Zahl der Ausbildungsverträge in Rheinland-Pfalz gesunken

Gütersloh (dpa/lrs). In Rheinland-Pfalz ist die Zahl der abgeschlossenen dualen und schulischen Ausbildungsverträge einer Studie zufolge binnen zehn Jahren deutlich gesunken. Wie aus dem am Donnerstag veröffentlichten Länderbericht «Monitor Ausbildungschancen 2023» im Auftrag der Bertelsmann Stiftung hervorgeht, wurden 2021 noch 36 700 Ausbildungsverträge unterzeichnet. Das waren etwa 5100 weniger als noch 2011 und entspricht einem Rückgang von etwa 12 Prozent. Damit liegt Rheinland-Pfalz ungefähr im bundesweiten Durchschnitt (minus 12,5 Prozent).

Der Rückgang betrifft nur den Bereich der dualen Ausbildung in  Rheinland-Pfalz. Das Minus beträgt dort etwa 20 Prozent binnen zehn Jahren (bundesweit minus 18 Prozent), wie es in der Analyse des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS) heißt.

Bei der schulischen Berufsausbildung wurde hingegen ein Plus von 5 Prozent verzeichnet. Damit zählt Rheinland-Pfalz zu den 11 von 16 Bundesländern mit einem Anstieg, deutschlandweit liegt der Schnitt bei plus 1 Prozent.

Die duale Ausbildung erfolgt in Ausbildungsbetrieb und Berufsschule. Die schulische Berufsausbildung findet überwiegend in der Berufsschule statt, etwa für die Branchen Gesundheit und Erziehung. Angesichts des Fachkräftemangels brauchten beide Ausbildungsbereiche mehr Nachwuchs, betonte der Studienautor, FiBS-Direktor Dieter Dohmen. Es müsse gelingen, wieder viel mehr junge Leute in Ausbildung zu bringen.

Für die Studie wurden unter anderem Daten der Ausbildungsstatistik des Bundesinstituts für Berufsbildung, der Bundesagentur für Arbeit, des Statistischen Bundesamts sowie des Statistischen Amts der Europäischen Union ausgewertet.

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Juli meldet sich in Musik-Welt zurück Indie-Rock

Von Inga Jahn, dpa

Berlin (dpa) – Immer wieder ein Album schreiben, aufnehmen und damit auf Tour gehen – in diesem Teufelskreis will die Band Juli nicht enden. «Dazwischen passiert wenig, was man in Liedern erzählen kann», sagte Sängerin Eva Briegel im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

In den vergangenen Monaten habe die 44-Jährige deshalb oft Freunde und Familie gesehen, eingekauft, sogar gern auch ihre Steuererklärung gemacht. Die Band habe ganz normalen Alltag gelebt. «Das ist auch wichtig, weil man, wenn man in diesem Musik-Ding drin ist, alles abgenommen bekommt. Da verliert man die Verbindung zum normalen Leben.» Nach neun Jahren ohne neues Album rückt nun jedoch die Musik wieder in den Vordergrund: Heute veröffentlicht die Band das Album «Der Sommer ist vorbei».

Wie beim ersten Mal

Sich mit neuer Musik zurückzumelden sorge für «Debütalbum-Vibes», sagte Gitarrist Jonas Pfetzing. Der Wunsch der Band sei es gewesen, wieder musikalische Unmittelbarkeit herzustellen. «Das fiel uns mal leichter, als wir noch jünger und unbedarfter waren», so Pfetzing.

Zwischen 2004 und 2014 veröffentlichte die Band insgesamt vier Alben. Wie beim ersten Album «Es ist Juli» habe sich die Band für das fünfte Album frei davon machen können, was andere über ihre Musik denken und einfach das gemacht, was Spaß macht. Einige neue Songs, wie «Fette Wilde Jahre» oder «Fahrrad», konnten Juli-Fans bereits als ausgekoppelte Singles hören.

Experimenteller Umgang mit Juli-Themen

Die Band suche oft im Gespräch nach gemeinsamen Themen für neue Musik. «Wir suchen nach Insidern aus der Vergangenheit und versuchen es dann so zu formulieren, dass wir damit sowas wie Basic-Emotionen ansprechen», beschrieb Pfetzing die Arbeit der Band.

Das Ergebnis seien nun Lieder, die sich auch um klassische Juli-Themen drehen, so Briegel. Es gehe um Aufbruch, Nostalgie, sich gegen Zwänge wehren und das Zurückholen in den Moment, beschrieb sie.

Mit ihrer Musik habe Juli ihr ganz eigenes Genre gefunden, sagte der Mitbegründer der Indie-Rock-Band Madsen, Sebastian Madsen: «Das kann man nicht beschreiben. Es ist eher ein Gefühl.» In den letzten Jahren sei die Musik der aus dem mittelhessischen Gießen stammenden Band experimenteller und mutiger geworden.

Durch Briegels schwelgerische, melancholische Stimme mache die Band zwar Popmusik, jedoch mit unaufgeregtem Charakter, sagte der Musiker. In den letzten Jahren hatte Madsen sowohl mit Briegel als auch mit Pfetzing zusammengearbeitet.

Neue Herausforderungen

Zurück aus einer langen Pause stellen Briegel und Pfetzing genauso wie Madsen fest, dass sich die Musikwelt in den vergangenen Jahren geändert hat. «Ich fühle mich bei jeder Veröffentlichung wie ein verloren geglaubter Astronaut, der sich immer wieder neu auf der Erde zurecht finden muss», beschreibt Madsen.

Für Juli spielen vor allem soziale Medien eine entscheidende Rolle: «Sie sind super für die Künstler-Fan-Bindung. Gleichzeitig können sie auch entzaubern. Ich möchte nicht alles von allen sehen und nicht allen alles zeigen», sagte die Juli-Sängerin. Die Band sei gerade noch auf der Suche nach dem richtigen Weg zwischen Nähe und Distanz zu ihren Fans. Neue Musik müsse außerdem heute ganz anders beworben werden.

Mit ihrem neuen Album gehen Juli in diesem Jahr noch auf Tour. Im Sommer spielt die Band zudem auf verschiedenen Festivals. «Die Veröffentlichung ist ein Startschuss fürs Machen», sagte Briegel lächelnd. In beiden Welten, der Musikwelt und dem normalen Leben, sein zu dürfen, empfinde die in Baden-Württemberg geborene Musikerin als Luxus. Durch die Erfahrung in der Vergangenheit mache sich kurz vor der Veröffentlichung statt Nervosität eher Vorfreude und Gelassenheit breit.

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Arbeitslosenquote in Deutschland stagniert im April

Nürnberg (dpa) – Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im April wegen einer deutlich gebremst ausfallenden konjunkturellen Frühjahrsbelebung nur leicht auf 2,586 Millionen gesunken. Das sind 8000 weniger als im März, aber 276.000 mehr als im April 2022, wie die Bundesagentur für Arbeit am Freitag in Nürnberg mitteilte. Die Arbeitslosenquote stagnierte und betrug im April unverändert 5,7 Prozent.

«Die Frühjahrsbelebung am Arbeitsmarkt bleibt auch im April schwach. Einer der Gründe dafür ist die träge Konjunktur. Insgesamt befindet sich der Arbeitsmarkt aber in einer stabilen Verfassung», sagte die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Andrea Nahles. Für ihre Statistik griff die Bundesagentur auf Zahlenmaterial zurück, das bis zum 13. April vorlag. Im vergangenen Jahr war die Zahl der Arbeitslosen im April im Vergleich zum Vormonat noch wesentlich deutlicher um 53.000 gesunken. Weiterlesen

Wincent Weiss schließt mit Album eine Reise ab

Von Oliwia Nowakowska, dpa

Berlin (dpa) – Wer bin ich? Der Weg zur Antwort auf diese Frage kann lang, mühsam und verwirrend sein. Der deutsche Pop-Musiker Wincent Weiss hat dafür sechs Jahre und eine ganze Albumreihe gebraucht.

Nach «Irgendwas gegen die Stille», «Irgendwie anders» und «Vielleicht Irgendwann» erscheint heute die Platte «Irgendwo ankommen». Es ist die konsequente Fortführung einer musikalischen und menschlichen Reise auf der Suche nach einer Antwort.

Der Albumtitel «Irgendwo ankommen» bedeute für ihn das Ankommen bei sich selbst. «Ich finde, das ist viel wichtigeres «Ankommen» als jetzt ein Ort, an dem man ankommt. Ich will bei mir ankommen, ich will wissen, wer meine Freunde sind, wer meine Familie ist, wer richtig hinter mir steht», sagt der 30-jährige Musiker.

Prozess musikalisch verarbeitet

Aber hat das auch in der Praxis funktioniert? Mit dem gleichnamigen Intro zur Platte spannt Weiss seine Fans nicht lange auf die Folter, sondern antwortet direkt: «Ich bin angekommen bei mir.» Dabei fundiert das Intro als ein klassischer Teaser. Denn wie das konkret dazu kam, erfahren die Hörerinnen und Hörer langsam Song für Song.

Auf «Hass mich, wenn Du willst» zum Beispiel wird deutlich, dass Weiss im Laufe seiner Reise gelernt hat, loszulassen und die Dinge einfach mal zu akzeptieren. «Bisschen schuld sind wir doch beide» und «Hass mich, wenn du willst / wenn es dir am Ende hilft», singt er und reflektiert damit eine – wie es scheint: toxische – Liebesbeziehung.

«Ich habe auf den letzten drei Alben verschiedenste Abschnitte durchlebt und verarbeitet. Vom ersten großen Liebeskummer über tiefe, einsame und dunkle Momente, um jetzt Frieden zu schließen und zu wissen, wofür jede Phase gut war», erklärt Weiss.

Im Laufe des Albums wird immer wieder deutlich: Auch schlechte Lebensphasen sind auf der Suche nach sich selbst von Bedeutung. «Ich finde, wenn man bei sich ankommen möchte, dann muss man ja wissen, was negative Seiten sind. Was so schlechte Verhaltensmuster sind, die man hat, an denen man arbeiten möchte und die man sich auch eingestehen muss», sagt Weiss.

Unterschiedliche Sounds

Was – oder besser gesagt wer – auf den verschiedenen Lebensabschnitten des Musikers gleich geblieben ist, ist ein bestimmter Mensch. Darum geht es zumindest im Song «Bleiben Wir». «Freunde kommen und Freunde gehen / Aber nicht bei uns, denn egal, was auch passiert / Ich weiß Wir bleiben Wir», heißt es dort. Musikalisch ist es ein typisches Wincent-Weiss-Lied: poppig, radiotauglich und fröhlich.

Insgesamt ist der Sound des Albums aber gar nicht so sehr in typischer Weiss-Manier produziert. Musikalisch hat man nicht den Eindruck, dass der 30-Jährige irgendwo angekommen ist – im Gegenteil. Während er auf seinen vergangenen Alben dem Pop-Sound meist treu blieb, könnten die zwölf Lieder auf «Irgendwo ankommen» unterschiedlicher nicht sein.

Mal sind sie wie «JA NEIN» laut, rockig und voller Energie, dann wieder leise und nachdenklich («Alleine Bin»). Andere verlieren sich im Moment wie «Spring». «Auf den Grund» hingegen ist ein tiefgründiger Gefühlssong. Er handelt von dem Moment zwischen zwei Menschen, in dem man sich dem Gegenüber vollkommen öffnet und ihm einen Blick in das eigene Innenleben gewährt.

Wie geht es weiter?

Die Fans von Wincent Weiss konnten ihm während seiner Karriere beim Erwachsenwerden und Reifen zuschauen. Mit seinen Alben nahm er sie auf die private Reise mit. «Seit dem letzten Album habe ich mich sehr viel mit mir beschäftigt und hab’ gelernt, in mich hineinzuhören und alte Wunden aufzuarbeiten und zu heilen», sagt Weiss.

Jetzt ist er aber angekommen. Bedeutet das ein Ende der bisherigen Wincent-Weiss-Ära? Dazu sagt der 30-Jährige: «Ankommen ist weniger die Reise an einen bestimmten Ort als vielmehr die Reise zu mir selbst. Mit dem Gelernten und gestärkten Wurzeln kann es jetzt in die nächste Lebensphase gehen.»

Künftig will er sich auch an andere Genres wagen. «Ich freue mich dieses Jahr noch aufs Touren und die Festivals, aber nächstes Jahr ziehe ich wahrscheinlich einen kleinen Cut. Ich will mich dann darauf konzentrieren, wie meine Musik eigentlich aussehen soll. Ich wollte schon immer Metal- und Rock-Musik machen und würde auch mal gerne Hip-Hop ausprobieren», sagte der 30-Jährige der Deutschen Presse-Agentur.

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Etwas weniger Arbeitslose in Rheinland-Pfalz

Mainz (dpa/lrs) – In Rheinland-Pfalz sind im April etwas weniger Arbeitslose registriert worden als einen Monat zuvor. 109.000 Menschen waren im April im Bundesland arbeitslos, wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit mitteilte. Das waren 600 und damit 0,6 Prozent weniger als vier Wochen zuvor. Im Vergleich zum Vorjahr wurden 11.400 Arbeitslose oder 11,6 Prozent mehr gezählt. Die Arbeitslosenquote lag im April bei 4,9 Prozent und damit auf demselben Niveau wie im Vormonat. Bereits im März war die Arbeitslosigkeit im Bundesland leicht gesunken. Stichtag der Erhebung war der 13. April.

«Beste News»: Sängerin LaFee postet Babybauch-Foto

Berlin (dpa) – Viele Glückwünsche für Sängerin LaFee («Virus»): Die 32-Jährige aus Stolberg bei Aachen hat auf Instagram ein Foto mit deutlichem Babybauch gepostet. «WIR haben die Sonne in vollen Zügen genossen. Liebe für euch alle», schrieb sie. Weiterlesen

Linke: Vier-Tage-Woche mit Lohnzuschüssen einführen

Berlin (dpa) – Die Linke fordert Lohnzuschüsse für kleinere Betriebe für einen Übergang zur Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich. Vor dem Tag der Arbeit am 1. Mai legte Parteichefin Janine Wissler einen Plan vor, wie die Arbeitszeitkürzung konkret vonstatten gehen könnte. Dazu gehört, zunächst mit Modellversuchen zu starten und die Vier-Tage-Woche dann in drei Schritten in einem Zeitraum von zwei Jahren einzuführen. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sollen aus Wisslers Sicht frei wählen können, ob sie vier oder fünf Tage arbeiten. Weiterlesen

Elton John auf Abschiedstour: «Ich werde Euch vermissen»

Von Ute Wessels, dpa

München (dpa) – Mit ausgebreiteten Armen steht Elton John auf der Bühne der Münchner Olympiahalle – als wollte er sein Publikum zum Abschied noch einmal umarmen. Auf seiner musikalischen «Farewell Yellow Brick Road»-Reise um die Welt ist der Brite jetzt in Deutschland unterwegs. Mit seinen größten Hits – vom «Rocket Man» über «Candle In The Wind» bis zum «Crocodile Rock» – und bester Laune bietet der 76-Jährige am Donnerstagabend eine grandiose Show. Die Huldigungen der Fans lässt er gerne über sich ergehen.

Vorsichtigen Schrittes geht Elton John über die Bühne. Er hat eine Hüft-OP hinter sich. Am Mikrofon und am Piano haben seine Power und Dynamik jedoch nicht nachgelassen. Der Mann hat’s noch immer drauf! In silberglitzerndem Sakko und mit blauer Brille legt er los.

Musikalisches Ausnahmetalent und pure Lebensfreude

Auf der Videowand im Hintergrund zieht die raketenartige Karriere des Musikers auf Fotos und Filmsequenzen vorbei. Sie zeigen die Anfänge dieses musikalischen Ausnahmetalents und pure Lebensfreude, verpackt in die berühmt gewordenen, extravaganten Bühnenoutfits.

Während einer kurzen Pause wechselt der 76-Jährige seinen Anzug und trägt zudem jetzt eine rosafarbene Brille mit Glitzersteinchen. Es folgen unter anderem «Sorry Seems To Be The Hardest Word», «Don’t Let The Sun Go Down On Me», «The Bitch Is Back» und «I’m Still Standing».

An Elton Johns Seite steht auch an diesem Abend seine gewohnt exzellente Band. Schlagzeuger Nigel Olsson hat die fünf Jahrzehnte Elton John quasi live miterlebt. Er begleitet den Superstar seit dessen Karrierebeginn. Auch Gitarrist und Bandleader Davey Johnstone sowie Percussionist Ray Cooper sind seit Anfang der 70er Jahre dabei.

Als Elton John seine Bandmitglieder einzeln vorstellt, werden sie vom Publikum lautstark gefeiert. Bei Ray Cooper schwillt der Jubel um noch eine Umdrehung an. Denn, so ruft der Sänger: «Er lebt in München!»

Zugabe im pinkfarbenen Bademantel

Für die Zugaben kehrt er im pinkfarbenen Bademantel auf die Bühne zurück. Drei Stücke gibt’s noch: die Remix-Version von «Cold Heart», seinen allerersten Hit «Your Song» und natürlich «Farewell Yellow Brick Road».

«Ich werde Euch vermissen», ruft er zum Schluss ins Publikum. Und: «Danke für alles.» Ein Konzert, das Lust auf mehr macht und doch ein Abschied sein soll.

In Deutschland sind noch zehn Konzerte vorgesehen, und zwar in Hamburg, Berlin, Mannheim und Köln. Anschließend tourt John weiter durch Europa, unter anderem durch Spanien und Großbritannien. 2018 hatte er die Tournee begonnen. Verzögert wurde sie unter anderem durch die Corona-Pandemie.

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Experten erwarten leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit

Saarbrücken (dpa/lrs) – Die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit legt an diesem Freitag (9.55 Uhr) Zahlen zur Lage am saarländischen Arbeitsmarkt im April vor. Experten erwarten einen leichten Ansteig der Arbeitslosenzahlen. Stichtag der Erhebung war der 13. April. Im März waren rund 35.500 Menschen im Saarland arbeitslos gemeldet. Das waren 100 oder 0,3 Prozent weniger als im Februar. Die Arbeitslosenquote lag bei 6,8 Prozent.

Fair-Play-Preis: Zehnkämpfer Kaul und Ehammer ausgezeichnet

Wiesbaden (dpa) – Die Zehnkämpfer Niklas Kaul (Mainz) und Simon Ehammer (Schweiz) sind am Donnerstag im Wiesbadener Schloss Biebrich mit dem Fair-Play-Preis des deutschen Sports ausgezeichnet worden. «Sie haben den Teamgedanken auf das nächste Level gehoben. Ihr verkörpert Fair Play, Ehrgeiz, Wettkampf, Respekt und Freundschaft», sagte Thomas Weikert, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB), in seiner Laudatio auf die Preisträger. «Ihr seid ziemlich beste Konkurrenten.» Weiterlesen

Warum die Lust am Arbeitskampf hierzulande steigt

Von Erich Reimann, dpa

Düsseldorf (dpa) – Ausbleibende Busse und Bahnen, gecancelte Flüge und verschlossene Türen in kommunalen Kindergärten: Ungewohnt oft haben die Menschen in Deutschland in den vergangenen Monaten die Folgen von Warnstreiks am eigenen Leib zu spüren bekommen.

Dabei gelten die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland im internationalen Vergleich eigentlich als nicht sonderlich streikfreudig. Doch das könnte sich ändern.

«Möglicherweise werden wir in Zukunft mehr Streiks in Deutschland sehen», sagte Thorsten Schulten, Tarifexperte des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung der dpa. «Arbeitsniederlegungen könnten den Charakter des Außergewöhnlichen verlieren, den sie bislang noch haben, und einfach zu Tarifauseinandersetzungen dazugehören», sagte er.

Die Gründe sind für den Experten offensichtlich: «Wir haben eine ziemlich heftige Tarifrunde, weil wir in ziemlich heftigen Zeiten leben – mit hohen Preissteigerungen und der Frage, wer am Ende die Kosten der Inflation trägt.» Hinzu komme, dass die Beschäftigten spürten, dass sich der Arbeitsmarkt durch den Arbeitskräftemangel in vielen Bereichen verändert habe und die Beschäftigten sich nichts mehr gefallen lassen müssten.

Gewerkschaften «deutlich konfliktfreudiger»

Auch das arbeitgernahe Institut der deutschen Wirtschaft kam gerade erst in einer Untersuchung zu dem Ergebnis, dass die Gewerkschaften in diesem Jahr wieder «deutlich konfliktfreudiger» geworden seien. «Die Tarifverhandlungen werden in diesem Jahr wieder deutlich konfliktreicher geführt als 2022, und diese Entwicklung dürfte sich auch im weiteren Jahresverlauf weiter fortsetzen – nicht zuletzt wegen der Reallohnverluste in den vergangenen drei Jahren», sagte der IW-Tarifexperte Hagen Lesch.

Tatsache ist: Nach den jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes mussten die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland aufgrund der hohen Inflation allein im vergangenen Jahr Reallohneinbußen von 4 Prozent hinnehmen.

Schulten und Lesch warnten allerdings vor einer Überdramatisierung der jüngsten Arbeitskämpfe. Im langfristigen Vergleich sei die Entwicklung nicht dramatisch, meint IW-Experte Lesch. «Die Konfliktintensität war in den ersten drei Monaten dieses Jahres nicht höher als im langjährigen Durchschnitt.»

Es erscheine den Menschen nur so, weil von den Warnstreiks diesmal wichtige Bereich der öffentlichen Daseinsvorsorge wie der öffentliche Nahverkehr, der Luftverkehr, die Bahn und der öffentliche Dienst betroffen gewesen seien.

«Insgesamt ist Deutschland im internationalen Vergleich immer noch ein relativ streikarmes Land mit einem vergleichsweise restriktiven Streikrecht», heißt es auch in der am Donnerstag vom WSI veröffentlichten Arbeitskampfbilanz 2022.

2022 durchschnittliches Streikjahr

Danach gab es im vergangenen Jahr 225 Arbeitskämpfe, an denen insgesamt 930.000 Streikende teilnahmen. Rechnerisch fielen dadurch 674.000 Arbeitstage aus. Damit sei 2022 trotz der hohen Inflation und der damit verbundenen Reallohnverluste ein relativ durchschnittliches Streikjahr gewesen. Laut WSI verfügt nur etwa jeder sechste Beschäftigte in Deutschland (17 Prozent) über eigene Streikerfahrung.

Im internationalen Vergleich, bei dem die arbeitskampfbedingten Ausfalltage pro 1000 Beschäftigte miteinander verglichen werden, liegt Deutschland mit 18 ausgefallenen Tagen laut WSI weiterhin im Mittelfeld. Zum Vergleich: In Belgien zählten die WSI-Tarifexperten 96 Ausfalltage pro 1000 Beschäftigen und in Frankreich 92.

«Auch in Zukunft wird Deutschland nicht zu den Ländern gehören, in denen am meisten gestreikt wird», ist der WSI-Experte Schulten überzeugt. «Dass wir in Deutschlands französische Verhältnisse bekommen, was das Thema Streiks angeht, sehe ich nicht.»

Denn das deutsche Tarifmodell funktioniert ja durchaus noch. Das hätten die Arbeitskämpfe der vergangenen Monate gerade erst bewiesen. «Trotz aller Auseinandersetzungen ist es bisher in keiner Branche zu einem unbefristeten Erzwingungsstreik gekommen, sondern man hat einen Tarifkompromiss gefunden.»

Ohnehin sei es kein Automatismus, dass die Zahl der Streiks in Zukunft zunehme, sagte Schulten. «Es muss nicht so kommen, wenn die Arbeitgeber begreifen, dass sie in Zeiten des Fachkräftemangels den Beschäftigten entgegenkommen müssen.»

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