Mehr Angriffe gegen Rettungskräfte: «Absoluter Tabubruch»

Mainz (dpa/lrs) – Beschimpft, bedroht, angefeindet: Die Zahl der Angriffe auf Rettungskräfte hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Kurz vor Beginn der Straßenfastnacht haben die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Innenminister Michael Ebling (beide SPD) die Rettungswache des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Mainz besucht und die Bürger zu einem anständigen und respektvollen Umgang mit den Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitätern aufgerufen. Dreyer verurteilte die Angriffe auf die Helfer als «absoluten Tabubruch». Ebling kündigte ein entschiedenes staatliches Vorgehen gegen die Täter an: «Wir werden das nicht dulden.»

DRK-Einsatzkräfte berichteten, dass derartige Angriffe inzwischen an der Tagesordnung seien. Meist spielten Alkohol und Drogen dabei eine Rolle. Sehr oft gingen die Angriffe von Angehörigen oder Dritten aus und nicht von Patienten. Frank Dernbach, stellvertretender DRK-Leiter Rettungsdienst im Bereich Rheinhessen, sprach von einer hohen Dunkelziffer vor allem bei Beleidigungen. Es dürfe aber nicht sein, dass die Vorfälle als normal empfunden würden. Deswegen würden Beleidigungen, Bedrohungen und andere Angriffe in einem neuen Datensystem erfasst, damit leichter Anzeige erstattet werde könne.

Nachdem die Gewalt gegen polizeiliche Einsatzkräfte im Jahr 2021 etwas zurückgegangen war, gab es im vergangenen Jahr nach Angaben des Innenministeriums einen Anstieg um rund 15 Prozent auf 1788 Gewaltdelikte. Das waren rund 11 Prozent mehr als der Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2021. Die Zunahme resultiert insbesondere aus einer Zunahme der Widerstandshandlungen und tätlichen Angriffe.

Auch die Zahl der Angriffe gegen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Rettungsdiensten nahm in den vergangenen Jahren zu. 2022 kam es in 156 Fällen zu Angriffen, das war eine Zunahme von 42 Fällen gegenüber dem Vorjahr und rund 44 Prozent mehr als im Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2021. Neben Bedrohungen nahm dabei auch im Rettungsdienst die Zahl der tätlichen Angriffe zu. Die Fallzahlen der Gewaltdelikte gegen Angehörige der Feuerwehr unterliegen starken Schwankungen und bewegen sich in Rheinland-Pfalz weiterhin auf einem niedrigen Niveau.

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