Studie zu Biotech sieht viel Potenzial in Rheinland-Pfalz

Mainz (dpa/lrs). Rheinland-Pfalz hat gute Voraussetzungen, um ein bedeutender Biotechnologie-Standort der Zukunft zu sein, muss sich dafür in der umkämpften Branche aber ordentlich strecken. So in etwa lassen sich die Ergebnisse einer von der Landesregierung in Auftrag gegebenen Studie zusammenfassen. Rheinland-Pfalz sei in der Biotech-Forschung wettbewerbsfähig aufgestellt, hieß es etwa in der Ausarbeitung der Unternehmensberatung Roland Berger. An einigen Stellen machte sie aber Verbesserungsbedarf aus, etwa bei der Unterstützung von Gründern oder der Verfügbarkeit von Infrastruktur.

Speziell in Feldern, in denen Rheinland-Pfalz Stärken habe, wie der Immuntherapie, der Altersforschung sowie der mRNA-Technologie, und das alles in Kombination mit Künstlicher Intelligenz, würden international hohe Wachstumsraten erwartet, sagte Studienleiter Thilo Kaltenbach von Roland Berger am Freitag in Mainz. Der Erfolg von Biontech sei «ein ganz klares Momentum» für Rheinland-Pfalz und Deutschland, wahrscheinlich auch für Europa. Bis dato habe sich die Biotech-Industrie in Deutschland in einen recht überschaubaren Rahmen weiterentwickelt, auf einem international gesehen relativ niedrigen Niveau. «Jetzt ist es umso wichtiger, auf diesem Erfolg aufzubauen.»

Hierzulande säßen große, internationale Unternehmen wie BASF, Boehringer Ingelheim oder Schott, auch die Deutschlandzentrale des dänischen Pharmaunternehmens Novo Nordisk, erwähnte Kaltenbach. «Aber wir sehen auch eine Lücke bei den Start-ups, bei den kleinen Unternehmen, die jetzt in der Folge von Biontech, aber auch unabhängig von Biontech ausgegründet werden und finanziert werden.»

Es gelte, den Weg von der Forschung zu wirtschaftlichem Erfolg zu fördern, junge Teams zu fördern, sie in die Lage versetzen, ihre Ideen umzusetzen. Ferner sieht die Studie als Risikofaktor einen relativ langsamen Ausbau von Labor-Infrastruktur im Vergleich zum Anstieg der Nachfrage. Sie spricht sich klar dafür aus, die in Kaiserslautern stark etablierte Künstliche Intelligenz noch stärker zu verzahnen mit der medizinischen Biotechnologie in Mainz.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sagte, bis 2026 werde ein Volumen von bis zu 800 Millionen Euro für die Biotechnologie und die Lebenswissenschaften in Rheinland-Pfalz zur Verfügung gestellt. Allerdings werde es nicht ohne privates Kapital gehen. «Da geht es teilweise um Summen, da braucht man private Interessenten», sagte sie. Nötig für den Erfolg sei auch, dass man in Deutschland künftig a nders mit Patientendaten arbeiten könne als bisher.

Wissenschaftsminister Clemens Hoch (SPD) hält das Erklären von wissenschaftlichen Erkenntnissen für immens wichtig. «Es geht vor allem darum, den Nutzen von Forschungsergebnissen so darzustellen, zu erklären, dass er das Interesse derjenigen weckt, die ein Geschäftsmodell daraus anbieten können.» Wertvoll sei etwa, dass die internationale Wissenschaftskonferenz «Curious Future Insight Conference» im kommenden Jahr nach Mainz komme. Mit der Kombination aus der KI-Stärke in Kaiserslautern, den Hochleistungsrechnern in Mainz und der biotechnologischen Forschung im medizinischen Bereich habe Rheinland-Pfalz ein Alleinstellungsmerkmal bundesweit.

Bei dem laut Studie notwendigen Ausbau von Infrastruktur geht es für den Landeskoordinator für Biotechnologie, Eckhard Thines, nicht nur um Produktionsstätten und Laborflächen, sondern auch um Forschungsinfrastruktur. Die sei wichtig für Start-ups, um möglichst rasch wettbewerbsfähig werden zu können, aber auch teuer. «Ein Standort wird attraktiv, wenn er nicht nur die technologische Infrastruktur und die modernsten Methoden hat, sondern auch die Kompetenz am Standort hat, die für den Betrieb notwendig ist.»

Exemplarisch verwies Thines auf extrem hochauflösende Mikroskope am Fachbereich Biologie der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz, die auch für lebende Präparate verwendet werden könnten. So etwas sei für Start-ups oder kleinere Unternehmen nicht leistbar, sie könnten aber auf die Technik in Mainz zurückgreifen. Forschungstechnologie könne unabhängig davon genutzt werden, wo gewonnene Erkenntnisse am Ende zum Einsatz kommen, ob also in der weißen, roten oder grünen Biotechnologie. Unter roter Biotechnologie ist die für Anwendungen in der Medizin und Gesundheit zu verstehen, bei der weißen geht es um industrielle Produktion und bei der grünen um Agrarwirtschaft.

«Die Biotechnologie ist sehr plattform- und technologielastig und mit der Etablierung solcher Plattformen haben sie die Möglichkeit, eben nicht nur in der medizinischen Biotechnologie zu wirken, sondern auch in der weißen Biotechnologie beziehungsweise im Pflanzenschutz», sagte Thines. Er halte das für unabdingbar. «Biotechnologie ist Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts.»

 

 

 

Weiterlesen

Übung macht den Meister

Praktisches Know-how trainieren die Pflegeazubis am Krankenhaus Maria Hilf in einem sogenannten Skills Lab – gefördert durch das Land Rheinland-Pfalz. Welchen Mehrwert die Lernwerkstatt bietet, hat sich Landesminister Alexander Schweitzer bei einem Besuch im Klinikum angeschaut. Weiterlesen

Gepflegte Zähne – was kann jeder dafür tun?

(Foto Gerd Altmann/pixabay)

Die Zahngesundheit ist ein unterschätztes Thema. Zahnprobleme führen auch in der Region zwischen Eifel und Mosel dazu, dass Zahnbehandlungen notwendig werden. Aussehen und Zustand der Zähne sind nicht nur aus gesundheitlicher Sichtweise bedeutsam. Die äußere Attraktivität eines Menschen wird nicht zuletzt durch schöne, gepflegte Zähne geprägt. Weiterlesen

Zuzahlungen für Pflege im Heim steigen in Rheinland-Pfalz

Berlin/Mainz (dpa/lrs) – Die Eigenanteile von Pflegeheimbewohnern in Rheinland-Pfalz sind binnen eines Jahres deutlich gestiegen. Zum 1. Juli lag der selbst zu zahlende Betrag im ersten Jahr im Heim bei 2659 Euro pro Monat und damit um 315 Euro höher als ein Jahr zuvor, wie eine Auswertung des Verbands der Ersatzkassen ergab. Im bundesweiten Schnitt waren 2548 Euro monatlich fällig – 348 Euro mehr als Mitte 2022. Die Belastungen nehmen damit auch mit den inzwischen eingeführten und mit der Aufenthaltsdauer steigenden Entlastungszuschlägen weiter zu.

Mit dem höchsten Zuschlag ab dem vierten Jahr im Heim stiegen die Zuzahlungen in Rheinland-Pfalz im Schnitt auf 1904 Euro monatlich, zum 1. Juli 2022 waren es noch 1717 Euro gewesen, wie aus den neuen Daten hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen.

In den Summen ist zum einen der Eigenanteil für die reine Pflege und Betreuung enthalten. Denn die Pflegeversicherung trägt – anders als die Krankenversicherung – nur einen Teil der Kosten. Für Heimbewohner kommen dann noch Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Investitionen in den Einrichtungen hinzu.

Seit 2022 gibt es neben den Zahlungen der Pflegekasse auch einen Entlastungszuschlag. Den Eigenanteil nur für die reine Pflege drückt das im ersten Jahr im Heim um 5 Prozent, im zweiten um 25 Prozent, im dritten um 45 Prozent, ab dem vierten Jahr um 70 Prozent. Nach einer Reform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sollen die Zuschläge Anfang 2024 erhöht werden.

Ohne Zuschläge wären es in dem Bundesland im Schnitt für alle 2717 Euro pro Monat als gesamte Zuzahlung, 324 Euro mehr als zum 1. Juli 2022. Darunter stieg vor allem allein der Eigenanteil nur für die reine Pflege binnen zwölf Monaten von 965 auf 1161 Euro. Grund dafür sind vor allem steigende Löhne für das Pflegepersonal, wie der Verband der Ersatzkassen erläuterte. Maßnahmen für eine faire Bezahlung seien zu unterstützen. Es könne aber nicht sein, dass stetig steigende Kosten zum Großteil von den Pflegebedürftigen geschultert werden müssten.

Für die Auswertung wurden Vergütungsvereinbarungen der Pflegekassen mit Heimen in allen Bundesländern ausgewertet. Die Daten beziehen sich auf Bewohner mit den Pflegegraden 2 bis 5.

Weiterlesen

Kusch: „Die Geburtshilfe im Land wird weiter gestärkt“ – SPD-Fraktion begrüßt zusätzliche Förderung für hebammengeleitete Kreißsäle

Das Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit hat heute bekanntgegeben, dass ein Förderprogramm für hebammengeleitete Kreißsäle als zusätzliches Angebot in den Geburtskliniken aufgelegt wird. Im Rahmen dieses Programms können Geburtskliniken auf Antrag dafür eine finanzielle Unterstützung von 30.000 Euro erhalten. Weiterlesen

Doktorandenzahl leicht gestiegen – deutlicher Zuwachs bei den promovierenden Medizinerinnen und Medizinern

Im Jahr 2022 arbeiteten in Rheinland-Pfalz knapp 8.200 Akademikerinnen und Akademiker an ihrer Doktorarbeit, darunter mehr als 1.300 in der Allgemeinmedizin. Wie das Statistische Landesamt mitteilt, stieg die Zahl der Doktorandinnen und Doktoranden gegenüber dem Vorjahr um 1,7 Prozent, die der promovierenden Ärztinnen und Ärzte um 18 Prozent. Weiterlesen

KV RLP unterstützt Kritik an hohen Gewinnmargen der Pharmaindustrie

Mmehr Transparenz und faire Preise bei Arzneimitteln

Die Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz (KV RLP) unterstützt die Forderung der Techniker Krankenkasse (TK) nach fairen Preisen für Arzneimittel, verhältnismäßigen Gewinnmargen für die Pharmaherstellerinnen und -hersteller sowie nach mehr Transparenz in der Preisgestaltung. Weiterlesen

Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen
Eifelzeitung E-Paper Aktuelle Ausgabe kostenfrei als E-Paper lesen