Deutlich mehr Darstellungen von Kindesmissbrauch erfasst

Berlin (dpa) – Die Polizei in Deutschland hat 2021 deutlich mehr Missbrauchsdarstellungen an Kindern erfasst als im Jahr davor. Mehr als 39 000 Fälle wurden den Behörden im vergangenen Jahr bekannt, wie aus einer Sonderauswertung der Polizeilichen Kriminalstatistik hervorgeht, die am Montag in Berlin vorgestellt wurde.

Das entspricht einem Anstieg um 108,8 Prozent der Fälle von Verbreitung, Erwerb, Besitz und Herstellung von Darstellungen sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen.

Die bekannten Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch sind demnach im vergangenen Jahr um 6,3 Prozent auf über 15 500 gestiegen. Die jährlichen Zahlen erfassen nur jenen Bruchteil der Fälle, von denen die Polizei erfährt. Das so genannte Dunkelfeld bilden die Zahlen also nicht ab.

Jeder Ermittlungserfolg ist wichtig

Die Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Kerstin Claus, beklagte, Europa sei zum Drehkreuz bei der Verbreitung von Missbrauchsabbildungen geworden. «Wir brauchen eine verstärkte europäische Zusammenarbeit und deutlich mehr Investitionen in die personelle und technologische Ausstattung der Ermittlungsbehörden. Jeder Ermittlungserfolg ist wichtig, denn er bietet die Chance, akuten Kindesmissbrauch zu stoppen und weitere Taten zu verhindern.»

Nach Angaben des Präsidenten des Bundeskriminalamts, Holger Münch, gehen bei den Behörden mehr Hinweise auf sexuellen Kindesmissbrauch ein. «Wir begrüßen das sehr: Schwerste Gewalttaten gegen Kinder und Jugendliche als schwächste Mitglieder der Gesellschaft sind besonders zu ächten, zu verfolgen und zu beenden.»

Neue Dimension an Brutalität

Der neue Missbrauchskomplex von Wermelskirchen hat nach Angaben der Ermittler eine Dimension an Brutalität, die die von Lügde noch übersteigt. Hauptbeschuldigter ist ein 44-jähriger aus Wermelskirchen im Bergischen Land.

Er habe im Internet seine Dienste als Babysitter angeboten und sich so seinen Opfern nähern können, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Montag in Köln mit. Mit Dutzenden weiteren Männern habe er Bilder und Videos «unvorstellbarer Brutalität» getauscht.

Es seien gewaltige Datenmengen mit 3,5 Millionen Bildern und 1,5 Millionen Videos sichergestellt worden. Bislang seien 74 Verdächtige und 33 Opfer identifiziert worden. Das jüngste Kind sei einen Monat alt gewesen. Unter den Opfern seien fünf Säuglinge und Kinder mit Behinderung.

 

 

 

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