Paul Trappen

Vor rund 100 Jahren betrat die Bühne des Kraftsports ein junger Metzgergeselle, der zu einem Mythos der Kraft wurde: der Eifler Bauernsohn Paul Trappen. Schon vor seinem Gewinn der deutschen Schwergewichtsmeisterschaft 1912 im Gewichtheben hatte er sich als Ringer im Westen des Deutschen Reiches beinahe den Ruf der Unbesiegbarkeit erworben.  Seinen bis heute anhaltenden Ruhm begründete er 1914 mit sagenhaften Kraftleistungen. Die berühmteste: Paul Trappen, auf einer Hebebühne stehend, zieht an eiserner Kette eine Plattform mit zwei ausgewachsenen Mastochsen (Gesamtgewicht: 2064 kg) fast einen halben Meter hoch! Damit übertraf er nicht nur deutlich eine vergleichbare Hebeleistung des Luxemburger „Weltmeisters im Lastenheben“ John Grün, sondern stellte überhaupt eine bis heute nicht überbotene Demonstration von Stärke auf. Kaum weniger Staunen erregend war Trappens einarmig freies Umsetzen von zwei – später sogar fast drei – Zentnern. So etwas hatte es noch nicht gegeben.

Paul Trappen wird meist als Trierer bezeichnet. Nicht zu Unrecht, denn seit seiner Metzgerlehre bis zu seinem Tod 1957 lebte er in der Moselmetropole. Seiner Geburt und Herkunft nach aber war er ein echter Sohn der Eifel: 1887 geboren in Heidweiler als Sohn des Ackerers Christian Trappen und dessen aus Hasborn stammender Frau Maria Katharina Görgen. 1911 heiratete Trappen die Trierer Maurerstochter Susanna Dier. Aus der Ehe gingen die Tochter Anna und der Sohn Josef hervor.     

Trappens sensationelle Kraftleistungen sprachen sich bis nach Amerika herum. Er schloss einen Vertrag mit dem berühmten US-Zirkus Barnum and Baileys ab, doch der Weltkrieg machte viele Pläne zur Tätigkeit als Profischwerathlet zunichte. Trappen wurde Soldat in einem Artillerieregiment. Der 1, 73 m große Athlet wog zu dieser Zeit um die 100 kg. Sein Oberarmumfang betrug ca. 41 cm, mit einem Bauchumfang von 100 cm zählte der Eifeler zu den schlankeren Schwerathleten. In späteren Jahren legte „Trappens Paul“, wie der  populäre Trierer genannt wurde, noch mächtig an Gewicht und Muskelmasse zu; sein Oberarmumfang erreichte schließlich 50 cm. Trappen konnte einarmig drei Männer von insgesamt über 200 kg hochheben, auf dem Rücken liegend drückte er mit seinen Beinen 20 auf einem Brett sitzende Personen von insgesamt über 30 Zentnern hoch – nur zwei seiner zahlreichen Kraftnummern. 1925 überbot er mit einem Fünfkampfweltrekord die Leistung des amtierenden Olympiasiegers. Olympia – ein beinahe tragisches Stichwort im Leben dieses Super-athleten. Wegen des Weltkriegs, aber auch weil sein Profivertrag dem olympischem Amateurstatut widersprach, blieb dem Mitglied des Trierer Athletikvereins „Deutsche Eiche Siegfried“ der Ruhm eines Olympiasiegers verwehrt. Paul Trappen musste sich damit trösten, bei Parallelwettkämpfen die Leistungen der Olympiasieger von 1924, 1928 oder 1936 zu überbieten. Noch als fünfzigjähriger Großvater stellte Trappen im Dreikampf einen Seniorenweltrekord auf. In sportlicher Hinsicht gingen seine Verdienste  noch weit über die eigenen Leistungen hinaus. Als jahrzehntelanger Trainer und führender Vereinsfunktionär gelang es ihm, Triers Ruf als Stadt der starken Männer zu begründen. Seine Meisterschüler Vogt und Opschruf stellten Weltrekorde auf, Männer wie Ossi Junkes oder der Trappen-Sohn Josef machten die Trierer Gewichtheber zeitweise zu einer der stärksten Staffeln Deutschlands.

Seinen Lebensunterhalt verdiente Trappens Paul seit den Zwanziger Jahren als Gastwirt. Sein „Trierer Rippchenhaus“ in der Simeonstrasse war über Trier hinaus berühmt, später kam auch noch der „Eifeler Hof“ in der Brückenstraße dazu. Trappens eigene Diät war extrem proteinhaltig. Zum Frühstück aß er zwei Pfund Hackfleisch und zehn Eier, im Verlauf des Tages folgten dann weitere große Fleischmahlzeiten. Als Getränk schätzte er Moselwein und Trierer Viez, manchmal auch gut gewürztes Rinderblut. Im persönlichen Umgang war der Eifeler Bauernsohn gutmütig und humorvoll. Trappen war sich des Unterhaltungswerts vieler seiner Leistungen bewusst, so, wenn er etwa ein Auto durch Festhalten am Fahren hinderte oder vor seiner Gaststätte hochhob und wegschob. Kein Wunder, dass sich um das leutselige Kraftoriginal zahlreiche Anekdoten und Legenden bildeten. Auch sie tragen dazu bei, dass der Name dieses Idols, der jahrzehntelang der stärkste Mann der Erde war, unvergessen bleibt.
 
Verfasser: Gregor Brand
 

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