Weitere Waffenruhe im Sudan vereinbart

Khartum (dpa) – Die rivalisierenden Militärblöcke im Sudan haben sich gestern auf eine Verlängerung der Waffenruhe um weitere 72 Stunden geeinigt. Das teilten die an der Vermittlung beteiligten Länder USA und Saudi-Arabien mit. Trotzdem kam es Augenzeugenberichten zufolge weiter zu Kämpfen. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Carsten Breuer, wollen heute in Wunstorf bei Hannover die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr in Empfang nehmen, die mehr als 700 Menschen aus dem nordostafrikanischen Land ausgeflogen haben.

Im Sudan kämpft de-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan mithilfe des Militärs seit dem 15. April gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo. Dieser ist Anführer der einflussreichen paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF). Die beiden Generäle hatten die Führung des Landes mit rund 46 Millionen Einwohnern durch zwei gemeinsame Militärcoups 2019 und 2021 übernommen. Experten hatten gewarnt, dass der Machtkampf auch weitere regionale Konflikte erneut befeuern könnte.

Waffenruhe hielt nur sporadisch

Seit Dienstag war im Sudan eine erste 72-stündige Waffenruhe in Kraft gewesen. Sie lief gestern Abend aus. In dieser Zeit konnten Tausende Zivilisten fliehen, unter anderem in den Tschad und nach Ägypten, mehrere Länder evakuierten ihre Staatsangehörigen und weitere Menschen aus dem Krisenland. Auch diese Waffenruhe hielt nur sporadisch. Beide Seiten beschuldigten sich gegenseitig, die Feuerpause immer wieder zu brechen. Gestern stimmten zunächst laut dem UN-Sondergesandten im Sudan, Volker Perthes, die sudanesischen Streitkräfte Verhandlungen in Juba zu, der Hauptstadt des benachbarten Südsudan. Am späten Abend stimmte auch der RSF zu.

US-Außenminister Antony Blinken twitterte, die USA begrüßten die Ankündigung, den Waffenstillstand um weitere 72 Stunden zu verlängern. «Gemeinsam mit internationalen und regionalen Partnern fordern wir die Parteien auf, sich zu verpflichten, die Kämpfe zu beenden und ungehinderten humanitären Zugang zu gewährleisten.» Die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, sagte: «Wir arbeiten kontinuierlich daran, amerikanischen Bürgern die Möglichkeit zu geben, den Sudan umgehend zu verlassen, da sich die Lage jederzeit verschlechtern kann.»

Auch der britische Außenminister James Cleverly bestätigte auf Twitter, die Waffenruhe im Sudan sei verlängert worden. «Das Vereinigte Königreich fordert ihre vollständige Umsetzung durch die Generäle.» Die britischen Evakuierungsflüge seien im Gange. Alle britischen Staatsangehörigen, die ausreisen möchten, sollten sich so schnell wie möglich zum Flughafen begeben, damit ihre Sicherheit gewährleistet sei.

Konflikte auch an der Grenze zum Tschad

Kritisch ist die Lage zudem in der Region West-Darfur. Die Armee gab gestern bekannt, im dem Bundesstaat komme es zu ethnischen Konflikten. Berichten zufolge soll es zu Gewalt zwischen den afrikanischstämmigen Masalit sowie arabischstämmigen Gruppen gekommen sein. Der Bundesstaat West-Darfur liegt im äußersten Westen des Sudans an der Grenze zum Tschad. Seit Jahrzehnten gibt es in der gesamten Region Darfur immer wieder schwere ethnische Konflikte.

In Wunstorf bei Hannover soll die Leistung der Bundeswehr-Soldatinnen und Soldaten mit einem sogenannten Rückkehrerappell gewürdigt werden. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) wird als Gast erwartet, ebenso wie Bundestagsabgeordnete aus den Ausschüssen für Auswärtiges und Verteidigung.

Die Bundeswehr hatte von Sonntag bis Mittwoch in Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt und der Bundespolizei nach eigenen Angaben mehr als 700 Menschen aus mehr als 40 Nationen aus dem Sudan ausgeflogen. Darunter waren mehr als 200 Deutsche. Der Sammelpunkt des Einsatzes war ein Militärflugplatz bei Khartum, der sudanesischen Hauptstadt. Zeitweise waren für den Evakuierungseinsatz etwa 1000 Soldaten tätig. Der Bundestag hatte dem Einsatz der Bundeswehr am Mittwoch nachträglich mit einer ungewöhnlich deutlichen Mehrheit zugestimmt.

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