Wittlicher startet bei der Mountainbike WM der Profis für Deutschland

Auch in Schalkenmehren bei den Deutschen Meisterschaften im Cross-Triathlon ist Peter Schermann am Start

Wittlich. Was für eine Überraschung! Dem aus Wittlich stammenden Mountainbiker Peter Schermann (30) ist vor wenigen Tagen der Sprung in die Nationalmannschaft der Marathon-Mountainbiker geglückt.

Eine clevere Renneinteilung und ein starkes Finish nach eher schwachem Start brachten den sympathischen Wittlicher auf einem technisch und konditionell schwierigen aber wunderschönem Kurs auf den 15. Platz der UCI Cycling Worldseries in Norwegen. Damit verbunden die direkte Qualifikation zur UCI Cycling Mountainbike Weltmeisterschaft 2018 in Italien! Am 15. September trägt Peter Schermann bei der Weltmeisterschaft in den italienischen Alpen zum ersten Mal das deutsche Nationaltrikot. Die Strecke in den Dolomiten mit einer Gesamtlänge von 115 Kilometer und 4.500 Höhenmeter, sei für ihn eine besondere Herausforderung, so Schermann im Gespräch mit der Eifel-Zeitung.

Ein Ergebnis auf das der sympathischen Wittlicher wirklich stolz sein kann. Insbesondere nach dem schwierigen letzten Jahr, als er am Ostermontag einen Schlaganfall erlitten hatte. Schermanns Moto: „Wer nicht aufgibt kann nie verlieren“ Zu seinem Glück reagierte damals sein bester Freund Daniel unverzüglich und rief den Notarzt. Schermann: „Mir war von Anfang an klar das es nichts bringt sich darüber zu ärgern, zu fragen warum ich? oder den Kopf in den Sand zu stecken. Man muss die veränderte Situation akzeptieren lernen und das absolut Beste daraus machen, dafür ist man ganz allein verantwortlich. Ich bin ein Kämpfer und habe die Situation als Herausforderung schnell angenommen“.

Die Ärzte gaben nach anfänglichem Bedenken und einiger Zeit ihr „OK“ und Schermann stieg zurück auf sein Rad. Er schaffte das, was ihm nur ganze Wenige zugetraut haben: Er kämpfte sich in kürzester Zeit mit eisernem Willen wieder zurück! Obwohl er drei Monate nur mit sehr leichter Belastung fahren durfte, half ihm das Radfahren als Ausgleich ungemein, mental wieder belastbarer zu werden. Der Diplom Volkswirt arbeitet halbtags als Risikomanager bei einer Luxemburger Fondsgesellschaft. Nebenbei ist er als Sport-Model gefragt, war unter anderem auf dem Cover der April Ausgabe des bekannte Radsportmagazins TOUR – ein echtes Multitalent also!

Sein erstes sportliches Highlight direkt nach dem Schlaganfall folgte bereits Ende Juli 2017 beim Triathlon in Schalkenmehren, als er sein Vorjahresergebnis in der Gesamtwertung Platz 2 auf der Kurzdistanz wiederholen konnte. Im August 2017 hatte Schermann mit seinen Teamkollegen von ETW Cycling an dem UCI 2.2 Rennen, der Tour of Xingtai in China teilgenommen. Das Team fuhr geschlossen für seinen Sprinter Lucas Carstensen, der sich vor zehntausenden chinesischen Fans den Sieg sichern konnte. Nur 5 Monate nach seinem Schicksalsschlag konnte Schermann bei der Profirundfahrt bereits wieder beeindruckende Akzente setzen. Anfang dieses Jahres gewann er zusammen mit Teamkollegin Steffi Dohrn alle drei Etappen und die Gesamtwertung der international angesehenen MTB- Rundfahrt Algarve Bike Challenge und schaffte es bei der Tour de Senegal auf der Straße in die Top 10.

Spätberufener – mit 26 Jahren erstes Radrennen
Sein erstes Rennrad kaufte sich Peter Schermann im zarten Alter von 26 Jahren und war sogleich unheimlich fasziniert von der Geschwindigkeit. Als 1,90 m großer und fast 95 kg schwerer ehemaliger Basketballer stach Schermann schon sehr aus der Radsport-Menge heraus und wurde anfangs auch von vielen belächelt. Nach nur einer Saison indem er beide Sportarten parallel betrieb entschied er sich alles auf eine Karte zu setzen,
20 Jahre Basketballsport sozusagen endgültig an den Nagel zu hängen und sich komplett dem Radsport zu widmen.

Schermann fing an zu trainieren wie ein Verrückter; hatte keinerlei Ahnung von Periodisierung, Trainingsaufbau oder wie man sich beispielsweise im Fahrerfeld bewegt. Aufgrund seiner Vergangenheit als Basketballspieler hatte er eine athletische Basis, die es ihm erlaubt, sich sehr oft und tief im „roten“ Bereich zu bewegen. Sein erstes Rennrad-Rennen gewann er auf Anhieb. Marc Pschebizin und Torsten Camphausen vom Team Bikes and More nahmen ihn unter ihre Fittiche. Beim Tannheimer Radmarathon über 230 km konnte Schermann Pschebizin hinter sich lassen und in die Top 50 fahren. Unter Pschebizin‘s Obhut ließen weitere Erfolge nicht lange auf sich warten. 2015 fuhr Schermann mit seinem heutigen Team „Embrace the World Cycling“ als Gastfahrer die Tour de la Martinque und sammelte die ersten internationalen Erfahrungen auf der Straße. Zusammen mit Kumpel, Trainingsbuddy und Triathlet Jens Roth gewann er den prestigeträchtigen Inferno Triathlon in der Schweiz!

2016 folgte die Tour du Congo in Afrika. Später in der Saison gewann er für viele überraschend in Saalhausen den deutschen Meistertitel der Amateure auf der Halbmarathon Distanz. Weitere Erfolge kamen hinzu. Voll motiviert trainierte Schermann den Winter über konzentriert und ohne Probleme durch und ging mit seinem neuen Team „Embrace the World Cycling“ positiv und fit in die Saison 2017.
Am 28.07.2018 geht Peter Schermann erneut beim Vulkan Cross Triathlon in Schalkenmehren an den Start. „Der sportliche Fokus hat sich nochmals mehr Richtung Rad verschoben, richtig gelaufen und geschwommen bin ich seit März eigentlich nicht mehr“ so Schermann. Ein Start in Schalkenmehren, organisiert von Freund Lothar Kaspar, steht für IHN trotzdem außer Frage! „Das wird für mich definitiv ein knüppelharter Tag in der Maararena. Der Spaß steht klar im Vordergrund, trotzdem werde ich natürlich vor allem auf dem Bike alles geben, aber bin mir meiner nicht vorhandenen Form im Laufen und Schwimmen bewusst.

Eine Aussage die Schermanns Charakter sehr gut beschreibt, würden sich andere nach der WM-Quali erstmal etwas auf den Lorbeeren ausruhen und nicht den Sprung ins kalte Wasser bei einem gänzlich anderen Format wagen – ist er bereit für die nächste Herausforderung, sucht sie geradezu – wohlwissend dass er ja schon weit Schlimmeres hinter sich gelassen hat. „Ich freue mich schon auf viele bekannte Gesichter und die super Stimmung bei Kumpel Jens Roth‘s Heimspiel, so Schermann zum Abschluss. Die Eifel-Zeitung wünscht ihm viel Spaß in der Maar-Arena und viel Erfolg bei den Weltmeisterschaften im September in Italien. Wir sind gespannt!

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