Gegen Childhood-Haus: Vorrang für dezentralen Kinderschutz

Mainz (dpa/lrs) – Die rheinland-pfälzische Landesregierung will die Strukturen zum Schutz von Kindern vor sexualisierter Gewalt ausbauen, lehnt aber die Errichtung eines sogenannten Childhood-Hauses ab. Solche Häuser gibt es in anderen Bundesländern, sie verfolgen einen zentralisierten Ansatz – Polizei, Jugendamt, Sozialpsychologen und Kinderärzte können dort zentral ihre Arbeit zusammenführen. Mit der Mehrheit der Regierungsfraktionen lehnte der Landtag am Donnerstag eine Initiative der CDU-Fraktion für solche Häuser zur sensiblen strafrechtlichen Verfolgung von Gewalt an Kindern ab. Der CDU-Abgeordnete Michael Wäschenbach sprach von einer verpassten Chance und sagte: «Wir glauben nicht, dass das Thema heute dauerhaft begraben ist.»

Rheinland-Pfalz legt den Schwerpunkt auf einen dezentralen Schutz. Die Anhörung im Familienausschuss zu dem CDU-Antrag sei wichtig gewesen und habe die Diskussion vorangebracht, sagte Familienministerin Katharina Binz (Grüne). Sie ziehe aber ein anderes Fazit daraus als die CDU. So sei in der Expertenanhörung deutlich geworden, dass dieses in Schweden entwickelte Konzept «nicht so eins zu eins in andere rechtliche Rahmenbedingungen einzupassen ist».

Für den Pakt gegen sexualisierte Gewalt als wichtiges Vorhaben der Ampelkoalition sei in diesem Jahr eine Geschäftsstelle eingerichtet worden, sagte Binz. «Wir sind jetzt dabei, die Strukturen aufzustellen.»

So solle im kommenden Jahr eine Kommission von Fachkräften ins Leben gerufen werden. Der Pakt werde ermöglichen, bestehende Strukturen des Kinderschutzes zu stärken. «Wir sind als Gesellschaft insgesamt gefordert, mehr hinzuschauen, mehr einzugreifen, mehr präventiv tätig zu werden.»

 

 

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