Beherbergungskonzept für die Gemeinde Sylt erstmals vorgestellt

Viele Sylter empfinden ihre Insel als zu voll. Dass an diesem subjektiven Gefühl etwas dran ist, untermauert ein aktuelles Beherbergungskonzept für die Gemeinde Sylt. Dies wird wohl Folgen für das Bauen auf der Insel haben.

Westerland (dpa/lno) – Zu voll, zu laut, zu viele Ferienwohnungen – was viele Sylter seit Jahren beklagen, haben sie nun schwarz auf weiß: In der Gemeinde Sylt gibt es zu viel zweckentfremdeten Wohnraum. Zu diesem Schluss kommt ein am Dienstagabend in Westerland erstmals öffentlich vorgestelltes Beherbergungskonzept, das die Lübecker Cima Beratung + Management GmbH im Auftrag der Gemeinde erstellt hat. Die Menge der Wohnungen, die durch Ferienwohnungen und auch Nebenwohnsitze dem Markt entzogen werden, sei immens hoch, heißt es in dem Gutachten. Die Folge seien ungewollte städtebauliche Effekte, zu denen vor allem der zunehmende Mangel an bezahlbarem Dauerwohnraum und Verkehrsbelastungen zählen.

In einigen Lagen gefährdet dies den Angaben zufolge bereits das Ortsteilleben, da immer weniger dauerhaft auf der Insel Wohnende für Ehrenamt, soziale Einrichtungen oder auch als Arbeitskraft zur Verfügung stehen. «In der Gemeinde Sylt unterhalten wir uns nicht mehr darüber, ob ein Ungleichgewicht zwischen touristischen und übrigen Funktionen der Gemeindeentwicklung eingetreten ist, sondern nur noch darüber, ob und wie die längst eingetretene Fehlentwicklung wieder eingefangen werden kann», sagte Uwe Mantik, Büroleiter der Cima am Standort Lübeck.

«Es ist klar gesagt worden, wir müssen in den Bebauungsplänen sämtliche neuen Ferienwohnungen ganz konsequent ausschließen. Ohne Ausnahmen», sagte der Bürgermeister der Gemeinde Sylt, Nikolas Häckel, am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Auch wenn Hotelkapazitäten geplant werden sollten, müsse ganz klar geprüft werden, wie die Auswirkungen dieses konkreten Vorhabens auf die Situation in der Gemeinde Sylt, auf die Bettenkapazität, auf den Verkehr oder ähnliches sein werden. «Alles was negative Auswirkungen haben kann, muss abgeprüft werden.»

Die Initiatorin des Sylter Bürgernetzwerks «Merret reicht’s», Birte Wieda, sagte, «nun haben wir es schwarz auf weiß: Die kommunale Politik hat es über Jahre versäumt, mit eindeutigen B-Plänen die Bauwut auf der Insel in die richtigen Bahnen zu lenken». Alle bislang versäumten Mittel des derzeitigen Planungsrechtes müssten nun durch die Kommunalpolitik endlich in vollem Umfang beschlossen und von der Verwaltung zügig in Bebauungspläne eingearbeitet werden.

Nach Angaben Häckels hat nicht nur die Inselbevölkerung, sondern auch die Politik das Gutachten positiv aufgenommen. Im Juni soll der Entwurf nun formal beraten und beschlossen werden. Wenn der Beschluss kommt, muss nach Angaben Häckels die Umsetzung in den Bebauungsplänen folgen. Zudem müsse mit dem Kreis Nordfriesland Kontakt aufgenommen werden, der für bauordnungsrechtliche Maßnahmen zuständig ist. Denn wenn das Konzept beschlossen und der Neubau von Ferienwohnungen in den B-Plänen ausgeschlossen ist, muss die Einhaltung auch kontrolliert werden. Ansonsten sei der Beschluss zwar wichtig, aber zahnlos, sagte Häckel.

Zu der Gemeinde Sylt gehören Westerland, Rantum, Archsum, Keitum, Morsum, Munkmarsch und Tinnum. Für die anderen Inselorte wie List oder Kampen gilt das Konzept zunächst nicht.

 

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