In der Eifel gibt es viel zu entdecken

Niederkail. Regelmäßig trifft sich eine relativ kleine Runde „fester“ freiwilliger Mitarbeiter im Peter-Zirbes-Kulturkreis. Es sind nicht nur Menschen aus Niederkail. Auch von anderswo aus der Verbandsgemeinde Wittlich-Land kommen die Verehrer der Zirbes-Dichtung. Sie sammeln Ideen, stimmen Vorhaben, Lesungen und Veröffentlichungen ab, planen die nächsten Veranstaltungen. Im März erst lud man zur Autorenlesung mit Ute Bales, die ihr Buch „Peter Zirbes“ in Niederkail vorstellte, dem Ort, in dem Zirbes geboren wurde und lebte. Jedenfalls dann, wenn er gerade mal nicht auf Verkaufstour war.

Denn der im Jahr 1825 geborene Zirbes war ein „fliegender Händler“, genauer gesagt, ein fahrender Steinguthändler. Ursprünglich, klar, geradlinig, voller Humor und Anspielungen – so werden die Gedichte des Mannes aus dem Volke beschrieben. Sein Leben war hart. Schon als Kind hat er die Eltern auf ihren Verkaufstouren begleitet, die Schule nur im Winter besucht, und als Erwachsender den Broterwerb seiner Eltern übernommen. Gelesen hat er dennoch schon in jungen Jahren, auch mit dem eigenen Dichten begann er früh.

Seine veröffentlichten Verse verkauften sich gut, obwohl, wie so häufig, der Eifeldichter in seiner unmittelbaren Umgebung dafür hauptsächlich Spott erntete. Arm blieb Zirbes immer, unter anderem deshalb, weil er die an ihn herangetragenen Bildungsangebote ablehnen musste: Er sah sich in der Pflicht, seine kranken Eltern zu versorgen. Damals gab es noch keine Pflegeversicherung.

Ursprünglich, klar, geradlinig

Der Kulturkreis hält das Schaffen des 1901 verstorbenen Niederkailer Jungen, der sich später auch mit Sagen der Gegend beschäftigte, am Leben, gab bereits in den 90-er Jahren eine mit seinen Werken besprochene Cassette heraus, die gleichzeitig Aufschluss über sein Leben gibt, später die entsprechende CD, von der noch einige wenige Restexemplare im Handel sind. Die CD „Prosa und Poesie“ entstand durch die fleißige Mitarbeit von Kulturkreis-Mitgliedern, die unter anderem Texte authentisch vortrugen: auf Niederkailer Platt.

„Die Mundart-CD ´Daheem am Wettlija Land` entstand vor zwei Jahren mit Interpreten aus allen Orten der VG und aus der Stadt Wittlich“, erinnert sich Walter Feltes, einer der aktiven Kulturkreisler. Sie ist ein wunderbares Dokument für Heimatkultur und -geschichte und bewahrt die kleinen, aber feinen Unterschiede der typischen Mundartvarianten jedes einzelnen Dorfes im Wittlicher Land für die Nachwelt auf. Feltes: „Für die qualitativ einwandfreie Aufnahmetechnik ist seit vielen Jahren Alfons Spang zuständig.“

Die Heimatforscher, Dialektliebhaber, Dichtkunstverehrer… sind untereinander vernetzt. Eine feste Größe stellen die Kulturkreis – Mitarbeiter zum Beispiel bei den Moselfränkischen Mundarttagen dar. Etabliert hat man sich ebenfalls bei den Kulturtagen von Wittlich – Land. Rund 300 Zuhörer lauschten den Darbietungen der Aktiven letztens in Binsfeld. Umrahmt von in verschiedenen Musikstilen  vertonten Zirbes-Gedichten begeisterten dort die Interpreten Andreas Sittmann, Emile Negelen, Christoph Oberweis (inzwischen mit Söhnen), Matthias Thömmes oder das Trio Manfred Ulrich. Erwähnenswert ist auch der moselfränkische Abend für die Stefan-Andres-Gesellschaft in der Schweicher Synagoge im April 2009.

Ungezählt sind die Themen-Wanderungen und Geschichts- oder heimatkundlichen Vorträge von Wilhelm Follmann – und ab und zu von einigen anderen, von der Urgeschichte, der Geologie der Eifel über römische Relikte in unserer Heimat, Spuren jüdischer Geschichte im Wittlicher Land, Siedlungsgeschichte, mittelalterliche Besonderheiten, Hexenprozesse, Brauchtum in den verschiedenen Jahreszeiten oder die sehr populären Mühlen-Wanderungen auf Pfaden, denen heute der Eifelsteig folgt. Qualität bewährt sich eben immer.

Aus Liebe zur Heimat

Mundartabende und szenische Lesungen und Vorträge gehörten von Beginn an zu den Schwerpunken der Arbeit im Kulturkreis. Dabei schauen die Zirbes-Freunde über den Tellerrand hinaus, beschränken sich nie allein auf den Niederkailer Dichter. Auch andere lokale Autorinnen und Autoren können sich hier einen Namen machen: Katharina Pawelke aus Dreis oder Josefine Wittenbecher aus Wittlich (geboren wurde sie übrigens an der Mosel) gestalteten schon erfolgreich Veranstaltungen. Der Kulturkreis ist auch Mit-Herausgeber der Flussbücher von Erich Gerten und Manfred Morsbach „Der Kailbach“ und „Die Salm“. Die Liebe zur Heimat äußert sich eben auf ganz vielfältige Weise.

Immer wieder der Blick über den Zaun: Uwe Anhäuser referierte spannend über den Ausonius-Weg, wozu auch eine Wanderung auf einem Stück dieses Weges im Hunsrück gehörte. Barocke Gärten in der nahen Umgebung und bis an den Rhein wurden besucht, Wegekreuze und Kapellchen dokumentiert, die ziemlich originelle „Bänkelsänger-Stadtführung“ durch Trier mit Andreas Sittmann gemacht. Die wird übrigens Ende September fortgesetzt mit einer neu konzipierten Führung auf dem Petrisberg.

Führung durch Schloss Malberg

Der nächste hochinteressante Termin folgt schon am Samstag, 21. August. Vormittags – es ist doch Säubrennerkirmes, man berücksichtigt schließlich alle Traditionsfeste gleichermaßen! – lädt der Kulturkreis zu einer geführten Besichtigung durch das beeindruckende Barockschloss in Malberg und durch die Stiftskirche in Kyllburg. Feltes: „Zur Kirmes-Eröffnung sind wir wieder zurück in Wittlich. Versprochen!“
 

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