Feuerwehren proben gemeinsamen Katastropheneinsatz

Bad Kreuznach/Mainz (dpa/lrs) – Feuerwehren in den Landkreisen Bad Kreuznach, Birkenfeld und Rhein-Hunsrück haben am Samstag einen gemeinsamen Katastropheneinsatz geübt. Als Übungsszenario sei ein Unwetter Tage zuvor im Kreis Kaiserslautern angenommen worden, hieß es von der Kreisverwaltung in Bad Kreuznach. Geprobt wurden in der ganztägigen Übung unter anderem die Alarmwege, die Zusammenstellung der Marschkolonnen sowie die Planung der Marschroute und des viertägigen Einsatzes.

«Feuerwehren müssen sich vermehrt auf extreme Waldbrände und Naturkatastrophen durch den Klimawandel oder die Bewältigung neuer Bedrohungs- und Schadenslagen einstellen», sagte die Sprecherin des Städte- und Gemeindebunds Rheinland-Pfalz, Agneta Psczolla. «Die Einsatzarbeit bei Bränden wird gefährlicher, die Zahl und Vielfalt technischer Hilfeleistungen und Gefahrguteinsätze nehmen zu. Erforderlich sind eine moderne Ausrüstung und ein funktionsfähiges Warnsystem.»

Auch wenn die Pandemie noch immer nicht ganz vorbei ist, gebe es wieder regelmäßige Übungen. «Ein großes Problem ist allerdings der Aus- und Fortbildungsstau an der Feuerwehr- und Katastrophenschutzakademie, der sich durch die Pandemie nun nochmals verschärft hat.» Seit Jahren werde es in zahlreichen Freiwilligen Feuerwehren immer schwieriger, geeigneten Nachwuchs für Führungsfunktionen zu gewinnen. Gleichzeitig könnten die gewählten Zug- und Gruppenführer an der Akademie nicht vollumfänglich und zeitnah ausgebildet werden. «Für die Ausbildung der Gruppen- und Zugführer-Lehrgängen benötigen wir eine pragmatische und schnelle Lösung. Ansonsten droht einigen Wehren bald die Handlungsunfähigkeit.»

Die Katastrophe im Ahrtal vor fast einem Jahr mit 134 Toten habe gezeigt, dass vor allem die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Ebenen verbessert werden müsse. «So wären mehr Lageübungen zwischen den Kommunen mit den politischen Entscheidungsträgern sinnvoll.» Die vorgesehene Stärkung der Fortbildungsangebote bei der Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und zivile Verteidigung sei ebenfalls sehr wichtig.

«Nach den schlimmen Erfahrungen aus der Flutkatastrophe besteht unstreitig Handlungsbedarf, unsere Warn- und Alarmierungssysteme zu erneuern und zu optimieren», sagte Psczolla. «Die von Bund und Land bereitgestellten acht Millionen Euro für den Ausbau des Sirenensystems sind ein richtiger Ansatz, können aber in Anbetracht der Kosten nur der Anfang sein.» Die Landesregierung habe 2018 aus Kostengründen nur Empfehlungen für mögliche Systeme an die Kommunen ausgesprochen, «anstatt gemeinsam Entscheidungen zu treffen und Finanzierungsverantwortung zu übernehmen», kritisierte sie.

Auch der Landkreistag hält die acht Millionen Euro von Bund und Land für den Ausbau des Sirenensystems in Rheinland-Pfalz für unzureichend. Die Summe müsse aufgestockt werden, hatte der Direktor des Kommunalverbandes, Burkhard Müller, nach Beratungen mit Kommunalvertretern und Katastrophenschutzinspekteuren in Ulmen (Landkreis Cochem-Zell) am Freitag gesagt. Es sei wichtig, die Bevölkerung im Katastrophenfall schnell und gut informieren zu können – «und da wollen wir flächendeckend das neueste Material haben».

Zunächst einmal soll es nach Müllers Worten eine Bestandsaufnahme bestehender Sirenenanlagen und möglicher Lücken geben. Das neue Warnsystem werde auch Thema in der Enquete-Kommission des Landtags. Das Gremium soll Handlungsempfehlungen für den Katastrophenschutz und die Anpassung an den Klimawandel entwickeln. Müller sitzt als Experte für die Strukturen des Katastrophenschutzes in dem Gremium.

Kritisch über den Zustand des Katastrophenschutzes hatte sich am Freitag der Ortsbürgermeister von Müsch, Udo Adriany, geäußert. «Die Alarmketten scheinen irgendwie nicht zu funktionieren», sagte er vor dem Untersuchungsausschuss des Landtags zur Katastrophe im Ahrtal. Dabei sei die Situation am Nebenfluss Trierbach auch zu Beginn dieses Jahres kritisch gewesen. «Die Sirene funktioniert immer noch nicht,» sagte er bei der Anhörung. Müsch ist Teil der Verbandsgemeinde Adenau, die zu den am schwersten zerstören Bereichen im Ahrtal zählt.

 

 

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