Nina Lerch aus Traben-Trarbach – Politikerin in Berlin

Ein bisschen Heimat hat Nina Lerch immer um sich. Ob in ihrem Berliner Wahlkreisbüro in Neukölln-Buckow oder im Büro im Abgeordnetenhaus, eine Flasche Mosel-Riesling findet man an beiden Orten. Seit dem 26. September 2021 ist die gebürtige Moselanerin Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin. Sie gewann als erste SPD-Frau den Wahlkreis südwestliches Britz/südwestliches Buckow im Bezirk Neukölln direkt. Seitdem hat sich für Lerch viel verändert.

2003 geht Nina Lerch, geb. Schumacher, zum Studium der Politischen Wissenschaften, Volkswirtschaftslehre und Neuere und Neueste Geschichte nach Bonn und beginnt später als studentische Hilfskraft im Haus der Geschichte in der Museumspädagogik zu arbeiten. Der Stiftung Haus der Geschichte bleibt sie auch nach ihrem Studium treu und zieht 2011 nach Berlin, um für die Stiftung an den neuen Hauptstadtstandorten zu arbeiten.

„Damals war ich einfach bereit für eine Veränderung und habe die Chance durch den Jobwechsel ergriffen“, so Lerch. „Berlin war eher ein Zufall. Für ein Kind vom Dorf war das ein großer Schritt – Berlin war einfach riesig! Aber ich hatte Glück. Die Arbeit hat viel Spaß gemacht und ich habe schnell Freundschaften geschlossen.“

Ihre politische Heimat findet Lerch bei der SPD-Neukölln, in dem Bezirk, indem sie von 2013 bis 2017 lebt. Vor allem der Wahlkampf zum Berliner Abgeordnetenhaus im Jahr 2016 bringt Schwung in ihr politisches Engagement – zunächst im Ortsverein als Vorstandsmitglied und im Kreisverband als Kreisdelegierte. Beruflich arbeitet Lerch weiterhin als Leiterin des Besucherservices für den Tränenpalast und seit 2013 auch für das Museum in der Kulturbrauerei. Lerch heiratet 2017 und gründet eine Familie.

Im Juli 2020 kommt der entscheidende Anruf. „Ein Genosse aus Neukölln rief mich an“, sagt Lerch. „‚Nina, wir brauchen noch eine Kandidatin für die Wahl zum Abgeordnetenhaus nächstes Jahr für den Wahlkreis 5 Britz/Buckow. Willst du das machen? Ich brauche bis morgen eine Antwort.‘ Das war natürlich ein Hammer! Ich war gerade zum 2. Mal Mutter geworden, mein erster Sohn erst drei Jahre alt. Mein Mann und ich haben das dann abgewogen. Der Wahlkampf würde hart werden. Meine Chancen zu gewinnen, standen 50 zu 50. Ich hatte nichts zu verlieren und hatte wieder Lust auf eine Veränderung. Ok – wir machen es. Als Familie schaffen wir das.“

Im Februar 2021 geht der Wahlkampf richtig los. Lerch ist regelmäßig auf der Straße, verteilt Flyer, macht Infostände und Tür-zu-Tür-Gespräche. Das alles nach der Arbeit und am Wochenende. „Als Mutter habe ich mir das vorher gut überlegt. 30 Wochenstunden arbeiten, für die Kinder da sein und dann noch Wahlkampf. Aber ich dachte, auch wir Mütter von Kleinkindern müssen doch im Parlament vertreten sein. Ich halte nicht viel davon, mich schon vorab vom System geschlagen zu geben. Also lautete die Devise – Pobacken zusammenkneifen und durchhalten. Es gab ja ein Zieldatum.“

Und ein glückliches Ende. Um 3:15 Uhr am 27. September 2021 steht das Ergebnis offiziell fest. Mit 30,3 Prozent gewinnt Lerch mit knapp 400 Stimmen Vorsprung vor dem CDU-Kandidaten das Direktmandat über die Erststimme.

Ein knappes Jahr später haben sich die Dinge sortiert. Für die SPD-Fraktion ist Nina Lerch Sprecherin für Klima und Umwelt und entsprechend Mitglied in den Ausschüssen „Mobilität“ und „Umwelt, Verbraucher- und Klimaschutz“.

„Die Themen haben mich sehr gereizt, weil man sie im Großen und im Kleinen denken und leben muss. In Berlin, in Deutschland und global müssen wir uns den Herausforderungen des Klimawandels stellen. Dazu muss die Politik Regeln, Förderungen und Anreize vorgeben. Wir müssen uns vor allem um die Energiewende kümmern, also die Umstellung von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien. Das heißt weg von Kohle und weg von Gas, hin zu Fernwärme, Wärmepumpen, Abwasserwärme, Geothermie, Windkraft, Elektroantrieb usw. Vor allem im Bereich der Wärmeenergie müssen wir umrüsten. Da sind alle Eigentümer gefragt, ihren Beitrag zu leisten. Ein weiteres Thema aus dem Bereich Umwelt, das mich sehr umtreibt, ist das Thema Müll, vor allem Verpackungsmüll. Hier brauchen wir dringend bundesweite Ideen und Regeln für die Verpackungsindustrie, um überhaupt weniger Müll zu erzeugen und verstärkt auf Mehrwegangebote zu setzen. Wir tragen hier eine sehr große Verantwortung für die kommenden Generationen, also für unsere Kinder und Enkelkinder.“

Nina Lerch ist angekommen in Berlin. Auf die Frage, ob sie sich vorstellen kann, einmal wieder an der Mosel zu leben, antwortet sie: „Ich kann mir gut vorstellen später als Rentnerin zu pendeln. Im Spätsommer mit einem Glas Wein in der Hand in Zell auf die Mosel zu schauen – was gibt es Besseres?“

 

 

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