Bäder und Thermen spüren gestiegene Energiekosten deutlich

Bitburg/Bad Bertrich (dpa/lrs) – Die im Zuge des Ukraine-Krieges stark gestiegenen Energiepreise machen Thermen, Bädern sowie ihren Trägern in Rheinland-Pfalz zu schaffen. So manchem Haus kommt zu Gute, dass schon in den vorangegangenen Betriebspausen in der Corona-Pandemie modernisiert und in energiesparende Techniken investiert wurde. Mancherorts sollen Eintrittspreise erhöht werden, oder es wird an anderen Stellschrauben gedreht – bis hin zur Wassertemperatur.

Ausgaben für Energie seien in einem Freizeitbad neben denen für Personal der zweite große Kostenpunkt, erklärte etwa die Geschäftsführerin des Cascade Erlebnisbades in Bitburg, Elfriede Grewe. Das Bad habe noch bis Ende 2023 einen Festpreis für Gas vereinbart, insofern wirkten sich die derzeitigen Preissteigerungen noch nicht unmittelbar aus. Beim Strom würden 95 Prozent des Bedarfs mit zwei Blockheizkraftwerken selbst produziert. «Dennoch spüren wir Kostensteigerungen in allen anderen Bereichen», sagte Grewe. Daher sei geplant, die Eintrittspreise ab Mai zu erhöhen.

Auch die Vulkaneifel Therme in Bad Bertrich (Kreis Cochem-Zell) hat erstmal Sicherheit bei den Gaspreisen, wie Geschäftsführer Michael Krämer sagte. Der Vertag für Heizgas werde stets für mehrere Jahre ausgeschrieben, der aktuelle laufe noch bis Ende dieses Jahres. Preiserhöhungen seien nicht geplant – auch, weil die Besucher ohnehin gerade eher zurückhaltend seien. Das führt Krämer auf eine weitere Folge des Krieges zurück: die hohen Spritpreise. Viele Gäste kämen aus dem Umland und hätten teils Anfahrten von 40 bis 50 Kilometern. Ob sie die derzeit auf sich nähmen, werde schon genau überlegt.

Bei der Vulkaneifel Therme wird überlegt, eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach zu installieren. Strom werde ohnehin schon kräftig gespart, seit in der Pandemie die Beleuchtung auf LED-Technik umgerüstet worden sei. Sorgen bereitet Krämer, wie es mit der Gasversorgung weitergehen könnte. Die Bundesregierung hatte Ende März die Frühwarnstufe als erste von drei Krisenstufen des Notfallplans Gas in Kraft gesetzt. Insgesamt gibt es noch zwei weitere Krisenstufen: die Alarmstufe und die Notfallstufe. Erst in der Notfallstufe greift der Staat in den Gasmarkt ein, Haushaltskunden wären dann besonders geschützt. Für Bäder könne es dann schwierig werden, sagte Krämer.

Denkbar sei dann etwa ein Betrieb bei etwas geringerer Wassertemperatur. Es werde gerade geschaut, wieviel Gas sich mit zwei Grad weniger einsparen lasse. Die Vulkaneifel Therme habe den Vorteil, dass sie eine eigene, warme Quelle habe, von daher das Wasser nicht so stark erwärmen müsse wie ein Freizeitbad, das auf Netzwasser zurückgreife.

Jörg Zimmer, Marketingleiter bei der Monte Mare Betriebsgesellschaft mit Sitz in Rengsdorf im Kreis Neuwied, die Bäder unter anderem in Rengsdorf, Andernach und Kaiserslautern hat, sagte, die Auswirkungen des Krieges in Kombination mit der Corona-Pandemie und den grundsätzlich steigenden Beschaffungskosten könnten sich für die Branche zu einer größeren Herausforderung entwickeln.

Mit Blick auf die Osterferien sei dennoch entschieden worden, nichts am Betrieb zu ändern. Es sei zum jetzigen Zeitpunkt weder ein Absenken der Wassertemperatur vorgesehen, noch eine Erhöhung der Preise. «Ein Krisenstab in unserem Haus hält die weitere Entwicklung auch in enger Abstimmung mit unseren Vertriebspartnern, Lieferanten und den Energieversorgern im Blick», berichtete Zimmer.

Dass der Energiebedarf von Bädern enorm ist, zeigt exemplarisch das Bad an den Kaiserthermen in Trier der Stadtwerke Trier (SWT). Nach SWT-Angaben braucht es pro Jahr mehr als 3 Millionen Kilowattstunden Wärme – und das sei schon um die Hälfte weniger als bei vergleichbaren Bädern dank energieeffizienter Technik, sagte Sprecher Carsten Grasmück. In der Pandemie seien etwa alte Warmwasserspeicher durch moderne Frischwasserstationen ersetzt worden. Im Normalbetrieb würden damit 120.000 Kilowattstunden Wärme pro Jahr gespart, das seien auch rund 27 Tonnen weniger CO2-Emissionen pro Jahr.

«Auch wenn die Energiekosten zuletzt stark angestiegen sind, möchten wir das Bad aus derzeitiger Sicht weiterbetreiben und werden dabei die Energieverbräuche und Kosten besonders im Blick halten», sagte SWT-Sprecher Grasmück – der Schwimmsport solle weiter möglich bleiben, gerade auch nach den Einschränkungen der vergangenen Monate der Corona-Pandemie. «Auch vor diesem Hintergrund ist eine Preiserhöhung vorerst nicht angedacht.»

 

 

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