Interview Wir brauchen Master und Meister

Gordon Schnieder
Gordon Schnieder

Daher möchten wir jedem Einzelnen, soweit das möglich ist, Wahlmöglichkeiten schaffen, wie er seinen Aufstieg durch Bildung gestalten kann. Für den einen wird der Realschulabschluss mit anschließender Lehre, Gesellen- und vielleicht Meisterbrief der Weg sein, der für ihn zu einem glücklichen Berufsleben führt. Für einen anderen wird das Gymnasium mit anschließendem Studium der richtige Weg sein. Wir möchten die Bildungslandschaft so gestalten, dass für jeden die richtige Ausbildung möglich ist und nicht für alle der gleiche Weg vorgegeben wird.

EAZ: Aber ist es denn nicht so, dass das Abitur einem jungen Menschen mehr Bildungschancen eröffnet?

Gordon Schnieder: Das kann man nicht einfach mit Ja oder Nein beantworten. Es kommt auf den Einzelfall an. Zurzeit werden gerade bei uns in Rheinland-Pfalz viele Weichen in der Bildung falsch gestellt. Das zeigt sich zum Beispiel darin, dass mehr als 30 Prozent der Studenten ihr Studium ohne Abschluss abbrechen. Offensichtlich war dies also für sie nicht der richtige Weg. Gleichzeitig fehlt in vielen Handwerksberufen der Nachwuchs. Die rot-grüne Landesregierung hat die berufliche Bildung vernachlässigt. Das zeigt sich besonders deutlich an den fehlenden Lehrerstellen vor allem in den Berufsschulen, und dem flächendeckenden katastrophalen Unterrichtsausfall. Diese Missstände wollen wir beheben. Wir wissen, dass wir in Rheinland-Pfalz sowohl Master als auch Meister benötigen. Nur dann kann unsere Wirtschaft auch in der Zukunft leistungsfähig sein. Das erhält gute Arbeitsplätze, schafft neue und sichert auch den Nachwuchs an Facharbeitern.

EAZ: Die CDU wendet sich gegen das Schreiben nach Gehör und fordert die Beibehaltung der Schreibschrift. Ist das noch zeitgemäß?

Gordon Schnieder: Wir wollen uns im Bildungssystem auf die Kernaufgabe der Vermittlung von Wissen und Werten konzentrieren und keine bildungspolitischen Experimente wie „Schreiben nach Gehör“ umsetzen. Für solche Experimente, die gerade den jungen Schülerinnen und Schülern mitunter deutliche Probleme machen, wenn sie die weiterführende Schule besuchen, sind uns unsere Kinder zu schade! Wir wollen klare Rechtschreibregeln erhalten. Dazu gehört auch die Beibehaltung der Schreibschrift. Auch wird es mit uns einen Wegfall der Benotung und des Sitzenbleibens nicht geben. Wir dürfen nicht zulassen, dass solche Experimente die Zukunftschancen unserer Kinder gefährden, weil ihnen Grundfähigkeiten nicht von Anfang an mit einem klaren Kompass beigebracht werden.

EAZ: Wie will die CDU Menschen mit Beeinträchtigung fördern?

Gordon Schnieder: Die Landesregierung setzt auf Inklusion und versteht offensichtlich darunter, dass alle Kinder und Jugendlichen mit Beeinträchtigungen in die ganz normalen Schulen gehen. Dabei wird übersehen, dass an den allgemeinen und berufsbildenden Schulen nicht für alle beeinträchtigten Kinder die Möglichkeiten vorhanden sind, um sie bestmöglich zu fördern. Diese Fähigkeiten besitzen aber die Förderschulen. Bei uns im Kreis haben wir zwei Förderzentren in Daun und in Gerolstein. Dort werden auch Kinder mit schweren und schwersten Beeinträchtigungen sehr individuell gefördert. Die CDU steht für den dauerhaften Erhalt dieser Förderzentren. Für uns Christdemokraten zeigt sich die Qualität einer Gesellschaft besonders darin, wie sie mit den Schwächsten umgeht.

EAZ: Herr Schnieder, wir danken Ihnen für dieses Gespräch. 

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