Kurzinterview mit Patrick Schnieder zum Thema „Illegale Autorennen“

Frage: Wie erklären Sie sich die Zunahme illegaler Autorennen auf deutschen Straßen?

Schnieder: Ich habe mich mit mehreren Experten ausgetauscht und führe diese bedauerliche Entwicklung insbesondere auf zwei Ursachen zurück. Zunächst kann in vielen Lebensbereichen – nicht nur im Verkehr – eine Verrohung, die Zunahme der Rücksichtslosigkeit und der Risikofreude auf Kosten Dritter beobachtet werden. Auf der Straße sind die Konsequenzen derartiger Rücksichtslosigkeit jedoch sichtbarer und tödlicher als in den anderen Lebensbereichen. Außerdem sehe ich auch den technischen Stand der Fahrzeuge als Ursache. In heutigen Fahrzeugen spürt man starke Beschleunigungen kaum noch. Für den gewöhnlichen Autofahrer wird die Fahrt so komfortabler. Der Raser hingegen muss für das Gefühl, von der Beschleunigung in den Sitz gedrückt zu werden, in ganz andere Geschwindigkeiten vorstoßen.

Frage: Warum sollen Ihrer Ansicht nach Teilnehmer illegaler Autorennen härter bestraft werden?

Schnieder: Die Politik ist in besonderer Weise gefordert, die Allgemeinheit vor denjenigen Verkehrsteilnehmern zu schützen, von denen eine besondere Gefahr ausgeht. Die Zahlen sprechen eine klare und traurige Sprache: Illegale Autorennen nehmen zu und mit Ihnen die Zahl der Personen, die unverschuldet zu Schaden kommt. Daher müssen wir als Gesetzgeber nachjustieren und das Strafmaß für die Teilnahme an illegalen Autorennen erhöhen. Auf diesem Wege können wir die Unbelehrbaren aus dem Verkehr ziehen und die Übrigen abschrecken.

Frage: Können Sie die öffentliche Empörung über die Urteile der vergangenen Jahre nachvollziehen?

Schnieder: Absolut. Wer an illegalen Straßenrennen teilnimmt, gefährdet nicht nur sich selbst, sondern vor allem Unbeteiligte. Das ist in hohem Maße rücksichtslos und gefährlich. Wenn nun bei einem illegalen Rennen andere Menschen verletzt oder getötet werden und die Fahrer mit Geld- oder Bewährungsstrafen davonkommen, halte ich das für das Gerechtigkeitsempfinden der Betroffenen und deren Glauben in unseren Rechtsstaat für hochproblematisch. Die Teilnehmer solcher Rennen gehören für mich nicht hinter ein Steuer, sondern hinter Gittern. 

Patrick Schnieder
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