Warnmeldung der Polizei vor der Betrugsmasche Romance- oder Love-Scamming

Region Wittlich. Im Juni diesen Jahres nahm eine angeblich männliche Person, ein angeblicher Engländer, über das soziale Netzwerk Facebook Kontakt zu einer 70 jährigen Frau aus der Verbandsgemeinde Wittlich-Land auf. In der Folge intensivierte er diesen in zahlreichen WhatsApp-Kontakten. Er schrieb ihr, dass er ein Marineingenieur auf einem Schiff sei und nebenbei auch Ölhändler. Er versprach ihr, bald zu ihr nach Deutschland zu ziehen. Zum Zeichen seiner Liebe und seines Vertrauens sende er ihr ein Paket mit sehr viel Geld (ca. 480.000,– €), welches sie für ihn verwahren solle.

Kurze Zeit später erhielt die Frau eine E-Mail von einer angeblichen Transportfirma aus Malaysia. Das Paket befinde sich jetzt in der Firma und solle an die Frau weitertransportiert werden. Sie müsse allerdings für Transportkosten, Steuern und Zollgebühren aufkommen. Die Frau ließ sich hierauf ein und bezahlte.

Das Paket wurde sodann angeblich ‚von Land zu Land‘ weitergeleitet. Die Frau wurde jedes Mal von ihrem „Freund“ aufgefordert, weitere Beträge nach Malaysia für den Transport zu überweisen. Dies tat die Frau auch, so dass ihr bereits ein Schaden in Höhe von 23.700,– € entstand. Der Betrug wurde der Polizei seitens des Geldinstituts der Frau mitgeteilt, als diese jetzt sogar noch einen Kredit aufnehmen wollte, um weiteres Geld für das Paket nach Malaysia schicken zu können.

Vorliegend ist die Frau auf die Betrugsmasche Romance- oder Love-Scamming hereingefallen. Ein kurzer Chat oder eine nette Mail von einem Unbekannten – es fängt immer harmlos an.

Die Scammer suchen auf Online-Partnerbörsen oder in sozialen Netzwerken wie Myspace oder Facebook nach Opfern, sie gehen Mitgliederlisten durch oder verwenden Adressen aus Yahoo oder dem MSN-Messenger. Eine kurze Online-Einladung zum Chat dient vielen als Erstkontakt. Um sich beim potenziellen Opfer interessant zu machen, legen sich die Scammer ungewöhnliche Lebensgeschichten zu – und sie hinterlassen immer einen seriösen Eindruck.

Scammer geben sich als Ingenieure, Architekten, Soziologen, Konstrukteure in der Ölindustrie, Schiffskapitäne oder als Tierärzte und Computerspezialisten aus. Auf den Fotos des Scammer-Profils bekommen weibliche Opfer eine attraktive weiße Person präsentiert – die Bilder sind allerdings gestohlen. Und auch wenn der „Neue“ vorgibt, in Amerika oder im europäischen Ausland zu leben, so sitzt er wahrscheinlich in Westafrika. Davon merken die Opfer allerdings nichts, denn diese Chat-Bekanntschaften sprechen perfekt Englisch oder benutzen kostspielige Übersetzungstools für ihre Mails.

Sowohl Scam-Männer als auch Scam-Frauen schaffen es, sich im täglichen Leben ihrer Opfer unverzichtbar zu machen – und zwar ohne ein einziges Treffen. Auf eine romantische Mail am Morgen folgt ein kurzes Telefonat am Mittag, nach Feierabend wird gechattet oder stundenlang telefoniert. Bei den Gesprächen geht es zu Beginn keineswegs um Geld, sondern um den Beruf, die Familie sowie um Liebe und eine gemeinsame Zukunft. Oft werden Geschichten über verstorbene Ehepartner und Kinder aufgetischt.

 

Wenn die Scammer nicht schon dort sind, dann müssen sie dringend geschäftlich oder aus familiären Gründen nach Westafrika. Dabei versprechen die Betrüger, dass sie ihre neue Liebe danach besuchen werden.

 

Doch bevor oder kurz nachdem das Ticket nach Deutschland gebucht wird, gibt es Schwierigkeiten: Überfälle, gestohlene oder konfiszierte Pässe, ein Krankenhausauf-enthalt nach einem Autounfall oder Probleme mit Kreditkarten. Die Opfer werden gebeten, per Bargeldtransfer (z. B. Western Union oder MoneyGram) Geld zu senden. Die Liebe wird in solchen Bettelmails immer stark hervorgehoben. Manchmal werden Opfer von einem „Arzt“, „Polizisten“ oder „Angehörigen“ kontaktiert, der noch mehr Druck auf das Opfer ausüben soll. Das geht oft so weit, dass die Scammer ihren Selbstmord ankündigen – nur um an das Geld zu kommen.

 

Das angekündigte, schon „weggeschickte“ Geld kommt natürlich niemals bei den Opfern an. Die Opfer haben meistens ihr gesamtes Erspartes dem Täter überwiesen oder sie haben sich sogar verschuldet, teilweise mit sehr hohen Beträgen, wenn dann der Betrug auffliegt.

 

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