Harry und Meghan fliegen aus Schloss Windsor

Von Christoph Meyer, dpa

Montecito/Windsor (dpa) – Vertreibung aus dem Paradies: Der britische Prinz Harry (38) und seine Frau Herzogin Meghan (41) müssen ihr Anwesen Frogmore Cottage auf dem Gelände von Schloss Windsor räumen. Das bestätigte ein Sprecher des Paares der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge. Demnach kam die Aufforderung zum Auszug bereits kurz nach der Veröffentlichung von Prinz Harrys Biografie «Spare» (Deutsch: «Reserve») am 10. Januar.

In dem Buch legt Harry unzählige Details aus dem Privatleben der Royals offen und erhebt besonders gegen seinen Bruder William (40) und seine Stiefmutter Camilla (75) schwere Vorwürfe. William habe ihn im Streit zu Boden gestoßen, ihn seit der Kindheit ignoriert und sich stets in einem Wettbewerb mit ihm gesehen, so Harry. Camilla lastete er an, private Informationen über ihn und andere Familienmitglieder unter der Hand an die Presse gegeben zu haben, um sich in einem besseren Licht erscheinen zu lassen.

König Charles III. soll ihnen das Anwesen entzogen haben

Britische Medien hatten bereits kurz zuvor berichtet, sein Vater König Charles III. (74) habe den beiden aus Ärger über das Buch das Anwesen in Windsor entzogen – allerdings ohne eine Quelle zu nennen. Erst vor Kurzem hatte es noch Spekulationen gegeben, es könne schon bald zu einer Versöhnung kommen. Immerhin soll Charles in gut zwei Monaten zum König gekrönt werden. Befürchtet wird, die Feierlichkeiten am 6. Mai könnten sonst von dem Familienzwist überschattet werden.

Ob das Paar an der Krönung teilnehmen wird, war zunächst unklar. Der «Telegraph» hatte berichtet, dass die Frist zur Räumung erst nach der Zeremonie abläuft. Doch eine Teilnahme scheint angesichts des Zerwürfnisses inzwischen nur noch schwer vorstellbar.

Harry und Meghan hatten Frogmore Cottage, das dem Sender Sky News zufolge über zehn Schlafzimmer verfügt, nach ihrer Hochzeit im Jahr 2018 von der inzwischen gestorbenen Queen Elizabeth II. als Wohnsitz erhalten. Es wurde für 2,4 Millionen Pfund (2,7 Millionen Euro) zunächst auf Kosten des Steuerzahlers renoviert. Später zahlte das Paar den Betrag zurück.

Nachdem sie sich zwei Jahre später im Streit vom engeren Kreis des Königshauses losgesagt hatten, hielten sie sich aber nur noch selten in Windsor auf. Das Paar lebt inzwischen mit den beiden gemeinsamen Kindern Archie (3) und Lilibet (1) im US-Bundesstaat Kalifornien. Zuletzt sollen sie nach dem Tod der Queen im vergangenen September in Frogmore Cottage übernachtet haben.

Streit um Anspruch auf Polizeischutz für Harry und Meghan

Harry ist stets sehr um die Sicherheit seiner Familie besorgt. Es dürfte daher für ihn nicht einfach werden, eine Unterkunft mit ähnlich hohem Sicherheitsstandard zu finden. Polizeilichen Schutz können er und seine Familie inzwischen nicht mehr in Anspruch nehmen. Harry liegt derzeit mit dem britischen Innenministerium in einem Rechtsstreit darüber, ob er den Schutz der britischen Polizei gegen Bezahlung in Anspruch nehmen kann.

Den Medienberichten zufolge soll Charles das Anwesen inzwischen seinem jüngeren Bruder Prinz Andrew (63) angeboten haben. Der muss demnach aus Kostengründen sein sehr viel größeres Domizil, Royal Lodge, das ebenfalls auf dem Gelände von Schloss Windsor liegt, verlassen.

Dass nun ausgerechnet der wegen seiner Verstrickung in einen Missbrauchsskandal in Ungnade gefallene Andrew in ihrem einstigen Zuhause einziehen soll, ist laut «Telegraph» Harry und Meghan ein Dorn im Auge und dürfte eine Annäherung zusätzlich erschweren.

Harry hatte dem «Telegraph» noch Mitte Januar gesagt, er wolle mit seinem Vater und seinem Bruder ein «vernünftiges» Gespräch führen. Er forderte aber auch, dass diese «Verantwortung übernehmen» und sich bei seiner Frau Meghan entschuldigten, die er als Opfer einer vom Palast und Familienmitgliedern mitgetragenen Medienkampagne sieht.

Dass er mit seinen Veröffentlichungen viel Porzellan zerschlagen hat, gab Harry im Gespräch mit dem «Telegraph» zu. Es sei möglich, dass ihm Charles und William die Indiskretionen nicht vergeben könnten. Er sei aber bereit, seinem Vater und seinem Bruder alles zu vergeben, so der Fünfte in der britischen Thronfolge.

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