Tödlicher Angriff auf Kinderkrippe – Suche nach Motiv

Blumenau (dpa) – Bestürzung, Trauer und offene Fragen im Süden Brasiliens: Nach dem bewaffneten Angriff in einer Krippe mit vier toten Kindern in der von deutschen Einwanderern gegründeten und geprägten Stadt Blumenau ermitteln die Behörden zu den Hintergründen.

«Die Tat steht nicht im Zusammenhang mit anderen kriminellen Praktiken», sagte der Kommissar der zivilen Polizei des Bundesstaates Santa Catarina, Ulisses Gabriel, bei einer Pressekonferenz. «Sie ist auch nicht koordiniert, etwa durch soziale Netzwerke oder Gespräche zwischen Kriminellen.» Gabriel betonte, dass es sich um einen Einzelfall handele.

Der 25 Jahre alte Angreifer aus dem benachbarten Bundesstaat Paraná war nach Angaben der Militärpolizei und der Stadt Blumenau am Mittwochmorgen mit einem Beil bewaffnet in eine private Kinderkrippe eingedrungen, wo er die Kinder attackierte. Nach der Tat hatte sich der Mann laut Polizei auf der Wache gestellt. Er wurde festgenommen und der Zivilpolizei übergeben.

Mutmaßlicher Täter soll Stiefvater niedergestochen haben

Bei dem Angriff waren vier Kinder zwischen vier und sieben Jahren ums Leben gekommen. Weitere verletzte Kinder waren Polizeikommissar Gabriel zufolge zur Behandlung in Krankenhäuser von Blumenau gebracht worden und befanden sich in stabilem Zustand.

Das Motiv des 25-Jährigen war zunächst nicht bekannt. Er war bereits mehrmals auffällig geworden, unter anderem, weil er seinen Stiefvater niedergestochen hatte. Nun muss er sich laut Gabriel für vierfachen Mord und drei Mordversuche verantworten.

Blumenau rief 30 Tage Trauer aus. Der Unterricht im öffentlichen Bildungsnetz am Mittwoch und Donnerstag wurde abgesagt. Bei der Wiederaufnahme am Montag sollen Stadtwache und Militärpolizei in der Umgebung der Schulen patrouillieren.

«Es gibt keinen größeren Schmerz als den einer Familie, die ihre Kinder oder Enkelkinder verliert – erst recht bei einem Gewaltakt gegen unschuldige und wehrlose Kinder», schrieb der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva auf Twitter.

«Mein Beileid und meine Gebete gelten den Familien der Opfer und der Gemeinde Blumenau angesichts der Ungeheuerlichkeit, die sich in der Kindertagesstätte «Bom Pastor» ereignet hat.»

Angriff auf Lehrerin in São Paulo nur wenige Tage zuvor

Erst weniger als zehn Tage zuvor war bei einem Messerangriff an einer Schule in der brasilianischen Metropole São Paulo eine Lehrerin gestorben, weitere Opfer wurden verletzt. Ein 13-Jähriger wurde festgenommen.

Verglichen mit anderen Ländern sind derartige Attacken im größten Staat Lateinamerikas eher selten. Brasilien gehört zu den Ländern mit den meisten Gewaltverbrechen, aber die überwiegende Zahl davon geht auf organisiertes Verbrechen, Kleinkriminelle und Polizeigewalt zurück.

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