftigungspiloten». Die «Piloten» sollen die Menschen beraten und in engem Kontakt zu den Agenturen für Arbeit, ehrenamtlichen Helfern, Anbietern von Integrations- und Sprachkursen und anderen Institutionen stehen.

Schon 2015/16 hätten «Beschäftigungspiloten» den Menschen als Lotsen den Weg geebnet, erklärt Schweitzer. Damals wurden landesweit rund 6600 Geflüchtete durch Beschäftigungspiloten unterstützt. Nun soll das Instrument den heutigen Verhältnissen angepasst werden.

Voraussichtlich ab 1. Juli werde das Programm in den Landkreisen und kreisfreien Städten angedockt sein, kündigt Schweitzer an. Finanziert wird es mit EU-Mitteln. Ziel sei es, ukrainischen Geflüchteten leicht zugängliche Hilfen zu bieten und ihnen die wichtigsten Informationen zu vermitteln. «Wir versprechen uns dadurch eine persönliche Begleitung, die den Menschen beim Zugang in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt hilft.»

In Rheinland-Pfalz sind bislang laut Ministerium mehr als 34 000 Menschen mit Bezug zur Ukraine im Ausländerzentralregister erfasst worden. Zumeist handelt es sich vor allem um Frauen und Kinder. Zur beruflichen Qualifikation gebe es noch keine verlässlichen Daten.

Das Institut für Arbeitsmarktforschung geht aber davon aus, dass die Geflüchteten aus der Ukraine ein überdurchschnittlich hohes Bildungsniveau haben. «Deshalb wird neben den deutschen Sprachkenntnissen die Beratung hinsichtlich der Anerkennung der vorhandenen Qualifikationen bei den Geflüchteten voraussichtlich einen hohen Stellenwert haben», sagt Schweitzer.

Schweitzer hatte führende Vertreter von Unternehmen, Kammern, Gewerkschaften, Kommunen und der Bundesagentur für Arbeit Anfang April in Mainz zu einem «Arbeitsmarktgipfel Ukraine» zusammengerufen und ein weiteres Treffen angekündigt. Für diese Neuauflage wird nun ein Termin Mitte Juli anvisiert.

 

 

 

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