Georg Sigmund Graf Adelmann von Adelmannsfelden

Kunsthistoriker und Denkmalpfleger aus Bitburg

Georg Sigmund Graf Adelmann von Adelmannsfelden
Georg Sigmund Graf Adelmann von Adelmannsfelden

Der klangvolle Name hält, was er verspricht: Bei den Adelmann von Adelmannsfelden handelt es sich um eine Familie des deutschen Uradels. Seit ihrer erstmaligen Nennung im 12. Jahrhundert hat dieses Geschlecht von der schwäbischen Ostalb in zahlreichen Generationen Persönlichkeiten hervorgebracht, die Geschichte und Kultur weit über ihr württembergisches Stammland hinaus vielfältig beeinflusst haben. Anfang des 20. Jahrhunderts kam diese Familie mit der Eifel in Berührung, als Dr. jur. Sigmund Maria Graf Adelmann (1876-1926), der Vater des Kunsthistorikers, 1913 zum Preußischen Landrat des Kreises Bitburg ernannt wurde. Seine bis 1919 währende Amtszeit stand ganz im Zeichen der Notjahre des Ersten Weltkriegs. Wie von seiner Regierung vorgegeben, erklärte es auch Landrat Adelmann zur patriotischen Pflicht der Bürger, ihre Goldstücke gegen angeblich dauerhaft stabiles Papiergeld umzutauschen – ein Irrtum, der viele Eifler teuer zu stehen kam.

Gleich in seinem ersten Amtsjahr wurde dem katholischen Landrat von seiner zweiten Frau Irma Freiin von Hake (1883-1967) im Herbst 1913 in Bitburg der Sohn Georg Sigmund geboren. Er war der dritte Sohn dieses Paares, insgesamt hatte er noch neun Geschwister, darunter eine Halbschwester aus der ersten Ehe seines Vaters. Nachdem der Grafen- und Landratssohn seine frühen Kinderjahre in der Westeifel verbracht hatte, zog die Familie nach Kriegsende mehrfach um – bedingt durch Versetzungen des Vaters, der zuletzt Regierungspräsident der Rheinprovinz war. Vom weiteren Werdegang Georg Sigmunds bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs ist bisher nur wenig bekannt. Er studierte bei dem Tübinger Kunsthistoriker Georg Weise (1888-1978) Kunstgeschichte und war vermutlich während des Weltkriegs Soldat der Wehrmacht; mindestens zwei seiner Brüder fanden an der Ostfront den Tod.

Georg Sigmund konnte bald nach Kriegsende seine Promotion über „Das Fortleben gotischer Ausdrucks- und Bewegungsmotive in der Kunst des Manierismus“ erfolgreich abschließen. 1946 erhielt Graf Adelmann eine Anstellung im Württembergischen Amt für Denkmalpflege – der Beginn einer Beamtenlaufbahn, in der er bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand im Jahr 1977 zu einer der wichtigsten Persönlichkeiten der bundesrepublikanischen Denkmalpflege wurde. Adelmanns Wirken vollzog sich auf drei Ebenen, die alle miteinander verschränkt waren und sich synergistisch ergänzten. Der erste Bereich umfasste seine zahlreichen kunsthistorischen und denkmalpflegerischen Veröffentlichungen, in denen er teils für das Fachpublikum, teils für die interessierte Öffentlichkeit unterschiedlichste Facetten des württembergischen Kulturerbes beleuchtete. Untersuchungen zur Regiswindiskirche in der Hölderlinstadt Lauffen am Neckar, über „Die Fresken der Mergentheimer Marienklage“ oder viele Wandmalereien in Kirchen und Kapellen – Adelmanns tiefgründige Expertise war stets gefragt und vielfach unersetzlich.

Der zweite Wirkungsbereich umfasste die praktische Denkmalarbeit, bei der es darum ging, die Erhaltung oder Restaurierung zahlreicher Projekte effizient zu organisieren und administrativ abzusichern. Dies war der Kern seiner Beamtentätigkeit als Konservator. Ihren Höhepunkt erreichte sie, als Adelmann zum ersten Präsidenten des 1972 gegründeten Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg berufen wurde; in den folgenden Jahren gelang es ihm, eine funktionsfähige und über die Landesgrenzen hinaus beachtete Fachbehörde aufzubauen. Ein drittes Wirkungsfeld schließlich bestand in Graf Adelmanns Aktivitäten in Vereinigungen und Kommissionen. So war er beispielsweise in Denkmalpflegekommissionen der UNESCO oder von ICOMOS, dem Internationalen Rat für Denkmalpflege, tätig, aber engagierte sich auch auf lokaler Ebene, etwa als Mitglied Ludwigsburger Stadtrats. Von den zahlreichen Ehrungen, die er erhielt, dürfte er auf das von Papst Paul VI. für seine Verdienste um die kirchliche Denkmalpflege verliehene Ritterkreuz mit Stern eines Komturs des Päpstlichen Gregorius-Ordens besonders stolz gewesen sein. Seinem ehrenamtlichen Einsatz lag die Erkenntnis zugrunde, dass nachhaltige Denkmalpflege und Denkmalrettung nicht stattfinden kann, ohne den Wert solcher Kulturarbeit der Öffentlichkeit stets neu zu vermitteln.

Ein ganz zentrales Element in Graf Adelmanns Leben war für ihn bis zuletzt die Erforschung der eigenen Familiengeschichte. Aufgrund der historischen Bedeutung vieler Vorfahren – etwa seines Großvaters, des Reichstagsabgeordneten Heinrich Adelmann v. A. – tragen seine intensiven Studien nicht zur privaten Familienhistorie bei, sondern sind von allgemeinerem Interesse. Die von ihm 1948 veröffentlichten Stammtafeln in Listenform liefern grundlegende Informationen zum Geschlecht Adelmann von Adelmannsfelden. Bei seiner eigenen Ehe mit einer Gräfin von Waldburg zu Zeil und Trauchburg blieb Graf Adelmann im traditionellen Rahmen; aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor. Der herausragende Denkmalpfleger starb ein Jahr nach der deutschen Wiedervereinigung im Oktober 1991.

Verfasser: Gregor Brand

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