Interview: Dialekte fördern

CDU-Landtagsabgeordneter Gordon Schnieder über die Bedeutung des Dialektsprechens

Gordon Schnieder

Rheinland-Pfalz. Der Begriff „Heimat“ ist in aller Munde. Das Bundesinnenministerium wird um ein Ressort „Heimat“ erweitert und auch in Rheinland-Pfalz ist „Heimat“ ein Thema. Vor einigen Wochen widmete der SWR dem Thema „Dialektsprechen“ eine mehrstündige Sendung. Wir sprachen mit dem CDU-Landtagsabgeordneten Gordon Schnieder über die Bedeutung des Dialektsprechens.

EAZ: Sterben die Eifeler Dialekte aus?
Gordon Schnieder: Das wurde in der Vergangenheit immer wieder behauptet. Die Zahl der Menschen, die Dialekt sprechen, hat ohne Zweifel abgenommen. Aber das bedeutet nicht, dass die Dialekte aussterben, denn es gibt Gegenbewegungen. So wird bei uns im Kreis das Dialektsprechen in zahlreichen Orten und Schulen gefördert. Es gibt zum Beispiel jährliche Wettbewerbe, bei denen die besten Dialektsprecher ausgezeichnet werden.

EAZ: Fördert die Landesregierung das Dialektsprechen?
Gordon Schnieder: Vor einigen Monaten habe ich den zuständigen Minister gefragt, wie Dialekte gefördert werden. Professor Wolf antwortete mir, dass die Landesregierung Forschungsprojekte unterstützt, die die bei uns gesprochenen Dialekte dokumentieren. Das ist mir zu wenig angesichts der positiven Effekte des Dialektsprechens.

EAZ: Aber schadet das Dialektsprechen denn nicht der Sprachentwicklung eines Kindes?
Gordon Schnieder: Genau das Gegenteil ist der Fall. Kinder, die einen Dialekt und Hochdeutsch sprechen, finden sehr viel leichter einen Zugang zu Fremdsprachen. Und es gibt Studien, die zweifelsfrei belegen, dass das gleichzeitige Beherrschen eines Dialekts und das Hochdeutsch-Sprechen die Intelligenz fördert. Wir wissen auch aus kanadischen Studien, dass Zweisprachigkeit, dort ist es französisch und englisch, die Intelligenz der Kinder steigert.

EAZ: Wer intelligente Kinder will, muss mit ihnen Dialekt sprechen?
Gordon Schnieder: Kinder nehmen das in ihre Sprache auf, was sie hören. Wenn also die Eltern Dialekt sprechen, dann sollten sie auch mit ihren Kindern Dialekt sprechen. Und wenn die Kinder aus dem Kindergarten oder der Schule Begriffe aus dem Eifeler Platt mit nach Hause bringen, wo nur Hochdeutsch gesprochen wird, dann ist das kein Grund zur Besorgnis.

EAZ: Hat demnach der Eifeler Dialekt eine Zukunft?
Gordon Schnieder: Unser Dialekt hat eine Zukunft. Und wenn wir als Eifeler noch selbstbewusster für unsere Heimat eintreten, dann wird die Zukunft unserer Dialekte noch rosiger aussehen. Wie sagen doch die Baden-Württemberger so selbstbewusst mit einem Augenzwinkern: Wir können alles außer Hochdeutsch.

EAZ: Herr Schnieder, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
Gordon Schnieder: Sehr gerne.

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