Wolf oder Hund: Wer reißt mehr Schafe?

Viele Landwirte, die ihre Tiere draußen weiden lassen, fürchten inzwischen den Wolf. Aber kommt die Gefahr nicht auch von wildernden Hunden? Die Sachlage ist kompliziert

Garmisch-Partenkirchen/Augsburg (dpa/lby) – Hund, Wolf, Fuchs – oder gar der Goldschakal? Das Landesamt für Umwelt (LfU) hat über Gen-Analysen bis zum Frühjahr 2022 sieben Wolfsrisse in Bayern ermittelt, in acht Fällen hatte ein Hund Nutztiere gerissen. Das Monitoringjahr begann am 1. Mai 2021 und endete am 30. April 2022, wie ein Sprecher erläuterte.

Aktuell sorgen Fälle gerissener Tiere im Ammergebirge für Aufsehen. Im Sommer waren dem Landesamt gerissene Schafe gemeldet worden. Die Almbauern und -bäuerinnen hatten daraufhin aus Angst um ihre Herden die Tiere früher als üblich ins Tal geholt.

Zehn tote Tiere wurden ausführlich untersucht. Die Ergebnisse: Ein Hund ist für die Schafsrisse verantwortlich. Allerdings fanden die Expertinnen und Experten in den Proben auch Wolfs-DNA. Das heißt, die Beteiligung des Wolfes kann nicht ausgeschlossen werden.

Für die betroffenen Landwirte ist diese Feststellung wichtig – denn es geht um Ausgleich für ihren entstandenen Schaden. Das LfU schreibt: «Aufgrund der nachgewiesenen Wolfsbeteiligung und des engen räumlichen und zeitlichen Zusammenfallens der Ereignisse wird in allen Fällen Schadensausgleich gewährt.» Wäre alleine ein Hund für die toten Tiere verantwortlich, würde es keine staatlichen Zahlungen geben. Die Hundehalter wären dann in der Pflicht, sofern bekannt.

Welches Tier ist also gefährlicher für Schafe oder Kälber auf der Weide – Wolf oder Hund? Pauschal lasse sich das nicht beantworten, teilte ein Sprecher des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) mit: «Jeder Hund ist anders – und jeder Hund kann auch plötzlich seinem Jagdinstinkt folgen.»

Der BBV bitte schon seit vielen Jahren die Hundebesitzer, bei Spaziergängen mit Hunden in Wald und Flur die Leine zu benutzen. «In einigen Regionen herrscht in bestimmten Gebieten oder zu bestimmten Zeiten ja sogar Leinenpflicht.» Diese Regelung habe einen guten Grund: «Greift ein Hund beispielsweise eine Schafherde an, können einzelne Tiere oder gar die Herde in Panik geraten, gar ausbrechen. Hund und Herde ist gedient, wenn der Hund angeleint ist.»

Neben Wolf und Hund ermittelte das LfU im Monitoringjahr 2021/22 in einem Fall einen Goldschakal aus Verursacher. Der Goldschakal lebt unter anderem in Südostasien und Südosteuropa. Inzwischen wird er auch immer häufiger in Nord- und Westeuropa gesichtet. In Bayern wurde das erste Tier der Gattung 2012 entdeckt. In vier Fällen hatten Füchse Tiere gerissen.

In Bayern gibt es einen Wolfsmanagementplan, um Nutztiere auf Almen und Weiden zu schützen. Das Problem: Gerade in den Alpen und in Steillagen der Mittelgebirge lassen sich keine Zäune aufstellen.

 

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