Lindner: Grundgesetz ändern, um Kommunen zu entschulden

Berlin (dpa) – Bundesfinanzminister Christian Lindner hat eine Grundgesetzänderung vorgeschlagen, um hoch verschuldete Städte und Gemeinden zu entlasten.

«Wir müssen die betroffenen Kommunen jetzt entschulden, damit Spielraum für Investitionen bleibt», sagte der FDP-Politiker den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. «Die Zeit drängt, denn die Zinswende wird auch auf Städte und Gemeinden durchschlagen.»

Eine Bedingung Lindners dafür sei aber eine Änderung des Grundgesetzes, hieß es dem Bericht zufolge dazu aus seinem Ministerium. Es müsse verhindert werden, dass die Kommunen nach einer einmaligen Entschuldung sofort neue Schulden anhäuften. Laut dem Funke-Bericht steht das Angebot im Raum, dass der Bund die Hälfte der Kosten für eine Entschuldung übernimmt.

Für eine Grundgesetzänderung wäre nicht nur eine Zweidrittelmehrheit im Bundestag nötig, und damit die Zustimmung zumindest von Teilen der Opposition, sondern auch im Bundesrat. Verschuldete Kommunen gibt es in allen Bundesländern, nicht alle Regionen sind aber gleich stark betroffen. Vor allem in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland haben die Kommunen hohe Kassenkredite. Bei anderen Ländern mit weniger stark verschuldeten Kommunen wie etwa Baden-Württemberg gab es daher bereits Widerstand gegen entsprechende Überlegungen der Koalition.

Abmachung mit SPD und Grünen

Das Vorhaben ist im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP festgehalten: «Im Rahmen der Bund-Länder-Finanzbeziehungen wollen wir den Kommunen bei der Lösung der Altschuldenproblematik helfen», heißt es darin. Die Entlastungsidee ist ein Vorschlag von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) noch aus früherer Zeit. Er war aber bereits 2020 als Finanzminister unter Angela Merkel (CDU) am Widerstand aus der Union und mehreren Bundesländern gescheitert. Auch FDP-Bundespolitiker hatten sich damals kritisch geäußert.

Lindner stammt aus Nordrhein-Westfalen, wo besonders viele Kommunen hoch verschuldet sind und wo am nächsten Sonntag ein neuer Landtag gewählt wird. Der dortige Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) hatte im November in einer Regierungserklärung gesagt, seine Landesregierung sei bereit, «einen angemessenen Beitrag» zur Lösung des Altschuldenproblems zu leisten. Zugleich trat er dafür ein, den Kommunen strukturell bei den Soziallasten zu helfen.

 

 

 

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