Thüringer Verfassungsschutzchef: Es geht auch um Bezüge zum NSU

Erfurt (dpa/th) – Nach Ansicht des Thüringer Verfassungsschutzpräsidenten Stephan Kramer könnte es Verbindungen zwischen der Neonazi-Gruppierung «Combat 18» und der rechtsextremen Terrorzelle «Nationalsozialistischer Untergrund» (NSU) geben. «Es geht hier durchaus auch um Bezüge noch zum NSU. Wir arbeiten also auch an älteren Verbindungen, die hier existieren», sagte Kramer am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Ziel sei es, Netzwerke aufzudecken und zu zerschlagen.

Der NSU war über Jahre mordend durch Deutschland gezogen. Seine Opfer waren neun Gewerbetreibende türkischer und griechischer Herkunft sowie eine deutsche Polizistin.

Ermittler waren am Mittwochmorgen in elf Bundesländern gegen rechtsextreme Gruppierungen vorgegangen. Der Schwerpunkt der Aktion lag im thüringischen Eisenach. Dort wurden drei Personen im Umfeld einer Kampfsportgruppe festgenommen. Eine vierte Person wurde in Rotenburg an der Fulda festgenommen. Es bestehe der Verdacht der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, wie eine Sprecherin der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe sagte. Bundesweit gebe es 50 Beschuldigte.

21 Menschen aus ganz Deutschland werden verdächtigt, trotz des Verbots von «Combat 18» den «organisatorischen Zusammenhalt im Geheimen als Rädelsführer aufrechterhalten zu haben», wie es in einer Mitteilung der Bundesanwaltschaft hieß. «Combat 18» wurde im Jahr 2020 verboten.

Kramer hält neben «Combat 18» auch die bei dem Schlag getroffenen rechtsextremen Gruppierungen «Knockout 51» und «Atomwaffen Division» für gefährlich. Man wisse um die Gewaltaffinität dieser Gruppen. Es gebe zudem bundesweite und internationale Kontakte und eine Affinität zu Waffen und Sprengstoff. Seiner Meinung nach seien rechtsterroristische Ansätze erkennbar.

«Wir haben es insbesondere auch bei «Knockout 51» mit einer Kampfsport-affinen Gruppierung zu tun, die versucht hat, in den vergangenen Wochen und Monaten junge Leute in ihren Reihen im Straßenkampf auszubilden», sagte Kramer. Die Hemmschwelle, körperliche Gewalt einzusetzen sei «extrem niedrig» geworden. Akteure dieser Gruppierung seien bei Kampfsportveranstaltungen aber auch bei Körperverletzungsdelikten aufgefallen. «Das war nicht nur ein bisschen Üben, sondern man hat schon sehr deutlich gesehen, dass diese Fähigkeiten, die dort gelehrt und ausgebildet wurden, auch in die Praxis umgesetzt worden sind», sagte Kramer.

 

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