Edmund Mastiaux aus Mirbach – Personalberater

Edmund Mastiaux verbringt viel Zeit in Rathäusern. Der Bonner Personalberater ist darauf spezialisiert, Stellen im öffentlichen Sektor zu besetzen. Wenn eine Metropole einen neuen Amtsleiter sucht oder einen Geschäftsführer für die Stadtwerke, klingelt bei Mastiauxs Firma zfm in Bonn das Telefon. Dann sucht sein Team den Besten oder die Beste für den Job. Mastiaux ist viel unterwegs. Führt ihn ein Auftrag nach Trier, gönnt er sich manchmal einen kleinen Umweg. Dann nimmt er nicht die Autobahn, sondern die Landstraße durch die Eifel. „Vorbei an Stadtkyll – eine schöne Strecke“, schwärmt Mastiaux. Es ist seine alte Heimat. Denn der bekannte „Headhunter“ stammt von einem Bauernhof aus Mirbach bei Hillesheim.

25 Kühe, 40 Hektar Land – das ist die Welt, in der Mastiaux aufwächst. Hier erlebt der Junge eine heile Kindheit. Er verbringt seine Tage draußen, spielt mit den anderen Jungs aus dem 75-Seelen-Dorf Räuber und Gendarm. „Manchmal kamen wir ziemlich verschrammt nach Hause“, lacht Mastiaux. Doch er hat auch viele Pflichten. Wenn die Heuernte ansteht, müssen alle vier Kinder mit anpacken, ganz gleich wie spät es ist. Große Sprünge kann die Familie nicht machen. Kino oder Freibad stehen nicht oben auf der To-do-Liste, erst mit 11 fährt der Junge zum ersten Mal richtig in den Urlaub – nach Österreich. Die Welt außerhalb der Eifel erlebt Mastiaux nur, wenn er Verwandte in Krefeld besucht. „Da war ich das erste Mal im Kaufhof – toll!“
Daheim ist seine große Leidenschaft der Fußball. Regelmäßig läuft oder trampt der begeisterte Kicker zum Training. Zunächst spielt er beim SV Dollendorf, später zusammen mit der Spielvereinigung Stadtkyll sogar in der Landesliga. Parallel dazu leitet der umtriebige Junge eine Gruppe der katholischen Landjugend und macht sich einen Namen als Partyorganisator. „Die Diskos zwei Mal im Jahr in Wiesbaum waren legendär“, lacht der heute 62-Jährige.

Doch all das ändert sich an einem Frühlingstag im Jahr 1974. Sein ältester Bruder, der den Hof bereits führt, hat einen Unfall im Stall – und stirbt bei der Operation im Krankenhaus. „Ab dann gab es nur noch Pflicht: die Schule, den Hof, die Kühe“, erinnert sich Mastiaux. Er organisiert zwar weiter Partys, doch wenn er morgens nach Hause kommt, geht er als Erstes in den Stall. Er tut, was man vom ihm erwartet.

Dabei weiß er schon früh, dass er die Eifel verlassen wird. „Der Hof war nie meine Welt.“ Nach dem Abi, das er als einziger Junge im Dorf absolviert, geht er zur Bundeswehr und entdeckt dort sein Moderationstalent. Mastiaux führt galant durch die Veranstaltungen in der Offiziersmesse, und wenn er den Schlagersänger Roy Black imitiert, tobt der Saal. Die Events liefern ihm auch seine erste Geschäftsidee: Gleich zu Beginn seines Sportstudiums gründet er eine Agentur, die Studierende als Kellner vermittelt.

Eine schwere Sportverletzung zwingt Mastiaux, das Fach zu wechseln. Fortan studiert er Wirtschaft, erst in Bonn und dann in Köln. 1986 kommt es zu einer prägenden Begegnung: Als Mastiaux ein Praktikum bei der Bonner Personalberatung P&M macht, lernt er deren Chef Wolfram Hatesaul kennen – ein gefragter und schillernder Mann. Wenn Kaufhof oder Henkel einen neuen Topmanager suchen, werden sie bei P&M vorstellig. Mastiaux stürzt sich in das Geschäft und führt plötzlich Bewerbungsgespräche mit Spitzenkräften. „Danach wusste ich: ‚Das willst du auch machen’.“

Zusammen mit einem Freund gründet er 1991 die Firma zfm, die zunächst Rhetorikkurse anbietet. Kurz darauf bekommt er seinen ersten Suchauftrag: Der Flughafen Köln/Bonn braucht eine neue Sekretärin für den Geschäftsführer. Mastiaux liefert – und ab dann geht es steil bergauf. 2011 ruft die Millionenstadt Köln mit einem Suchauftrag an. „Es war ein weiter Weg von Mirbach bis dahin“, sinniert der Unternehmer, der in einem repräsentativen Büro in der Bonner Südstadt residiert.

Auch wenn sich Mastiaux heute vor allem in Chefetagen bewegt, verleugnet er seine Wurzeln nie. Ge-genüber neuen Kunden erwähnt er gerne, dass er von einem Bauernhof in der Eifel stammt. „Das kommt sehr gut an.“ Daneben versucht er, seiner Heimat etwas zurückzugeben. Für zwei Baufirmen aus der Region hat er schon neue Geschäftsführer gefunden, außerdem hilft er einer großen Eifelgemeinde dabei, ihre Führungskräfte fortzubilden.

Kann er sich vorstellen, irgendwann in die Heimat zurückzukehren – vielleicht in ein Wochenendhaus? „Warum nicht“, sagt Mastiaux. Er mag die Menschen in seiner Heimat. „Die Eifler sind bescheiden.“ Den Hof, auf dem er groß geworden ist, besucht er auch noch regelmäßig. Mittlerweile wird er von seinem Neffen und seinem Bruder geführt. Außerdem ist Allerheiligen ein Pflichttermin: Dann treffen sich alle aktuellen und ehemaligen Mirbacher in der kleinen Kapelle des Ortes, um von dort aus zur Gräbersegnung auf den Friedhof zu gehen. Dann ist auch Edmund Mastiaux dabei – oder „Eddi“, wie ihn seine alten Freunde nennen.

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