Geschichten zum Autobahnbau bei Hasborn Teil 5

Später erfolgte die Freigabe der einbahnigen Strecke zwischen Dorf und dem Munitionslager für den zivilen Verkehr. Vor dem Munitionslager musste man auf die sogenannte „Weinstraße“ ausweichen. Sie trägt diesen Namen, weil der Wein von der Mosel in die Eifel früher auf dieser Straße transportiert wurde. Seit Anfang der sechziger Jahre wurde dann ab der Abfahrt Hasborn in Richtung Norden ebenfalls einbahnig weitergebaut. Dass dabei ein ganz anderer Maschinenpark als in der vierziger Jahren zum Einsatz kam, zeigt Bild 10.

Im Jahre 1964 war es dann soweit. Die einspurige Strecke wurde in  einer feierlichen Zeremonie eröffnet.  Bild 11 zeigt die Ehrengäste bei der Eröffnungsfeier an der Auffahrt Hasborn, im Hintergrund sieht man Greimerath. Bei dieser Feier trugen Michael Thiel aus Hasborn sowie Peter Bayer aus Greimerath Gedichte vor und erhielten Buchgeschenke von Ministerpräsident Altmaier.

Auch danach musste man das Munitionslager noch einige Jahre umfahren. Es saß nach wie vor mitten auf der Autobahn und wurde erst 1968 aufgelöst. Dabei blieben gefährliche Gegenstände zurück. So berichtet Dr. Michael Thiel, der damals 13 Jahre alt war und heute in München lebt: „Als das Munitionslager aufgelöst wurde, sind wir Hasborner Jungs auf der Suche nach den Hinterlassenschaften der Franzosen bei einem Löschteich fündig geworden. Die Franzosen hatten in diesen Löschteich Gewehr- und MG-Munition gekippt, die sie nicht mitnehmen wollten.

Wir haben die Munition ausgebuddelt und am Brunnen bei der Volksschule die Patronen aufgeklopft, um das Schwarzpulver zu entnehmen. Nicht ganz ungefährlich. Mit dem Schwarzpulver haben wir dann eigene Sprengkörper gebaut.“ Endlich konnte die durchgehend zweibahnige BAB Koblenz-Trier auch im Raum Wittlich in Angriff genommen werden. Die rheinland-pfälzische Landesregierung gründete als Auftragsverwaltung am 01. Oktober 1968 mit der Straßenneubauabteilung Wittlich eine zusätzliche Straßenbaubehörde. Ihr Leiter war der junge Baurat Hans Gaß. Die Behörde hatte in ihrer Hochzeit 111 Beschäftigte.

Die Straßenneubauabteilung Wittlich hatte den Auftrag, die zweite Fahrbahn der Autobahn zwischen Kaisersesch und Wittlich-Dorf sowie den anschließenden Neubau bis zur Mosel zu realisieren. Daneben waren unter anderem die A1, die A60 sowie die neue B50 („Hochmoselübergang“) voranzubringen. So lange gibt es die Pläne zum Hochmoselübergang schon. Im Dezember 1970 war die Strecke zwischen Kaisersesch und Wittlich fertiggestellt. Etwa fünf Jahre später, am 20. Oktober 1975 wurde in Wittlich der „Schlussstein“ der durchgehenden Autobahnverbindung Koblenz-Trier gesetzt.

In Richtung Koblenz bildete das Elztal lange das große Hindernis. Erst durch den Bau der 97 Meter hohen und 380 Meter langen Elztalbrücke, der 1967 abgeschlossen wurde, konnte ab 1969 eine durchgehende Schnellstraße bereitgestellt werden. In meinen ersten Semesterferien 1969 arbeitete ich selbst bei der Firma Zettelmeyer aus Konz, zuerst auf einem Abschnitt bei Kaisersesch, dann an der zweiten Bahn zwischen Hasborn und Wittlich. Zettelmeyer stellte nicht nur Baumaschinenher, sondern baute auch Autobahnen. Der Maschineneinsatz hatte jetzt ganz andere Dimensionen als in den dreißiger Jahren. Pro Tag wurden mehrere hundert Meter Autobahn auf der schon vorgefertigten Trasse betoniert. Und endlich konnten die Autos ungehindert auf einer echten Autobahn ohne Gegenverkehr von Wittlich bis Koblenz rollen. Zwischen Baubeginn und Fertigstellung waren mehr als 30 Jahre vergangen.

Ende der sechziger Jahre wurden übrigens auch schon die Rampen für das Autobahndreieck Vulkaneifel angelegt. Es wurde erst 1997 für den Verkehr freigegeben. Und bis heute, 45 Jahre später, existiert keine durchgehende Verbindung auf der Autobahn A1 in Richtung Köln. Kann es einen stärkeren Beweis für die Unfähigkeit unserer Politiker geben?

Es ist wohl keine Übertreibung, wenn man die Autobahn als den wichtigsten Faktor für die heutige Wirtschaftskraft und die niedrige Arbeitslosigkeit im Wittlicher Raum einstuft. Wer verstehen will, wie schwierig unsere Region vom Rhein her erreichbar war, dem sei eine Fahrt auf der Landesstraße 52 von Koblenz nach Wittlich über Polch, Kaisersesch, Lutzerath und  Hasborn empfohlen. Das ist übrigens genau die Strecke, auf der bis 1879 die Postkutsche Koblenz – Trier verkehrte und bereits die alten Römer von Confluentes nach Augusta Treverorum fuhren. Immer wieder muss man auf kurvenreichen Straßen durch ein tiefes Tal. Alleine auf den zwölf Kilometern zwischen Lutzerath und Hasborn muss man drei Täler durchfahren, das berüchtigte Lutzerather Loch, das Alfbachtal und das Tal des Sammetbaches. Wenn Sie für die Gegenrichtung die A48/A1 nehmen, erleben Sie den Unterschied zwischen einst und jetzt. 

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