Interview: Not macht erfinderisch

Elmar Schmitz

Region. Weil Banken und Sparkassen wegen der Zinsflaute die Gewinne wegbrechen, versuchen seit neuestem immer mehr Geldhäuser in Städten ihre Kunden fürs Geldabheben abzukassieren. Saftige Dispozinsen für überzogene Girokonten, horrende Aufschläge für Barabhebungen an fremden Bankautomaten und reihenweise Filialschließungen – private wie öffentliche Banken waren zuletzt wenig zimperlich, wenn es darum ging, ihre Kosten zu drücken und die Einnahmenseite zu verbessern. Dass sie auf diese Weise ihre Kunden verprellen und in die Arme der Direktbanken treiben, haben sie offenbar nicht bedacht.

Der Imageschaden wiegt viel schwerer als die ohnehin kärglichen Einnahmen durch fragwürdige Abhebe-Gebühren. Die Geldhäuser in der Eifel-Mosel-Region tun gut daran, die Finger davon zu lassen. Es streitet niemand ab, dass die Lage für die Finanzwelt rauer geworden ist. Beim Service für die Kunden sollten die Banken aber zuletzt sparen. Die Eifel-Zeitung sprach mit Elmar Schmitz, dem Vorstandsvorsitzenden der Volksbank RheinAhrEifel eG über dieses Thema.
Herr Schmitz, das Thema Gebühren fürs Geldabheben am Geldautomaten ist aktuell ja in aller Munde. Nimmt die Volksbank RheinAhrEifel für diese Dienstleistung von ihren Privatkunden auch Geld?
Ganz klar nein. Unsere Privatkunden zahlen keine Gebühr, wenn sie an unseren Automaten Geld abheben. Und wir planen aktuell auch nichts daran zu ändern.

Den Banken wird zum Teil Intransparenz gegenüber Kunden vorgeworfen, wenn es um Preise und Gebühren geht. Wie geht die Volksbank RheinAhrEifel mit solchen Vorwürfen um?
Ich kann hier natürlich nur für unsere Bank sprechen. Unser Anspruch ist es, die Kunden in höchstem Maße transparent und offen über Preise und Gebühren zu informieren. Im vergangenen Jahr haben wir beispielsweise unsere Kontomodelle umgestellt und die Kunden dazu angeschrieben. Dem Anschreiben hatten wir einen Flyer mit sämtlichen Konditionen und Preisen beigelegt – darunter natürlich auch zu den Kosten fürs Bargeldabheben am Schalter. Auch auf unserer Internetseite informieren wir sehr transparent über unsere Preise. Hier finden die Kunden ohne lange suchen zu müssen einen Vergleich unserer Kontomodelle inklusive sämtlicher Konditionen. So sehen Sie auf einen Blick, für welche Leistung sie wie viel zahlen.

Die Volksbank RheinAhrEifel hat ja zum 31. März 2017 einige Geschäftsstellen und Selbstbedienungsfilialen (SB-Filialen) geschlossen. Wie wollen Sie – gerade in ländlicheren Regionen – die Bargeldversorgung künftig sicherstellen?
Ja, das ist richtig, wir haben zum 31. März fünf personenbesetzte Filialen sowie fünf SB-Filialen geschlossen. Trotzdem wird die Bargeldversorgung nicht darunter leiden. In und rund um unser Geschäftsgebiet können die Menschen an insgesamt mehr als 80 Standorten Geld abheben. Dort wo wir personenbesetzte Filialen schließen, bleiben den Kunden Geldautomat und Kontoauszugsdrucker erhalten. Teilweise wechseln wir lediglich den Standort innerhalb des Ortes, um den Kunden etwa einen barrierefreien Zugang zu den Automaten zu ermöglichen. Genau so ist es zum Beispiel an unserem Standort in Uersfeld gelaufen.

Darüber hinaus gehen wir auch ganz neue Wege, um die Bargeldversorgung zu sichern. In Thür und in Kirchwald arbeiten wir mit dem regionalen Handel zusammen. In Thür können die Kunden kostenfrei Geld in einem Bioladen bekommen, in Kirchwald ist das beim örtlichen Bäcker möglich. Den neuen Service bieten wir gemeinsam mit der Kreissparkasse Mayen an. Wir denken dieses Konzept macht durchaus Sinn. So können sich die Kunden beim Einkauf im Ort direkt noch mit Bargeld versorgen. Ein Geldautomat hingegen muss sich rentieren, sonst sind die Kosten für uns zu hoch. Wir haben festgestellt, dass in einigen SB-Stellen die Zahl der Auszahlungen in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen ist. Eine weitere Möglichkeit für unsere Kunden kostenlos Bargeld abzuheben, sind die Discounter. Immer mehr Händler bieten diesen Service an.

In vielen Beiträgen wird aktuell vom „Ende der Gratiskultur“ bei den Banken gesprochen. Wie steht die Volksbank RheinAhrEifel dazu?
Damit spielen die Kritiker ja auf die Niedrigzinsphase und die damit verbundenen sinkenden Einnahmen der Banken an. Auch wir haben mit der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank zu kämpfen. Allerdings ist unsere Lösung für diese Herausforderung nicht, permanent an der Gebührenschraube zu drehen. Auf der einen Seite versuchen wir natürlich unsere Kosten zu reduzieren, indem wir zum Beispiel Filialen schließen. Ein anderes Beispiel sind unsere Kontomodelle. Hier bieten wir Produkte für die unterschiedlichsten Bedürfnisse an. Wenn sich ein Kunde für ein online geführtes Konto entscheidet, ist es aus unserer Sicht nur konsequent, wenn er zum Beispiel für Kontoauszüge, die er sich am Kontoauszugsdrucker holt, eine Gebühr zahlt.

Gleichzeitig investieren wir aber auch kräftig, um für die Zukunft gut gerüstet zu sein. Und davon profitieren unsere Kunden. Denn wir haben festgestellt, dass sich das Kundenverhalten stark verändert hat. Die Kunden erledigen ihre Bankgeschäfte verstärkt online und kommen weniger in unsere Filialen. Dementsprechend investieren wir aktuell und künftig stark in unsere digitalen Kanäle und Online-Services, um die Kunden genau dort abzuholen wo sie ihre Bankgeschäfte erledigen. Darüber hinaus bauen wir die Kundenberatung in unseren Filialen weiter aus. Denn unsere Stärke und großes Pfund sind unsere persönlichen Kundenbeziehungen. Unser Anspruch ist es, unsere Kunden bestmöglich in allen Belangen rund um die Themen Finanzen und Vorsorge zu beraten und ihnen als qualifizierter Partner langfristig zur Seite zu stehen.

Herr Schmitz, herzlichen Dank für das Gespräch.

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