Karl G. Oehms aus Kröv – Genealoge und Kaufmann

Wie die Lebenswege vieler Menschen, so kann man auch den von Karl Oehms in drei Abschnitte einteilen: Kindheit und Schulzeit, Ausbildung und Beruf, Rente. Ungewöhnlich ist, dass sich Oehms gerade im Ruhestand zu einem hoch angesehenen Experten auf einem speziellen Fachgebiet – der Familienforschung – entwickelt hat, dessen Name zu einem festen Begriff für Genealogen über den Trierer Raum hinaus geworden ist.

Karl Gustav Oehms wurde am 8. August 1948 als Sohn von Gustav Oehms und dessen Ehefrau Anna Maria Hahn in Kröv, dem Heimatort seiner Mutter, geboren. Die Eltern waren erst ein Jahr vor seiner Geburt aus Manderscheid an die Mosel gezogen. Karl Oehms entstammt also väterlicherseits der seit dem 17. Jahrhundert in Manderscheid nachweisbaren Oehms-Sippe, die überregional vor allem durch ihre Musiker bekannt ist. Dazu zählen etwa der namhafte Trierer Domorganist Wolfgang Oehms (1932-1993), der Orgelbauer Rudolf Oehms (1913-1992), beide Vettern 2. Grades von Karl, oder der erfolgreiche Musikproduzent Dieter Oehms („OehmsClassics“). Für die tiefe Verwurzelung dieser Familie im Katholizismus stehen beispielhaft der Theologieprofessor Anton Oehmbs (1735-1809) und der Afrika-Missionar Caspar Oehms (1869-1953), ein Großonkel von Karl Oehms.

Karl Oehms selbst zog es – wie seinen jüngeren Bruder, den Geologen und Ölexplorateur Eckhard – allerdings weder zur Musik noch zur Theologie. Nach einer wohlbehüteten Kröver Kindheit im noch traditionell von Weinbau und Landwirtschaft geprägten Umfeld besuchte er die Handelsschule in Traben-Trarbach. „Dort waren unglaublich engagierte Lehrer, denen ich viel zu verdanken habe“, erinnert sich Oehms. „Die Handelsschule wurde dadurch zu einer Weichenstellung, die mein Leben für Jahrzehnte geformt hat“. Oehms machte eine Lehre zum Groß- und Außenhandelskaufmann und arbeitete als Buchhalter. Nach dem Wehrdienst wurde 1970 ein Farbengroßhandel in Trier sein beruflicher Mittelpunkt. Seine folgenden Jahre waren von Weiterqualifizierung und wirtschaftlicher Aufwärtsentwicklung geprägt, daneben im privaten Bereich von Heirat und Familiengründung. Um die liebgewonnene Moselhauptstadt nicht verlassen zu müssen, wechselte Oehms dort zu einem überregionalen Energieversorger. Als sich sein Arbeitgeber im Jahr 2001 zu einem großangelegten Personalabbau entschloss, wurde er überraschend früh zum Rentner.

Dieses Rentnerdasein bedeutete für ihn alles andere als Untätigkeit. Im Gegenteil: Nun konnte er seinem Hobby, der Genealogie, das in den 1990er Jahren seinen Anfang mit der Erforschung der eigenen Familiengeschichte genommen hatte, mit geradezu professionellem Eifer nachgehen. Er schloss sich der Bezirksgruppe Trier der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde (WGfF) an und leitet diese inzwischen seit mehr als 20 Jahren. Unter seiner Führung vollzog sich ein enormer Aufschwung der Gruppe, deren Mitgliederzahl von damals 46 auf nunmehr über 300 angewachsen ist. Seit 2002 ist Oehms zudem verantwortlicher Redakteur für die Veröffentlichungen der WGfF und in dieser Funktion im Vorstand der Vereinigung. Rund 200 Publikationen hat er seit dieser Zeit unterstützend begleitet. In Anerkennung seiner besonderen genealogischen Verdienste verlieh ihm die WGfF die Ernst-von-Oidtman-Medaille.

Das Schwergewicht seiner genealogischen Arbeiten liegt allerdings bei seinen eigenen Veröffentlichungen. Neben Dutzenden von aufschlussreichen Beiträgen zu Einzelfragen sind hier vor allem die in höchst eindrucksvoller Fleißarbeit erstellten Familienbücher zu nennen. Sein erstes veröffentlichtes Familienbuch (mit Thomas J. Schmitt) galt im Jahr 2001 der katholischen Moselpfarrei Sankt Martin in Kinheim-Kindel, ein Jahr später folgte das Buch zu St. Laurentius in Waldrach (Ruwer). Zu den Schwerpunkten seiner Forschungen zählen seine unmittelbaren Herkunftsorte Kröv und Manderscheid, wobei sein Interesse die Familien der im Umkreis liegenden Dörfer einschließt. Sein Buch zum Weinort Ürzig (2005) umschließt auf 830 Seiten eine Zeit von fast 400 Jahren. Einen Zeitraum von rund 300 Jahren decken die Familienbücher zum Kröver Reich (2009, 1692 S.) und das fast 1000-seitige Bürger- und Familienbuch Manderscheid/Eifel (2012) ab. Bis zur Vollendung seines 75. Lebensjahres dürfte die Gesamtseitenzahl der Familienbücher von Oehms die Zehntausendermarke deutlich übersteigen, zumal 2023 ein Familienbuch der Pfarreien Gerolstein, Rockeskyll, Salm und Roth mit nahezu 5000 Seiten (auf CD) erscheinen wird. Wer sich selbst einmal mit Kirchenbüchern näher befasst hat, der kann ermessen, welch außergewöhnliche Arbeitsintensität und wie viele Kenntnisse – um nur eine zu erwähnen: die Fähigkeit, alte Texte zu entziffern und zu lesen – hinter diesen genealogischen Großwerken stecken. Zugleich sind sie denjenigen Familienforschern, die auf der Suche nach ihren Vorfahren aus den erfassten Orten sind, eine riesige Hilfe und Zeitersparnis.

Die Konzentration seines Lebens auf die geliebte Heimatregion folgt bei Oehms einer bewussten Entscheidung: „Reisen oder ferne Kontinente waren nie mein Ding“. Wanderungen mit seiner Frau in den Wäldern des Trierer Landes zieht er einem Urlaub auf „Malle“ allemal vor. Dass sein Wirken trotzdem weltweite Ausstrahlungen hat, könnten manche in die USA oder Brasilien ausgewanderte Nachfahren von Eifel-Mosel-Kindern bezeugen, die in den Arbeiten von Oehms oftmals entscheidende Informationen über ihre Herkunft entdeckten.

 

Verfasser: Gregor Brand

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