Weiberfastnacht erstmals wieder ohne Corona-Auflagen

Köln/Düsseldorf (dpa) – Erstmals seit drei Jahren beginnt heute mit Weiberfastnacht wieder ein Straßenkarneval ohne Corona-Einschränkungen. 2020 war der Karneval noch knapp vor den ersten weitreichenden Lockdown-Maßnahmen über die Bühne gegangen, hatte teilweise allerdings auch schon selbst zur Verbreitung des Virus beigetragen. Im Folgejahr 2021 fiel «die fünfte Jahreszeit» komplett aus. 2022 fand Weiberfastnacht unter 2G-plus-Bedingungen statt. Diese Einschränkungen fallen nun weg.

Köln: Verwarngeld für Wildpinkler

Vor allem in Köln werden viele Zehntausende Feiernde von auswärts erwartet. Die Polizei ist dort mit 2000 Beamten im Einsatz. Bereits zu Beginn der Karnevalssaison am 11.11. war es in Köln zu einem Massenandrang gekommen. Besonders das Studentenviertel rund um die Zülpicher Straße gilt mit seinen vielen Bars und Kneipen als Mega-Hotspot für junge Leute.

Die Stadt Köln hat unter anderem 550 Mobiltoiletten, 140 Urinale, 20 Urinalrinnen und elf Toilettenwagen aufgestellt. Ordnungsamtchefin Athene Hammerich drohte: «Wildes Urinieren wird der Ordnungsdienst konsequent ahnden.» Das Verwarngeld betrage bis zu 200 Euro. Der Andrang könnte eventuell ein wenig dadurch abgebremst werden, dass das Wetter nicht gut werden soll.

Karnevalspräsident: «Gemeinschaft ist wichtig»

Vergangenes Jahr war Weiberfastnacht auf den Tag des russischen Angriffs auf die Ukraine gefallen. Es war der 24. Februar. Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) hatte damals erklärt, ihr sei nicht nach Feiern zumute, aber weder sie noch die Vereine könnten und wollten den Karneval absagen. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) sagte: «Krieg und Karneval in Europa passen nicht zusammen.» Statt des Kölner Rosenmontagszugs gab es eine Friedensdemo mit einer Viertelmillion Teilnehmer.

Mit Blick auf dieses Jahr sagte der Kölner Karnevalspräsident Christoph Kuckelkorn der Deutschen Presse-Agentur: «Gerade die Corona-Zeit hat uns allen gezeigt, wie wichtig es ist, persönliche Nähe und die Gemeinschaft mit anderen Menschen zu erleben. Die Kölner Jecken schunkeln nicht einfach an den Problemen der Welt vorbei, sondern wissen sehr genau, wie eng Freud und Leid beieinander liegen.»

Unabhängig davon können sich Karnevalsverweigerer auf den Literaturnobelpreisträger und gebürtigen Kölner Heinrich Böll (1917-1985) berufen. Von ihm stammt der Ausspruch: «Ich kann mir keine schrecklichere Pflicht vorstellen als die Pflicht zum Humor.»

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen