Einige Kitas werden abgerissen; Ministerin besucht Schulen

Ahrtal
Von Jens Albes, dpa 

Bad Neuenahr-Ahrweiler (dpa/lrs) – Zerborstene Fensterscheiben, von der Decke hängende Kabel, unregelmäßiger Betonboden: Stefanie Hubig besucht am Donnerstag auch unsanierte Teile einer großen Schule im flutgeschädigten Ahrtal. Die rheinland-pfälzische SPD-Bildungsministerin schaut sich die Baufortschritte in der teilzerstörten Berufsbildenden Schule (BBS) in Bad Neuenahr-Ahrweiler an.

Sie bezeichnet es als «unglaublich», wie viel sich hier schon seit ihrem ersten Besuch kurz nach der Sturzflut im Juli 2021 getan habe. Aber klar ist auch: Der Wiederaufbau etlicher verwüsteter Schulen und Kitas im Ahrtal zieht sich wohl teils noch Jahre hin. Hubig zeigt sich optimistisch, dass spätestens in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts alle diese Bauarbeiten abgeschlossen sein könnten.

Laut dem Bildungsministerium wurden 17 Schulen im Kreis Ahrweiler beschädigt. Bei 16 davon sei die Sanierung zehneinhalb Monate nach dem Hochwasser noch nicht abgeschlossen.

Einige Kindergärten sind bei der Flutkatastrophe nach extremem Starkregen mit 134 Toten und Tausenden verwüsteten Gebäuden in dem Flusstal so stark beschädigt worden, dass sie nur noch abgerissen werden können. Nach Angaben der Kreisverwaltung müssen in Bad Neuenahr-Ahrweiler und in Dernau je eine Kita abgerissen werden. Ein weiterer Kindergarten in Bad Neuenahr-Ahrweiler sei bereits zurückgebaut worden. Laut dem Ministerium hatte die Sturzflut im Ahrtal 42 Kindergärten verwüstet. Heute müssten noch zehn Kitas saniert oder neu gebaut werden.

Ministerin Hubig zeigt sich erfreut, dass inzwischen alle rund 2500 BBS-Schüler aus sechs verschiedenen Gastschulen bis hin nach Koblenz in ihre immer noch beschädigte Stammschule zurückgekehrt seien. Hier lernen sie in drei provisorischen Leichtbauhallen – eine davon auf Stelzen neben der Ahr – und in unzerstörten Obergeschossen. Laut Hubig ist das «ein wichtiges Signal für den Wiederaufbau nach der Flutkatastrophe» und das Ende von teils extrem langen Schulwegen. In einer Klasse mit angehenden Energie- und Gebäudetechnikern sagt sie, es sei gut, «dass ihr hier alle wieder an einem Ort sein könnt».

Hubig freut sich auch, dass «die bisherigen Leistungen der Abschlussklassen zeigen, dass trotz der widrigen Umstände sich die Ergebnisse keineswegs verschlechtert haben». Die Ministerin lässt ihren Blick über die Berufsschüler gleiten: «Die Frauenquote ist ein bisschen schlecht.» Ausschließlich junge Männer sitzen vor ihr. Die vielen jungen Frauen der BBS des Kreises Ahrweiler, sie sind in anderen Räumen.

Zerstörte Klassenzimmer, zerstörte Werkstätten, zerstörte Sporthalle – BBS-Personalratschef Daniel Schlich schätzt: «Die Flut war hier etwa sechs Meter hoch.» Baumstämme seien ins Gebäude und Fahrzeuge auf den Schulhof getrieben worden. «Man hat sich nicht an die Autos herangetraut, weil man wusste, dass da auch Ertrunkene drinnen saßen», erinnert er sich. Kürzlich haben die Wetterdienste wieder Starkregen auch im Ahrtal vorhergesagt. BBS-Leiterin Gundi Kontakis sagt: «Nervosität war da, auf jeden Fall.» Ministerin Hubig, die zuvor schon eine ebenfalls flutgeschädigte Realschule in der Kurstadt Bad Neuenahr-Ahrweiler besucht hat, zeigt sich betroffen.

Viele Schüler und Kitakinder im Ahrtal müssen noch immer in provisorischen Quartieren ausharren. Alleine in einem großen Containerdorf in Grafschaft hoch über dem Flusstal sind laut Bildungsministerium insgesamt mehr als 1000 Schüler untergebracht: rund 800 von einem zerstörten Gymnasium, etwa 80 von einer verwüsteten Grundschule und circa 170 von einer beschädigten Realschule plus. Kitakinder spielen der Kreisverwaltung zufolge gegenwärtig unter anderem auch in einem Kloster, einem Dorfgemeinschaftshaus und ebenfalls in Containern. Auch ein Bauwagen werde für eine naturpädagogische Gruppe genutzt.

 

 

 

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